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  • Der beschwerliche Weg nach Volos

    September 24, 2020 in Greece ⋅ 🌙 25 °C

    Während der Frühstücksvorbereitungen bewegen sich vierbeinige Besucher auf unser Zelt zu. Drei recht große Hunde nähern sich und flößen uns zunächst ziemlichen Respekt ein. Schnell erweist sich aber jede Sorge als grundlos, es handelt sich bei den Hunden um sehr freundliche Exemplare. Sie leisten uns den ganzen Morgen Gesellschaft, auch wenn wir nicht das von ihnen wahrscheinlich erwartete Futter zu bieten haben. Erst als wir gerüstet an der Straße stehen, trennen sich unsere Wege. Wir radeln in die eine, die Hunde trotten gemeinsam in die andere Richtung. Wir kommen zügig voran, es sind fast keine Steigungen zu bewältigen, die Gegend ist vor allem durch Landwirtschaft und Kleinindustrie geprägt. Sollte es sogar möglich sein, noch heute um 14:30 in Volos die letzte Fähre auf die Sporaden zu erwischen? Dem Anflug dieser Idee wird jedoch ein jähes Ende gesetzt. Wir stehen plötzlich unerwartet vor einer Straßensperre. Wie so oft ist Heiko der Meinung, dass Straßensperren nicht (zwingend) für Fahrradfahrer gelten, passiert das Flatterband und will der Sache auf den Grund gehen. Es stellt sich heraus, dass die einen Fluss querende Brücke eingestürzt ist, augenscheinlich hat es hier vor nicht allzu langer Zeit eine Überschwemmung gegeben. Heiko inspiziert die Gegend und ist optimistisch, dass wir es auch ohne Brücke auf die andere Seite schaffen. Wie sagt er immer so schön: "Wir haben ja Abenteuer gebucht." Die Räder werden also abgepackt und halb geschoben, halb getragen an den Fluss befördert. Dieser führt aktuell nicht besonders viel Wasser, so dass wir an dieser Stelle noch problemlos auf die andere Uferseite gelangen. Leider findet sich aber im ersten Anlauf kein Weg zurück an die Straße, durch die tiefschlammige, zugewucherte Böschung ist beim besten Willen kein Durchkommen. Wir treten den Rückzug an und sind mit den Rädern bereits wieder auf der anderen Flussseite, um wohl oder übel den ziemlich weiten Umweg in Kauf zu nehmen, als wir doch noch eine Möglichkeit entdecken, die zumindest einen Versuch wert ist. Wir rumpeln mit unseren Fahrrädern ein ganzes Stück durch den groben Kies und Schotter des Flussbettes und erreichen schließlich eine Stelle, an der es möglich scheint, uns und unser Equipment über eine Abbruchkante auf ein Olivenfeld zu schleppen. Das Vorhaben gelingt tatsächlich, oben angekommen sehen wir reichlich zerschreddert aus und brauchen vor allem eines: PAUSE! Während wir uns mit Chips und Keksen stärken, donnern mehrere Kampfflugzeuge bedrohlich laut über unsere Köpfe hinweg. Kurz geht es noch quer durch den Olivenhain, dann gelangen wir endlich an die Straße und dürfen unser kleines Abenteuer als beendet betrachten. Ohne weitere Vorkomnisse radeln wir in die Hafenstadt Volos. Wir steuern zunächst orientierend den Hafen an, denn von hier aus soll es morgen auf die nördlichen Sporaden gehen. Direkt gegenüber des Fährhafens lacht uns das recht luxuriös wirkende Hotel Aegli an. Wir fackeln nicht lang und checken ein, unsere Räder übernachten indes schon auf dem bewachten Hafengelände. Unser Luxushotel hält nicht ganz das, was es verspricht, das Zimmer wirkt auf uns eher wie eine Zelle. Es ist sehr dunkel, das Fenster zeigt zum engen Innenhof...! Aber was soll's, es ist ja nur für eine Nacht und alles andere ist absolut in Ordnung im Hotel Aegli. Wir unternehmen noch einen kleinen Spaziergang durch die im Reiseführer angepriesene Fußgängerzone und entlang der Uferpromenade und kehren zum Abendessen in einem Restaurant mit Meerblick ein, bevor wir in unserer Zelle die Nachtruhe einläuten.Read more