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  • 737 Busfahrt von Sortland nach Andenes

    July 16, 2022 in Norway ⋅ ☁️ 11 °C

    Der Wecker läutet, 07:30 Uhr. Ich schiebe den Vorhang etwas beiseite und blinzle aus dem Fenster. Kein Regen, aber stark bewölkt. Ich dreh mich nochmals um und schlafe weiter. Ich fühle mich zwar schon besser, aber 100 km heute mit dem Rad kann ich mir nicht vorstellen. Daher wird wieder Bus gefahren. Der geht aber erst um 14:00 Uhr. Somit habe ich genug Zeit und kann noch eine Runde schlafen. Um 10:00 Uhr hole ich mir aus dem benachbarten Geschäft frisches Obst und Joghurt fürs Frühstück. Danach sammle ich meine Wäsche ein und verstaue sie in meinen Taschen und mache mich abfahrtsbereit. Noch immer mehr als genug Zeit bis zur Abfahrt des Buses. Ich lese noch ein bisschen und telefoniere mit Eric. Ihm geht es wieder besser und er wird am Montag von Tromsø zum Nordkap aufbrechen. Dann frägt er mich, ob ich wüsste, wo wir am selben Breitengrad, nämlich 69°, auf der Südhalbkugel der Erde wären. Das glaubt man nicht. Man ist am Rande der Antarktis. Da gibt es nur mehr Forschungsstationen. Der südlichste Punkt Südamerikas, das Kap Horn, liegt am 55. Breitengrad Süd. Da liegen bei uns Städte wie Glasgow oder Kopenhagen. Jetzt wundert mich nichts mehr, dass ich mich verkühlt habe. Und wenn man genug Zeit hat, kommen oft interessante Fragen hoch. Oder habt ihr schon einmal darüber nachgedacht?

    Um 14:00 Uhr sind wir losgefahren. Zuerst einmal über die Sortlandsbrua über den Sortlandssund. Heute Morgen habe ich gesehen, wie ein Schiff der Hurtigruten unter der Brücke durchgefahren ist. Da hat man das Gefühl, hier passt nicht mehr viel zwischen Brücke und Kommandobrücke hinein. Aber die Brücke steht noch. Die Fahrt war abwechslungsreicher als gestern. Wir fahren entlang der Küste und man kann die mächtige Bergkulisse am Horizont trotz tiefhängenden Wolken erahnen. Die Vegetation ist spärlich, feuchte Wiesen, knorrige, vom Wind gegerbte Birken, meist nur Strauchhoch, durchbrochen von Mooren und kleinen Wäldern. Immer wieder wird dieser Landschaft Boden für die Viehzucht abgerungen. Man sieht gemähte Wiesen, darauf die hinlänglich bekannten weißen Heuballen, manchmal auch kleinere Kuhherden. Obwohl die Gegend ja wirklich unwirtlich ist, gibt es eigentlich keine endlosen, unbewohnten Gebiete. Die Häuser reihen sich wie Perlen an einer Perlenschnur entlang der Küste auf.

    Nach 2 Stunden bin in Andenes angekommen und habe mein Zimmer im Grønnbuene Rorbu hotel bezogen. Rorbu ist die norwegische Bezeichnung für eine nur saisonal genutzte Fischerhütte. So sieht diese zwar nicht aus, aber sie steht auf Stelzen direkt im Wasser und ich könnte fast von meinem Zimmer den Angelhacken ins Wasser werfen.

    Andenes ist bekannt für „Whale watching“. Hier leben ganzjährig Gruppen von Pottwalen, im Winter gesellen sich dazu auch noch Gruppen von Schwert-, Buckel- und Finnwalen. Außerdem gilt Andenes auch als guter Ausgangspunkt für Ausflugsfahrten zur nahe gelegenen Vogelinsel Bleiksøya. Mit ca. 75.000 nistenden Papageientaucherpaaren, Tordalken und Trottellummen ist sie eine der wichtigsten Vogelbrutinseln Norwegens.
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