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  • Day 14

    Eine Königsetappe im Jura

    August 8, 2021 in Switzerland ⋅ ⛅ 12 °C

    Nach meiner erzwungenen Regenpause kann es heute endlich wieder losgehen, das Wetter soll für die nächsten Tage stabil bleiben und sogar richtig warm werden. Ich hab richtig Bock, nach drei Tagen wieder auf dem Rad zu sitzen. Eine Sache, die übrigens immer gleich bleibt: Vom Aufstehen bis zum Losfahren sind es ziemlich genau zwei Stunden. Jedes Mal. Eigentlich achte ich nie wirklich auf die Zeit und ziehe mein Programm mit zusammenpacken, Frühstück machen und Zelt abbauen immer recht planlos durch. Trotzdem schaue ich regelmäßig erstaunt auf die Uhr, wenn ich dann auf dem Sattel sitze.

    Direkt nach dem nächsten Dorf kippt die Straße relativ abrupt nach oben, der erste Pass beginnt. Nach kurzer Zeit überholen mich insgesamt drei E-Biker, einer schwatzt mich beim Überholen noch grinsend von der Seite auf französisch zu, während ich mit hochrotem Kopf versuche, auf dem Sattel zu bleiben und genau null verstehe. Ich bin mir sicher, es war etwas Aufmunterndes. Oben angekommen muss ich mich erstmal in meinem Kalender vergewissern, dass August ist, denn es sind windige 10 Grad hier oben (immerhin auch auf 1.200 Metern Höhe). Voll bejackt rolle ich nach einer Dehnpause ins Tal.

    Heute liegen noch zwei weitere Pässe vor mir. Der zweite ist ein Kinderspiel, die schmale Straße schlängelt sich durch waldiges Gebiet. Direkt neben mir, offenbar mal wieder die französische Grenze. Plötzlich öffnet sich der Wald und gibt den Blick auf steile Abhänge mit gewaltigen Kreidefelsen frei. Wieder sind die Temperaturen eines Augusts nicht wirklich würdig. Ein Stück weiter kann ich sogar bis zum mehrere Kilometer entfernten Lac de Neuchâtel und die dahinterliegenden Alpen schauen. Atemberaubend und eine klare Belohnung.

    Nach einer rasanten Abfahrt unten im Tal erwarte ich eine entspannte Weiterfahrt. Weit gefehlt, ich muss mich über hügelige Straßen und gegen den Wind durchs Tal kämpfen. Kurz vor dem dritten Pass komme ich in Vallorbe an, in der ich die Gelegenheit hätte, mein Zelt neben einem Schwimmbad aufzuschlagen. Es ist 16 Uhr, eigentlich reicht's mir für heute. So richtig überzeugt bin ich aber nicht mit dem Gedanken hierzubleiben. Zumal ich dann morgen nur noch über einen letzten Pass kraxeln müsste. Mehr instinktiv als überzeugt fahre ich los - und werde mehr als belohnt. Der meist nur leicht steigende Waldweg führt mich durch ein super schönes Naturreservat, flussaufwärts an einem Bach entlang. Zwei Mal sehe ich sogar Rehe im Dickicht verschwinden. Kurz überlege ich, heute Nacht hier zu zelten. Keiner der möglichen Spots überzeugt mich jedoch so richtig.

    Am Ende sind es dann doch meine letzten Körner, mit denen ich zum am Lac de Joux gelegenen Campingplatz einfahre. Ich habe Glück und kann direkt am Waldrand zelten, also immerhin ein bisschen Outdoor-Feeling.
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