• Martin Blocher
  • Regine Dannecker
jan. – feb. 2024

Teneriffa

Der Kälte entfliehen und viele schöne Wanderungen machen. Læs mere
  • Start på rejsen
    30. januar 2024

    Wenn Zwei eine Reise tun…

    30. januar 2024, Spanien ⋅ ☀️ 22 °C

    La Caleta de Interián, Dienstag, 30. Januar 2024

    Nach wenig Schlaf müssen wir schon um 3 Uhr (!) aus den Federn, weil der Flieger (Ryanair ab Flughafen Memmingen) um 06:30 Uhr startet und wir vorher von Tettnang aus (über die Autobahn ab Lindau) noch etwa 90 Kilometer im Nebel nach Memmingerberg fahren müssen. Dort wollen wir das Auto bei „Airpark“ drei Wochen stehen lassen und zu Fuss zum Terminal gehen.
    Regine stellt den „Autopilot“ ein, das heisst, sie fährt trotz Übermüdung und bei dichtestem Nebel - wie immer - perfekt, sodass wir kurz nach 5 Uhr am Parkplatz in einem zu dieser Tageszeit gottverlassenen Industrieviertel ankommen.
    Dank Google Maps finden wir auch den Fussweg zum Terminal und trinken dort zuerst einmal unsere Sigg-Thermosflaschen leer (Martin Kaffee, Regine Tee), damit wir durch die Security kommen…
    Der Flug in verschiedenen Sitzreihen (Wir haben uns die je 8 Euro Sitzplatzgebühr gespart.) verläuft ruhig und wir kommen trotz Enteisung (des Flugzeugs :-) und bei starkem Gegenwind um 10:25 Uhr Ortszeit in Teneriffa Süd an. Zu Hause ist es 11:25 Uhr.
    Am Schalter der Mietwagenfirma „Cicar“ erwartet uns eine lange Warteschlange! Cicar ist eben DIE Autovermietfirma auf den Kanaren, weil günstig und kundenorientiert.
    Aber Martin findet auf Nachfrage bei einer netten (!) Dame heraus, dass es ausserhalb des Check-in-Bereichs extra nochmals zwei Schalter extra für Reservationen gibt. Und wir haben natürlich schon vor langer Zeit einen Fiat 500 reserviert - ganz genau wie vor zwei Jahren im Februar 2022 auf Gran Canaria.
    Aus dem 500er wird dann interessanterweise ein Suzuki mit Klimaanlage. Wir erinnern uns sofort daran, dass wir damals einen Fiat 500 OHNE Klimaanlage hatten. Hier ist es aber 26 Grad heiss und wir sind daher über das „japanische“ Upgrade sehr froh.
    Regine beherrscht auch den Suzuki im Handumdrehen und Martin bedient derweil die Klimaanlage :-). Dank Navi finden wir unsere bei Booking gebuchte Unterkunft in La Caleta de Interián (bei Garachico im Nordwesten der Insel) nach einer landschaftlich herrlichen, aber fahrtechnisch mühsamen Fahrt (viele Serpentinen) ohne weitere Probleme.
    Aber jetzt beginnen leider die Unannehmlichkeiten: Die Wohnungsagentur hat uns zwar eine sehr wortreiche E-Mail geschrieben, wo wir die Schlüssel finden und wie wir dann in die Garage und in die Wohnung kommen; es sind sogar Fotos dabei!
    Also erstens befindet sich der Ort, an dem die Schlüssel deponiert sind, zwei Kilomater entfernt in einem anderen Kaff oben am Berg. Als Hinweis gibt es zwar keine Adresse, aber dafür einen Link bei Google Maps. Es ist eine äusserst steile Sackgasse, an deren Ende man nur mit grösster Mühe das Auto wenden kann. Dank des Fotos finden wir die Schlüsselbox und öffnen sie mit dem entsprechenden Code.
    Jetzt also zurück zur Unterkunft, wo mit Blick aufs Meer gerade Bauarbeiten stattfinden, was man uns netterweise verschwiegen hat. Später erzählt man uns, die Agentur hätte auch nichts davon gewusst. Wir wollen es mal glauben!
    Wir parken den Suzuki in der Tiefgarage der Appartement-Anlage und machen uns auf die Suche nach der Wohnung.
    Nach vielem Fragen, unter anderem in der nahegelegenen Bar Casa Floro, finden wir den richtigen Eingang zur Anlage. Man merke: Wir haben zwar ein Foto davon, aber leider keinen Plan und keine Beschreibung, wo der Eingang liegt. Und es gibt mehrere… Auch diese Hürde schaffen wir, aber keiner der Schlüssel passt für das Portal zur Wohnanlage! Martin ruft die Agentur an, aber die Dame weiss leider auch keine Lösung. Sie ruft zurück und es stellt sich heraus, dass sich das Tor nur mit dem Magnetschlüssel öffnen lässt, womit wir auch das Garagentor geöffnet haben. Wie gut, dass Martin der Spanisch-Experte von uns beiden ist!
    Juhu, jetzt sind wir drin (oder fast) und müssen nur noch das Appartement im Block B, Türe 6 finden. Nur, es gibt keinen Hinweis, welches der Häuser der „Block B“ ist. Es gibt insgesamt sechs Hauseingänge. Spannenderweise passt einer der Schlüssel zu einem davon und Martin behauptet darum, dass die Wohnung „logischerweise“ in diesem Hausteil sein MUSS. Ist sie aber nicht: Wir versuchen alle Schlösser und klingeln, um zu fragen. Es öffnet sich aber nichts und es ist auch niemand da, den man fragen könnte.
    Also erneuter Anruf bei der Agentur; die Dame weiss auch nicht, welches der richtige Eingang ist und muss „die Kollegin“ fragen. Aber schon nach fünf Minuten erfolgt der Rückruf: Es ist der Eingang genau am anderen Ende der Anlage….
    Jetzt stehen wir davor, aber da passt der Hausschlüssel nicht! Aha, jetzt macht es Klick bei uns und wir schauen, wo wir unseren Magnetschlüssel hinhalten können, auf dass sich Sesam gnädigerweise für uns öffne.
    Das funktioniert tatsächlich und schon bald sind wir in unserer adretten und sauberen Unterkunft, einem Zweizimmer-Appartement mit Vollausstattung in der Küche, geradezu ein Luxus zu unseren Argentinien-Erfahrungen!
    Nach dieser zweistündigen Odyssee brauchen wir jetzt vor allem eins: ein Bier! Und viel Flüssigkeit, weil wir seit dem Abflug in Memmingen nichts mehr getrunken haben! Zum Glück ist die Bar Casa Flor (ist eigentlich auch ein Restaurant) gleich um die Ecke, sodass wir unseren Durst stillen können.
    Dabei stellen wir fest, dass die Netzabdeckung (auch für normales Telefon) unterirdisch schlecht ist (was Martin irgendwie an Gran Canaria erinnert). Aber in der Wohnung gibt es schnelles WLAN, wofür wir auf Anfrage - ein erneutes Telefonat mit der Agentur!! - sogar das Passwort bekommen.
    Jetzt hellt sich unsere Stimmung allmählich auf und Regine wirft sich schon im Bikini auf die Terrasse, um ein Sonnenbad zu nehmen, während der fleissige (!) Martin diesen Blog schreibt.
    Jetzt müssen wir im nahegelegenen Supermercado nur noch die wichtigsten Einkäufe tätigen und die nähere Umgebung erkunden; dann sind wir in unserem „Winterparadies“ endgültig angekommen.
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  • „Ausgerechnet Bananen!“

    31. januar 2024, Spanien ⋅ 🌙 17 °C

    La Caleta de Interián, Mittwoch, 31. Januar 2024

    Heute ist nach den gestrigen “Strapazen“ Ausschlafen angesagt. Mit Freude stellen wir fest, dass wir schon um 10 Uhr Sonne auf unserem Balkon haben; genau das Richtige für Regine und weniger geeignet für ihr iPhone (Es überhitzt bekanntlich sehr schnell,) - Martin zieht sich schon in den Schatten zurück.
    Zuerst kümmern wir uns um unseren Reiseblog und dessen Publikation im Internet, sodass wir am frühen Nachmittag unsere Familie sowie Freunde und Bekannte mit unseren Erlebnissen und Fotos beglücken können, indem wir ihnen den Link mitteilen.
    Martin plant noch einen ersten Ausflug mit Wanderung vom Nachbarort Garachico hoch hinauf zum Dorf San Juan del Reparo, wobei wir einen Weg mit dem Bus machen wollen (entweder hoch oder runter) - der ÖV ist hier sehr gut ausgebaut.
    Es kommt aber wieder einmal anders als gedacht. Wir inspizieren den Strand, telefonieren, geniessen die hochsommerlichen Temperaturen auf dem Balkon und stellen fest, dass es für einen längeren Ausflug schon ein bisschen zu spät ist.
    Und plötzlich - sonnenbetankt - möchte sich Regine in die Fluten stürzen, nachdem sie am Vormittag die Kältestarre bekam, als sie nur einen Fuss ins Wasser gehalten hatte! Regine zieht ihren Badeanzug an und Martin begleitet sie. Aber schon auf dem Weg zum Strand besinnt sie sich eines Besseren (Es weht ein kühles Lüftchen und „Es ist doch zu kalt“) und wir drehen um.
    Dann halt ein Ausflug mit unserem Suzuki und zwar nach Garachico, 4 Kilometer entfernt. Der Ort ist - wie zigtausend andere auch - Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, worauf das Dorf mächtig stolz ist: Die Einwohner bezeichnen Garachico als „das schönste Dorf in ganz Spanien“!
    Leider finden wir in diesem Juwel keinen einzigen freien Parkplatz und fahren gezwungenermassen einige Kilometer weiter nach Icod de los Vinos, wo wir den Wagen etwas gewagt, aber durchaus legal abstellen. Wieso der Ort schon im Namen mit Wein in Verbindung gebracht wird, entzieht sich unserer Kenntnis, denn wir sehen weit und breit nur eines: Bananen! Später lesen wir, dass sich in der Gegend um Icod das Weinanbaugebiet Ycoden-Daute-Isora befindet.
    Aber heute interessieren uns die Bananen mehr als der Wein. Wir schlendern durch das attraktive Ortszentrum und suchen DEN Baum der Insel, einen (angeblich) über 1000 Jahre alten Drachenbaum. Neben dem Teide ist er eines der bekanntesten Symbole der Insel. Zuerst glauben wir ihn gefunden zu haben, aber dann stellt sich dieser als der Falsche heraus. Der Richtige befindet sich in einem kostenpflichtigen Areal und laut Wikipedia etwa 300 bis 800 Jahre alt - trotzdem ein Methusalem. Von einer Anhöhe aus erhaschen wir dann einen - kostenfreien :-) - Blick auf das Prachtexemplar.
    Überall gibt es Werbung für die „Casa del Plátano“ (Haus der Banane), das laut Google eine Art Bananenmuseum ist. Wir zweifeln zwar am pädagogischen Wert eines Besuchs, aber wenn wir schon mal hier sind, sollten wir uns das auf DER Bananeninsel Spaniens nicht entgehen lassen: Teneriffa hat im Jahr 2022 über 175 Millionen Kilo Bananen produziert, wovon über 50% auf das spanische Festland verschifft wurden. Der Eintritt kostet 5 Euro pro Person und die Empfangsdame lässt sich auch durch Martins Flirten nicht für eine Senioren-Reduktion erweichen…
    Das wirklich Spannende sind dann nicht die vielen Informationen rund um die Banane (die hier plátano heisst, weil die ersten Entdecker in Asien sie für eine Platane hielten!), sondern das Wachstum der Pflanze in ihren verschiedenen Stadien. Diese sehen wir „in echt“ im grossen Garten des Museums und lesen dazu die entsprechenden Erklärungen.
    Die Bananenpflanze braucht vom Setzling bis zur Bananenreife circa ein halbes Jahr. Sie produziert genau einmal ein Büschel Bananen mit einem Gesamtgewicht von 30-60 Kilos. Dann stirbt die Pflanze ab, hinterlässt aber einen „Sohn“, der wiederum innerhalb eines knappen halben Jahres ein weiteres Büschel produziert. Dann - so haben wir es verstanden - stirbt die ganze Pflanze und muss durch eine neue ersetzt werden. Regine plant, das alles nochmals auf YouTube genauer anzuschauen; ganz Lehrerin halt… !
    Wen es interessiert, hier der Link dazu:

    https://youtu.be/sg_AN7FDrTc?si=5t4av9NrgfBZPYaY

    Jetzt - es ist 18 Uhr - wird es uns mangels Sonne etwas zu kühl und wir streben zum Auto. Als wir näher kommen, sehen wir, dass wir die Lichter nicht ausgeschaltet haben! Wir hoffen, dass der Motor trotzdem noch anspringt - was er tatsächlich tut, obwohl die Anzeige sagt: „Low battery!“
    Nun fahren wir zurück nach Garachico, wo wir nun, zu später Stunde, leicht einen Parkplatz finden. Regine macht im Auto sitzend einen kompletten Kleiderwechsel, sozusagen vom Sommer in den Winter :-). Jetzt schlendern wir der Uferpromenade entlang und hoffen, die berühmten Steintreppen und natürlichen Wasserbecken besichtigen zu können. Daraus wird wieder einmal nichts, weil die ganze Anlage ohne klaren Grund gesperrt ist! Argentinien lässt grüssen :-)
    Ein kleiner Rundgang durch das historische Zentrum entschädigt uns für den Verzicht auf den Strand: Es gibt schöne alte Kirchen und wie in Icod de los Vinos äusserst schmucke alte Häuser mit sehr schön renovierten Holzbalkonen.
    Nun knurrt Martins Magen aber bereits bedrohlich und wir fahren (ohne Navi!) zurück zu unserer Unterkunft… und verpassen die Abzweigung! Nach zwei Kilometern können wir endlich wenden und parken das Auto bei “unserem” Supermercado an einem Abhang - damit wir ihn am Morgen hinunterrollen lassen können, falls er nicht mehr anspringt. Sicher ist sicher!
    Noch ein paar Einkäufe gemacht und dann zu Fuss ab nach Hause, wo Martin im Handumdrehen leckere Bratkartoffeln mit gebratenen Zucchini und dazu einen gemischten Salat mit Ei auf den Tisch zaubert. Wie immer kümmert er sich um die Zubereitung (Gekonnt ist gekonnt!) und Regine auf das „Danach“.
    Mit einem Glas Wein stossen wir auf unseren zweiten Teneriffa-Tag an.
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  • Im „Frühtau“ zu Berge…

    1. februar 2024, Spanien ⋅ 🌙 17 °C

    Garachico, Donnerstag, 1. Februar 2024

    Auch heute haben wir wieder - vollkommen unbeabsichtigt - ausgeschlafen. Aber jetzt finden wir keine gute Ausrede mehr und „müssen“ unsere erste Wanderung absolvieren :-) Nach einem langen Frühstück (das bei uns ja nur aus schwarzem Kaffee besteht) mit Lektüre der Zeitung beschliessen wir, wohin und wann wir losmarschieren werden.
    Martin hat gestern schon einen Plan gemacht, der vorsieht, dass wir mit unserem Mietauto nach Garachico fahren, dort den Bus zuerst nach Icod de los Vinos und anschliessend nach San Juan del Reparo nehmen, um dann von dort „oben“ in vielen Serpentinen nach Garachico hinunter zu wandern. Es sind nur drei Kilometer, aber fünfhundert Meter Höhenunterschied und für einen ersten „Spaziergang“ genau das Richtige (sagt Regine :-).
    So wird es also gemacht. Noch zweifeln wir daran (in Erinnerung an unsere Erfahrungen in Argentinien), ob die Busverbindungen klappen, aber wir werden eines Besseren belehrt.
    Die erste Verbindung nach Icod hat zwar sieben Minuten Verspätung, was vermutlich daran liegt, dass die meisten Touristen - wie wir auch! - keine aufladbare Buskarte besitzen, sondern mit Bargeld ein Ticket lösen, was viel Zeit kostet.
    Martin ist beeindruckt von der Zuverlässigkeit des Bussystems und der guten Information, die laut ihm der in der Schweiz in nichts nachsteht.
    Wir steigen an der Haltestelle „La Culata“ aus, was laut Martin „Grossärschige“ heissen soll, aber gemäss des Wörterbuchs einen „Zylinderkopf“ meint. Nun ja, beides ergibt hier keinen Sinn. Auf jeden Fall ist San Juan del Reparo ein hübsches kleines, verschlafenes Nest, hoch über Garachico. Obwohl sogar eine Person mit uns ausgestiegen ist, treffen wir bei unserem Bummel durch das Dorf keine Menschenseele an, was vielleicht an einer ausgedehnten Siesta liegen mag. (Es ist jetzt beinahe 15 Uhr.)
    Der Wanderweg ist nicht nur gut ausgeschildert, sondern zeigt neben der einzuschlagenden Richtung auch den Zielort und die Distanz an. Zum Entzücken von Martin hat es - ganz genau wie in der Schweiz :-) - immer wieder Markierungen, die den Wanderer dahingehend beruhigen, dass er sich immer noch auf dem richtigen Weg befindet. Und sogar nicht zu nehmende Abzweigungen sind mit einem entsprechenden Zeichen versehen! Hier kann sich niemand verlaufen…
    Zuerst geht es ab der Ortsmitte von San Juan del Reparo eine steile Strasse hinunter bis zum Dorfrand. Dort beginnt ein relativ gut ausgebauter historischer Saumweg, der sich für erfahrene Alpinisten wie uns (!) leicht bewältigen lässt. Wir nehmen uns aber viel Zeit und betrachten immer wieder das herrliche Panorama. Besonders beeindruckt sind wir von den vielen, zum Teil an waghalsigen Stellen gebauten Wasserleitungen, die hier „alcantarillas“ heissen, in der Schweiz Suonen und in Südtirol Waalwege. In Deutschland gibt es derartige Wege offenbar nicht. Oder weiss jemand darüber Bescheid?
    Auf den unzähligen Serpentinen hinunter ins Tal begegnen wir nur einer einzigen Person, einer jungen Wanderin, die - wie sich später herausstellt - die Tochter einer Holländerin ist, welche wir unten am Dorfrand von Garachico lesend antreffen und in ein kurzes Gespräch verwickeln.
    Jetzt geht es durch die gepflegten und im Winter leeren und trockenen Schrebergärten hinunter nach Garachico, wo wir in der Bar auf dem Dorfplatz mit einem Bier auf die erste erfolgreiche Tour anstossen. Schön war‘s!
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  • Hoch hinaus… und alle Probleme gelöst

    2. februar 2024, Spanien ⋅ ⛅ 15 °C

    Puerto de la Cruz, Freitag, 2. Februar 2024

    Regine möchte schon früh weg, aber wegen Martin wird wieder nichts daraus. Er will unbedingt noch ein Weilchen auf dem Balkon in seinem Buch lesen.
    Um 12 Uhr geht‘s dann los, heute nach Puerto de la Cruz, das nach der Hauptstadt Santa Cruz und La Laguna die drittgrösste Stadt auf Teneriffa mit knapp 40.000 Einwohnern ist. Anschliessend wollen wir noch „kurz“ hoch zum Observatorium im Valle de la Orotava auf 2.200 Meter über dem Meer.
    Die Hinfahrt geht zügig vonstatten, aber immer wieder meldet Regine, dass das Batterie-Symbol aufleuchtet und die Batterie vermutlich am Ende sei. Das ist doch erstaunlich, zumal wir sie gestern durchs Fahren aufladen konnten. Martin (als alter Informatiker) tippt auf eine falsche Fehlermeldung…
    In Puerto de la Cruz parken wir direkt beim Botanischen Garten, den wir später besuchen wollen, gehen aber zuerst weiter Richtung Strand, weil Regine sich unbedingt ins Wasser stürzen möchte und deshalb extra den Badeanzug eingepackt hat.
    Was sofort auffällt: Puerto del la Cruz ist voll in den Händen von deutschen Rentner-Paaren. Wir sind mit Abstand die Jüngsten hier! Da Regine ein dringendes physiologisches Bedürfnis hat, setzen wir uns in die erste Bar mit Terrasse und einmaliger Aussicht auf den Strand, der ganz weit unten liegt. Bald wird uns klar: Nicht nur alle Gäste sind hier Deutsche, sondern auch das Personal! Dies bestätigt uns die Kellnerin auf Nachfrage von Martin, der sie auf Spanisch anspricht.
    Heute reicht die Zeit nicht für einen ausgedehnten Stadtrundgang, aber dem zweitrgrössten Jardín Botánico von Spanien wollen wir einen Besuch abstatten.
    Mit zwanzigtausend Quadratmetern Fläche ist der Garten, der 1788 angelegt wurde, nicht sehr gross, aber herrlich anzuschauen.
    In ihm gedeihen Pflanzen aus allen Kontinenten der Erde, zum Beispiel Kaffee, Brotfrucht, Mangos, Zimt- und Pfefferbäume.
    Ursprünglich sollten hier tropische und subtropische Pflanzen an das kühlere Klima Festlandspaniens gewöhnt werden, um den königlichen Hof in Madrid zu schmücken. Das Akklimatisieren funktionierte zwar bestens, nur am spanischen Hof gelang die Pflanzenhaltung nicht. Wegen dieses „Misserfolgs“ geriet das Projekt in Vergessenheit.
    1859 kam der Schweizer Gärtner Hermann Wildpret nach Teneriffa und nahm sich mit Hingabe des Gartens an.
    Leider sind die Pflanzen - es sollen über tausend sein - nur mit ihren lateinischen Namen beschriftet, aber da wir ohnehin botanisch unterbelichtet sind, spielt das für uns keine Rolle. Es gibt auf jeden Fall eindrückliche Baumriesen und eine Unmenge an Spezies, die wir noch nie gesehen haben…
    Jetzt wollen wir weiter zum Observatorio Astronómico Teide - hoch oberhalb von Puerto de la Cruz auf 2.200 Meter gelegen. Unmittelbar am Rande der Stadt führt die Strasse mit unendlich vielen Kurven steil hoch in Richtung Gebirge und wir halten öfter an, um die Aussicht auf das Meer und Puerto de la Cruz zu geniessen. Doch jedes Mal meldet der Suzuki beim Starten „Low Battery“ und am Schluss erscheint sogar ein Symbol mit einer roten (!) leeren Batterie! Wir sind ziemlich geschockt, als beim Verriegeln des Autos jetzt auch noch ein lautes Piepsen zu vernehmen ist und Regine das Fahrzeug nicht mehr abschliessen kann. Schon sind wir geneigt, den Ausflug abzubrechen, als Regine die ganze Anzeige liest: „Key Low Battery“.
    Aha, die Batterie des Schlüssels ist leer, nicht die Batterie des Wagens…
    Immer genau lesen!
    Einigermassen erleichtert fahren wir im grellen Gegenlicht der bald untergehenden Sonne - fast immer den Teide im Blick - doch noch hinauf bis zum Observatorium, haben aber weiter ein mulmiges Gefühl, weil wir jetzt den Wagen nicht mehr abschliessen können.
    Eine Mondlandschaft erwartet uns in dieser Höhe, Lavagestein vom Vulkanausbruch im Jahre 1705, einige Sträucher, keine Bäume, denn die Baumgrenze liegt bei etwa zweitausend Metern.

    Zum Vulkanausbruch gibt es eine Information in deutscher Sprache von der Dauer einer Minute unter diesem Link:
    https://www.gobiernodecanarias.org/parquesnacio…

    Auf den Besuch des Observatoriums müssen wir verzichten: Die Tickets sind für den Monat Februar bereits ausgebucht.
    Aber gelohnt hat sich die Fahrt trotzdem: Vom umtriebigen Puerto de la Cruz auf Meereshöhe hinauf in die Berge, durch stille Dörfer, durch den Nationalpark „Teide“ und schliesslich angekommen in luftiger Höhe auf über zweitausend Metern, wo wir gegen 17:30 Uhr fast kaum mehr Besucher antreffen.
    Auf dem Heimweg tanken wir und vernehmen mit Erstaunen, dass heute „La Candelaria“ (Maria Lichtmess) gefeiert wird und deswegen alle Geschäfte geschlossen sind. Wir sollten doch dringend noch ein paar Dinge fürs Abendessen und für morgen einkaufen…
    Regines Adleraugen entdecken auf der Weiterfahrt einen kleinen Supermercado, in dem wir unsere Einkäufe tätigen und fragen, wo wir eine Batterie für den Autoschlüssel finden würden. Gleich um die Ecke an der nächsten Tankstelle! Wir fahren hin und der junge Mann an der Kasse wechselt uns mit Spezialwerkzeug nicht nur die Batterie, sondern erklärt Martin auch, wie wir den - jetzt dem Auto unbekannten Schlüssel: „Key Not Detected“ - wieder aktivieren können. Das ist ein kleines Trinkgeld wert! :-)
    Nun geht es bei eintretender Dunkelheit heimwärts und wir sehen auf der Gegenfahrbahn eine mindestens zehn Kilometer lange Kolonne von Autos, welche sich nur im Schritttempo bewegt. Wo die wohl alle hin wollen? Vielleicht nach Puerto de la Cruz? Wir sind auf jeden Fall froh, nicht im Stau zu stecken und alle (heutigen) Probleme souverän gelöst zu haben.
    Später verrät uns Google und das lokale Fernsehprogramm des Rätsels Lösung für den Stau: Ab heute finden auf Teneriffa Karnevalsveranstaltungen statt, allerdings nicht vergleichbar mit den unsrigen, sondern ein Pendant zum Karneval in Rio.
    Musik, Kostüme und Tänze - brasilianischer Karneval auf den Kanaren. Martin ist - im Gegensatz zu Regine - nicht davon angetan… zu bunt, zu schräg! So verschieden sind eben die Geschmäcker!
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  • (Fast) bis zum Vulkan Chinyero

    3. februar 2024, Spanien ⋅ ☁️ 18 °C

    San José de los Llanos, Samstag, 3. Februar 2024

    Heute steht die erste grössere Wanderung an: Wir wollen den relativ nahe gelegenen Vulkan Chinyero umrunden, der mit 1.551 Metern nicht einmal die Hälfte des Teide (3.715 Meter) hat, aber für uns gut erreichbar ist.
    Wir sind keine Frühaufsteher und kommen auch heute wieder später als vorgesehen aus dem Haus, aber mit dem Auto erreichen wir den Ausgangspunkt San José de los Llanos in gut 30 Minuten.
    Dabei müssen wir stets unser Navi „überlisten“, welches uns partout über alle möglichen Seitenstrassen und Feldwege leiten möchte - vermutlich ist dies der distanzmässig direkteste Weg. Wir setzen uns aber konsequent durch und erreichen San José auf normalen Strassen, die hier in vielen Fällen aufgrund enger Haarnadelkurven schon abenteuerlich genug sind.
    Der Dorfparkplatz ist gähnend leer und wir können unser Auto sogar an einen Schattenplatz stellen, wobei das Wetter aufgrund von ein paar Schleierwolken heute eher schlecht. Aber für alle Fälle haben wir unseren Regenschutz dabei…
    Dank unserer (tschechischen!) Wander-App (mapy.cz), welche uns schon in Chile und Argentinien gute Dienste geleistet hat, finden wir den Einstieg in die Wanderung zum Chinyero mühelos. Das Schild gibt 4,2 Kilometer an, was für uns eigentlich eine lachhaft kurze Distanz ist; aber es geht dabei auch gut fünfhundert Meter den Berg hinauf.
    Zudem ist Regine heute gesundheitlich nicht in bester Verfassung und wir schlagen darum ein ihrem Zustand angepasstes Tempo ein.
    Martin, der sich immer seiner „Indianer-Spürnase“ rühmt, führt uns schon nach fünfzig Metern Weg auf eine falsche Fährte (und das mit Navi! :-), was wir aber erst nach eineinhalb Stunden merken. Dabei hätten wir auf halber Höhe nochmals eine Möglichkeit gehabt, auf den offiziellen Weg einzuschwenken. Aber wiederum folgt der „Indianer“ einem anderen Pfad und wir mühen uns auf eher verschlungenen Wegen den Berg hoch. Das Navi sagt, dass wir „tendenziell“ richtig liegen und einfach weiter oben einen grossen Haken schlagen müssen, um zur Route zurückzufinden.
    Zum Glück durchqueren wir einen sehr lichten Kiefernwald, der offenbar vor einigen Jahren abgebrannt ist: Die Baumstämme sind alle geschwärzt, aber aus der verkohlten Rinde wachsen überall schon neue grüne Triebe heraus. Der Kiefernwald scheint also äusserst widerstandsfähig zu sein, wenigstens gegen Feuer. Woher die Bäume ihr Wasser beziehen, ist uns unklar: Der Waldboden ist knochentrocken und mit einem wahren Teppich an trockenen Kiefernadeln bedeckt - und weit und breit ist kein Wasser zu sehen.
    Weiter oben gelangen wir auf eine horizontal zum Berg verlaufende Waldstrasse und parallel dazu verläuft (auch das sagt uns das „Navi“) ein Wasserkanal. Da die Röhre abgedeckt ist, wissen wir nicht, ob der Kanal auch wirklich Wasser führt…
    Martin hat natürlich auch Indianer-Ohren und hört von weitem Wasser fliessen! Und tatsächlich finden wir nach fünfzig Metern Weg eine Stelle, aus der aus dem Kanal Wasser in eine Leitung abzweigt, die uns schon beim Aufstieg immer wieder begegnet ist. Hier rauscht es wirklich! Keine zehn Meter weiter sehen wir einen Metalldeckel, den wir mühelos öffnen können. Darin fliesst eine grosse Menge kristallklaren Wassers, womit offenbar die unter uns liegenden Dörfer und Weiler versorgt werden.
    Regine ist es zunehmend kalt und sie schiebt eine Schicht Kleider über die nächste, zuerst das Merino-Shirt, dann den Fleece, während Martin weiterhin im T-Shirt flott unterwegs ist. Das muss an ihrem Gesundheitszustand liegen, folgert Martin und beschliesst, keine weiteren Risiken einzugehen und bei der nächstbesten Gelegenheit den Abstieg einzuleiten.
    Immerhin schaffen wir es noch zu einer Stelle, von der aus wir den - ebenfalls vor Urzeiten erloschenen - Vulkan Montaña Negra und weiter entfernt im Hintergrund den Teide sehen können.
    Besonders eindrücklich sind die weiten Flächen aus schwarzem Sand und insbesondere der Übergang von „Wüste“ zu Vegetation, wo sich die ersten Kiefern wie Pioniere hingepflanzt haben; zwar klein, aber hartnäckig dem baumfeindlichen Klima trotzend.
    Während des gesamten Aufstiegs ist uns keine Menschenseele begegnet, aber jetzt wimmelt es plötzlich von Wanderern. Meist sind es Gruppen sowohl spanischsprechender Personen als auch Touristen, vermutlich aus Deutschland, die uns mit „Hallo“ begrüssen.
    Jetzt wandern wir auf dem offiziellen Weg wieder hinunter zum Dorf und Martin stellt mit Erstaunen fest, dass wir uns beim Aufstieg zum Teil nur wenige Meter daneben befunden hatten!
    Am Schluss steht uns erneut eine etwas halsbrecherische Heimfahrt über enge Strassen mit tausend Schlaglöchern und fast ebenso vielen Haarnadelkurven bevor, die Regine wie immer mit Bravour meistert. Am Ende der Fahrt kaufen wir noch einige Lebensmittel im Supermercado Alteza („Hoheit“) ein, gleich bei uns an der Dorfeinfahrt nach La Caleta de Interián.
    Martin hat - wie schon oft - am Morgen vorgekocht, sodass wir genug Zeit haben, in Ruhe bei der ARD die Tagesschau live um 19 Uhr Ortszeit (20 Uhr daheim) anzuschauen. Zum Abendessen gibt es Reis mit viel gemischtem Gemüse und dazu Omelette-Streifen, ein Standard-Menu, das wir zum letzten Mal in Chile (Puerto Natales) gekocht hatten.
    Regine ist - auch wie immer - für das Abräumen, den Abwasch und den Kaffee zuständig. Die Rollenverteilung passt bei uns - und dies nicht erst seit gestern!
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  • Tage wie diese… - streichen wir besser!

    5. februar 2024, Spanien ⋅ ☁️ 16 °C

    Caleta de Interián, Sonntag, 4. Februar 2024 und
    Puerto de la Cruz, Montag, 5. Februar 2024

    Wir haben beschlossen, am Sonntag einen Ruhetag einzulegen - zum einen, weil sonntags unter anderem auch viele Einheimische unterwegs sind - sei es in den Städtchen oder auf Wanderwegen - und wir diesem Rummel aus dem Weg gehen wollen. Zum anderen möchte Martin einmal längere Zeit lesen. Regine hingegen fasst das Schwimmen im Meer ins Auge, lang ersehnt, aber noch nie in die Tat umgesetzt.
    Zudem wollen wir endlich das nahe gelegene Restaurant „Casa Floro“ testen, das im Internet viele gute Referenzen aufweist.

    Aber der Reihe nach:
    Am Vormittag verweilen wir lange in Sonne und Schatten auf unserem Balkon und gehen relativ spät an den Strand, der sich direkt vor unserem Appartementhaus befindet - gewissermassen gleich um die Ecke. Regine will sich dort in die Fluten stürzen, aber mit dem „Stürzen“ wird es nichts: Die vielen Steine am Ufer lassen allenfalls ein Balancieren zu. Regine - ohne Badeschuhe - achtet darauf, wo sich eine ebenfalls „unbeschuhte“ Dame ins Wasser begibt und folgt ihr unauffällig, ohne zu straucheln und eine gute Figur abgebend. Immerhin hält sie es fünfzehn Minuten im Wasser aus, meist mit Rückenkraul und findet anschliessend, das Wasser sei eigentlich gar nicht so kalt gewesen wie vermutet. Martin bestätigt, dass es laut Internet fast einundzwanzig Grad sind: Nicht schlecht für den Monat Februar!
    Anschliessend gehen wir um 17 Uhr schnurstracks ins „Floro“, ebenfalls um die Ecke, aber zur Landseite hin, genau hinter der Gartenmauer unseres Hauses.
    Eigentlich liegt unsere bevorzugte Essenszeit um gute zwei Stunden später. Weil das Restaurant in der Wintersaison jedoch bereits um 18 Uhr schliesst, weichen wir von unserem gewohnten Rhythmus ab.
    Wir sind hoffnungsvoll und freuen uns auf marisco (Meeresfrüchte), werden aber schon hier enttäuscht: Diese sind nicht mehr vorrätig. Dafür bietet uns die Dame des Hauses Fisch an.
    Wir bestellen zwei Portionen, dazu einen gemischten Salat und Papas arrugas (kleine in viel Salz gekochte Kartoffeln mit grüner und roter Sauce).
    Leider können wir die überaus guten Referenzen im Internet absolut nicht nachvollziehen: Der Salat ist zwar gross, aber nicht mehr ganz frisch, die Papas arrugas haben nur „Runzeln“, weil sie wohl ebenfalls nicht mehr frisch sind. Und der Fisch ist riesig und nicht gar gekocht, so dass an der Wirbelsäule sogar noch rotes Blut sichtbar ist. Martin macht die Bedienung darauf aufmerksam und diese erwidert, es sei halt ein grosser Fisch (!).
    Wir essen tapfer weiter und lassen uns den zweiten Fisch, den wir nicht mehr essen mögen, einpacken. Auf Nachfrage, ob denn alles gut gewesen sei, erwähnen wir erneut den nicht gar gekochten Fisch. Darauf erklärt uns die Chefin lapidar, wir hätten halt was sagen sollen (haben wir doch!).
    Dann kommt die wahrhaft gesalzene Rechnung: Für das mässig schmackhafte Essen und die eher unfreundliche Behandlung bezahlen wir am Schluss 66 Euro. Allein der Fisch (Cabrilla) schlägt mit 40 Euro zu Buche!
    Für uns steht vor allem eines fest: Dieses Lokal werden wir nicht mehr aufsuchen!

    Am nächsten Morgen (Montag) wollen wir mit unserem Suzuki nach Puerto de la Cruz fahren (30 Minuten) und dort der Küste entlang wandern.
    Aber zuerst fragen wir bei der Agentur telefonisch nach, wann denn die Bettwäsche und die Handtücher gewechselt werden. Immerhin sind wir seit 7 Tagen in der Wohnung,
    Ob wir denn jetzt zu Hause seien? Dann würde die Putzfrau uns „sofort“ frisches Bettzeug und Handtücher bringen. Das „Sofort“ zieht sich dann über eine Stunde hin und Martin fragt nach dieser langen Stunde bei der Agentur nach, wann denn nun jemand käme. Das wisse man nun doch nicht so genau. Typisch! Ein „Sofort“ ist nicht eine Stunde, nicht zwei, einfach nach oben offen…
    Wir teilen mit, dass wir aufbrechen und nicht den Mittag wartend in der Wohnung verbringen wollen.Ja, dann würde uns die Putzfrau die Dinge auf die Briefkästen legen, denn einen Schlüssel zum Haus und zur Wohnung hätte sie nicht!
    Wir fahren los und erhalten tatsächlich gegen Spätnachmittag das Foto eines Plastikbeutels auf den Briefkästen beim Eingang. Alles gut soweit, oder…? Wir werden sehen! Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben - wie Martin immer zu sagen pflegt.

    Den Einstieg zur Wanderung hoch oben über der Küste finden wir leicht und legen mit Scharen von anderen deutschen Rentnern los. Nach einer guten Stunde kommen wir oberhalb des berühmten Strandes „El Bollullo“ an und sehen viele Strandbesucher und schwarzen Sand vom Feinsten. Für Regine ist dies Grund genug, sofort die vielen Stufen hinunterzusteigen und den Badeanzug überzustreifen. Martin setzt sich unterdessen auf einen Stein und studiert den Wanderführer im Hinblick auf weitere Ausflüge…
    Regine ist aufgrund der Wassertemperatur nach fünfzehn Minuten wieder an Land und während wir noch ein wenig plaudern, spielen sich vor unseren Augen dramatische Szenen ab:
    Eine junge Frau schleppt einen Mann an einem Arm aus den Wellen und ruft laut um Hilfe; weitere Badegäste eilen hinzu und unterstützen sie. Der Mann wird auf den Sand gezogen und herbeieilende Helfer beginnen sofort mit der Reanimation. Jetzt rennen auch schon die Rettungsschwimmer vom Strandbereich herbei und dazu einige Schaulustige - sehr zum Missfallen von Martin, der von Sensationslüsternen reichlich wenig hält.
    Bald kommt auch eine Ambulanz oben an der Küstenstrasse an, dann die Feuerwehr, die Guardia Civil (eine Art Bundespolizei) und die lokale Polizei: Immer mehr Leute kümmern sich um den Verletzten und wir sind guter Hoffnung, dass ihn die vielen helfenden Hände retten können.
    Nun werden die Leute am Strand von einem Helfer gebeten, diesen zu räumen: Ein Rettungshelikopter wird bald landen. Wir verlassen unseren Platz mit den meisten Besuchern fluchtartig (Im Wasser hält sich ohnehin seit langem niemand mehr auf.) und sehen von weiter oben, wie der Helikopter beim Landen viel Wasser und Sand aufwirbelt.
    Aber dann wird schnell klar, dass dem Mann nicht mehr geholfen werden kann: Ein Helfer um den anderen steht auf und wendet sich ab und nach langer Zeit wird über den Toten ein weisses Tuch gezogen.
    Reichlich betroffen und niedergeschlagen wandern wir zurück zum Auto, verschieben - auch wegen der fortgeschrittenen Tageszeit - die Stadtbesichtigung von Puerto de la Cruz und fahren nach Hause.
    Die frische Bettwäsche liegt (natürlich!) nicht mehr auf den Briefkästen und Martin schreibt dies der Agentur. Antwort: Meldungen, die nach 20 Uhr eingehen, werden automatisch gelöscht; man solle diese doch am nächsten Tag einfach nochmals schicken…!
    Na denn: Prost und Gute Nacht!
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  • In der westlichsten Badewanne

    6. februar 2024, Spanien ⋅ ☀️ 21 °C

    Buenavista del Mar, Dienstag 6. Februar 2024

    Heute wollen wir den westlichsten Zipfel von Teneriffa mit Leuchtturm erkunden (Punta de Teno bei Buenavista del Norte) und machen uns gegen 10:30 Uhr auf den Weg. Das Ziel ist nur circa fünfzehn Kilometer entfernt von unserer Unterkunft.
    Kurz nach dem letzten Ort, Buenavista del Mar, sticht uns ein ein grosses Schild ins Auge, das eine zeitweise Sperrung der Zugangsstrasse zum Leuchtturm ankündigt. Wir fahren aber zu schnell daran vorbei, um den ganzen Inhalt zu erfassen.
    Ein paar Kilometer weiter - vom Leuchtturm noch sieben Kilometer entfernt - erblicken wir am Strassenrand viele geparkte Autos, die sich samt und sonders als Mietwagen von Touristen herausstellen.
    Bald löst sich das „Rätsel“ auf: Wir stehen vor einer Strassensperre!
    Daneben sichten wir eine beleibte Dame in einem schnuckeligen Holzhäuschen. Einige Meter vor der Sperre ist das selbe Verbotsschild zu sehen wie vorhin am Ortsausgang von Buenavista, so dass wir nun in Ruhe die Beschränkungen lesen können.
    Ab hier ist die Zufahrt mit dem Auto nur vor 10 Uhr oder nach 19 Uhr von Dienstag bis Donnerstag erlaubt, über das Wochenende bis Montagabend gar nicht. Die einzige Alternative ist ein Bus, der stündlich in Buenavista del Mar abfährt.

    Wir haben uns also wieder einmal nicht (oder zu wenig) vorbereitet, weil - wie wir feststellen - „das Internet“ uns diese Beschränkung nicht vorenthalten hätte!
    Auf Teneriffa sind viele touristische Hotspots - so auch die beliebte Masca-Schlucht - mit Zugangsbeschränkungen versehen, um die Heerscharen an Besuchern zu kanalisieren. Normalerweise pflegen wir solche Orte zu meiden, aber hier wollten wir der Aussicht wegen schon gerne hin. Man kann bei guter Fernsicht bis nach La Gomera hinüber schauen. So beschliessen wir, den Leuchtturm - verbunden mit einer längeren Tageswanderung - an einem anderen Tag zu besuchen und dann die Schranke rechtzeitig vor 10 Uhr zu passieren.
    Um heute nicht unverrichteter Dinge wieder abzufahren, stellen wir unser Fahrzeug am Strassenrand ab und marschieren zu Fuss die Strasse Richtung Leuchtturm entlang, immer direkt unter massiven und zum Teil überhängenden hohen Felswänden, die uns keinen wirklich soliden Eindruck machen.
    Nach einer knappen Stunde erreichen wir eine Art Steinstatue, die mit ihrer Spitze - ähnlich einem Finger - in den Himmel zeigt.
    Hier führte vermutlich früher die Strasse entlang; heute durchschneidet ein kurzer Tunnel
    das Felsmassiv. Vor diesem Tunnel endet dann auch der Weg für Fussgänger: Ab hier ist der Zugang „strengstens“ wegen der Gefahr von Steinschlag verboten. Damit auch keiner sagen kann, er habe das Verbotsschild nicht gesehen, steht der Text auf Spanisch, Englisch und Deutsch daneben. Zudem ist ein zweihundert Meter langer, nicht beleuchteter Tunnel auch nicht gerade das, was uns entzückt.
    Nach phantastischen Blicken hinüber zu den Stränden von Buenavista und zu den unzähligen vorgelagerten Bananenplantagen machen wir kehrt und fahren anschliessend mit dem Auto durch den Ort Buenavista del Mar.
    Er wirkt um die Mittagszeit wie ausgestorben und erst am Abend belebt sich das historische Zentrum mit Kirche, einem Hauptplatz mit schattenspendenden Bäumen und einigen Bars.
    Regine möchte ans Meer, um zu schwimmen. Daher fahren wir vom Ortskern immer weiter hinunter Richtung Küste und am Friedhof vorbei. Die anfangs asphaltierte Strasse endet jedoch an einer mit staubigen Plastikplanen abgedeckten Bananen-Plantage, so dass wir zum Umdrehen gezwungen sind.
    Regine hat vom Aussichtspunkt oben einen Strand und dazugehörige Parkplätze etwas ausserhalb des Ortes gesehen; diesen Strand steuern wir nun an.
    Auf dem Platz, der auch als solcher ausgeschildert ist, stehen einige (auch deutsche) Wohnmobile und es wird uns schnell klar, dass dies im Sommer der Badestrand des Ortes sein muss.
    Auf gut gepflasterten Wegen gelangen wir hinunter ans Meer und finden auf Anhieb ein Naturschwimmbecken in der Grösse eines Swimmingpools. Dort kommen wir mit einem Mann ins Gespräch, der uns Auskunft über den Ort gibt. Es stellt sich heraus, dass er (Giuseppe) vor 20 Jahren aus Sardinien ausgewandert ist, in Buenavista eine Pizzeria eröffnet hat und diese leider vor einiger Zeit wegen Personalmangels (!) schliessen musste. Jetzt lebt er von verschiedenen Arbeiten, was einfach zu sein scheint, weil auch auf Teneriffa Fachkräftemangel herrscht.
    Regine ist schnell im Wasserbecken, Martin hat (wieder einmal!) keine Badehose dabei und in der Unterhose will er nicht schwimmen. Wir verbringen hier den Nachmittag, schauen den Fischen im Naturschwimmbecken zu und später den Eidechsen, die wir mit minimalen Stückchen der Bananenschale füttern. Offensichtlich sind sie neugierig, hungrig und auch an Menschen gewöhnt, die hier auf der Bank sitzen.
    Auf der Heimfahrt drehen wir - ganz zum Missfallen von Martin - noch eine Runde im Auto durch Buenavista und den nächsten Ort, Los Silos. So etwas darf man laut Martin nur zu Fuss machen, schimpft er. Regine würde auch gerne anhalten und auf dem Dorfplatz in der Bar etwas trinken, aber Martin drängt nach Hause, zumal wir uns noch im Supermarkt
    mit einigen Lebensmitteln eindecken wollen.
    Zum Abendessen „kocht“ Martin den vom Restaurantbesuch am Sonntag übriggebliebenen Fisch im Backofen; dazu gibt es Bratkartoffeln und einen gemischten Salat. Jetzt, wo der Fisch im Gegensatz zu Sonntag gargekocht ist, schmeckt er sogar Regine :-)
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  • Waghalsiger Weg bei den Giganten

    7. februar 2024, Spanien ⋅ 🌙 17 °C

    Los Gigantes, Mittwoch, 7. Februar 2024

    Martin wollte heute einen (faulen) Ruhe- bzw. Badetag einschieben, hat aber nicht mit dem Aktivitätsdrang von Regine gerechnet, die - da es heute sehr diesig ist und so gut wie keine Sonne scheint - wenig Lust auf einen Tag am Meer verspürt.
    Kaum haben wir die Zeitung gelesen und von unserer netten „Putzfrau“ Claudia (aus Chile) die fehlende saubere Bettwäsche entgegengenommen, drängt Regine zum Aufbruch zu einer „kleinen Wanderung“.
    Martin findet im Rother-Wanderführer eine geeignete Tour, bei der man einen tollen Blick in die berühmte Masca-Schlucht werfen kann. Zum Glück konsultiert er noch die Navigations-App mapy.cz, die erstaunlicherweise angibt, ein Grossteil des Weges sei gesperrt. Eine Internet-Recherche erklärt, dass der Besitzer eines Ziegenhofes in Casas de Araza seit 2018 den Durchgang verweigert. Aha, dann muss also eine andere Route gesucht werden.
    Martin findet eine interessante Strecke auf dem „Camino de Santiago“ (Jakobsweg), der quer über die gesamte Insel von der Hauptstadt Santa Cruz bis Puerto de Santiago verläuft, und zwar von Santiago del Teide bis hinunter nach Tamaimo. Noch interessanter erscheint uns aber ein Weg, der einer praktisch senkrecht aus dem Meer ragenden Felswand folgt und der am Ende des Touristenortes „Los Gigantes“ beginnt. Dies soll unser heutiger Ausgangspunkt sein.
    Wir fahren auf einer abenteuerlichen Route quer durch die Berge, schrauben uns Meter für Meter hoch, halten immer wieder für Fotos an und lassen unsere Blicke schweifen - in die Weite der Bergwelt, hinüber zum Teide oder hinunter ans Meer.
    Bis Masca geht es dank Regines ausserordentlichen Fahrkünsten sehr gut, aber plötzlich stehen wir auf der engen Bergstrasse in einem Stau; minutenlang bewegt sich nichts mehr.
    Manchmal kommen zwei oder drei Autos entgegen. so dass wir zunächst eine Engstelle weiter oben vermuten, später denken wir an einen Unfall. Martin steigt aus und fragt den Fahrer des Taxis gleich vor uns. Nein, das sei absolut normal und eben den vielen Touristen (wie wir) geschuldet, die alle unbedingt nach Masca wollen, um von dort aus in die Masca-Schlucht hinabzusteigen, die am Meer in einer Bucht bei Los Gigantes endet.
    Jetzt geht Martin zu Fuss der stehenden Kolonne entlang nach vorne und sieht weit oben einen grossen roten LKW stehen. Bei den engen Kurven hier ist er sicher DAS Verkehrshindernis, was der Taxifahrer auch bestätigt: Solchen Vehikeln sollte man den Zugang verbieten…
    Plötzlich geht ein Ruck durch die Kolonne und wir bewegen uns im Schritttempo. Stop-and-Go ist angesagt. Der LKW stellt sich etwas später als überdimensionales deutsches Wohnmobil (!) heraus, das man (Wer auch immer…) mit viel Geschick an einer Kehre aus dem Weg geschafft hat. Es folgen noch einige schwierigere Passagen, aber dann ist der Weg frei hinunter nach Los Gigantes an der Südostküste von Teneriffa.
    Der Ort ist bekannt durch und benannt nach der bis dreihundert Meter senkrecht abfallenden Steilküste. Als wir sie erblicken, können wir kaum glauben, dass es dort einen Wanderweg geben soll.
    Bei dessen Einstieg hängen dann auch zwei Schilder, die einerseits auf die vielen Gefahren (von Absturz bis zu Höhenangst :-) hinweisen, respektive den Zugang gänzlich verbieten.
    Wir lassen uns jedoch nicht von einer Begehung abhalten, auch weil Martin findet, dass wir in den Schweizer Alpen schon bedeutend riskantere Stellen passiert haben.
    Mit viel Vorsicht legen wir los und werden mit einem prächtigen Panorama und einem Blick auf den Yachthafen und Badestrand von Los Gigantes belohnt; und der Blick nach unten in die tosende Brandung ist wahrlich atemberaubend!
    Trotzdem kehren wir nach ungefähr einem Kilometer wieder um; einerseits brennt die Sonne, die gegen Spätnachmittag doch noch kurz herausgekommen ist, gnadenlos an den Fels, anderseits gibt es am Ende gar kein Ziel (ausser dem Beginn eines Wasserstollens!) und drittens ist uns doch etwas mulmig beim Blick in die Tiefe.
    Aber schön war‘s trotzdem und Regine hat sich ein kühlendes Bad im Meer verdient. Nur finden wir nahe des Sandstrands von Los Gigantes keinen freien Parkplatz und müssen in den Nachbarort Puerto de Santiago ausweichen. Dort sichten wir sogar Duschen und Umkleidekabinen sowie eine gut sortierte Bar: Zustände wie in unseren Heimatländern!
    Regine schwimmt eine Runde und Martin hütet in der Zwischenzeit die Wertsachen. Anschliessend bemerken wir, dass unser Zündschlüssel schon wieder (!) ein Batterieproblem hat. Dieses versuchen wir auf dem Rückweg an etlichen Tankstellen zu lösen, aber erst an der letzten von Repsol in La Caleta de Interián gelingt es. Martin will das Problem morgen der Autovermietung „Cicar“ melden - mal schauen, was sie dazu meinen. Immerhin haben wir die Batterie ja vor fünf Tagen schon einmal ersetzt!
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  • Calima mit patagonischen Windstärken

    8. februar 2024, Spanien ⋅ ☁️ 25 °C

    Punta Teno und Masca, Donnerstag, 8. Februar 2024

    Ausgehend von unserer Erfahrung vor einigen Tagen, beim gescheiterten Versuch, den Leuchtturm „Punta Tena“ am westlichen Ende von Teneriffa (weit hinter Buenavista del Norte) zu besichtigen, haben wir heute den Wecker auf 8 Uhr gestellt.
    Wir wollen spätestens um 9 Uhr los, weil der unbeschränkte Zugang zu dieser Zone nur bis 10 Uhr gewährleistet ist; zudem wird die Strasse von Freitag bis Montag komplett gesperrt.
    Als eines der ersten Autos passieren wir die offene Schranke gegen 9:45 Uhr und fahren die sieben Kilometer zum Parkplatz am Leuchtturm.
    Schon von weitem sehen wir viele Wohnmobile, die hier über Nacht standen. In Spanien ist das Campieren überall dort erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist, also auch hier :-)
    Die Felsküste mit über hundert Metern Höhe beeindruckt uns sehr! Sie zieht sich kilometerweit Richtung Süden bis Los Gigantes.
    Bei einer steifen Brise, die wir in dieser Stärke nicht erwartet haben, steigen wir aus dem Auto. Heute weht der Calima, ein heisser Wüstenwind (aus Süden oder Südosten), der Sand und Staub aus der Sahara bringt und die Temperaturen steigen lässt. Die Luft sieht dann wie dichter Nebel aus, manchmal auch leicht rötlich schimmernd.
    In diesem Wind marschieren wir zum Leuchtturm, der - da militärisches Sperrgebiet - für die Öffentlichkeit unzugänglich ist. Immerhin können wir den Turm durch das verschlossene Tor gut sehen und fotografieren.
    Auf gepflasterten Wegen kommt man auch hinunter ans Wasser, wo ein dick vermummter Angler mit sichtbarem Erfolg Fische fängt. Ihm scheint der immer stärker werdende Wind nichts auszumachen. Allein das (Angel-)Ergebnis zählt!
    Wir spazieren anschliessend noch einem Hügel entlang in Richtung Los Gigantes. Hier steht links als einziges Wohnhaus weit und breit eine imposante moderne Villa und wir fragen uns nicht nur, was den Eigentümer dazu gebracht hat, in dieser gottverlassenen Gegend ein solch grosszügiges Haus zu bauen, sondern auch, weshalb er dafür überhaupt eine Erlaubnis erhalten hat; das gesamte Gebiet ist nämlich militärische Sperrzone.
    Nach gut einer Stunde fahren wir wieder zurück nach Buenavista del Norte und von dort in Serpentinen die Berge hinauf nach El Palmar, von wo aus wir unsere heutige Wanderung nach Masca, dem Mekka aller Teneriffa-Touristen, starten wollen.
    Regine parkt genau am richtigen Ort, weil der Einstieg in den wie immer gut beschilderten Weg nur zwanzig Meter weit entfernt ist. Zuerst geht es auf der alten Bergstrasse aufwärts, vorbei an vielen Schrebergärten und verlassenen Feldern. Wir sichten auch einige Weinreben und kommen unweit von diesen mit einem Einheimischen ins Gespräch, der - da in Rente - jetzt Zeit hat, um in seinem Garten Gemüse anzubauen - nur für den Eigenverbrauch, wie er sagt.
    Auch er äussert Bedenken wegen der Wasserknappheit. In diesem Jahr habe es noch nie geregnet und der wenige Schnee auf dem Teide sei mit dem Wind nach kurzer Zeit weggeweht worden. Nach einem kurzen Plausch verabschieden wir uns.
    Der Weg zweigt ab und wir folgen einem Saumweg, der steil hinunter in Schluchten und steil bergan auf die Bergrücken führt. Manchmal kommen uns einzelne Wandergruppen entgegen und am Scheitelpunkt auf neunhundert Metern treffen wir sogar eine Schweizerin, was Martin an ihrem unüberhörbar breiten Deutsch sofort erkennt. Sie ist 82 Jahre alt, hat vor 30 Jahren eine Wohnung auf Teneriffa gekauft und überwintert jedes Jahr einige Monate am Meer. Heute unternimmt sie einen Ausflug mit ihrem jüngeren Begleiter, einem Deutschen, der ebenfalls vor dreissig Jahren im selben Ort ein Appartement gekauft hat.
    Jetzt wollen sie auf den Bus nach Santiago del Teide und Martin - wie immer versiert in Sachen Informationen - sucht ihnen bei Google Maps nicht nur die nächste Verbindung heraus, sondern zeigt ihnen auf der Karte auch genau, wo sie einsteigen müssen. Da ihr Bus dreissig Minuten Verspätung hat, treffen wir sie bald wieder im Ort El Turrón, wartend am Strassenrand.
    Wir setzen unsere Wanderung fort und erreichen den Aussichtspunkt „Mirador La Hilda“, eine Sonnenterrasse, auf der wir mit einem Glas Bier den prächtigen Ausblick in die Masca-Schlucht geniessen.
    Nachdem wir unseren Durst gestillt haben, geht es hinunter nach Masca und von dort dem Hang entlang nach Lomo (Rücken) de Masca, wo wir auf unseren Bus warten.
    Während Regine mit ihrer bald 96-jährigen Mutter telefoniert, erblickt Martin den grünen TITSA-Bus schon weit oben am Berg. Eine einheimische Frau gesellt sich zu uns und rät, sich rechtzeitig an die Haltestelle zu begeben, damit der Bus nicht vorbeifährt. Sie selbst wolle auch mit und geht mit gutem Beispiel voran.
    Zum grossen Entzücken von Martin kommt der Bus auf die Minute pünktlich, was bei den hiesigen Strassenverhältnissen und den unvorhersehbaren Problemen auf den Serpentinen fast an ein Wunder grenzt.
    Für je 1,45 Euro dürfen wir dreissig Minuten hinunter nach El Palmar mitfahren (ein Schnäppchenpreis!) und Martin fragt den Fahrer, ob er uns direkt bei unserem geparkten Auto aussteigen lassen könnte. Kein Problem!
    Wir haben Zweifel, ob dies bei uns auch möglich wäre.
    Bald wissen wir, weshalb der Bus so pünktlich ist: Der Fahrer legt eine halsbrecherische Geschwindigkeit an den Tag, fährt aber mit viel Geschick und Können. Sicherlich hat er jahrelange Erfahrung mit den unzähligen Haarnadelkurven! In jedem Fall müssen wir uns während der Fahrt gut festhalten!
    Das angehängte Video gibt hoffentlich einen guten Eindruck davon.
    Wie abgemacht, werden wir fünf Meter neben unserem Wagen freundlich vom Busfahrer verabschiedet und wir fahren die restliche Strecke aus eigenen Kräften nach Hause. Wie immer erledigen wir noch schnell einige Einkäufe im Supermarkt „Alteza“, unmittelbar neben unserer Unterkunft. Wir sind heute so früh dran, dass Martin sogar noch ein wenig in seinem Buch lesen und diesen Blog vor dem Abendessen schreiben kann! :-))
    Und wie immer korrigiert ihn Regine dann auf stilistische und syntaktische Feinheiten.
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  • Abhängen mit Aussicht

    11. februar 2024, Spanien ⋅ ☀️ 21 °C

    La Caleta de Interián, Freitag, 9. Februar 2024

    Heute ist wieder einmal „nichts“angesagt, was ja auch schon „etwas“ ist. Wir sitzen auf unserer sonnigen Terrasse, die allerdings eher ein Balkon ist, einen Meter über dem Niveau des Bodens. Martin liest und Regine arbeitet am Blog, erweitert da und dort den Inhalt der Berichte, korrigiert den Stil und beantwortet anschliessend ihre WhatsApp-Nachrichten.
    Aber irgendwann juckt es sie und sie möchte unbedingt schwimmen gehen.
    Da das Meer hier sprichwörtlich „gleich um die Ecke“ liegt, ist das Schwimmen kein Problem. Martin begleitet sie, „bewaffnet“ mit seinem Buch, da Regine angekündigt hat, länger im Wasser zu bleiben und Martin nicht untätig herumsitzen und in die Wellen starren möchte (um zu sehen, wo Regine abgeblieben ist:)).
    Es kommt dann wieder einmal anders als geplant: Die Wellen sind zu hoch, sie schlagen - egal bei welchem Schwimmstil - über Regine zusammen und sie schluckt mehr Wasser als ihr lieb ist; zudem ist ihr das Wasser ein wenig zu kalt und die Strömung zu stark. Regine hat nach 20 Minuten genug und wir ziehen uns wieder zurück in unsere „Loge“.
    Aber so gar nichts unternehmen mag Regine dann doch nicht und sie schlägt einen kürzeren Bummel vor. Da der Strandweg in Richtung Garachico infolge von Bauarbeiten gesperrt und in der anderen Richtung, nach Los Silos wenig attraktiv ist (Hohe Mauern und zugedeckte Bananen-Plantagen sind keine Augenweide.) müssen wir das Auto nehmen, was Martin nur zähneknirschend akzeptiert.
    Wir fahren fünf Minuten in den etwas oberhalb von La Caleta gelegenen Ort Las Cruces, wo der „Camino Viejo“, die alte Hauptstrasse, den Hang entlang führt. Martin hat bereits mit Google‘s Street View vorab geklärt, dass wir von hier aus auch etwas anderes als nur Bananen sehen werden. Immer wieder eröffnet sich uns eine schöne Aussicht zur Küste hinunter oder weit nach hinten zum Leuchtturm von Los Silos.
    Allein nach oben Richtung Berg und nach unten Richtung Hauptstraße scheint es keinerlei Pfade zu geben; alles, was nach Verbindungsweg aussieht, ist privat und und durch Tore oder Zäune verschlossen. Offenbar ist dieser „Camino Viejo“ auch für Einheimische attraktiv; es kommen uns etliche Spaziergänger entgegen, einige flotten Schrittes, um dem nahenden Regen zu entfliehen. Ja, die Wolken kommen bedenklich nahe, aber erst in der Nacht gibt es lang anhaltenden Regen - sehr zur Freude der Einheimischen.
    Es wird für uns ein schöner und gemütlicher Spaziergang am Spätnachmittag. Auf dem Rückweg kaufen wir beim Supermarkt „Alteza“ ein und zu Hause wartet schon das von Martin vorbereitete Abendessen: Reissalat mit Thunfisch und Ei, dazu gebratene Auberginen-Scheiben. Mmmh! :-)
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  • Wilde Romantik im Anaga-Gebirge

    11. februar 2024, Spanien ⋅ ☀️ 21 °C

    Los Batanes, Samstag, 10. Februar 2024

    Das in allen Reiseführern als lohnenswert angepriesene Anaga-Gebirge liegt genau an der uns entgegengesetzten Spitze von Teneriffa, weshalb wir bis jetzt auf einen Ausflug dorthin verzichtet haben. Die Anfahrzeit dauert laut Navi schon eineinhalb Stunden, wobei es offenbar die Strassenverhältnisse nicht mit einberechnet…
    Die Hinfahrt verläuft auf dem „kürzesten“ Weg, der über La Laguna (der zweitgrössten Stadt auf der Insel) Richtung Santa Cruz führt. Bis La Laguna geht alles gut, aber hier versucht uns das Navi direkt durch das Zentrum von La Laguna zu lotsen, das aber weiträumig mit einem allgemeinen Fahrverbot versehen ist. Liegt es am Wochentag, einem Samstag, am Karneval oder weiss dies unser Navi generell nicht?
    Wir fahren also im Einbahnstrassengewirr dieser (einzigen) Universitätsstadt weiter und sehen, dass uns unser „Fahrtenhelfer“ unbeirrt immer wieder an dieselbe unpassierbare Stelle führen möchte. Diesen Parcours absolvieren wir zweimal und „programmieren“ dann das andere Navi (mapy.cz) so, dass es die Umgehungsstrasse nutzt. Jetzt kommen wir wieder zügig voran und nach vielen Kurven - mal rauf mal runter - erreichen wir unser Ziel, einen kleinen Ort namens Los Batanes. Wir sind gewissermassen am Ende der Welt, denn dort - immerhin an einer gut besuchten Kneipe - führt die Strasse nicht mehr weiter.
    Der Ort liegt ziemlich genau in der Mitte eines Wanderwegs, der von der Punta del Hidalgo weit unten am Meer bis hoch zum Aussichtspunkt Cruz del Carmen führt (über neunhundert Meter). Von Los Batanes aus wollen wir so lange nach oben wandern, wie es uns gefällt und dann wieder zurück, am liebsten auf einem Rundweg.
    Wir begegnen einigen, allerdings durchweg „nur“ einheimischen „Wandervögeln“ und Martin plaudert mit allen ein wenig. Ein älterer Mann in Pfadfinderkluft, dessen Gesicht uns wie gegerbtes Leder erscheint, rät uns „dringend“ von der Rundwanderung ab, wohl weil die auf unserer Karte eingezeichneten Wege zwar (eventuell) noch existieren, aber nicht unterhalten werden. Und ein anderer Rundweg würde zu lange dauern, weil wir - wie der Mann tadelnd betont - ohnehin schon sehr spät dran seien: Es ist bereits 13:30 Uhr. Wir nehmen die Anregungen gelassen und beschliessen, zunächst einmal loszumarschieren und den prächtigen Ausblick zu geniessen.
    Obwohl wir eigentlich hinauf Richtung Batán de Arriba (also „Ober-Batán“) wollen, geht es vorerst steil bergab. Das liegt jedoch an der Landschaft, wo man für die Passage jeder Schlucht zuerst hinunter und dann am Gegenhang wieder hinaufkraxeln muss. Das machen wir gute zwei Stunden so, bleiben aber immer wieder stehen, um einem lokalen Naturschauspiel zuzusehen.
    Während wir auf der Hinfahrt unten am Meer noch die Sonne geniessen konnten, steigen hier die Wolken als Nebelschwaden die Abhänge hoch, verhüllen zunächst die Sicht und geben sie alsbald wieder frei. Landschaft, Besiedelung und Wetter erinnern Martin stark an das Tessin im Herbst; nur die Vegetation mit den vielen Kakteen und Palmen ist eine ganz andere.
    In Batán der Arriba angekommen (einer Ansiedlung mit vier Häusern und einem Schild, welches Nichtansässigen den Zutritt verbietet!), machen wir auf einer nagelneuen Brücke Halt und genehmigen uns den obligaten Wanderimbiss: Banane, Orange und etwas Brot.
    Die Karte sagt, dass es bis zum Cruz del Carmen nochmals zweihundertfünfzig Höhenmeter und viereinhalb Kilometer sind, worauf wir auf Grund der fortgeschrittenen Uhrzeit verzichten und umkehren.
    Dafür fahren wir anschliessend über unendlich viele Serpentinen mit dem Auto hoch zum Cruz del Carmen, laut Reiseführer DER Aussichtspunkt auf Teneriffa. Dort angekommen, sehen wir von der Aussichtsterrasse vorläufig - nichts!
    Schwaden von Nebel ziehen vorbei und es erscheint uns so, als ob wir durch Wolken schweben würden. Von der Insel oder von einer Ortschaft ist nichts zu sehen, obwohl man - laut Information - von hier aus sogar den Teide erblicken können soll.
    Plötzlich reisst es auf, die Sonne erscheint zwischen den Wolkenfetzen und die Sicht auf den Hausberg der Insel wird frei! Regine schiesst die entsprechenden Fotos, gerade noch rechtzeitig, bevor sich der Wolkenvorhang erneut zuzieht.
    Dann also zurück nach „Hause“, es sind ja nochmals zwei Stunden Fahrt und dazu schreit unser Suzuki jetzt auch noch nach einem Ölwechsel! Wir nehmen eine andere Route, diesmal der Küste entlang über Tegueste, Tejina und Tacoronte. An der erstbesten Tankstelle erstehen wir einen Liter Motoröl und füllen mit vereinten Kräften einen halben Liter nach. Martin weiss ja nicht einmal, wo beim Auto der Motor ist! :-) Regine zieht dafür blitzschnell den Messstab und erkennt, dass eigentlich alles im grünen Bereich und nur die reguläre Wartung fällig ist. Aber schaden kann es nicht, das neue Öl!
    Dann geht es - mal in dichtestem „englischen“ Nebel, mal mit Sonnenschein - schon bald auf der Autobahn Richtung La Caleta de Interián.
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  • An den Meeresbecken von Garachico

    11. februar 2024, Spanien ⋅ ⛅ 21 °C

    Garachico, Sonntag, 11. Februar 2024

    Nachdem uns der gestrige Tag reichlich Nebel beschert hat, sind wir gespannt, wie sich das Wetter heute entwickeln wird.
    Von unserer Terrasse aus sehen wir, wie Wolken an den nahen Steilhängen kleben und wie sich eine fast geschlossene Decke ein paar hundert Meter oberhalb von uns bildet.
    Regine erinnert sich daran, dass ihre Freundin Ulla dieses Phänomen beschrieben hatte: Hier unten am Meer scheint (meistens) die Sonne, wohingegen die Orte weiter oben am Berg im Nebel liegen.
    Da wir ohnehin wieder einmal einen Faulenzer-Tag eingeschoben haben, stört uns diese Tatsache nicht sonderlich und wir geniessen den Sonnentag auf unserem Balkon.
    Gegen Nachmittag wollen wir uns dann noch etwas die Füsse vertreten. Martin sucht daher mit Hilfe von Street View einen Weg bei San Juan del Reparo - weit oberhalb von Garachico -, von wo aus wir einen prächtigen Blick über die Küste bis nach Puerto de la Cruz haben.
    „Hätten“ wäre hier wohl der bessere Ausdruck, denn als wir uns mit dem Auto die Serpentinen hochwinden, stecken wir schon fünfzig Meter unterhalb unseres Zieles, beim Mirador de Garachico, in dickstem Nebel. Man sieht…: Nichts! Zudem ist es in der kompakten Wolkendecke eher kühl! Beide Phänomene sprechen komplett gegen einen Spaziergang auf dieser Höhe. Als einzige Möglichkeit bleibt uns „unten“ die sonnige Küste.
    Wir fahren - wie immer - über eine längere Serpentinenstrecke, zunächst nach Icod, dann weiter nach Garachico. Diesen Ort wollten wir an einem Sonntag eigentlich meiden, denn er ist ein touristisches Highlight und die Parkplatz-Situation stellt sich schon unter der Woche als äusserst schwierig dar. Trotzdem finden wir auf dem riesigen zentralen Parkplatz eine Nische und spazieren von dort aus der Küste entlang.
    Man muss wissen, dass der Hafen von Garachico am 5. Mai 1706 von riesigen Lavamassen überdeckt und grosse Teile des Zentrums durch den Ausbruch des Vulkans Montaña Negra zerstört wurden.
    Was ökonomisch für den Ort eine Katastrophe war, weil dadurch seither keine Handelsschiffe mehr anlanden können, ist heute im Hinblick auf den Tourismus ein Gewinn. Der Ort wirbt damit, „eine der schönsten Gemeinden von Spanien“ zu sein: Durch den Lavastrom sind beim Erkalten im Wasser eine grosse Anzahl von natürlichen Meeresschwimmbecken entstanden, welche man durch das Anlegen von gepflasterten Wegen zugänglich gemacht hat. Das zieht auch dann viele Besucher an, wenn das Wetter - wie heute - nicht zum Bade einlädt.
    Wir durchstreifen das ganze Gebiet, wovon wieder einmal ein Teil aus unerfindlichen Gründen abgesperrt ist. Regine wäre gerne ins Wasser gesprungen; sie hat heute jedoch ausnahmsweise den Badeanzug nicht dabei :-)
    Es ist aber auch ohne Wasserkontakt eindrucksvoll zu erleben, wie Wellen die tiefer liegenden Becken immer wieder überspülen, während höher gelegene - durch die Flut gefüllt - ruhig daliegen. Wir vermuten allerdings, dass man beim Baden höllisch aufpassen muss, nicht von der Brandung an den Fels gedrückt zu werden: Die Steine sind auch nach dreihundert Jahren noch recht scharfkantig und stellen eine grosse Verletzungsgefahr dar.
    Nach einem anschliessenden Rundgang durch das wirklich hübsche Garachico und dem wettertechnischen Verzicht auf ein Bier auf der Plaza (Wir müssen schon die Daunenjacken überziehen!) fahren wir nach Hause, wo Martin Calamares frittiert, welche wir zu dem Rest des Reissalates mit grossem Appetit vertilgen.
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  • Von Santiago del Teide nach Las Manchas

    12. februar 2024, Spanien ⋅ ☁️ 22 °C

    Santiago del Teide, Montag, 12. Februar 2024

    Wir haben am Vortag versucht herauszufinden, wie das Wetter „auf der anderen Seite“ der Insel wohl sein könnte. Hier in Caleta ist es am Morgen grau verhangen und wir sind gespannt, was uns wettermässig auf unserer geplanten Wanderung von Santiago del Teide über Valle de Arriba nach Las Manchas erwarten wird.
    Während wir die Serpentinen hochfahren, sehen wir Wolkenbänder, welche sich nordwestlich von uns durch die Schluchten des Teno-Gebirges hochziehen. Wir selber bleiben aber unbehelligt und fahren zu unserem Erstaunen bei Sonnenschein über den Erjos-Pass nach Santiago del Teide; neben Garachico ein weiterer Touristen-Magnet, vor allem für ältere Semester.
    Der Grund dafür liegt wohl darin, dass er von den Hochburgen des Massentourismus an der Südküste einfach und schnell per Autobahn erreichbar ist und über eben verlaufende und gut angelegte Wanderwege verfügt.
    Das Hauptproblem ist daher, überhaupt einen Parkplatz zu finden, was der findigen Regine keinerlei Mühe bereitet: Weit hinten bei der Dorfturnhalle und erst noch im Schatten sichten wir zwei freie Plätze.
    Während wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung aufbrechen, kommen uns mehrere Wandergruppen schwatzender Senioren entgegen, die ihr Tagespensum offenbar bereits absolviert haben und jetzt (Es ist schon 11:30 Uhr!) dem verdienten Mittagessen entgegenstreben. Uns als passionierte Intervall-Faster betrifft das natürlich überhaupt nicht… :-)
    Der Wanderweg ist wie überall auf Teneriffa gut ausgeschildert und wird fleissig genutzt. Immer wieder werden wir auch überholt, in der Regel von jüngeren Leuten, die offenbar grossen Gefallen an Bergläufen gefunden haben. Wir aber legen gemässigtes Seniorentempo an den Tag, immer wieder unterbrochen durch Fotostopps. Da Regine vom Wasser - wie bekannt - besonders angezogen wird, rasten wir an einem Wasserlauf, den Regine dazu nutzt, ihre Füsse zu kühlen.
    Der Weg inmitten eines grossen Lavafeldes ist breit angelegt, einfach zu begehen und die dort bereits blühenden Obstbäume sind für jeden Wanderer eine wahre Augenweide.
    Zuerst geht es eine knappe Stunde leicht hoch, aber noch vor Valle de Arriba, einen kleinen Ort, den wir sprichwörtlich „links liegen lassen“, zweigt der von Martin angepeilte Weg rechts horizontal den Hang entlang ab. Wir sind ein wenig erstaunt, weil wir an der Abzweigung auf ein grosses Schild treffen mit der Aufschrift „Durchgang vorübergehend schlossen“ - auf Spanisch, Englisch und Deutsch! Es sollte wohl „geschlossen“ heissen, aber die deutschsprachigen Wanderer verstehen es auf den ersten Blick!
    Während wir uns über den Ausdruck „vorübergehend“ mokieren und mutmassen, weshalb der Weg wohl gesperrt sein könnte, kommt uns ein deutscher Tourist auf dem gesperrten Weg entgegen, der uns versichert, dass der Weg perfekt begehbar sei.
    Also los! Hier überholt uns keiner! Klar, denn alle halten sich an das Durchgangsverbot! Einige wenige Personen kommen uns entgegen: Sie machen eine Rundwanderung um einen etwas oberhalb gelegenen alten Vulkankegel und wissen gar nicht, dass der Weg vorübergehend gesperrt ist. Ein entsprechendes Schild gibt es nur auf einer Seite!
    Auf ein paar Lavabrocken - eher unbequem sitzend -, machen wir eine kurze Rast und füttern Eidechsen mit Banane und Brot, was die putzigen Tierchen sehr zu schätzen scheinen. Dann geht es weiter über Lavageröll, wenig angenehm zum Gehen, aber die Profile unserer Wanderschuhe halten das aus! Wir erreichen oberhalb von Las Manchas eine verlassene Grossbaustelle - vermutlich im Zusammenhang mit der nahen Autobahn - und streben diesem Ort zu, wo wir in einer Bar etwas trinken und dann per Bus zurück nach Santiago del Teide wollen.
    Das Kaff wirkt wie ausgestorben und „überrascht“ uns weder mit einer Bar - sehr zum Leidwesen von Regine - noch mit einem Einkaufsladen, dafür aber mit einer Kirche, die dem heiligen Nicolás von Bari (der uns schon in Argentinien begegnet ist) geweiht ist. Zur weiteren Enttäuschung von Regine ist die Kirche geschlossen, weshalb wir uns die fünfzig Minuten bis zum Eintreffen des Buses anderweitig vertreiben müssen.
    Es gäbe eine prächtige Aussicht hinunter zur Küste in Richtung Los Gigantes, aber die vielen bequemen Holzbänke wurden samt und sonders so aufgestellt, dass man nur Hausfassaden oder Mauern anschauen kann. Daher machen wir einen Bummel durch das Dorf, welcher schnell erledigt ist: Der Ort ist klein, wir begegnen niemandem und entdecken nichts, was unsere Aufmerksamkeit erregen könnte.
    Die Zeit vergeht trotzdem im Nu und der Bus hat auch nur ein paar Minuten Verspätung. Zurück in Santiago del Teide steigen wir ins Auto und fahren im späten Sonnenlicht zurück. Welch eine Überraschung dann auf der Nordseite: Unter uns, bis weit aufs Meer hinaus, sehen wir eine geschlossene Wolkendecke und als wir weiter hinunterfahren - wieder über viele enge Haarnadelkurven - in Richtung Buenavista del Norte, stecken wir bald dicht in der Nebelsuppe! Wären da nicht Kakteen und Palmen, könnte man sich im schottischen Hochland wähnen.
    Interessanterweise scheint dann aber unten an der Küste in Los Silos wieder die Sonne, was wohl daran liegt, dass sich die Wolken nicht überall gleich stark stauen.
    Am Ende unserer heutigen „Reise“ erfolgt noch der obligate Einkauf im Supermarkt „La Alteza“ und dann ab zu Brot, Wurst und Käse: Heute gibt es ausnahmsweise kalte Platte und gemischten Salat mit Oliven.
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  • Höhenspaziergang mit Sicht auf Garachico

    13. februar 2024, Spanien ⋅ ☁️ 24 °C

    San Juan del Reparo, Dienstag, 13. Februar 2024

    Wieder einmal ist ein Ruhetag angesagt und wir chillen erneut auf unserer sonnigen Terrasse.
    Erst in der Mitte des Nachmittags muss Regine dringend ins Meer und wir machen uns darum auf zu unserem “Privatstrand”, die Playa de la Caleta. Er liegt gleich hinter dem Haus und wir erreichen ihn (Regine sogar bereits im Badeanzug) über die Tiefgarage.
    Vor uns sind schon die jungen Surfer da, die sich in ihre Neopren-Anzüge zwängen und dann weit hinaus zu den grossen Wellen paddeln.
    Wir setzen uns auf die Holzdielen, welche als eine Art Promenade an der Bucht entlang verlaufen und schauen dem Treiben eine ganze Weile zu. Es ist ganz schön schwierig, nicht nur die „perfekte Welle“ zu treffen, sondern dann noch aufs rutschige Brett zu steigen und den richtigen „Flow“ zu finden. Wir sind richtig froh, dass wir schon so alt sind und diese Sportart nicht mehr erlernen müssen! Schade ist nur, dass die Surferinnen und Surfer so weit draussen sind, dass wir ohne Fernglas keine Details erkennen können; und dieses hat Martin leider nicht mitgenommen…
    Nach langem Zögern - das Wasser ist ja doch recht kühl und darum nicht gerade einladend - fasst sich Regine ein Herz und wir begeben uns zur einzigen Stelle am Strand, an der man ans Wasser kommt, ohne über endlose Reihen grosser schwarzer Steine hüpfen zu müssen. Hier wurde einst eine Betonrampe zur Wasserung von Booten gebaut - ein ganz kleines blaues liegt einsam zwischen den Steinen. Mittlerweile ist diese Slip-Anlage in die Jahre gekommen, am Ende abgebrochen und der Einstieg eignet sich aus diesem Grund auch nicht für Schwimmer.
    Regine prüft den Wellengang und sucht die beste Stelle gleich links neben der Rampe. Bald ist sie weit draussen und Martin schaut wie immer zu und „sichert“ Kleidung und Schuhe. Zudem gibt er Zeichen, in welche Richtung Regine beim Aussteigen schwimmen soll, um von der Brandung nicht gegen die nahen und scharfkantigen Felsen gespült zu werden.
    Als hervorragende Schwimmerin schafft Regine das bravourös. Zu Hause zieht sie sich um und wir machen uns bereit für einen „Abendspaziergang“ hoch über dem Meer.
    Dieser ist eine Wiederholung des Versuchs vom vorletzten Tag, der damals allerdings im Nebel endete und uns „zwang“, Garachico einen weiteren Besuch abzustatten.
    Heute haben wir mehr Glück und wandern beim Schein der langsam untergehenden Sonne der Strasse in San Juan del Reparo Richtung Icod de los Vinos entlang, immer mit Blick auf die Küste und die Häuser von Garachico.
    Im Ort gibt es viele schöne Häuser mit einer prächtigen Aussicht und mit zum Teil wunderbaren Gärten. Am meisten angetan hat es uns die parkähnliche Gartenanlage eines Hauses mit dem Namen „Mi Chaparralina“ („mein Schrottplätzchen“). Der Name scheint daher zu stammen, dass verschiedenste Gegenstände (Schubkarren, Autoreifen, etc.) in die Gartengestaltung mit einbezogen wurden.
    Martin vermutet als Eigentümer oder zumindest als Arbeiter einen pensionierten deutschen Gärtner (Gartenliebhaber oder Ähnliches), weil die gesamte Anlage so sauber aufgeräumt ist (Martin nennt das „gepützelt“.) und wir viel Liebe zum Detail feststellen - nicht unbedingt eine spanische Eigenschaft! Aber plötzlich hören wir eine laute Stimme und eine spanisch sprechende, ältere Dame tritt aus dem Haus. So kann man(n) sich täuschen und wir müssen unsere Vorurteile wieder einmal revidieren…
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  • Mondlandschaft an den Cañadas del Teide

    14. februar 2024, Spanien ⋅ ⛅ 22 °C

    Montaña Blanca, Mittwoch, 14. Februar 2024

    Heute ist „frühes“ Aufstehen um 08:30 Uhr angesagt, denn wir wollen spätestens um 09:30 Uhr zu unserer Tageswanderung am Teide aufbrechen. Wir haben vor, einen weiteren (oder DEN) touristischen Hotspot, die Südausläufer des 3715 Meter hohen Vulkans Teide, zu Fuss zu erkunden. Martin hat hierfür eine knapp zehn Kilometer lange Wanderung ausgesucht, bei der wir mit dem Bus zum Ausgangspunkt zurückkommen können. Wir werden heute nur eine Höhendifferenz von zweihundert Metern zurücklegen; dazu noch abwärts, von 2200 Metern hinunter bis 2000 Meter.
    Die Fahrt über La Ortava bis zum Start bei „Montaña Blanca“, einem der vielen Seitenkrater des Teide, dauert fast zwei Stunden und als wir den Parkplatz erreichen, sind alle Stellplätze belegt! An der Strasse selbst gibt es nur ganz wenige Nischen, in denen man mit viel Geschick parken kann - und auch diese sind alle besetzt!
    Wir fahren einige hundert Meter weiter Richtung Seilbahn, dann wieder zurück, auch talwärts, und haben beim dritten Anlauf unverhofft Glück: Ein Fiat 500 fährt gerade weg und wir übernehmen seinen Platz; zehn Sekunden später hätte ihn schon ein anderes Fahrzeug belegt, denn die Plätze sind hier rar, der Wanderfreudigen aber viele.

    Auch hier oben sind die Wege gut ausgeschildert, aber Martin checkt nochmals mit dem Navi, ob wir auch auf dem richtigen Trail sind, denn es gibt doch viele Varianten. Nun geht es los zwischen uraltem, älterem und teils jüngerem Lavagestein: Der gesamte Vulkankomplex ist vor circa acht Millionen Jahren entstanden, worauf in grossen Zeitabständen immer wieder neue Eruptionen weitere Schichten hinterlassen haben. Der letzte Ausbruch am Teide fand im Jahr 1798 statt, allerdings etwas weiter Richtung Nordwesten; seither ist es ruhig.
    Die Ausblicke beim Wandern sind fantastisch! Wären da nicht die zahlreichen Pionierpflanzen, die offenbar mit fast nichts auskommen, könnte man meinen, man bewege sich auf dem Mond oder Mars: Fels- und Steinformationen in den verschiedensten Farben und Formen, nach Süden der Blick zum fast zehn Kilometer entfernten Kraterrand und hinter uns der hoch aufragende Gipfel des Teide.
    Dort hinauf gibt es auch eine Seilbahn bis auf eine Höhe von 3600 Metern. Wir sehen die Tal- und Bergstation aus der Ferne und schauen immer wieder hoch, um einen Blick auf eine Kabine zu erhaschen. Wir sehen aber nie eine und Regine mutmasst, es könne am starken Wind liegen. Nach gut zwei Stunden, in denen sich nichts tut, plagt Regine die Neugierde so heftig, dass sie die Internetseite der Seilbahn aufruft. Und tatsächlich: Regine hat recht! Die Bahn fährt heute wegen des starken Windes nicht!
    Wir kommen zunächst - sprichwörtlich über „Stock und Stein“ - nur mässig voran und Martin sieht seinen ambitionierten Zeitplan in Gefahr. Er treibt zum Missfallen von Regine, die leicht erkältet und deswegen nicht in Höchstform ist, zur Eile an. Denn wir müssen spätestens um 16 Uhr am Ziel beim „Parador del Teide“ sein, von wo uns der letzte Bus zu unserem Mietauto bringen soll.
    Bald merken wir aber, dass der Weg jetzt viel besser und einfacher wird: Es geht ziemlich schnurstracks geradeaus und immer leicht abfallend voran. Dies erlaubt uns eine weitere Essenspause (Banane, Orange und Brot :-) und am Schluss sind wir sogar eine halbe Stunde früher als geplant beim Parador!
    Der Bus steht seit unserer Ankunft bereit, aber einsteigen kann man noch nicht. Trotzdem hat sich schon eine beträchtliche Warteschlange gebildet und wir hoffen Platz zu finden. Martin versichert sich bei der Busfahrerin, ob der Bus auch wirklich bei „La Montaña Blanca“ hält. Dann steigen wir ein und sind - nach nur zwei Haltestellen - wieder beim Auto angelangt.
    Auf Vorschlag von Regine wählen wir für den Rückweg die Route über Chío und Santiago del Teide, was eine sehr gute Idee ist: Einerseits ist dies (bis Santiago del Teide) eine Strecke, die wir noch nie gefahren sind und anderseits werden wir mit prächtigen Ausblicken belohnt - auf weitere Vulkanlandschaften und hinunter aufs Meer und hinüber zur Insel La Gomera, die wir hinter dem wolkenverhangenen Himmel ausmachen können.
    Dann geht es auf bekannten Wegen und mit unzähligen Haarnadelkurven hinauf zur Passhöhe „Puerto de Erjos“ und später wieder hinunter über Icod und Garachico „heim“ nach La Caleta de Interián.
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  • Spaziergang bei Buenavista del Norte

    15. februar 2024, Spanien ⋅ ⛅ 22 °C

    Buenavista del Norte, Donnerstag, 15. Februar 2024

    Nachdem wir den ganzen Tag „nichts* gemacht haben ausser zu lesen, Wäsche zu waschen, den Blog zu schreiben, ihn zu redigieren und mit Fotomaterial zu bestücken, wollen wir uns am Nachmittag doch noch ein wenig die Beine vertreten und fahren daher ins nahe Buenavista del Norte, wo es hoch über den Klippen einen durchgehenden Strandweg gibt.
    Hier waren wir ja nach einem erfolglosen Besuch des Teno-Leuchtturms schon einmal und wissen deshalb, wo wir gut parken können.
    Wie letztes Mal stehen auch heute Wohnmobile auf dem Parkplatz, zwei mit deutschen Kennzeichen, eines mit spanischem.
    Da wir den Weg Richtung Nordwesten schon kennen, wenden wir uns dem anderen Teil zu, der etwa zwei Kilometer in Richtung Buenavista del Norte führt.
    Der Wellengang ist heute etwas stärker und die Luft kühler. Regine hat zwar - wie immer :-) - den Badeanzug dabei, verzichtet aber angesichts des Windes darauf, sich in die Fluten zu stürzen. Andere Leute baden trotz vorgerückter Stunde in einer kleinen geschützten Bucht und trotzen den Wellen.
    Kein Foto gibt es - zum Leidwesen von Regine, die sich als Fotografin nicht getraut hat zu fragen - von einem etwas älteren Paar, das sich für Hochzeitsfotos in allen möglichen und vor allen Dingen unmöglichen Posen von zwei Profis fotografieren lässt- die Dame mit ansehnlicher Körperfülle im viel zu engen Hochzeitskleid („Wie kann man nur…?“) und er nicht weniger beleibt im anthrazitfarbenen Anzug, jedoch ohne Sonnenschutz für sein spärlich behaartes Haupt.
    Nun kommen wir am Restaurant „El Burgado“ vorbei, das sich mit seiner spektakulären Lage direkt an den Klippen astronomisch hohe Preise leisten kann. Martin sagt: „Fast wie in der Schweiz!“ Alle Tische sind belegt und viele Gäste tafeln, obwohl es noch nicht einmal 17 Uhr ist - wohl ein spätes Mittag- oder frühes Abendessen… oder nur etwas für den „kleinen Hunger“ :-).
    Wir spazieren weiter und erreichen das - hoch über den Klippen gelegene, allerdings wegen Renovierungsarbeiten geschlossene - Süsswasser-Schwimmbad. Geöffnet ist jedoch das ebenfalls dort einquartierte Fitnesscenter, das gut besucht ist. Viele Personen mühen sich an den Geräten ab und wir fragen uns, ob die Sportler während des Trainings diesen prächtigen Blick auf das Meer auch schätzen?
    Der Klippenweg führt direkt an einem Golfplatz vorbei - top gepflegt mit kurz geschnittenem englischen Rasen, gut gewässert, in sattem Grün. Ein Schild weist auf Golfbälle hin, die - unachtsam geschlagen - die Köpfe der Spaziergänger treffen könnten. Da der Golfplatz in seinen Ausmassen nicht allzu weitläufig ist, könnten die Distanzen problemlos ohne Caddy überbrückt werden. Aber nein, das Golfmobil muss sein, auch das entsprechende Outfit mit Käppi (Es scheint keine Sonne!).
    Obwohl der Weg bis ins Dorf hinauf führen würde, drehen wir nach weiteren fünfhundert Metern um, denn der mit Lavagestein gepflasterte, höchst unebene Boden ist mit normalen Schuhen nur schwer begehbar und bei Martin knurrt schon der Magen.
    Im Gegensatz zu Regine hält er sich ganz konsequent ans Intervallfasten!
    Wir liebäugeln noch mit einem Glas Bier im „El Burgado“ (laut Wörterbuch ein „large edible sea snail“, also eine essbare Meeresschnecke), müssen jedoch darauf verzichten, da wir keinen einzigen Sitzplatz erspähen. Wir peilen unseren Parkplatz an und fahren zurück nach Caleta de Interián.
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  • An der Playa de las Teresitas

    16. februar 2024, Spanien ⋅ ☀️ 21 °C

    San Andrés, Freitag, 16. Februar 2024

    Regine möchte einmal etwas anderes sehen als nur spitzkantige Lavafelsen und schwarzen Kies und sehnt sich nach karibischen Zuständen mit hellem feinen Sand und flachem Strand ohne Wellengang.
    Das alles, so hoffen wir, findet sich an der Playa de las Teresitas in San Andrés, circa zehn Kilometer nördlich von Santa Cruz, der Hauptstadt Teneriffas. Sie liegt zwar siebzig Kilometer entfernt, im Grunde auf der anderen Seite der Insel, ist aber dank der Autobahn in einer Stunde mit dem Auto gut erreichbar. Und da wir im Anschluss noch die Stadt anschauen möchten, haben wir eine gute Ausrede dafür, so viel Benzin an einem einzigen Tag zu verbrauchen…

    Bei der Ankunft staunen wir, dass wir auf Anhieb einen freien Parkplatz direkt am Strand finden - zudem noch kostenlos -, denn San Andrés ist eigentlich nur ein kleines Kaff, an einen Felsen geklebt, mit einem überdimensionierten Strand, der mit importiertem gelben feinen Sahara-Sand einem Südseestrand alle Ehre macht. Zusätzlich ist dem Strand eine lange Mole vorgelagert, einerseits zum Schutz vor den Wellen, andererseits - so vermuten wir wenigstens - auch, damit der teure Sand nicht von der Strömung davongetragen wird.
    Trotz des kräftigen Windes ist es heiss und Regine geht nach einer längeren „Aufwärmphase“ schwimmen; Martin bleibt als „Wachhund“ am Strand liegen und hat sich nicht einmal ausgezogen - angeblich, weil er sonst einen Sonnenbrand befürchtet…
    Zurück aus dem Wasser, berichtet Regine, dass sie weit hinauswaten musste, um überhaupt in Schwimmtiefe zu gelangen und dass eigentlich ausser ihr gar niemand schwimme. Offenbar ist dies ein Strand für Familien mit Kindern. Auf jeden Fall scheint es DER „Stadtstrand“ von Santa Cruz zu sein. Es gibt sogar eine Buslinie mit einer Haltestelle keine fünf Meter vom Strand entfernt.
    Während Regines Haare (nach dem Aufsuchen einer Stranddusche) trocknen, frischt der Wind auf und füllt auch jede noch so kleine Ritze in unseren Rucksäcken und Kleidungsstücken mit feinsten Sandpartikeln. Er nistet sich in Nase, Augen und Ohren ein und Martin bekommt sogar einen sandigen „Bart“ und staubige Augenbrauen :-)

    Wir fahren ins Zentrum von Santa Cruz und bemühen uns erst gar nicht, einen der wenigen, heiss begehrten Gratis-Parkplätze zu ergattern, sondern fahren schnurstracks in eine zentral gelegene Tiefgarage, was dann für zwei Stunden knappe drei Euro kostet.
    Von hier aus erkunden wir die Stadt, wobei sich Regine an jeden Ort, an dem wir (bei einem Zwischenhalt auf unserer Rückreise per Schiff aus Argentinien) vor knapp einem Jahr schon einmal waren, an jedes Detail erinnert und ihr „Elefantengedächtnis“ Martin gegenüber mit Beweisen aus ihrer Fotomediathek unterlegt.
    Wir geniessen die grüne Lunge des „Parque García Sanabria“ und spazieren von dort aus über die leider stark von Verkehrslärm geplagte „Ramblas de Santa Cruz“ (breiter Boulevard mit vielen schattenspendenden Bäumen) Richtung Gemüsemarkt. Er ist um diese Uhrzeit - gegen Nachmittag - schon geschlossen, aber wir haben ihn ja vor einem Jahr schon ausführlich besichtigt. Weiter geht es zur Kathedrale „Iglesia de Nuestra Señora de la Concepción“ (wegen Renovierung geschlossen), dann zum riesigen (heute wasserlosen!) Rundbrunnen an der Plaza de España (Durchmesser gut fünfzig Meter).
    Überall treffen wir auf vereinzelte Personengruppen in Karnevalskostümen, die auf etwas zu warten scheinen, vermutlich auf den Beginn eines Umzuges. Darauf hin deutet, dass weite Teile der Innenstadt von der Polizei abgeriegelt werden und sich immer mehr Leute an den vielen Ständen mit Coca-Cola-Werbung einfinden. Regine würde gerne bleiben und den Umzug anschauen - ist sie doch allem „Kulturellen“ gegenüber aufgeschlossen -, doch Martin verdreht die Augen und drängt zum Aufbruch: Es ist schon spät, wir müssen noch eine Stunde nach Hause fahren und überhaupt: Er hat heute nicht vorgekocht!
    Wir schaffen es dank Navi und Regines guten Nerven problemlos aus der Stadt hinaus, denn die Strassen sind zunehmend verstopft - offenbar, weil die Tinerfeños (die Bewohner Teneriffas) jetzt zu den Karnevalsfestivitäten drängen.
    Auf den Kanaren wird der Karneval zwar am Aschermittwoch (vor drei Tagen) offiziell mit dem „Begraben der Sardine“ beendet, aber mancherorts - wie in Santa Cruz, Puerto de la Cruz und La Orotava - dauern die Festivitäten noch tagelang an.
    Die „Entierro de la sardina“ ist eine Besonderheit des kanarischen Karnevals. Der riesige, aus Pappmaché gefertigte Fisch wird gegen 22 Uhr unter lautem Heulen und Schluchzen tausender Trauergäste durch die Strassen getragen, um anschließend an einem zentralen Ort verbrannt zu werden. In Santa Cruz ist dies die Plaza de España, der Platz mit dem oben genannten wasserlosen Brunnen. Jetzt wissen wir Bescheid!
    Diese Tradition - so vermutet Regine - ähnelt den Funkenfeuern im Bodenseeraum, die am Wochenende nach Aschermittwoch in der Bodenseeregion stattfinden.
    Zuhause angekommen, bereitet Martin Bratkartoffeln mit sehr viel Zwiebeln und gebratenem Bacalao (Kabeljau) zu. Sehr lecker, meint Regine :-)
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  • Zu Fuss von Aguamansa nach La Orotava

    17. februar 2024, Spanien ⋅ ☀️ 22 °C

    La Orotava, Samstag, 17. Februar 2024

    Da wir das Zentrum von Puerto de la Cruz besichtigen möchten (Im Botanischen Garten waren wir ja neulich schon.), aber nicht „nur deswegen“ so weit fahren wollen, verbinden wir den Stadtbesuch mit einer von Martin im Rother-Wanderführer gefundenen Tour von Aguamansa, hoch über Puerto de la Cruz gelegen, hinunter nach La Orotava, dem Hauptort des gleichnamigen Tals, das schon Alexander von Humboldt durch seine grüne Üppigkeit beeindruckt hatte.
    Das Auto parken wir geschickt in einer Nebenstrasse in La Orotava (Regine hat einen siebten Sinn für gute Parkmöglichkeiten.) und machen uns auf zur Bushaltestelle „Nelson Mandela“. Wir sind zeitlich ein wenig knapp dran und gerade jetzt navigiert Martin noch falsch!
    Zum Glück sehen wir, dass der Busbahnhof von La Orotava in der Nähe liegt. Wir wir steuern ihn an und die elektronische Abfahrtstafel zeigt einen Bus nach Aguamansa in circa fünfzehn Minuten an - zehn Minuten später als bei Google Maps ersichtlich.
    Diesen Bus wollen wir nehmen und stellen uns in die schnell wachsende Warteschlange, die hier - anders als in Argentinien - eher einem Haufen gleicht.
    Als der Bus einfährt, wissen wir, weshalb hier ganz untypisch gedrängelt wird: Der Bus quillt über von Horden von Touristen, sodass im besten Fall noch Stehplätze ergattert werden können.
    So kommt es dann auch, aber Regine darf nach fünf Minuten Fahrt einen frei werdenden Platz für Invalide (Es fahren aber keine im Bus mit!) einnehmen, während Martin weiter stehenbleibt und mit einer Frau, die mit vielen Einkaufstüten beladen auf der Heimfahrt ist, ein kleines Schwätzchen hält.
    Wie auch in Argentinien sprechen die Leute im Bus oft miteinander, ohne sich überhaupt zu kennen! Smalltalk ist eigentlich fast immer angesagt - ganz anders als in unserer Heimat.
    Über unendlich viele Kurven und fast ebensoviele Haltestellen geht es zügig den Berg hinauf. Die Busfahrer auf Teneriffa sind wahre Fahrakrobaten, die ihre riesigen Gefährte zwar riskant, aber mit sicherer Hand durch jede Engstelle führen.
    Nach circa dreissig Minuten sind wir in Aguamansa (Sanftes Wasser) angelangt und steigen mit ein paar Einheimischen aus. Der „Wanderweg“ beginnt gleich auf der gegenüberliegenden Strassenseite und wir wissen schon aus dem Reiseführer, dass dies heute eher ein Abstieg auf Asphalt als eine Bergwanderung sein wird.
    Mit unzähligen schönen Ausblicken hinunter auf La Orotava und Puerto de la Cruz gehen wir die Strässchen entlang, die sozusagen in der „Direttissima“, das heisst, in der Falllinie, angelegt sind. Oder anders ausgedrückt: Es ist extrem steil! Hinzu kommt, dass diese Strassen, die immer wieder die Hauptstrecke kreuzen, vor allem von den einheimischen Autofahrern als Abkürzung genutzt werden, was den Wandergenuss doch sehr beeinträchtigt…
    Mit unserem Navi suchen wir deshalb eine passende „Variante“, auf der wir - Und da liegen wir dann richtig! - weniger Verkehr erwarten. Nun geht es flott voran und trotz des starken Gefälles benutzen wir nicht einmal unsere Wanderstöcke, denn auf dem Teerbelag halten unsere Gummisohlen ganz gut.
    Wir staunen über das viele Grün, die grossen Gemüsegärten und über kleine private Weinberge. Interessant dabei ist, auf welche Art die zum Teil wohl alten Weinreben sehr bodennah gezogen werden. Sonst erblicken wir vorwiegend Kartoffelfelder und ein paar Kohlköpfe, was wohl an der Jahreszeit liegen muss: Für anderes Gemüse ist es eventuell doch noch zu kühl!?
    Sehr schön anzuschauen sind auch die vielerorts blühenden Obstbäume und irgendwie sieht es so aus wie bei uns auf dem Land, einfach alles drei Monate früher :-)
    Nach gut zwei Stunden erreichen wir das alte Zentrum von La Orotava und besichtigen als erstes einen Ableger des Botanischen Gartens von Puerto de la Cruz. Wie vieles am Ort gehörte er ursprünglich als Gemüsegarten zu einem Kloster; die Nonnen konnten ihn bewirtschaften. Damit nach Auflösung des Klosters das Areal nicht Spekulanten in die Hände fällt, erwarb die Stadt La Orotava das Gelände und legte diesen schönen Garten an.

    Von einer Terrasse der „Jardines del Marquesado de la Quinta Roja“ (auch Jardin Victoria genannt) schauen wir auf das herrliche Panorama der Nordküste mit den grünen Hängen, den Dörfern mit ihren farbigen Häusern und dem über allem thronenden Teide.
    Diese grossen, nach französischem Stil gestalteten Gärten, wurden von der Mutter des mit neununddreissig Jahren verstorbenen Grafen von „Quinta Roja“ als Mausoleum angelegt. Es war ihre Antwort auf die Weigerung der katholischen Kirche, den Grafen, der den Freimaurern angehörte, auf dem Friedhof zu bestatten.

    Orotava ist wirklich eine schöner Ort und hätte sicherlich noch mehr Aufmerksamkeit verdient. Wir aber ziehen weiter, denn wir wollen ja noch das historische Zentrum von Puerto Cruz besichtigen. Aber schon bei der Autobahnausfahrt in Richtung Stadtmitte stecken wir im Stau: Irgendwie wollen wohl heute alle ins Zentrum!
    Regine biegt bei der nächsten Möglichkeit von der Navi-Route ab und wir stellen schnell fest, dass sämtliche verfügbaren Parkplätze schon hier, noch weit vom eigentlichen Zentrum entfernt, besetzt sind. Ohne es genau zu wissen, vermuten wir erneut (wie am Vortag in Santa Cruz), dass der Karneval der Grund dafür sein muss.
    Wohl oder übel verzichten wir auf einen Stadtrundgang und erwägen, diesen eventuell am Montag, unserem letzten Ausflugstag, nachzuholen.
    Auf dem Heimweg schlägt Regine vor, einen Abstecher in die Ortschaft San Juan de la Rambla zu machen. Wir sind schon oft daran vorbeigefahren und haben uns gefragt, ob sich ein Halt lohnen würde. Das tut es, und zwar nicht wegen des Ortes, der zwar - an die Felsenklippen gebaut - sehr pittoresk ist, sondern vor allem wegen der tollen Aussicht hinab auf den Atlantik.
    Heute bläst schon den ganzen Tag ein starker Wind und hohe Wellen peitschen an die Steilküste. Weit unten erblicken wir die Badeattraktion des Ortes, den „Charco de la Laja“, („Steinplatten-Becken“), ein natürliches Meerwasserbecken, das bei Ebbe und leichtem Wellengang als Schwimmbecken genutzt wird.
    Heute kann davon allerdings keine Rede sein und mehrere Absperrungen und Tafeln warnen eindringlich vor einem entsprechenden Versuch! Eine Riesenwelle nach der anderen schlägt an und der „Charco“, der alle paar Sekunden neu geflutet wird, schäumt in der Brandung wie kochendes Spaghetti-Wasser.
    Zurück in La Caleta de Interián, wollen wir das Naturspektakel vom Strand aus noch weiter bewundern. Mit einer Tüte Chips und einer Flasche Wasser - Für den Wein ist es noch zu früh - setzen wir uns auf eine Mauer oberhalb des Strandes. Die Wellen sind zwar auch hier höher als sonst, aber im Vergleich zu San Juan de la Rambla ist das schon fast enttäuschend. Die Chips entsprechen auch nicht unseren Vorstellungen, sodass wir schon bald wieder in die Wohnung gehen und vor dem - dann späten - Abendessen noch etwas lesen…
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  • Endlich mal schlechtes Wetter :-))

    18. februar 2024, Spanien ⋅ ☀️ 23 °C

    La Caleta de Interián, Sonntag, 18. Februar 2024

    Bis dato hatten wir durchweg gutes Wetter, auch wenn die Calima (Sandwinde aus der Sahara) manchmal durch Wolkenstau an den Steilhängen des Teno-Gebirges für Dunst oder sogar Bewölkung gesorgt haben.
    Aber heute ist der Himmel komplett bedeckt und es weht nach gestern immer noch ein ziemlich rauer Wind. Zum Glück haben wir für heute ohnehin einen Ruhetag eingeplant, an dem es - unter anderem - für Martin „nacharbeiten“ heisst, denn es sind drei Footprints (Tagebucheinträge) zu schreiben. Regine verbringt dann noch mehr Zeit damit, diese anschliessend zu redigieren, den einen oder anderen inhaltlichen Aspekt einzufügen und die Berichte mit Fotos und Videos zu bestücken.
    Zur Unterbrechung der Geistesarbeit machen wir am Nachmittag einen Spaziergang durch das verlassen wirkende Caleta de Interián. Wir treffen nur einen Vater mit Tochter, einen Walker mit Hanteln im sportlichen Outfit und einige wenige Touristen, die sich trotz der dichten Wolken hierher verirrt haben und hinunter auf das tosende Meer blicken. Surfer sichten wir heute keine; ihnen sind die hohen und häufigen Wellen zu gefährlich.
    Bald geht es zurück auf unsere Terrasse, wo Martin für seine Lesestunden - zum ersten Mal hier - zu seiner dicken Jacke greift: Mit sechzehn Grad ist es schon sehr kühl für Teneriffa.
    Regine arbeitet dann mit einigen Unterbrechungen - unter anderem für das Abendessen, die obligate Tagesschau und anschliessend den Tatort - auf Martins iPad bis fast gegen 23 Uhr weiter. Sie ist ja so fleissig! :-)
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  • Von El Vento auf den Roque del Conde

    19. februar 2024, Spanien ⋅ ☀️ 23 °C

    El Vento, Montag, 19. Februar 2024

    Noch am Sonntagabend konnten wir uns nicht gemeinsam für den Ort einer letzten Wanderung entscheiden. Martin hatte eine Rundwanderung von Arguayo über Tamaimo nach Santiago del Teide vorgeschlagen, unter anderem, weil es dort mit unterschiedlichen Wegen mehr Flexibilität gäbe.
    Aber die Idee findet bei Regine keine Gnade: Sie möchte gerne „in den Süden“, dorthin, wo wir bislang noch nicht waren, und nicht nach Santiago, von wo aus wir schon einmal Richtung Valle de Arriba gestartet sind.
    Nun denn: Es soll auf den Roque del Conde gehen, DEN Berg des Südens von Teneriffa, der mit 1001 Metern Höhe eine ideale Aussicht auf die Küste von Südwesten bis Südosten bietet. Wenn man sich „mitdreht“, dann ist sogar ein 360 Grad-Rundumblick bis hinüber zum Teide möglich.
    Zudem benötigen wir keine Busverbindung, da für den Hin- und Rückweg nur eine einzige Route ausgewiesen ist.

    Um zehn Uhr fahren wir bei gutem Wetter los, sehen aber bald, dass wieder einmal die Calima (Wind mit Sahara-Sand) bläst. Das beeinträchtigt natürlich die Sicht in die Weite beträchtlich und wir fragen uns, ob es sich dann lohnt, den „Aussichtsberg“ Conde zu besteigen…
    Aber da wir nun schon unterwegs sind und auf der Autobahn nicht auf die Schnelle eine Alternative aus dem Hut zaubern können, beschliessen wir, bis zum Startpunkt in El Vento, einer kleinen Ortschaft etwas ausserhalb von Arona, zu fahren und dann weiter zu schauen.
    Das war eine gute Idee, weil wir merken, dass hier oben auf etwa sechshundert Metern die Sicht gar nicht (mehr) so schlecht ist wie befürchtet.
    Nahe des Beginns des Wanderweges finden wir einen Parkplatz und machen uns mit Wanderschuhen, Rucksäcken und Stöcken bereit für den Aufstieg. Zuerst verpassen wir zwar eine Abzweigung und müssen nochmals umdrehen, dann aber stimmt die Richtung. Vorerst geht es jedoch nicht auf- , sondern zweimal abwärts - tief hinein in Barrancos (Schluchten), die zwar keinen Tropfen Wasser führen, aber trotzdem durchstiegen werden müssen.
    Nach dem zweiten Einschnitt sind wir endlich wieder auf unserer Ausgangshöhe von El Vento, aber ab jetzt geht es fünfhundert Meter aufwärts!
    Etliche junge Wanderer überholen uns; sie scheinen es sehr eilig zu haben und es kommt uns sogar eine schwedische Familie entgegen, die jetzt schon auf dem Abstieg sind, weil die Kinder Hunger haben. Aber waren sie denn schon ganz oben? Ja, meint das Familienoberhaupt, der Grossvater, der hier ein Haus gekauft hat und schon seit zehn Jahren den Winter auf Teneriffa verbringt.
    Wir sind ja vom Team „Schneckenpost“ und Martin will schon nach dem ersten Halt nach einer Stunde wieder umdrehen: zu viel Wind, zu wenig Aussicht auf mehr Aussicht und dann das Zeitmanagement! Wenn wir so weitermachen, sind wir nicht vor 19 Uhr zu Hause… Es wird dann aber noch viel später!
    Regine aber ist hochmotiviert und möchte tatsächlich bis auf den Gipfel, der sich dann allerdings eher als ein Hochplateau zeigt, wo der höchste Punkt mit einer hässlichen Betonröhre markiert ist. Regine beklagt das Nichtvorhandensein eines Gipfelkreuzes! Bei DEM Berg! Zu gerne hätte sie dort von uns beiden ein Foto gemacht. Das Bild gibt es dann trotzdem, aber ohne Gipfel-Hintergrund. Den höchsten Punkt erreichen wir gegen 15:30 Uhr und freuen uns darüber, den doch sehr steinigen und steilen Aufstieg geschafft zu haben.
    Zur Küste hin ist die Sicht durch Calima etwas getrübt, aber dennoch sehen wir etliche Fähren, die in Los Cristianos anlegen und wenig später Kurs auf La Gomera nehmen.
    In unserem Rücken, zum Gebirge hin, windet sich eine Strasse mit zwölf Haarnadelkurven den Berg hoch: die Strecke vom Süden Teneriffas zum Teide.
    Nach einer kurzen Rast beginnen wir kurz vor 16 Uhr mit dem Abstieg. Aus Erfahrung wissen wir, dass man die Wege beim Hinuntergehen besser erkennt als beim Aufstieg. Das ist hier aber nicht der Fall, was auch daran liegen mag, dass es im oberen Teil neben der offiziellen Route eine Unzahl von weiteren „Varianten“ gibt. Diese sind entstanden durch - ehemals für den Gemüseanbau - angelegte Terrassen.
    Auf jeden Fall versagen Martins Navigationskünste trotz Smartphone-App kläglich und wir stellen fest, dass wir viel zu weit „rechts“ gehen. Weil uns aber genau in diesem Augenblick zwei Wanderer entgegenkommen, sehen wir, wo der richtige Weg verläuft. Wir sind froh darüber, weil das Kraxeln im freien Gelände - trotz Einsatz unserer Stöcke, die übrigens goldwert sind - wesentlich mühsamer ist als auf dem Wanderweg.
    Wir kommen gegen 18 Uhr mit heilen Knochen, aber sehr durstig und ziemlich Bein-müde nach El Vento zurück. Regine schwärmt schon seit einiger Zeit von einem kühlen Bier, denn unsere gesamten Wasservorräte von insgesamt vier Litern sind aufgebraucht.
    In Arona sehen wir zwar eine Bar an der Hauptstrasse, finden aber keinen Parkplatz für den Suzuki. Also fahren wir bei sinkender Laune weiter und beschliessen, es in Los Cristianos zu versuchen, einer der vielen Satellitenstädte mit Hotelburgen und Einkaufsmeilen am Meer.
    Hier finden wir mit einigem Glück den wohl letzten freien Parkplatz und spazieren staunend die fünfhundert Meter bis zum Hafen. Hier herrscht der bekannte Massentourismus, wobei jetzt im Februar eher wenig davon zu spüren sein dürfte. Aber wie dies hier wohl im Sommer ausschaut!?
    In einem schottischen (!) Pub bestellt Martin auf Spanisch zwei Gläser Bier (dos cañas), aber die beleibte Kellnerin winkt ab: „Poco español“. Dafür spricht sie einen herrlichen britischen Akzent und lobt auch sogleich das gute Englisch von Martin :-)
    Beim kühlen Bier, das wir uns heute redlich verdient haben, beobachten wir die flanierenden Touristen, die sich jetzt - es ist nach 19 Uhr - zum Abendessen in einem der vielen „typischen“ Lokale aufmachen. Auf den Terrassen um uns herum schaufeln zum Teil sehr gut Genährte die Nahrung in sich hinein, als gäbe es kein Halten: Man gönnt sich ja sonst nichts! :-)
    Bei eintretender Dunkelheit fahren wir - zuerst auf der Autobahn, ab Santiago del Teide auf Nebenstrassen und ab El Tanque über die unendlichen Serpentinen - zurück nach La Caleta de Interián. Wir müssen noch einkaufen, aber der Supermercado schliesst zum Glück erst um 21 Uhr!
    Regine meistert die Heimfahrt auch im Dunkeln mit Bravour und ohne einen Patzer. Das Einzige, was sie auch heute nervt, sind Einheimische, die sich uns dicht an die Fersen heften und nach einer Möglichkeit suchen, uns zu überholen. Bei den vielen Kurven ist dies aber ein Ding der Unmöglichkeit und sie müssen warten, bis sie vertikal geführte Abkürzungen nehmen und uns damit endlich abhängen können. Wir fahren nämlich auf der normalen Route und überlassen den Tinerfeños das Rennfeld.
    Um 20:50 Uhr erreichen wir den Supermarkt bei uns an der Ecke, kaufen ein Brot und Martin kocht mit den letzten Vorräten, die sich noch in unserem Kühlschrank befinden, einen leckeren Gemüsereis, Rührei mit viel Zwiebeln und einen gemischten Salat. Das obligatorische Eis zum Nachtisch darf nicht fehlen.
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  • Letzter Ausflug: Buenavista del Norte

    20. februar 2024, Spanien ⋅ ☀️ 23 °C

    La Caleta de Interián, Dienstag, 20. Februar 2024

    Morgen ist schon der Heimflug angesagt und deshalb haben wir für heute - ausser den üblichen „administrativen“ Arbeiten wie das Schreiben des Blogs und das Bestücken desselben mit Fotos und Videos etc. - nichts geplant. Natürlich ist auch noch das Packen und das Vorbereiten des Reiseproviants angesagt (Wurst- und Käsebrote), aber einen Grossteil des Tages können wir doch bei eitel Sonnenschein auf der Terrasse verbringen.
    Da wir insgesamt gut vorankommen, haben wir doch noch Zeit für einen letzten Ausflug. Uns zieht es ins nahe Buenavista del Norte an den Strand. Das Restaurant - hoch oben auf den Klippen - bietet eine grandiose Aussicht auf die Wellen und diese sind heute gewaltig gross.
    Schon bei der Anfahrt sehen wir von weitem, wie die Gischt an den Felsen hochspritzt, obwohl wir die Küstenlinie selbst noch nicht erreicht haben. Die Atlantikwellen rollen auf breiter Front heran und die besonders grossen Wellen provozieren Fontänen, die bis fünfundzwanzig Meter hoch schlagen: Einfach fantastisch!
    Da Regine findet, wir hätten bislang sehr wenig Bier getrunken :)), wollen wir dies im Klippen-Restaurant „El Burgado“ nachholen. Der Himmel ist teilweise bedeckt und es weht eine steife Brise. Wohl aus diesem Grund sind - anders als vor einigen Tagen - noch Tische mit bester Aussicht auf das Wellenspektakel frei.
    Wir bestellen bei der freundlichen Bedienung, die über Spanisch sprechende Gäste nicht schlecht staunt, „dos cañas“ (zwei kleine Biere im Offenausschank) und betrachten eine lange Zeit das Geschehen.
    Am kleinen Sandstrand, der heute fast ganz überflutet ist, wagen sich immer noch Mutige und Frostgewohnte :-) ins Wasser, wobei sie meist nur die Füsse und Beine in die Wellen halten. Alles andere wäre auch höchst unvernünftig, denn Schwimmen ist beim aktuellen Wellengang unmöglich und sicher lebensgefährlich!
    Nach dem Biergenuss spazieren wir noch ein letztes Mal auf dem Küstenweg den Strand entlang, dort, wo wir vor knapp zwei Wochen Eidechsen mit Banane und Orange gefüttert hatten. An einigen Stellen sind die Wellen sogar noch grösser als vor einigen Tagen und wir schätzen deren Höhe auf fünf bis sieben Meter. Mit gewaltigem Tosen brechen sie und schäumen breit in den Uferbereich hinein.
    Da wir heute nichts Essbares dabei haben, wird aus der Eidechsenfütterung leider nichts, was sehr schade ist, denn die Tierchen sind so putzig, wenn sie die Bissen erhaschen und sich dann blitzartig verkriechen.
    Auf dem Heimweg will Regine unbedingt noch an den Strand von Los Silos, dem Nachbardorf von La Caleta de Interián. Aber was wir schon vermutet hatten, bestätigt sich nun: Es gibt hier weder einen anständigen Badebereich, noch ist der Ort ansprechend. Im Gegenteil: Mit einzelnen Hochhäusern aus den 1980er-Jahren ist er eher als hässlich zu bezeichnen. Zum Glück haben wir uns nicht hier für drei Wochen niedergelassen!
    Wir fahren der Küstenstrasse entlang die wenigen Kilometer zwischen plastiküberdachten Bananenplantagen und der Steilküste zurück nach Caleta, tanken etwas Benzin für die morgige Reise und kaufen noch ein Brot ein, damit Martin aus den allerletzten Resten noch weitere Sandwichs für den Reisetag basteln kann.
    Das Abendessen ist dann ganz „argentinisch“ schnell zubereitet: Unser Kühlschrank gibt noch reichlich Käse, Wurst, Tomaten, Gurken und Zwiebeln her, so dass wir zum Vesper einen leckeren gemischten Salat essen, aufgepeppt mit den letzten Oliven.
    Nun heisst es: Alles fertig packen und Tagesschau gucken. Regine schaut anschliessend auf Netflix bis Mitternacht den Film „Seven Years in Tibet“ mit Brad Pitt; Martin hingegen zieht es ins Bett: Morgen müssen wir ja um 6 Uhr aufstehen…
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  • …und wieder zurück (im Regen)

    21. februar 2024, Tyskland ⋅ ☁️ 12 °C

    Tettnang, 21. Februar 2024

    Wir sind um 6 Uhr aufgestanden und fahren pünktlich wie geplant um 6:30 Uhr in La Caleta de Interián los. Im nahen Las Cruces müssen wir noch die Wohnungsschlüssel dort deponieren, wo wir sie bei der Ankunft abgeholt hatten. Das ist aber kein Problem, weil wir jetzt genau wissen, wo sich das Kästchen für die Schlüssel befindet und auch, weil Las Cruces ohnehin an unserem Weg zum Flughafen Tenerife Sur liegt.
    Unsere „Putzfrau“ und gute Fee hatte uns sogar angeboten, die Schlüssel bei uns abzuholen, aber 6:30 Uhr schien auch ihr etwas zu früh… :-)
    So schicken wir ihr nur eine WhatsApp-Nachricht und verabschieden uns freundlich mit dem Hinweis, die von uns zurückgelassene Schweizer Schokolade sei für sie bestimmt. Das freut sie besonders und sie hofft (wie wir), dass wir einmal wieder kommen.
    Es ist noch zappenduster, als wir losfahren und bald befinden wir uns mitten im morgendlichen Berufsverkehr, wo die tapfer fahrende Regine von drängenden einheimischen Automobilisten regelrecht die Serpentinen hochgejagt wird!
    Sie fährt aber weiterhin so professionell und sicher wie bisher, so dass ihr kein Lapsus passiert. Martin unterstützt sie dabei, indem er geflissentlich - gemäss Navi - die gefährlichsten Kurven vorhersagt :-)
    Später auf der Autobahn Richtung Flughafen und Santa Cruz nimmt der Verkehr stetig zu; noch schlimmer ist es allerdings auf der Gegenfahrbahn, wo wir einen sich über mehrere Kilometer hinziehenden Stau beobachten. Das müssen dann vorwiegend Personen aus dem Dienstleistungssektor sein, die sich zur Arbeit in die Hotelburgen an der Südostküste zwischen El Médano, Los Cristianos und Costa Adeje bewegen.
    Um 8 Uhr kommen wir - ebenfalls planmässig - auf dem Parkplatz beim Flughafen an, wo wir unseren Suzuki zurückgeben. Martin moniert die wesentlichen Mängel: zweimaliger Batteriewechsel am Schlüssel, Nachfüllen von Getriebeöl und Scheibenwischer in katastrophalem Zustand. Der Mann am Schalter bedauert freundlich und professionell und meint, wir hätten das Auto jederzeit tauschen können… Ob wir denn Rechnungen für Batterien und Öl hätten? Das haben wir natürlich nicht, weshalb er erneut „bedauert“, dass er dann leider nichts vergüten könne. Aber das Geld für die halbe Tankfüllung würde uns selbstverständlich auf Regines Kreditkarte zurück überwiesen… Mal schauen, ob das klappt :-)
    Da wir jetzt fast zwei Stunden zu früh am Flughafen sind, haben wir genug Zeit für unser „Frühstück“: Kaffee aus der Thermoskanne, dazu verschiedene Kekse aus unserem Vorrat.
    Eingecheckt war auch schnell und an der grosszügig gestalteten Security werden wir freundlich durchgewinkt. Am Gate B26 warten wir auf unseren Ryanair-Flieger, der laut Flugplan um 10:25 Uhr abheben sollte. Aber noch um 09:50 Uhr, fünf Minuten vor der offiziellen Schliessung des Gates, ist die Maschine noch nicht gelandet…
    Aber dann geht es plötzlich ganz zügig. Der Flieger wird geparkt, die Leute steigen aus und um 10:10 Uhr beginnt schon das Boarding. Als wir auf unseren getrennten „Gratis“-Plätzen sitzen, werden die Passagiere von einem Mitglied der Crew pausenlos ermahnt, schnell vorwärts zu machen, damit der Slot für den Start nicht verpasst wird. Ob das geklappt hat, wissen wir nicht, aber so gegen 10:40 Uhr heben wir endlich ab.
    Die Maschine ist gut besetzt, aber nicht ganz voll: Bei Regine in der Sitzreihe hätte es noch zwei freie Plätze, aber Martin darf nicht wechseln, weil die Crew das nicht möchte: Dies würde angeblich das Gleichgewicht des Fliegers stören. Aha!?
    Der vierstündige Flug selbst verläuft bei gutem Wetter ruhig und nur die Landung auf dem Provinzflughafen Memmingen, der etwas grossspurig als „München Süd“ bezeichnet wird, fällt etwas holprig aus.
    Dafür ist die Gepäckausgabe schnell erledigt und wir begeben uns bei zehn Grad und ganz leichtem Regen zu Regines Auto, das auf dem nahen „Airparks“ geduldig auf uns gewartet hat. Dieses springt auf Anhieb an und in einer guten Stunde sind wir zurück in Tettnang; müde, aber zufrieden und glücklich, dass wir es so schön hatten und alles gut geklappt hat.
    Die Wärme Teneriffas werden wir für unsere nächste Reise im Juni - ans Nordkap - speichern! :-))
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    Slut på rejsen
    21. februar 2024