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  • Day 21

    Mein Rückblick über unsere Kubareise

    March 29, 2020 in Germany ⋅ 🌧 5 °C

    Alles ist möglich, nichts ist sicher

    Diesen Satz haben wir oft gehört hier und ich finde es ist eine sehr passende Zusammenfassung von diesem Land. Auf der einen Seite sind die Regale im Supermarkt voller Limo, Saft und natürlich Rum aber Wasser? „Wasser gibt es später.“ Ok, na dann eben am Kiosk nebenan. Benzin - leider jetzt nicht - vielleicht heute Nacht. In Kuba muss man auf alles gefasst sein und man braucht Geduld. Wer nicht geduldig ist, der lernt es hier bestimmt.

    Das Land:
    Wow, wirklich wunderschön. Strände wie auf den besten Karibikpostkarten, bunte Städte mit prunkvollen Gebäuden und liebevoll zurechtgemachten alten amerikanischen Autos, die dich (am besten mit offenem Dach) überall hinfahren. Es gibt wunderschöne grüne Landstriche mit Tabak-, Zuckerrohr- und Kaffeeplantagen und Berge mit Wasserfällen und Wasserlöchern. Man kann hier faul in Cayo Levisa am Strand liegen, mit dem Pferd in Viñales die Täler erkunden oder sich in Havanna oder Trinidad das volle kulturelle Programm geben (inklusive Revolutionsgeschichte natürlich).
    Natürlich ist hier nicht jede Ecke des Landes herausgeputzt und fotoreif. Vor allem in Havanna gibt es für jedes Prunkgebäude an der nächsten Ecke einen Straßenzug wo nur noch die Fassaden an bessere Zeiten erinnern. Für jeden glänzenden Oldtimer dutzende Autos aus den frühen 80ern, die gefühlt nur noch mit viel Kreativität am laufen gehalten werden, oder natürlich Pferdekarren, die hier auch die Autobahn benutzen. Die Kluft zwischen den für Touristen herausgeputzten Stadtteilen und dem kubanischen Alltag ist noch immer sehr groß.

    Die Leute:
    Nach zwei Wochen Kuba hat der Satz „Where are you from“ für mich jegliche Bedeutung verloren. So versucht man sich nämlich an jeder Straßenecke in ein Gespräch zu verwickeln um dir Souvenirs zu verkaufen, eine Taxifahrt anzubieten oder dich ins nächste Restaurant zu locken. Am Schluss habe ich mich häufig taub gestellt, ein einfaches „Nein, danke“ wird nämlich meist nicht akzeptiert. Schade eigentlich, denn die Kubaner, mit denen wir ins Gespräch gekommen sind (zum Beispiel die, bei denen mit denen wir Touren gebucht haben) waren fast immer total hilfsbereit, fröhlich und wirklich an einem Gespräch interessiert. Sie waren auch sehr geduldig mit meinem noch eher schlecht als rechtem Spanisch und haben sich immer bemüht zu helfen.

    Unterkünfte und Verpflegung:
    Es gibt hauptsächlich zwei Arten der Unterkünfte in Kuba, die riesigen Ressorts an den Traumstränden, kleinere staatliche Hotels im Land und die Casa Particulares, das sind Zimmer in Privathäusern die vermietet werden. Die Casas sind gekennzeichnet und haben alle mehr oder weniger ähnliche Standards (Sauberkeit, warmes Wasser, Klimaanlage). Dieses kubanische Airbnb (was man inzwischen auch schon teilweise über Airbnb buchen kann) existiert schon lange und es gibt in jedem Ort und in jeder Stadt genug Auswahl an Unterkünften. So kann man in Kuba super reisen und kommt auch mit den kubanischen Familien, bei denen man lebt, gut in Kontakt. Das Essen in Kuba war fast überall eher mittelmäßig. Vegetarische Gerichte gibt es kaum und auch die mit Fleisch (meist Hähnchen) und Fisch sind oft einfallslos. Als Beilage gibt es fast immer Reis mit Bohnen mit Kraut. Gemüsebeilagen gibt es selten und Salat noch weniger (außer Kohl...). O.k. war das Frühstück, viel Obst, Eier und oft ein paar Süße Stückle, der Kaffee war leider oft nicht genießbar, ich beschränkte mich auf Schwarztee. Mit Kreativität wurde man aber meist immer satt.

    Infrastruktur:
    Oh wie sehr hat man sich schon daran gewöhnt immer und überall Internet zu haben. Oder wenigstens im nächsten Café oder der Unterkunft. Nicht so in Kuba. Hier kann man sich an öffentlichen Stellen Internetkarten kaufen, die sind dann für eine Stunde gültig und man kann sich an den Hot Spots (oft Parks und andere öffentliche Plätze) einloggen. Hot Spots sind leicht zu finden, überall wo Menschen nebeneinander sitzen und auf ihr Handy (oder sogar Laptop) starren kann man seine Karte benutzen. Internetkarten zu kaufen ist mehr oder weniger einfach. Die Geschwindigkeit ist aber immernoch sehr langsam (vor allem wenn viele Leute gleichzeitig den Hot Spot nutzen) und Bilder hoch oder runterzuladen ist eine Geduldsangelegenheit.
    Um von A nach B zu kommen gibt es in Kuba oft mehrere, mehr oder weniger zuverlässige Systeme. In den Städten wird jegliche Form von Fortbewegungsmittel auch zum Touristentransport genutzt. Pferd, Fahrrad, Motorrad, gefühlt mit Klebeband zusammengehaltene Autos und natürlich hochpolierte Oldtimer. Jeder der ein Auto hat ist in Havanna gefühlt auch Taxifahrer, man ist also nicht nur auf die offiziellen gelben Taxen angewiesen. Der Preis wird vorher ausgemacht und dann auch nicht mehr verändert. Wir hatten uns entschieden mit Leihautos das Land zu erkunden. Die Autos die man bekommt, sind keine westlichen Luxusgefährte mit allerhand Schnickschnack, sondern Autos in China, zusammengehämmerte, in Lizenz gebaute Peugeot 301 (die gibt es bei uns gar nicht) aber für Kuba o.k. Unterwegs hatten wir keinerlei Probleme, auch das mit dem tanken hatten wir schnell im Griff. Nur an die Straßen muss man sich gewöhnen und seinen deutschen, flotten Fahrstil schnell ablegen. Auch die immer wieder gehörte spartane Ausschilderung war kein Problem. Mit den Offline Karten funktionierte alles prima, zwischenzeitlich hatte man sogar GPS. Und die Kubaner waren immer freundlich und auskunftsbereit.

    Highlights:
    Auf der Dachterasse im Hotel Inglaterra in Havanna Zigarre rauchen und dazu einen Mojito oder Cuba Libre.
    Eine Pferdetour durch das grüne Tal von Viñales und bei einem Tabakbauern eine frisch gerollte Zigarre rauchen.
    Am Traumstrand von Cayo Levisa bei Mister Bamba einen Cuba Libre oder eine Coco-Locco bestellen.
    In Las Terressas in Marias Café einen leckere Kaffeespezialität genießen.
    20 km Traumstrand in Varadero.
    In Havannas mit einem tollen Fremdenführer etwas über die Geschichte Kubas lernen.
    Überall Mojitos!

    Was wir nicht mehr erleben möchten:
    Auf einer tollen Rundreise von der Corona Pandemie eingeholt zu werden.
    Von überforderten Kubanern, die mit der Lage nicht umgehen konnten, festgesetzt zu werden.
    Eine unmenschliche, hygienisch bedenkliche Unterbringung in einem Dreckloch.
    Zimmer ohne Fenster, Dusche aus der braunes Wasser kommt, wenn überhaupt Wasser kam.
    Fünf Tage Reis mit gesprengten Huhn und Wasser.
    Das aus unserer Gruppe jemand isoliert wurde und wir getrennt wurden.
    Das wir zum Schluss noch einmal richtig abgezockt wurden: 200 Euro für Fiebermessen, 200 Euro für dieses Loch und den Frass.

    Für die Corona Krise konnte auch Kuba nichts. Wäre diese weltweite Pandemie nicht eingetroffen, hätten wir unseren Traumurlaub ohne Probleme zu Ende gebracht. Kuba wollte nur seine Bewohner schützen. Das ist o.k. Aber man hätte anders mit uns Touristen umgehen können. Die Möglichkeiten wären da gewesen. Das ist unsere Kritik. Auch von unserer deutschen Botschaft in Havanna sind wir sehr enttäuscht. Bei bis zu vier anrufen und mehreren Mails, sahen sie sich nicht im Stande uns zu helfen. Leider ein total Ausfall. Hätten wir nicht unsere Reiseagentur Aventoura aus Freiburg gehabt, die ein Büro in Havanna hatten, wer weiß was uns dann alles noch erwartet hätte. Wir möchten uns noch einmal ausdrücklich bei Frau Stangl bedanken, die in jeder Situation für uns da war und im Hintergrund immer alles geregelt hatte. Vielen lieben Dank, Frau Stangl aus Havanna. Für möchten uns auch beim deutschen Staat und bei Condor bedanken, die uns mit einem Rettungsflug nach Hause zu unseren Familien holten.

    Das war es über unser Kuba Erlebnis. Bis zum nächsten Abenteuer oder zum nächsten Traumurlaub nach Corona.
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