• Hasan oder im Meyve Saray

    Oct 15–19, 2023 in Turkey ⋅ ⛅ 15 °C

    Es war definitiv die Krönung des Yolu.

    Von Beycik (ca. 700 m.ü.NN) über den Tahtalı Dağı (2366 m) nach Yaylakuzdere (900m), so knapp 19 km lang. Leider war Franz (der hübsche Hund) über Nacht verschwunden. Trotzdem laufen wir gut gelaunt und etwas aufgeregt gegen halb 6 Uhr los…die Sonne geht gerade auf.

    Leute, das sind echt die schönsten Momente auf der Wanderung.

    Jens, aka Mr. Superstrong, trägt den großen Rucksack (Danke Jensi) bis auf de Pass auf 1800 m und von da springen wir wie die jungen Rehe auf die Spitze. Ich bin so glücklich als wir oben sind - und gleichzeitig treffen wir auf eine abgefahrene Welt voller Touris, Starbucks, und Souvenirs…
    irgendwie fühlt sich das noch fremder an nach den letzten Tagen…

    Beim Abstieg geraten wir leider in das „Sea to Sky“ Rennen und während wir am Anfang die Motorradfahrer noch anfeuern, gehen sie uns nach stundenlangem Lärm, Gestank und zerstörter Natur echt hart auf die Nerven. Die wenigsten nehmen Rücksicht. Naja.

    Jedenfalls sind wir echt kaputt und in dem Moment, als der Wald uns in Yaylakuzdere ausspuckt, steht da Hasan mit seiner Wünschelrute.
    Hasan ist ein Gas-, Wasserinstallateur in Rente, seine Frau viel bei den Enkeln in Konya, und ein sehr gläubiger Moslem. Und an seinem Glauben und der damit verbundenen Überzeugung, lässt er uns teilhaben:

    Was dann passiert, kann ich irgendwie immer noch nicht fassen.
    Unser „Salām aleikum“ bricht das Eis und er lächelt uns an. Und nach ein paar Minuten und seiner Aussage, dass das einzige Hotel im Ort viel zu teuer sei…lädt er uns einfach zu sich ein.

    Nicht nur auf einen Tee. Er macht für uns frischen Salat, teilt seinen Bohneneintopf mit uns und bereitet uns ein Bett im Wohnzimmer.
    Und dann lernen wir seinen wundervollen Garten kennen: Äpfel (Granny Smith und andere, rote Äpfel), Feigen, Erdbeeren (im Oktober!), Pflaumen, Bohnen, Salat, Tomaten, Paprika, Walnüsse…und alles teilt er mit uns.

    Am nächsten Morgen werden wir nach dem Morgengebet liebevoll geweckt, bekommen noch Frühstück mit Blick auf den Tahtalı Dağı und neben jede Menge Obst aus dem Garten auch einen Segen mit auf den Weg.

    Hasan konnte kein Englisch und wir leider immer noch kein Türkisch. Doch irgendwie funktioniert es und eine Sache habe ich ihm versprochen: Wenn wir in Deutschland zurück sind, werde ich von Hasan und seinem Meyve Saray berichten. Vom Obstpalast und einem der gastfreundlichsten Menschen, denen wir je begegnet sind.
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