• Retro-Türme und rote Tore

    22–26 nov 2023, Giappone ⋅ ☀️ 19 °C

    Die sechste Fährfahrt in Japan bringt uns zurück nach Honshu, in die Gegend Kinsai, die lange Zeit das kulturelle Zentrum des Landes war. In Wakayama sind wir gerade von der Fähre herunter, als das Kulturprogramm auch schon beginnt: Wir besichtigen die Burg von Wakayama. Umgeben von einem breiten Burggraben steht sie mit mehreren weiß getünchten Stockwerken, die von dunklen und typisch ostasiatisch geschwungenen Dächern gekrönt werden, in einem herrlich herbstlich leuchtenden Park inmitten der Stadt. In den Augen von uns Lai:innen ähnelt sie damit allen anderen japanischen Burgen, denen wir bisher begegnet sind. Dennoch gilt sie als besonders eindrücklich, weshalb wir sie uns auch von innen anschauen.

    Die Nacht verbringen wir wieder auf einem spektakulären Zeltplatz: Am Ende einer kleinen Landzunge, die nur über einen schmalen Pfad zu erreichen ist, finden wir eine Wiese mit Blick auf die Meerenge zwischen Shikoku und Honshu. Beim Frühstück versuchen wir, die Schiffe und Boote zu zählen, aber es sind zu viele und ständig kommen neue hinzu. Von dutzenden kleinen Anglerschlauchbooten, über die schnittige Küstenwache bis hin zum Containerriesen ist alles dabei. Auch entlang der Küste sind die Angler schier endlos an der Zahl. An manchen Stegen sitzen sie eng gedrängt an nummerierten und zugeteilten Angelplätzen. Die Stimmung ist so friedlich und gelassen, dass wir kaum glauben, dass wir in weniger als 30 Kilometern in der drittgrößten Stadt des Landes sind.

    In Osaka verbringen wir zwei Tage. Nach der ruhigen Zeit in der Natur sind wir plötzlich wieder im bunten und schrillen Treiben der Großstadt. Besonders fallen hier die riesigen Werbefiguren auf. Überdimensionierte Tintenfische, Sushimeister und Sumo-Ringer thronen bunt beleuchtet und dreidimensional modelliert vor und über vielen Lokalen. Wir essen Takoyaki, typische frittierte Tintenfisch-Teigbällchen, und schlendern durch den Burgpark von Osaka, der um einiges größer ist, als der Cousin in Wakayama.

    Ein klarer Kontrast zum schrillen Osaka ist die Stadt Kyoto, die gleich nebenan liegt. Hier schieben sich zwar immernoch viele Menschen durch die Stadt, doch dieses Mal nicht durch von Leuchtreklamen dekorierte Straßenzüge, sondern durch das Labyrinth der Schreine, Parks und über 2000 (!) Tempel. Grell leuchten hier nur die herbstlichen Ahorn-Bäume und die berühmten japanroten Tore des Fushimi-Inari-Schreins. Da die Übernachtungen hier im Spätherbst unbezahlbar sind, fahren wir am Abend wieder aus der Stadt hinaus, über einen Berg, zu einem Zeltplatz am ruhigen Biwasee.
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