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  • Day 7

    Seekrank im hohem Norden & am Ziel

    February 2, 2019 in Norway ⋅ ⛅ -21 °C

    Der letzte Abend und die letzte Nacht an Bord der MS Finnmarken verlangen uns dann nochmal einiges ab - leider nicht im positiven Sinne.

    Schon den Nachmittag über bemerken wir, dass die See hier ganz oben immer unruhiger wird und wir ordentlich in alle Richtungen schaukeln. Mein angedachter Besuch im Fitnessraum und das Duschen müssen erstmal warten. Sebastian duscht schnell in einem der Häfen, in denen wir kurz halten, dann schwanken wir weiter. Um 17:30 Uhr raffen wir uns dennoch auf und gehen zum letzten Daily Review des Expeditionsteams. Der ist wie immer witzig und lenkt ein bisschen ab. Im Anschluss gibt es noch einen kleinen Film zum Pomorenhandel (Handel zwischen Norwegern in der Finnmark und Russen) und dann schaffe ich es schnell unter die Dusche. Nun ist es 19:30 Uhr, also noch eine Stunde bis zum Abendessen und wir beschließen die Kabine nochmal für eine Runde UNO zu verlassen. Ich fühle mich nach wie vor unwohl, auch der Tee will nicht so richtig helfen.

    Als wir dann kurz vor halb neun unsere Sachen auf die Kabine bringen wollen, schwankt das Boot immer noch unaufhörlich und ich beschließe eine meiner Notfall-Reisetabletten zu nehmen. Leider zu spät...keine fünf Minuten später umarme ich das erste Mal die Kloschüssel. Sebastian sieht langsam auch etwas grün im Gesicht aus und es kommt wie es kommen musste - in den nächsten Stunden wechseln wir uns im Bad ab. Das Dinner cancel ich telefonisch an der Rezeption und man bringt uns noch ein paar Tüten für den Fall, dass beide gleichzeitig die Toilette benötigen. Ich fühle mich Elend und habe das Gefühl mein Magen wird nie leer. Zu dieser Zeit wünsche ich mir nichts sehnlicher als von diesem Kahn runter zu kommen. Aber das dauert noch bis morgen früh um 9 Uhr. Unvorstellbar lange in diesem Augenblick!

    Irgendwann sind die Mägen dann doch leer und wir erschöpft, sodass wir uns auf den Betten einkugeln und sehnlichst den nächsten Hafen erwarten. Den erreichen wir mit fast 1 Stunde Verspätung - offenbar ist der Seegang auch der Geschwindigkeit ein Hindernis - und ich werfe sofort nach Ankunft noch eine Reisetablette ein und hoffe, dass diese wirkt, bis wir wieder los schwanken.

    Zudem müssen wir jetzt in Windeseile unsere Koffer packen und rausstellen. Wir sammeln die letzten Kräfte und schaffen es tatsächlich innerhalb der nächsten halben Stunde die Koffer abzugeben und uns bettfertig zu machen. Dann heißt es wieder hinlegen, schwanken und dem tosenden Meer lauschen. Ab und zu schlafen wir für ein paar Minuten ein, nur um von der nächsten großen, krachenden Welle wieder geweckt zu werden. Erst gegen 3:30 Uhr, als wir Vardø erreichen und quasi um die Kurve des Kontinents fahren, wird es etwas ruhiger. Wir schlafen ein und erwachen um 7 Uhr stark gerädert vom Wecker.

    Es nützt nichts - um 8 Uhr ist Check-out. Es schwankt noch immer, zwar nicht mehr so sehr, aber nach Frühstück ist uns erst gegen 8:30 Uhr als wir langsam in den Fjord Richtung Kirkenes einfahren.

    Das Frühstück schmeckt dann doch und ich habe das Gefühl mein Körper saugt alle Nährstoffe nur so in sich auf. Deutlich wacher gehen wir schließlich um 9:20 Uhr von Bord- wir sind da!
    Ich freue mich und bin sehr froh, dass wir heute Mittag nicht wieder an Bord gehen, sondern die letzte Nacht in einem festen Hotelbett verbringen werden.

    Die Reise war schön, keine Frage, aber diese Nacht muss ich erstmal verarbeiten. ;-)

    Kirkenes begrüßt uns mit einem tollen Sonnenaufgang bei -20 Grad - auf zum Schneehotel, unserem gebuchten Ausflug für heute.
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