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- Day 392
- Saturday, September 14, 2024 at 8:34 PM
- ☁️ 26 °C
- Altitude: 4 m
French PolynesiaAveu16°46’14” S 153°57’18” W
Nahrungssuche

Jagen auf dem Riff
Unser Abendplan ist überfüllt. Wir haben uns allerhand Dinge in den Kopf gesetzt und können uns nicht entscheiden, was wir zuerst tun wollen. Also machen wir einfach alles.
Um 16:30 Uhr sehe ich bereits das Dinghi von der Jaleo Primero ablegen. Nachdem wir uns über die Schweizer Pünktlichkeit beschwert hatten, sind die Jungs wieder in Hochform. Vielleicht liegt es aber auch am weiblichen Zuwachs der Crew.
Am Strand angekommen, suchen wir unsere perfekte Lagerfeuerstelle für unseren gesamten Aufenthalt in diesem Atoll. Zwei große umgefallene Palmen werden mit 4 Mannesstärken und zwei mal Frauenpower im Sand zurecht gerückt. In der Mitte: Ein riesiges Bon-Fire (Lagerfeuer). Nach einigen Startschwierigkeiten aufgrund des Regens am Nachmittag, sprühen die Funken in die Dänmerung. Unsere Freude am Lagerfeuer bauen zahlt sich aus - Lichterloh brennen die Palmenzweige in den Abendhimmel und buhlen um unsere Aufmerksamkeit, während der Sonnenuntergang dahinter starke Konkurrenz ist. Perfekt! Mein Blick ist wie gebannt. Das Knacken und Zischen hält mich gefangen. Stockbrot, Feta, Zuccini und Würstchen schmecken einfach am besten auf dem selbstgebauten Grill auf heißer Glut.
Doch viel Zeit bleibt uns nicht. Sind wir doch noch verabredet. Früher als uns lieb ist, müssen wir die brennenden Überreste zurücklassen. Auf uns wartet ein Abenteuer der besonderen Art: Jagen und Nahrungsbeschaffung wie es die Einheimischen tun: Wir werden mitgenommen aufs Außenriff von Maupiha'a. Unterwasserschuhe, Badesachen, jeder einen kräftigen Stock, um sich in den hereinrollenden Wellen abstützen zu können, einige Harupunenfpfeile und Handschuhe. Wir sind bereit.
Auf dem Landweg überqueren wir das Motu (so nennt man die einzelnen Inseln eines Atolls) und lassen die zwei Hunde am Ufer zurück. Das Wasser ragt mir anfangs bis an die Knöcheln und wird dann schnell tiefer bis der untere Rand meiner kurzen Hose ebenfalls sanft im Wasser hin und her schwimmt. Das Wasser ist warm. Hat es sich über den Tag aufgewärmt und noch nicht durch die Nacht abgekühlt. Der Mond scheint hell und dennoch sind wir froh um unsere Kopflampen und das Flutlicht. Denn wenn man die Nahrung nicht sieht, wird es schwierig sie zu fangen. Wir sind auf der Suche nach Lobstern und Papageinfischen. Die Fische kommen häufig nachts in das flache Wasser des Außenriffs um unter Felsvorsprüngen versteckt zu schlafen. Ihr Nachteil: Die blaue Regenbogenfisch-ähnliche (wer erinnert sich an die Geschichte aus der Grundschule?) Farbe schimmert hell im Schein unserer Lampen. Lukas watet neben mir als ich den ersten Fisch entdecke. Langsam nähern wir uns. Die Harpune liegt fest in seiner Hand. Nur wenige Zentimeter trennen die Spitze vom Kopf des Fisch. Ein kräftiger Ruck geht durch den Metallstab, der an einem Holzstock befestigt ist. Zuckend ist der Fisch auf der Spitze aufgespießt. Doch schnell verlassen ihn die Lebensgeister und wir können ihn aus dem Wasser nehmen und in den aus einem alten Kanister gebauten Rucksack werfen. Auch Jonas ruft neben uns auf. Erfolg! Auch er hat einen Fisch gefangen.
Bei den nächsten Fischen haben wir weniger Glück. Nicht alle Fische schlafen und aus ihrem täglichen Kampf ums Überleben mit den Haien, sind sie es gewohnt in Höhlen Unterschlupf zu finden. Wir waten weiter. Ich höre: Lobster! Und beobachte wie erst die Frau von hier (ich hab leider ihren Namen vergessen) und Luca nacheinander nach dem Lobster greifen. Diese werden mit den Händen gefangen und lebend nach Hause transportiert. Luca schafft es das flinke Tier zu fangen. Wild strampelnd hält er es in der Hand bevor es bei den Fischen im Kanister verschwindet.
Hinter mir der nächste Ruf. Schnell habe ich meinen Zweck gefunden: Die Jungs stechen mit ihren Harpunen zu. Doch dann muss der Fisch festgehalten werden, so dass er nicht entwischen kann. Schon bald hab ich eine gute Taktik gefunden und wir können stolz sein auf unseren Fang: 5 Lobster und 31 Fische ziehen wir in dieser Nacht aus dem Wasser. Genug zu Essen für uns sechs und die beiden Erwachsenen und das Kind der Familie.
Doch das Blut, das wir vergießen lockt auch die Haie an. Immer häufiger sehen wir die schwarz angepinselten Rückenflossen der Riffhaie in unserer Nähe auftauchen. Sie wittern das Blut und ihre Chance auf ein einfaches Abendessen. Ich merke, wie die anderen um mich herum unruhig werden und so beschließt die Gruppe den Rückweg anzutreten.
Die Augen der Hunde sind schon aus der Ferne zu sehen. Wild mit dem Schwanz wedelnd, begrüßen sie uns und inspizieren den Fang. Der Korb ist mittlerweile so schwer, dass zuerst Luca und später Jonas ihn nach Hause schleppen müssen.
Wir verabschieden uns. Das Trio macht sich auf den Rückweg. Jonas, Leo und ich beschließen das Feuer nochmal auflodern zu lassen und den Abend gemütlich bei Musik ausklingen zu lassen.Read more