• Carlos' Dschungelparadies

    April 14, 2024 in Panama ⋅ 🌬 29 °C

    Carlos lebt in Panama. Anfangs dachten wir er lebt im Eingangshäuschen zur Marina. Später fanden wir heraus - er arbeitet dort tatsächlich. Leben tut er in einem Dorf in der Nähe.
    Carlos möchte uns mitnehmen in seine Welt. Die Natur. Die Schönheit Panama's!
    Er schärft uns ein, lange Klamotten anzuziehen und Mückenspray einzupacken. Ein wenig doof kommen wir uns schon vor als wir in Turnschuhen, langen Hosen und den Socken mit fast zu den Knien hochgezogen, den Steg entlang laufen. Später bin ich froh drum. Die Hosen schützen vor stacheligen Sträuchern und den Mücken, die mich gefühlt sofort umgeben sobald wir den kleinen Pfad in Richtung Regenwald betreten.
    Carlos zeigt uns Ruinen aus der Vergangenheit. Das heutige Segelloft war in Kriegszeiten ein Theater für die Familien der Armeen. Ein Stück die Straße hinunter steht eine zerfallene Kirche. Thermiten haben das Gebäude zu großen Teilen angefressen. Plünderer alles mitgenommen, was brauchbar war. Übrig bleiben Bilder von Engeln an den Wänden.
    Kurz hinter der Kirche biegen wir in den Wald ab. Und sehen zu meinem Entzücken den ersten Nasenbären. Aufgrund des langen Schwanzes leicht mit einem Affen zu verwechseln. Carlos erklärt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
    Wir schauen uns Ameisenstraßen, Termitenspuren, Stachelbäume, Pflanzen und Sträucher an. Viele invasive Arten von Bäumen und Gräsern machen sich in der Gegend breit. Früher als nützlich angesehen, bereiten sie heute den Einwohnern sorgen. Elefantengras
    säumt die Straße. Es wächst in rasanter Geschwindigkeit und wer es nicht rechtzeitig schneidet, muss sich schnell mit einer unbezwingbaren meterhohen Mauer auseinandersetzen. Schnell wird klar, warum es für die damaligen Menschen so schwierig war, eine gute Route durch den Regenwald und durch die Berge zu finden, um den Panamakanal zu bauen. Erst weitläufiges Fluten der Gegend brachte den gewünschten Durchbruch. Anders als anfangs geplant werden die Schiffe nun hoch anstatt hinunter geschleust. Außerhalb des Fahrwassers im Kanal besteht die Gefahr der Kollision mit überfluteter Bäume.
    Doch zurück zu unserer Tour. Ein Highlight zeigt sich als wir um einen kleinen menschengebauten Mauervorsprung biegen. Eine Treppe hinab und wir stehen im Innenhof einer riesigen Bunkeranlage. Gebaut, um den damals frisch eröffneten Kanal gegen eine Invasion der Deutsche Mächte zu verteidigen. Die Anlage wurde nie gebraucht und schließlich wieder geschlossen. Als 1977 der Kanal offiziell an den Staat Panama übergeben wurde, beschloss man trotz versichertem Beistand der USA in einem Kriegsfall, sich international neutral zu verhalten. Heutzutage darf jedes Schiff durch den Kanal fahren, sofern es die entsprechenden Abgaben bezahlt. Panama besitzt kein eigenes Militär oder gar Heer. Einem Angriff wären sie ohne den USA schutzlos ausgesetzt.
    Carlos führt uns durch verlassene Gänge, zeigt uns die geblünderten Kabel, von Fremden beschmierten Wände, an den Decken hängende Fledermäuse und die Überbleibsel der Wehranlagen.
    Wir fühlen uns versetzt in eine andere Welt. Verborgen hinter den Regenwäldern liegt so manches Geheimnis, welches irgendwann durch Bäume und Gräser für immer ins Verborgene verwachsen sein wird. Umso schöner, dass wir noch die Chance hatten, Carlos' Wissen vermittelt bekommen zu haben.
    Zum Abschied treffen wir, zurück auf der Straße, noch eine Familie Affen - hoch oben in den Wäldern. Brüllaffen. Laut hallen ihre Schreie durch die Nacht. Auch in den nächsten Abenden werden sie uns an diesen Spaziergang erinnern!
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