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  • Day 133

    Auf den Versen der Inkas

    April 11, 2018 in Peru ⋅ ⛅ 14 °C

    Nach der 17 stündigen Busfahrt kamen wir von Lima endlich in Cajamarca, die Residenz des letzten Inka Königs Atahualpa, an. Doch bei den VIP Bussen kann man sich wirklich nicht beschweren. Also alles halb so wild.
    Carlos, unser Host auf der Pferderanch, hat uns freundlich Weise am Bahnhof abgeholt.
    Er ist ein 65 jähriger Mann, ehemaliger Politikberater und heutiger Besitzer einer Pferderanch. Er war noch sehr gut in Form für sein Alter. Er hat ab und zu auch gewitzelt er sei ein Porto (Sprungpferd). Aber das war wohl wirklich eher ein Witz. Doch seinem Hüftschwung beim Tanzen nach zu urteilen, könnte er das mal gewesen sein.
    Wir wohnten während unseres Aufenthaltes die meiste Zeit bei ihm. Es war für peruanische Verhältnisse eine wirklich große, schon fast noble Wohnung die er da hatte. Dafür gab es nur kaltes Waser aus der Leitung. Ist bei 2500 M.ü.M. etwas anderes als im warmen Dschungel kalt zu duschen. Brrr ^^

    Nach etwas gemeinsamer Kennlernzeit sind wir das erste Mal gemeinsam zu seinen Pferden auf der Ranch gelaufen. Die Ranch war fußläufig gut und schnell zu erreichen.
    Auf der Kuppel angekommen, habe ich die Hunde mit den Pferden beinahe verwechselt. Was uns da angerannt kam, hab ich selten so gesehen. Der größte der 5 Hunde war fast ein kleines Pony und konnte aus dem Pferdenapf trinken. Man hätte ihm auch einen Sattel anschnallen können

    Seine Ranch ist direkt zwischen zwei Schulen am Standrand und beherbergt 13 Pferde auf 3 Koppeln. Wie die Zeit leider zeigte, waren die Pferde entgegen seiner Behauptung, sie seien sein Leben, eher seine finanzielle Stütze. Wir gaben uns deshalb um so mehr Mühe, der Pferde wegen. Sicherlich, er hat viel Erfahrung und kann gut reiten, doch er hat keine Geduld mit Ihnen. Das gab er auch zu.

    Meine Hauptzeit bestand weitestgehend daraus Stallbursche zu sein. Dies ist aber auch mal eine Erfahrung. Außerdem habe ich für die Pferde gerne das Plastik und den Dreck weggemacht.
    Simone sollte den Hengst, seinen schönen, aber untrainierten Superstar tuniertauglich machen. - um ihn später teurer verkaufen zu können - Das hat sich nach dem ersten Tag jedoch gleich geändert.
    Ihr "Ausritt" ging nicht sehr lange. Nach ein paar Runden Galopp, Trap und kleiner Sprünge, merkte Simone die peruanisch/englischen Reitsattel richtig kennen. In Diesen verlor sie die Balance, fiel vom Pferd und dabei gegen eine Sprungstange.
    Mein Schock war entsprechend groß. Blut lief aus dem Mund, Wange dick und blau..... toll jetzt sagt sie jedem bei uns herrscht häusliche Gewalt und ich kann es nicht mal abstreiten.
    Wie kann ich der Polizei das nur erklären?!

    Nein Spaß, es war mir schon ernst. Vor allem als sich herausstellte, dass Simone ihr Gedächtnis verlor.
    Der gesamte letzte Monat einschließlich Carlos war ihr nicht mehr präsent. Gott sei Dank nur für 1-2 Stunden. Die Wunden sind in zwischen auch wieder verheilt. Viel Kuchen und Kekse, haben die Stimmung schnell wieder gehoben. ;) easyy

    Nach zwei Tagen stieg sie aber wieder in den Sattel, wie es sich für Reiter gehört. Aber wir stellten fest, dass ihr die Arbeit mit dem Hengst ihr weniger Freude bereitete, als ihre neue Aufgabe. Die darin bestand in Reitstunden mit den "harmloseren"- Pferden zu geben und sich mit Zeit und Gefühl und Kontakttraining den Tieren zu nähern. Manche waren extrem schreckhaft und verängstigt. Das heißt nicht, dass sie den Hengst nicht mag oder mit ihm nicht klar kommt, doch wir sahen andere Aufgaben als wichtiger und regelten dies entsprechend. Die Peruaner haben uns demonstriert, dass ihnen die Sensibilität mit den Tieren fehlt. Satteln, reiten und zurückgeben. Keine Fellpflege, keine persönliche Beziehung zu dem Pferd und auch sonst wenig Sensibilität.
    Tiere müssen funktionieren oder Nutzen bringen, ist die scheinbare Devise.

    Simone wurde auf Grund Ihres Umgang mit den Pferden von Carlos schnell hochgelobt.
    Ihm gefiel es so gut, dass er einen professionellen digitalen Flyer produzieren ließ, in dem Simone völlig übertrieben dargestellt als Pferdetherapeutin und Osteopathin für einen Workshop am Samstag angekündigt wurde. Es kamen sogar einige Besucher/TN, unter anderen auch Tierärzte. Doch trotz kurzer Bedenken war es ein voller Erfolg. Es kamen sogar Angebote aus Arequipa, um dort auch einen Kurs zu geben. Der Tierarzt hat auch um Hilfe im Umgang mit seinen Ponys gebeten. Wie sich rausstellte, liegt sein Problem nicht bei den Pferden, sondern ebenfalls im Umgang.
    Wir denken das Thema Reiten wird hier einfach ganz anders angegangen als in Deutschland. Aber andere Länder andere Sitten.

    Ich würde gerne netter von Carlos sprechen, doch er zeigte leider neben seiner manchmal echt charmanten Art auch eine Seite die vielleicht sein wahres ich ist. Es waren einige etwas unfaire Attacken von ihm, weswegen wir froh waren, als es ein plötzliches Ende bei ihm nahm. Es gab Probleme mit seinem Vermieter, weswegen auch wir ausziehen mussten.

    Doch wir haben in der Zwischenzeit auf einem BBQ bei Carlos Paula kennengelernt, die uns spontan und freundlich anbot bei ihr und ihren WG Partners auf einem süßen kleinen Bauernhof zu wohnen.
    Eine Gruppe von 5 Mädels, auf einem Bauernhof mit Pferden, Kühen, Meerschweinchen, Hühnern, Hunden, einer Slackline und zwei Katzen. Die Mädels sind über ein deutsches Projekt zur sozialen Arbeit in einem Heim für Kinder mit Behinderungen dort.

    Ein Blick ums Haus und Simones erste Antwort war, das sieht aus wie Zuhause. :)
    Wir fühlten uns auch sehr wohl dort und mögen uns hier noch mal für eure Gatsfreundschaft bedanken ! ;)
    Leider waren wir beide etwas angeschlagen während dieser Zeit, aber deswegen war es nicht weniger lustig dort. Wir waren gemeinsam essen, bzw haben auch zusammen gekocht, mit Gitarre und Mundharmonik gesungen, Filme geschaut oder waren in einer Karaokebar.
    Ja sogar eine Fahrradtour rund um Cajamarca und vorbei an den "Ventanillas de Otuzco" war drin. Das sind 3500 Jahre alte Grabstätten.

    Wir beide haben uns auch zwei Mal die baños del inca gegönnt. Was im Prinzip nichts anderes als die alten Thermalquellen der Inka sind, in denen man heute baden kann. ;)

    Apropos Meerschweinchen. An einem Tag, als wir wiedermal mit dem Bus (collectivo) durch die Stadt fuhren, um uns ein wenig besser einen Überblick machen zu können, hielten wir an einer Station an, an der eine Frau zwei Fischernetze mit lebenden Meerschweinchen drin hatte. Da war Simones ursprüngliches Bestreben ein "cuy" Meerschweinchen zu probieren, welche hier als Delikatesse gelten, doch nicht mehr da. Da bleibt sie ihrer Vegetarierlinie dann doch treu. Zu süß fand sie die kleinen Fellknäule.

    Diese Taxifahrten in den übervollen Collectivos sind aus irgendeinem Grund immer wieder toll. Alte Marktfrauen, Lehrer, Kinder, nörgelnde Teenager, kleine Babys.. die ganze Bandbreite vom Land bekommt man geballt präsentiert. Da merkt schnell wie der Ort tickt. Und hier ist es eher belustigend und amüsierend. Alle helfen sich gegenseitig und alle sitzen quasi aufeinander, aber keinem macht es was aus. Die Stimmung bleibt gut. Teilweise wird gesungen, oder einem fremde Kinder auf den Schoß gesetzt. Ich weiß in Deutschland kaum vorstellbar, aber hier gilt es für uns zum Unterhaltsungsprogramm.

    Cajamarca selbst ist eine Stadt auf 2750 M.ü.M und ist für seine Geschichte und seine Käse - bzw Milchprodukte bekannt. Hier gehört es wohl auch zum guten Ton selbst, sollte man in Lima zum Beispiel eine OP haben, dem Arzt Käse mitzubringen, um überhaupt behandelt zu werden.
    Ansonsten ist die Stadt im Grunde sehr ruhig. Erst seit dem die Mienenarbeiter da sind, die hier leider nur ausgenutzt werden, gibt es hier öffentliche Proteste. Mittlerweile aber eher nicht mehr lautstark.
    Zudem findet man in der ganzen Stadt süße kleine Kirchen, die wenig mit unseren gleich haben. Sie gehen auf ganz anderes Gestein und andere Muster zurück. Hat viel mehr indigene bzw inka Einflüsse. Ein hübscher Anblick. Die Stadt hat zu dem einen großen Markt der sich über mehrere Blocks zieht. Hier gibt es auch das leckere Chiccha morada, welches eine Limonade aus schwarzem Mais gekocht ist. Wirklich super lecker. Gott sei Dank ist unsere Diät nun vorbei und wir können die ganzen Spezialitäten aus dem Land nun testen. Die ersten Eindrücke sind echt gut.
    Esse sogar hier und da Fisch... kaum zu glauben.

    Doch die Reise rufte, es sollte weitergehen. Also haben wir entschieden weiter nach Chachapoyas und Tarapoto zu reisen, was noch viel Kultur und Natur für uns bereithält. Das Machu Picchu des Nordens auch genannt.
    Doch bevor wir dort hinkommen, haben wir einen Schlenker über Chiclayo gemacht.
    Auf den ersten Blick, eine unfertige, vermüllten und nicht sehr einladende Stadt. Aber auch hier haben wir wieder sehr nette Menschen kennengelernt, was uns über äußere Umstände hinwegsehen ließ.
    In der Umgebung von Chiclayo kann man Zeugnisse der Mochica und Lambayeque Kultur erkunden. Es gab neben der immer wieder flackernden Weihnachtsdekoration vor unserem Hotel auf der Straße, noch zwei echte Highlights.
    Zum Einen der Hexenmarkt. Hier geben sich einige als Schamanen aus, was wir aber nicht ganz glauben wollen. Aber von potenzsteigernden Mittel, über Mescalin, jede Naturmedizin, Schwertern sowie mystischen Reliquien bis hin zu Stinktierfell wurde hier einem alles von den skuriosen Jungs angeboten.

    Das zweite Highlight war der bosque de pomac. Der größte Trockenwald der Welt und ein echt schönes Naturschutzgebiet dazu.
    Etwa 1 h mit dem Collectiivo von Chilcayo entfernt und durchaus einen Ausflug wert.
    Eine wirklich sehenswerte Vegetation.
    Außerdem konnte man manche der Pyramiden von Tucume sehen und besteigen. Es handelt sich hierbei um einen Komplex von 26 Gebäuden, die von den Simus errichtet wurden. Die Simu herrschten dort von 800 bis rund 1350 n.Chr., bevor sie später von den Inka vertrieben wurden. Auf den ersten Blick könnte es sich bei den Pyramiden auch einfach um Sandhügel handeln. Regen und insbesondere starke Winde haben die ursprüngliche Struktur der mit Sandsteinen gebauten Pyramiden ziemlich zerstört. Von einem Aussichtspunkt aus sieht man dann aber das ganze Ausmaß des Komplexes. Wirklich schön.

    So und jetzt geht es weiter nach Chachapoyas und Tarapoto, worauf wir uns auch sehr freuen, da Isi so nett war uns so viele Tipps vorab zu geben. Danke.
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