• Bist du Mongolei tauglich?

    24 de agosto de 2024, Mongólia ⋅ ☀️ 20 °C

    Die Mongolei ist ein außergewöhnliches Land, das sich in vielen Dingen stark von anderen Ländern unterscheidet.
    „Hier ist alles grün und rund!“ habe ich einmal in einem Anflug von Verzweiflung getobt, als ich das Gefühl hatte, in diesem riesigen, grünen Ozean vollständig die Orientierung zu verlieren und unterzugehen. Aber mit der Zeit findet man neue Orientierungspunkte. Genau diese machen eine Reise in der Mongolei aus.

    Übernachtung in Jurten
    Jurten sind mit Filz und Planen überspannte Holzgestänge, die weder am Boden noch am Dach vollständig dicht sind. Je nachdem, in welcher Gegend man unterwegs ist, können die Nächte in einer Jurte sehr warm, aber auch eiskalt (trotz Ofen) werden. Außerdem wohnt man in den Jurten nicht allein. Hier gibt es Spinnen und Käfer, die einem nachts auch unters T-Shirt krabbeln, Frösche, Mäuse, Igel oder auch mal eine Schlange. Lässt man nachts die Türe offen, weil es zu warm ist, kann es sein, dass morgens ein Kalb in der Jurte steht. Außer den Betten und einem kleinen Hocker ist kein Mobiliar vorhanden. Für uns war die Wäscheleine (Decathlon) Kleiderschrank, Handtuchhalter und Wäschetrockner in einem. Die Betten sind meist bretthart im wahrsten Sinne des Wortes, das Kissen ist oft ein Sandsack und auch nicht immer überzogen (da kann ein Inlayschlafsack helfen). Es gab wärmere, aber auch sehr dünne Zudecken. Irgendwann konnte ich nicht mehr richtig schlafen, weil ich nicht mehr auf dem harten Brett liegen konnte.
    Jurten haben einen speziellen Geruch. Wie beschreibt man diesen? Muffelig, nach Ziege. Zumindest in unserer Sprache gibt es dafür nicht das treffende Wort. Nach einer Nacht riecht alles nach Jurte.
    Die Waschräume gleichen denen unserer Campingplätze. Das Wasser ist manchmal recht kühl oder tröpfelt auch nur. Manchmal schießt es auch als heißer Strahl aus dem Duschkopf.
    Nicht jede Jurte verfügt über Steckdosen. Strom gibt es, wenn es ihn gibt.
    Die Jurteneingangstüre ist niedrig. Achtung Kopf: wenn man so richtig dagegen läuft, fühlt sich das an, als ob man eine mit der Eisenstange über den Schädel bekommen hätte.

    Wetter
    Es kann sehr heiß, sehr kalt, aber auch sehr nass sein im Juli und August. Manchmal regnet es nur 1-2 Stunden. Es kann aber auch mal 48 Stunden durchregnen. Es ist dann nicht so angenehm, wenn man in die Waschräume zum Duschen/ Toilette muss. Vor allen Dingen, wenn es kalt ist und der Waschraum weit entfernt liegt. Gute Regenkleidung sollte man dabei haben. Dafür wird man mit tollen Wolkenformationen, Regenbögen, dramatischen Gewitterfronten, riesigen Blitzen und wunderschönen Sonnenuntergängen mit zartrosa Wölkchen verwöhnt. Offenbar gab es aber diesen Sommer so viel Regen wie in den letzten 12 Jahren nicht. Immer wieder mussten Orte/Sehenswürdigkeiten geschlossen werden, weil alles überschwemmt war. Wer dieses Jahr eine steinig, sandige Gobi erleben wollte, hatte Pech. Die Gobi war komplett grün.

    Straßen
    Der Weg ist das Ziel. Für 220km benötigt man schon mal 6-8 Stunden. Dabei wird garantiert jeder Knochen deines Körpers an einen anderen Platz verschoben. Es entsteht der eine oder andere Muskelkater und auch blaue Flecke sind keine Seltenheit. Wenn man zu schwungvoll in eine Senke fährt, stößt man sich auch schon mal den Kopf am Wagendach. Zum Glück ist unseres gepolstert. Es gibt sehr steile, schräge, sandige, holprige Pisten. Häufig werden Flüsse durchquert oder in ihnen gefahren. Bei manch einer Brücke überlegt man sich, ob man die übereinander gelegten Bretter, in deren Mitte ein Stück fehlt, befährt, oder sich doch lieber in den Fluss wagt. Es geht nicht darum einer Piste oder einem Weg zu folgen. Es geht nur um die Richtung. Mögliche Wege gibt es viele, so dass man nie ein anderes Auto (wenn einem eines begegnet) überholt, sondern einfach einen anderen Weg wählt. Man sollte auch kein Problem damit haben, einen platten Reifen zu wechseln, oder das Auto wieder auszugraben, wenn man sich im weichen Untergrund festgefahren hat. Wir haben auch gesehen, dass andere Autos im Fluss stecken geblieben sind. Da meist irgendwo eine Jurte steht, ist Hilfe schnell zur Stelle. Wenn der Motor kein Wasser gezogen hat, kann die Fahrt weiter gehen.

    Strom
    Es gibt fast keinen Tag, an dem es durchgängig Strom gibt. Meistens ist von morgens bis abends 6:00 kein Strom vorhanden. In der Nacht läuft ein Generator. Mancherorts kann es aber auch 2-3 Tage lang überhaupt keinen Strom geben. Klingt nicht so schlimm, wenn man eine Stirnlampe im Gepäck hat. Doch kein Strom bedeutet auch kein Wasser (auch kein kaltes), Klospülung per Hand, aus der Dusche und dem Wasserhahn kommt nichts und auch an der Tankstelle ist Schluss. Ohne Strom kein Benzin. Manche Tankstellen schalten einen Generator an. Aber eben nur manche. Kein Strom bedeutet auch kein Laden von Akkus und kein Internet. Wenn man, so wie wir, ohnehin keine SIM Karte hat, ist das nicht schlimm. Ansonsten gab es während unserer 4 wöchigen Tour nur in drei Camps Internet.

    Essen
    In der Mongolei wird Fleisch gegessen. Uns Touristen wird nur das magere Fleisch gegeben. Für manch einen kann dies aber immer noch reichlich fettig sein. Es gibt zwar eine gewisse Auswahl an Gerichten, aber nach einigen Wochen hat man das Gefühl, immer dasselbe zu essen. In den Jurtencamps ist es angenehmer, aber in den kleinen Restaurants entlang der Strecke habe ich gefühlt immer das gleiche auf dem Teller. Es gibt aber viele Gerichte und Getränke, die es eben nur hier gibt und die unbedingt versucht werden sollten. Ayrak - vergorene Stutenmilch (schmeckt ein wenig wie Most), Yaksahne, Yakkäse und Milchtee (salzig), um nur einige zu nennen. Alles sehr lecker - für eine gewisse Zeit.

    Das Problem mit der Toilette
    Einige Reisende haben wohl kurz nach dem Ayrakgenuss das Bedürfnis sehr schnell auf die Toilette zu gehen. Wir haben sehr oft Ayrak getrunken und hatten nie ein Toilettenbedürfnis. Da jedes Pferd aber andere Bakterien in sich trägt, kann jeder Ayrakgenuss erneut zu Problemen führen. Verstopfung ist hier aber wohl das häufigere Problem.

    Warum solltest du also in die Mongolei reisen?

    WENN DU
    endlose Weiten in unterschiedlichen Grüntönen liebst, die an den blauen Himmel zu stoßen scheinen
    keine Langweile dabei empfindest, tagelang über endloses Grün in den Horizont zu blicken
    das Gefühl der absoluten Freiheit und Weite suchst
    abenteuerlustig bist und aus deiner Komfortzone heraustreten kannst
    sehr heiße und sehr kalte Nächte ertragen kannst und kein Problem mit weiteren Jurtenbewohnern hast
    wunderschöne Sonnenuntergänge und Wolkenformationen über der Gobi erleben willst
    begeistert bist von einem endlosen Sternenhimmel über der Wüste
    gerne in der endlosen Weite den Ziegen, Pferde und Yakherden zusiehst
    dich freust, wenn ein kleiner, weißer Punkt im grünen Ozean auftaucht und sich als Jurte entpuppt
    den Flug der Geier, Adler und Milane mit den Augen im unendlich blauen Himmel erleben und ihren Ruf der Freiheit hören willst
    offen für Fremdes und Neues bist und die Gastfreundlichkeit der Nomaden zu schätzen weißt
    es dich begeistert (stundenlang) über staubige, nicht erkennbare Pisten zu hoppeln und nicht an Straßen oder Wege gebunden zu sein
    eine Fahrt im Fluss nicht abschreckend findest und du auch diversen Autopannen entspannt entgegen siehst
    den Weg als Ziel siehst und nicht das eigentliche Tagesziel
    wanderbegeistert bist, die Natur gerne intensiv erkundest und die vielen, kleinen Tiere liebst, die man dabei entdecken kann
    gerne über kurz und langgrasige, dornig stachelige Wiesen wanderst, die herrlich nach Kräutern, wildem Lavendel, Salbei, Thymian, Minze und Schnittlauch duften
    gerne einmal inmitten von Edelweiß stehst und gar nicht weißt, wohin du treten sollst, weil es wie Unkraut einfach überall wächst
    begeistert bist von der Einsamkeit und Stille, wenn über den riesigen, tiefblauen Seen die Sonne aufgeht
    gerne einmal mit einem Auto fährst, das es bei uns überhaupt nicht gibt. In einem UAZ spürt, riecht, fühlt man die Mongolei mit dem ganzen Körper. Die Reise ist nicht sehr schnell, der Fahrtwind trägt den Wiesenduft ins Fahrzeuginnere, der Staub und die Hitze wecken die Vorfreude auf eine Dusche, die Landschaft zieht langsam vorbei und man sieht viele, kleine Tiere am Wegesrand. Das Auto ist wendig und kommt überall durch.
    in der Lage bist, mit einem völlig neuen Gefühl für Zeit und Raum umzugehen

    DANN ruft DICH die MONGOLEI mit ihrer absoluten FREIHEIT und WEITE

    Wichtigste Reiseutensilien
    Spannungswandler, der am Zigarettenanzünder im Auto in kurzer Zeit alle Akkus lädt
    Wäscheleine
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