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  • Dag 19

    Die another day

    27 oktober 2016, Ecuador ⋅ ⛅ 13 °C

    Irgendwie scheine ich die unangenehmen Viecher im Regenwald anzuziehen. Die Entdeckung der riesigen Spinne in meinem Zimmer liegt erst wenige Tage zurück. Trotzdem kann ich schon wieder mit gleich zwei Erlebnissen aufwarten, die aber alle ohne körperliche Verletzungen verlaufen sind. Zumindest für mich...

    Gestern hatten Philipp und ich jeweils unabhängig von einander eine Auseinandersetzung mit einem Klammeraffen, möglicherweise sogar demselben. Um das amaZOOnico herum lebt eine Gruppe freier Klammeraffen, deren älteste Mitglieder früher zum Großteil als Haustier gehalten wurden. Ihre Angst vor Menschen hält sich dementsprechend stark in Grenzen, was immer wieder zu kleineren Dominanzkämpfen führt. Meistens lauern sie einem am Wegrand auf, um einen zu erschrecken und zu verjagen. Wenn man gerade Futtereimer dabei hat, klauen sie davon, aber sie ärgern einen auch einfach so. Um der neuen Generation Angst vor Menschen beizubringen, verjagen wir sie so gut wir können. Wir werfen also Steine vor sie (nicht auf sie!), drohen mit Stöcken und bespritzen sie mit Wasser. Normalerweise funktioniert das auch. Normalerweise.
    Gestern musste ich einen Klammeraffen verjagen, da er auf meinem Weg saß und auch keinerlei Anstalten machte, diesen für mich frei zu geben. Ich schnappe mit also schnell einen Stock und fing an damit in seine Richtung zu fuchteln. Mir war natürlich klar, dass ich ihn damit nicht wirklich schlagen würde. Ihm dummerweise auch. Er schnappte sich also das andere Ende vom Stock, sprang vor mich, richtete sich auf (ca. 1,20 m), zeigte mir die Zähne und fauchte. Dann noch einmal und machte einen kleinen Satz auf mich zu. Ich hatte solche Angst, dass er mich beißen würde (erst seit heute weiß ich, dass das mehr als unwahrscheinlich ist), dass ich einfach aus vollem Halse zu brüllen anfing, damit mir jemand zu Hilfe kommt. Das hat den Affen aber scheinbar sehr beeindruckt, sodass er die nächsten 20 m vor mir weggerannt ist. Sonst trollen sie sich eher gelangweilt davon. Die Situation hatte sich schon erledigt, als zwei Leute angerannt kamen, um mir zu helfen. Für mich dauerte die Situation bestimmt 10 Sekunden. In Wirklichkeit handelte es sich daher wahrscheinlich nur um 2-3 Sekunden. Die hatten es aber in sich! Ich habe mich danach draußen nicht mehr sicher gefühlt und auch in der folgenden Nacht Albträume von diesem Moment gehabt. Eventuell trug Folgendes auch noch dazu bei: Am selben Tag kam Philipp gerade von einer Touristen-Tour, während ich meine Touristen-Tour gerade begonnen hatte, drückte mir einen dicken Stock in die Hand und meinte, dass die Klammeraffen völlig außer Kontrolle wären. Ganz prima. Meine Touris haben sich dann teilweise ebenfalls mit Stöcken ausgerüstet, aber wir sind zum Glück keinem der Affen begegnet. Später erzählte mir Philipp, was ihm passiert war. Bei ihm saß auch ein Klammeraffe im Weg (wohlmöglich derselbe) und hielt sich an einem Käfig fest. Als Philipp ihn verscheuchen wollte, versuchte der Affe ihn zu hauen. Philipp konnte die Schläge aber abwehren und traf den Affen dafür mit der Hand an Seite und Schulter. Er meinte, dass sie beide, der Affe und er selbst, verdutzt waren über diese Handgreiflichkeiten. Als Philipp dann den Stock aufhob, suchte der Affe das Weite.

    Heute bin ich also nur "bewaffnet" unterwegs gewesen (Wasserflasche und ein leichter, stabiler Stock) und wähnte mich in absoluter Sicherheit als ich die Mäuse versorgte. Ich putzte munter vor mich hin und fegte zum Schluss noch brav durch, als ich plötzlich einen komischen braunen Haufen neben dem Eimer sah, aus dem ich die ganze Zeit das Futter genommen hatte (ca. 10 Mal). Eine zusammengerollte Schlange. Ich tat also, wie es mir beigebracht wurde und rief die Chefvolontärinnen. Die erste, Kelly, kam rein: "Fuck! Get on this table!! It's an Echis!" Das ist die giftigste Schlange, die wir in der Gegend haben. Das Risiko für Leib und Leben, das von ihrem Gift ausgeht, ist viel zu groß, um sie zu fangen und auszusetzen. Ihr Gift ist nach 7 - 8 Stunden tödlich. Wir mussten sie also töten. Kelly folgte mir mit einem Stock und einer Machete auf den Waschtisch, auf dem ich nun saß. (Das Folgende bitte NACH dem Essen lesen!!) Dann nahm sie den Stock und drücke mit einer schnellen Bewegung den Kopf der Schlange in den Boden, um ihr den Schädel zu zerquetschen. Sie drückte etwa eine Minute vom Tisch aus mit voller Kraft zu. Dann ließ sie kurz von der Schlange ab und sortierte den Kopf etwas aus den Windungen. Dann drückte sie diesen wieder in den Boden und schlug ihn mit der Machete ab. Der etwa 60 bis 70 cm lange Körper der Schlange wand sich noch einige Minuten später als sie hinter dem Gebäude in einem Loch verscharrt wurde. Interessanterweise hatte ich selbst bei diesem Erlebnis kein Adrenalin im Blut. Hätte ich sie töten müssen (was niemals der Fall sein wird), hätte das sicherlich anders ausgesehen.

    Bilder folgen...

    - Kim
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