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  • Day 26

    Oslo in a Nutshell

    September 18, 2022 in Norway ⋅ 🌙 10 °C

    Oslo ist eine schöne Stadt. Trotz reichlich alter Gebäude, ist der überwiegende Eindruck eher modern, weltoffen oder wie die Jugend es (zu meiner Zeit zumindest) sagen würde, hip. Bars, Kneipen, Clubs sorgen für ein bewegtes Nachtleben, tagsüber schwemmen geschäftige Locals und streunende Touristen die Stadt. Ich habe entschieden, mich einfach von der Masse treiben zu lassen und zu sehen, was auch immer der Tag mir bringt. Und siehe da, der Plan geht auf. Denn was nun folgt, ist die wohl skurrilste Stadtführung meines bisherigen Lebens, die noch dazu eigentlich garkeine ist.

    Gerade als ich meinen Eintrag zum heutigen Morgen und meinem Tagesplan vollende, die Stufen des Bahnhofs hinunter laufe und überlege, wohin ich wohl als erstes gehen solle, kommen ein paar interessant gekleidete junge Leute um die Ecke. Sie haben alle Instrumente in der Hand und . Es gesellen sich immer mehr dazu bis auch irgebdwann mir klar wird, es handelt sich um eine Marching Band. Es gibt einen Fahnenträger, einen Chef von dit janze (der mit dem Stock in der Hand), einige Trommler und diverse Holz- sowie Blechbläser. Tja, stehen bleiben oder weiter ziehen? Schaut ja schon interessant aus, aber eigentlich wollte ich nicht gleich am Bahnhof enden. Ich entschließe mich für: "mal gucken...".

    Die Gruppe sortiert sich wobei nun klar wird, es handelt sich um eine junge Truppe. Schätzungsweise si zwischen 14 und 25. Die Fahne gibt ihren Namen preis, die "Haugesund Ungdomskorps". Da ich so etwas noch nie live erlebt habe, verfolge ich das Geschehen mit zunehmender Begeisterung. Alles läuft so strikt und durchdacht ab. Es ist mir ein Rätsel wie alle wissen was sie zu tun haben. Zunächst erfolgt das Einspielen..hui ui ui....da stimmt aber einiges nicht. Aber ich kenne das Problem. Draußen zu spielen, ist wirklich eine Herausforderung. Da muss man fast permanent nachstimmen. Noch ein paar Tonleitern, ein ersten Stück und huch....jetzt laufen sie ja davon. Stimmt...haben Marching Bands so an sich.🤦‍♂️

    Verunsichert stehe ich da. Dann entscheide ich mich mit zu laufen. Es ist die richtige Entscheidung. Zu rythmischen Trommelschlägen geht es mitten durch Oslos Innenstadt. Natürlich lerne ich nichts über dieses, jenes, welche Haus, aber mit Musik untermalt durch die Straßen einer mir unbekannten Stadt zu streunern, ist ein wesentlich nachhaltigerer Eindruck. Ganz nach meinem Geschmack: spontan und skurril.

    Am Schloss endet leider meine "Führung". Gerne hätte ich noch länger zu gesehen. Also jetzt auf eigene Faust. Ich biege in die Richtung ab, die ich für 'zentralwärts' halte. Mein Orientierungssinn enttäuscht mich nicht. Mehr noch, er macht sogar ungewollte einen Briefkasten ausfindig, in dem auch die letzten Karten noch auf Reisen gehen können. Das ist in sofern von Wichtigkeit, als dass ich heute wieder die Grenze zu Schweden kreuze und meine Privatanlage in hiesige Briefmarken, dann völlig für die Katz wäre.

    Ein Stück die Straße hinunter erblickt man schon das Blau des Oslofjords. Und wo der ist , ist auch der Hafen nicht weit. Ich mache mich auf den Weg, wobei es kurz vorher noch durch einen kleinen Park geht. Hier tanken einige Menschen Energie für weitere Unternehmungen. Unter anderem eine junge Frau, die über einen Skizzenblock gebeugt, eine Skulptur mit ihrem Bleistift festhält. Die Zeichnungen, die sich bereits im Block befinden, lassen keinen Zweifel daran, dass auch hier gerade ein Meisterwerk entsteht. Am liebsten hätte ich die Fertigstellung des Werks verfolgt, aber das würde natürlich merkwürdig wirken.

    Das Hafen Viertel selber ist eine sehr belebte Gegend. Kein Wunder bei diesem Wetter. Die Sonner brennt nur so vom Himmel, welcher seinerseits kaum eine Wolke zeigt. Ob die lange Unterhose da not getan hätte...Na ich weiß ja nicht. Wobei, der Wind doch ganz Schön pfeift.

    Der Hafen bietet diverse Museen, Restaurants, Bars, Anlegestellen und Einkaufsmöglichkeiten. Auch schwimmende Saunen und andere touristische Angebote finden reichlich Andrang. Während zu Anfang noch größere Fähranleger für verschiedene Fähren des Nahverkehrs die Wasserkante säumen, so sind es im weiteren Verlauf eher kleinere Stege, an denen private Boote, die schwimmenden Saunen oder die Speed Boote für die "abenteuerlichen" Fjordcruises festgemacht sind. Daneben gibt es Bänke und Wiesen, auf denen sich gleichermaßen Einheimische und Touristen Sonnen.

    Zur anderen Seite liegen die Restaurants, Bars und Pubs. Ohne die Karten einer näheren Betrachtung zu unterziehen, schließe ich auf Grund der Lage, des Klientels, den Gerichten und dem Faktor "Norwegen", auf absurd hohe Preise. Für den Pöbel stehen in regelmäßigen Abständen Eisdielen bereit. Beim letzten Stand kann ich einfach nicht anders. 5€ hin oder her, ich brauche dieses Eis mit Streuseln...

    Gesagt getan...

    Mit meiner dahin schmelzenden Errungenschaft, ziehe ich bis ans Ende des Hafens weiter, wo ein Museum den Abschluss bildet. Es besteht seinerseits aus zwei "Inseln", die über eine Brücke erreicht werden können. Untereinander sind sie ebenfalls durch eine Brücke verbunden, was sie zu einem zusammenhängenden Gebäude macht. Alles was dahinter kommt, ist kalt, blau und nass. Da Kunst jedoch nicht so meine Welt ist bzw. nicht die Kunst, die hier ausgestellt ist, drehe ich um und kehre zurück zum Anfang des Hafens.

    Dort sind noch die letzten Spuren des Oslo Marathons sichtbar: einige Absperrungen und der Zieleinlauf. Soeben macht sich aber das norwegische Militär daran, all das abzubauen. Vom Hafen aus ist mir die Festung auf der anderen Seite der Mole aufgefallen. Seither ist sie mein neues Ziel. Nun gut, es ist eine Festung. Erbaut wurde sie ca. 1300 und weißt die dafür typischen Mauern aus Feldstein auf. Hören tut sie auf den Namen Akershus. Einen Vorteil von Festungen, die hoch über dem Hafen errichtet wurden, um ankommende Schiffe/Feinde frühst möglich zu erspähen, ist die noch heute wunderbare Aussicht.

    Während ich die Festung ablaufe, mir die verschiedenen Eckchen und Winkel ansehe und nicht so wirklich weiß wohin nu, kommt mir die Idee, einfach mal Marie anzurufen. Gut, es gab Gründe, aber trotzdem entwickelt sich daraus ein Gespräch, das ziemlich genau 1h dauert. Es ist schön eine vertraute Stimme zu hören und macht einmal mehr Vorfreude darauf, zurück in die Heimat zu kehren.

    Als wir das Telefonat beenden, was überwiegend durch ihre Mutter bedingt ist, die in diesem Moment anruft, stehe ich so gut wie vor der Bibliothek und der Oper. 2 prächtige Bauten, die ihren Betrachter durch ihre moderne Architekten beeindrucken. Zugegebenermaßen kann ich beide im ersten und zweiten Moment nicht unterscheiden. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht einmal, dass das eine die Oper ist. Als ich allerdings in dessen Foyer stehe, sehe ich bedeutend weniger Bücher, als ich erwartet hatte; nämlich ziemlich genau 0. Zugleich ist der Anblick des Treppenhauses beeindruckend. Immernoch ist mir nicht klar, dass es sich um die Oper handelt. Erst bei Schildern mit der Aufschrift "Ticketschalter", "Garderobe" und einer Werbung für Ballett, ist mir bewusst, dass es zumindest keine Bibo ist. Ein Blick in Google Maps gewährt weiterhin Aufschluss darüber, dass es sich stattdessen um die Oper handelt.

    Dann muss das andere die Bibliothek sein. Und ja, hier sind Google Maps und ich uns einig. Ich gehe also schnell wieder zurück, un dann wenig später die Bibliothek zu betreten. Oh ja, hier sieht es danach aus. Durch 2 hintereinander geschaltete Drehtüren, gelangt man ins Innere der 5 oder 6 Etagengebäude. Schon hier sind neben Büchern überall Kunstwerke. Sie hängen von der Decke oder an der Wand, stehen im Raum oder reichen über 2 bis 4 Etagen hinaus. Es ist der Wahnsinn. In der ersten Etage sehe ich mich um. Neben diversen Bereichen, die jeweils Sitzgelegenheiten und Themenspezifische Literatur bieten, finden sich teils Räume, die wie ein Museum themenbezogen eingerichtet sind, Kunstinstalationen und interaktive Angebote. Z.B. eine Mini Curling Bahn oder einen Klang Garten. Zweiterer hat es mir angetan. Im Grunde funktioniert er wie folgt: über eck sind Bildschirme angeordnet, auf denen eine Art mystischer Wald mit vielem verschiedenen Pflanzen animiert ist. Jede Pflanze bewegt sich und immer einen Pflanze blüht auf, sprich spielt für einen Moment die Hauptrolle. Über Kopfhörer kann man nun die unterschiedlichen Pflanzen hören, die jeweils ihren eigenen Klänge/Instrumente haben....

    Es ist so wunderbar, dass es eigentlich nur von denen nachvollziehbar ist, die es selbst erlebt haben. Nur soviel sei gesagt: die Darbietung bringt selbst vorher laut krakelende Kinder zur Beruhigung. Sie sitzen einfach da und betrachten schweigend das gezeigte. Generell ist die Bibliothek sehe kinderfreundlich was funktioniert, ohne das "pssssts" oder "ruhe bitte" von anderen Besuchern kommt.

    Auch die anderen Ebenen bieten Kunstwerke, Fotoausstellungen und Kollagen. Teilweise geht es darum bestimmte Bücher zu promoten, teils sind es einfach unabhängige Kunstwerke.

    Ich könnte mich noch viele weitere Zeilen über die Einzigartigkeit dieser Bibliothek verlieren, aber es wäre die bessere Wahl, einfach eine dringliche Empfehlung zum selber Besichtigen auszusprechen.

    Da der Bahnhof keine 500m entfernt liegt, die Uhr bereits 16.30 Uhr zeigt und ich neben einer Mahlzeit noch mein Gepäck brauche, ist er mein nächstes Ziel. Die Auswahl an Restaurants ist bescheiden, die Preise sind überall heftig. Zum Schluss fällt meine Wahl auf ein Camembert/Baccon Baguette. Es füllt in jedem Fall meinen leeren Bauch.

    Huch, wie die Zeit vergeht! Schon 17.20 Uhr...jetzt wird es aber wirklich Zeit mein Gepäck zu holen. An den Schließfächern bin ich nicht der einzige. Ein älteres amerikanisches Pärchen streitet sich, wie älterer amerikanische Pärchen sich ebenso streiten. Der Mann hält sich verbal zurück, ist jedoch mit dem was er tut und nicht aufhören zu tut der Auslöser des Konflikts, während der weibliche Part das kommentiert was er ihrer Meinung nach falsch oder überhaupt macht. Wie ich in Erfahrung bringe, ist der Kasus Knaxus der, dass die Frau Hunger hat, das Essen jedoch mit dem Gepäck im Spint ist. Wird der jedoch einmal geöffnet, müssen erneut 8 Euro gezahlt werden, um einen anderen zu mieten.

    Mit der Aussage, dass sie auch die 8 Euro zahlen würde, ist der Streit beigelegt. Danach unterhalten wir uns nett, bis ich soweit bin und zum Gleis eile. Da ich noch 20 min. warten muss, war die Eile nicht angebracht. Der Zu welcher nach besagten 20 min. einfährt, ist eine Schönheit. Ja, diese Züge sind einfach nur schön. Schon auf der Strecke Trondheim Dombås habe ich diesen Zugtyp genossen....dass ich erneut in den Genuss komme, nein, damit habe ich nicht gerechnet. Doch was wäre eine Zugfahrt ohne Komplikationen; ich habe keinen Sitzplatz reserviert. Das ginge auch laut Telefonauskunft garnicht. Komisch das die anderen dann alle eine haben. Neben einem jungen Mann finde ich aber trotzdem einem Platz, von dem ich die gesamte Fahrt über nicht verscheucht werde.

    Auch diese Fahrt geht schneller vorüber als gedacht. Während man anfngs durch die Scheibe noch Felder, Städte und Wälder vorbei ziehen sieht, verhüllt die Dunkelheit alsbald die umgebende Landschaft. Nur bei Grenzübertritt kann man noch im letzten Abendlicht die sich im See reflektierenden Nadelwälder sehen. Danach ist es düster. Hier mal die Lichter einer Stadt, da mal ein einsamer, von wenigen Laternen erhellter Bahnhof, ansonsten Dunkelheit. So erreicht der Zug um 21.45 Uhr den Kopfbahnhof Göteborg. Auf nahezu allen Gleisen stehen nun geparkte Züge der unterschiedlichsten Typen. Nah-, Regional- und Fernverkehr, alles an einem Bahnhof. Nur 2 Gleise bleiben leer.

    Laut Google Maps kann ich eine von 3 Straßenbahnen nehmen, die mich nahezu direkt vor die Hosteltür bringen...mental bereite ich mich schon auf das Installieren und Einrichten einer neuen Nahverkehrs App vor...und es kommt so. Mit steifen Fingern hinterlege ich abermals meine Kreditkarte und bin gerade rechtzeitig fertig, als eine Bahn vorfährt. Den Rucksack abzusetzen lohnt sich für die 15 min. Fahrt garnicht.

    Da ich mein Hostel bereits über den Late Check-In informiert hatte, ist auch alles ordnungsgemäß hinterlegt. Doof ist nur immer das Sortieren/Organisieren ohne die anderen zu wecken. Zu meinem Glück schlafen meine 2 Zimmergenossen bei meiner Ankunft noch nicht. Ich beziehe schnell das Bett, krame mir das Notwendigste raus und gehe in den Gemeinschaftsraum. Oh ja, es gibt noch andere Leute! Diese sind auch mehr als bereit mich in ihr Gespräch zu integrieren. Angesichts der Zeit dauert es jedoch nicht mehr allzu lange.

    Dann der Schock! Noch nie in meinem Leben habe ich jemanden so Schnarchen hören. Es ist der Wahnsinn. Bis auf den Flur hört man es. Der Lärm ist so ohrenbetäubend, dass mein Zimmergenosse schon mit AirPods in den Ohren da liegt und immer noch nicht schlafen kann...oh jemine...

    Als ich jedoch 1h später final ins Zimmer komme, ist meine Müdigkeit so gigantisch, dass ich zwar nicht sofort, aber nach einer kurzen Wachphase, ins Reich der Träume abdrifte....

    Bis morgen also.😴
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