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  • Day 5

    (Fast) bis zum Vulkan Chinyero

    February 3 in Spain ⋅ ☁️ 18 °C

    San José de los Llanos, Samstag, 3. Februar 2024

    Heute steht die erste grössere Wanderung an: Wir wollen den relativ nahe gelegenen Vulkan Chinyero umrunden, der mit 1.551 Metern nicht einmal die Hälfte des Teide (3.715 Meter) hat, aber für uns gut erreichbar ist.
    Wir sind keine Frühaufsteher und kommen auch heute wieder später als vorgesehen aus dem Haus, aber mit dem Auto erreichen wir den Ausgangspunkt San José de los Llanos in gut 30 Minuten.
    Dabei müssen wir stets unser Navi „überlisten“, welches uns partout über alle möglichen Seitenstrassen und Feldwege leiten möchte - vermutlich ist dies der distanzmässig direkteste Weg. Wir setzen uns aber konsequent durch und erreichen San José auf normalen Strassen, die hier in vielen Fällen aufgrund enger Haarnadelkurven schon abenteuerlich genug sind.
    Der Dorfparkplatz ist gähnend leer und wir können unser Auto sogar an einen Schattenplatz stellen, wobei das Wetter aufgrund von ein paar Schleierwolken heute eher schlecht. Aber für alle Fälle haben wir unseren Regenschutz dabei…
    Dank unserer (tschechischen!) Wander-App (mapy.cz), welche uns schon in Chile und Argentinien gute Dienste geleistet hat, finden wir den Einstieg in die Wanderung zum Chinyero mühelos. Das Schild gibt 4,2 Kilometer an, was für uns eigentlich eine lachhaft kurze Distanz ist; aber es geht dabei auch gut fünfhundert Meter den Berg hinauf.
    Zudem ist Regine heute gesundheitlich nicht in bester Verfassung und wir schlagen darum ein ihrem Zustand angepasstes Tempo ein.
    Martin, der sich immer seiner „Indianer-Spürnase“ rühmt, führt uns schon nach fünfzig Metern Weg auf eine falsche Fährte (und das mit Navi! :-), was wir aber erst nach eineinhalb Stunden merken. Dabei hätten wir auf halber Höhe nochmals eine Möglichkeit gehabt, auf den offiziellen Weg einzuschwenken. Aber wiederum folgt der „Indianer“ einem anderen Pfad und wir mühen uns auf eher verschlungenen Wegen den Berg hoch. Das Navi sagt, dass wir „tendenziell“ richtig liegen und einfach weiter oben einen grossen Haken schlagen müssen, um zur Route zurückzufinden.
    Zum Glück durchqueren wir einen sehr lichten Kiefernwald, der offenbar vor einigen Jahren abgebrannt ist: Die Baumstämme sind alle geschwärzt, aber aus der verkohlten Rinde wachsen überall schon neue grüne Triebe heraus. Der Kiefernwald scheint also äusserst widerstandsfähig zu sein, wenigstens gegen Feuer. Woher die Bäume ihr Wasser beziehen, ist uns unklar: Der Waldboden ist knochentrocken und mit einem wahren Teppich an trockenen Kiefernadeln bedeckt - und weit und breit ist kein Wasser zu sehen.
    Weiter oben gelangen wir auf eine horizontal zum Berg verlaufende Waldstrasse und parallel dazu verläuft (auch das sagt uns das „Navi“) ein Wasserkanal. Da die Röhre abgedeckt ist, wissen wir nicht, ob der Kanal auch wirklich Wasser führt…
    Martin hat natürlich auch Indianer-Ohren und hört von weitem Wasser fliessen! Und tatsächlich finden wir nach fünfzig Metern Weg eine Stelle, aus der aus dem Kanal Wasser in eine Leitung abzweigt, die uns schon beim Aufstieg immer wieder begegnet ist. Hier rauscht es wirklich! Keine zehn Meter weiter sehen wir einen Metalldeckel, den wir mühelos öffnen können. Darin fliesst eine grosse Menge kristallklaren Wassers, womit offenbar die unter uns liegenden Dörfer und Weiler versorgt werden.
    Regine ist es zunehmend kalt und sie schiebt eine Schicht Kleider über die nächste, zuerst das Merino-Shirt, dann den Fleece, während Martin weiterhin im T-Shirt flott unterwegs ist. Das muss an ihrem Gesundheitszustand liegen, folgert Martin und beschliesst, keine weiteren Risiken einzugehen und bei der nächstbesten Gelegenheit den Abstieg einzuleiten.
    Immerhin schaffen wir es noch zu einer Stelle, von der aus wir den - ebenfalls vor Urzeiten erloschenen - Vulkan Montaña Negra und weiter entfernt im Hintergrund den Teide sehen können.
    Besonders eindrücklich sind die weiten Flächen aus schwarzem Sand und insbesondere der Übergang von „Wüste“ zu Vegetation, wo sich die ersten Kiefern wie Pioniere hingepflanzt haben; zwar klein, aber hartnäckig dem baumfeindlichen Klima trotzend.
    Während des gesamten Aufstiegs ist uns keine Menschenseele begegnet, aber jetzt wimmelt es plötzlich von Wanderern. Meist sind es Gruppen sowohl spanischsprechender Personen als auch Touristen, vermutlich aus Deutschland, die uns mit „Hallo“ begrüssen.
    Jetzt wandern wir auf dem offiziellen Weg wieder hinunter zum Dorf und Martin stellt mit Erstaunen fest, dass wir uns beim Aufstieg zum Teil nur wenige Meter daneben befunden hatten!
    Am Schluss steht uns erneut eine etwas halsbrecherische Heimfahrt über enge Strassen mit tausend Schlaglöchern und fast ebenso vielen Haarnadelkurven bevor, die Regine wie immer mit Bravour meistert. Am Ende der Fahrt kaufen wir noch einige Lebensmittel im Supermercado Alteza („Hoheit“) ein, gleich bei uns an der Dorfeinfahrt nach La Caleta de Interián.
    Martin hat - wie schon oft - am Morgen vorgekocht, sodass wir genug Zeit haben, in Ruhe bei der ARD die Tagesschau live um 19 Uhr Ortszeit (20 Uhr daheim) anzuschauen. Zum Abendessen gibt es Reis mit viel gemischtem Gemüse und dazu Omelette-Streifen, ein Standard-Menu, das wir zum letzten Mal in Chile (Puerto Natales) gekocht hatten.
    Regine ist - auch wie immer - für das Abräumen, den Abwasch und den Kaffee zuständig. Die Rollenverteilung passt bei uns - und dies nicht erst seit gestern!
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