Teneriffa

January - February 2024
Der Kälte entfliehen und viele schöne Wanderungen machen. Read more
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  • Day 1

    Wenn Zwei eine Reise tun…

    January 30 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    La Caleta de Interián, Dienstag, 30. Januar 2024

    Nach wenig Schlaf müssen wir schon um 3 Uhr (!) aus den Federn, weil der Flieger (Ryanair ab Flughafen Memmingen) um 06:30 Uhr startet und wir vorher von Tettnang aus (über die Autobahn ab Lindau) noch etwa 90 Kilometer im Nebel nach Memmingerberg fahren müssen. Dort wollen wir das Auto bei „Airpark“ drei Wochen stehen lassen und zu Fuss zum Terminal gehen.
    Regine stellt den „Autopilot“ ein, das heisst, sie fährt trotz Übermüdung und bei dichtestem Nebel - wie immer - perfekt, sodass wir kurz nach 5 Uhr am Parkplatz in einem zu dieser Tageszeit gottverlassenen Industrieviertel ankommen.
    Dank Google Maps finden wir auch den Fussweg zum Terminal und trinken dort zuerst einmal unsere Sigg-Thermosflaschen leer (Martin Kaffee, Regine Tee), damit wir durch die Security kommen…
    Der Flug in verschiedenen Sitzreihen (Wir haben uns die je 8 Euro Sitzplatzgebühr gespart.) verläuft ruhig und wir kommen trotz Enteisung (des Flugzeugs :-) und bei starkem Gegenwind um 10:25 Uhr Ortszeit in Teneriffa Süd an. Zu Hause ist es 11:25 Uhr.
    Am Schalter der Mietwagenfirma „Cicar“ erwartet uns eine lange Warteschlange! Cicar ist eben DIE Autovermietfirma auf den Kanaren, weil günstig und kundenorientiert.
    Aber Martin findet auf Nachfrage bei einer netten (!) Dame heraus, dass es ausserhalb des Check-in-Bereichs extra nochmals zwei Schalter extra für Reservationen gibt. Und wir haben natürlich schon vor langer Zeit einen Fiat 500 reserviert - ganz genau wie vor zwei Jahren im Februar 2022 auf Gran Canaria.
    Aus dem 500er wird dann interessanterweise ein Suzuki mit Klimaanlage. Wir erinnern uns sofort daran, dass wir damals einen Fiat 500 OHNE Klimaanlage hatten. Hier ist es aber 26 Grad heiss und wir sind daher über das „japanische“ Upgrade sehr froh.
    Regine beherrscht auch den Suzuki im Handumdrehen und Martin bedient derweil die Klimaanlage :-). Dank Navi finden wir unsere bei Booking gebuchte Unterkunft in La Caleta de Interián (bei Garachico im Nordwesten der Insel) nach einer landschaftlich herrlichen, aber fahrtechnisch mühsamen Fahrt (viele Serpentinen) ohne weitere Probleme.
    Aber jetzt beginnen leider die Unannehmlichkeiten: Die Wohnungsagentur hat uns zwar eine sehr wortreiche E-Mail geschrieben, wo wir die Schlüssel finden und wie wir dann in die Garage und in die Wohnung kommen; es sind sogar Fotos dabei!
    Also erstens befindet sich der Ort, an dem die Schlüssel deponiert sind, zwei Kilomater entfernt in einem anderen Kaff oben am Berg. Als Hinweis gibt es zwar keine Adresse, aber dafür einen Link bei Google Maps. Es ist eine äusserst steile Sackgasse, an deren Ende man nur mit grösster Mühe das Auto wenden kann. Dank des Fotos finden wir die Schlüsselbox und öffnen sie mit dem entsprechenden Code.
    Jetzt also zurück zur Unterkunft, wo mit Blick aufs Meer gerade Bauarbeiten stattfinden, was man uns netterweise verschwiegen hat. Später erzählt man uns, die Agentur hätte auch nichts davon gewusst. Wir wollen es mal glauben!
    Wir parken den Suzuki in der Tiefgarage der Appartement-Anlage und machen uns auf die Suche nach der Wohnung.
    Nach vielem Fragen, unter anderem in der nahegelegenen Bar Casa Floro, finden wir den richtigen Eingang zur Anlage. Man merke: Wir haben zwar ein Foto davon, aber leider keinen Plan und keine Beschreibung, wo der Eingang liegt. Und es gibt mehrere… Auch diese Hürde schaffen wir, aber keiner der Schlüssel passt für das Portal zur Wohnanlage! Martin ruft die Agentur an, aber die Dame weiss leider auch keine Lösung. Sie ruft zurück und es stellt sich heraus, dass sich das Tor nur mit dem Magnetschlüssel öffnen lässt, womit wir auch das Garagentor geöffnet haben. Wie gut, dass Martin der Spanisch-Experte von uns beiden ist!
    Juhu, jetzt sind wir drin (oder fast) und müssen nur noch das Appartement im Block B, Türe 6 finden. Nur, es gibt keinen Hinweis, welches der Häuser der „Block B“ ist. Es gibt insgesamt sechs Hauseingänge. Spannenderweise passt einer der Schlüssel zu einem davon und Martin behauptet darum, dass die Wohnung „logischerweise“ in diesem Hausteil sein MUSS. Ist sie aber nicht: Wir versuchen alle Schlösser und klingeln, um zu fragen. Es öffnet sich aber nichts und es ist auch niemand da, den man fragen könnte.
    Also erneuter Anruf bei der Agentur; die Dame weiss auch nicht, welches der richtige Eingang ist und muss „die Kollegin“ fragen. Aber schon nach fünf Minuten erfolgt der Rückruf: Es ist der Eingang genau am anderen Ende der Anlage….
    Jetzt stehen wir davor, aber da passt der Hausschlüssel nicht! Aha, jetzt macht es Klick bei uns und wir schauen, wo wir unseren Magnetschlüssel hinhalten können, auf dass sich Sesam gnädigerweise für uns öffne.
    Das funktioniert tatsächlich und schon bald sind wir in unserer adretten und sauberen Unterkunft, einem Zweizimmer-Appartement mit Vollausstattung in der Küche, geradezu ein Luxus zu unseren Argentinien-Erfahrungen!
    Nach dieser zweistündigen Odyssee brauchen wir jetzt vor allem eins: ein Bier! Und viel Flüssigkeit, weil wir seit dem Abflug in Memmingen nichts mehr getrunken haben! Zum Glück ist die Bar Casa Flor (ist eigentlich auch ein Restaurant) gleich um die Ecke, sodass wir unseren Durst stillen können.
    Dabei stellen wir fest, dass die Netzabdeckung (auch für normales Telefon) unterirdisch schlecht ist (was Martin irgendwie an Gran Canaria erinnert). Aber in der Wohnung gibt es schnelles WLAN, wofür wir auf Anfrage - ein erneutes Telefonat mit der Agentur!! - sogar das Passwort bekommen.
    Jetzt hellt sich unsere Stimmung allmählich auf und Regine wirft sich schon im Bikini auf die Terrasse, um ein Sonnenbad zu nehmen, während der fleissige (!) Martin diesen Blog schreibt.
    Jetzt müssen wir im nahegelegenen Supermercado nur noch die wichtigsten Einkäufe tätigen und die nähere Umgebung erkunden; dann sind wir in unserem „Winterparadies“ endgültig angekommen.
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  • Day 2

    „Ausgerechnet Bananen!“

    January 31 in Spain ⋅ 🌙 17 °C

    La Caleta de Interián, Mittwoch, 31. Januar 2024

    Heute ist nach den gestrigen “Strapazen“ Ausschlafen angesagt. Mit Freude stellen wir fest, dass wir schon um 10 Uhr Sonne auf unserem Balkon haben; genau das Richtige für Regine und weniger geeignet für ihr iPhone (Es überhitzt bekanntlich sehr schnell,) - Martin zieht sich schon in den Schatten zurück.
    Zuerst kümmern wir uns um unseren Reiseblog und dessen Publikation im Internet, sodass wir am frühen Nachmittag unsere Familie sowie Freunde und Bekannte mit unseren Erlebnissen und Fotos beglücken können, indem wir ihnen den Link mitteilen.
    Martin plant noch einen ersten Ausflug mit Wanderung vom Nachbarort Garachico hoch hinauf zum Dorf San Juan del Reparo, wobei wir einen Weg mit dem Bus machen wollen (entweder hoch oder runter) - der ÖV ist hier sehr gut ausgebaut.
    Es kommt aber wieder einmal anders als gedacht. Wir inspizieren den Strand, telefonieren, geniessen die hochsommerlichen Temperaturen auf dem Balkon und stellen fest, dass es für einen längeren Ausflug schon ein bisschen zu spät ist.
    Und plötzlich - sonnenbetankt - möchte sich Regine in die Fluten stürzen, nachdem sie am Vormittag die Kältestarre bekam, als sie nur einen Fuss ins Wasser gehalten hatte! Regine zieht ihren Badeanzug an und Martin begleitet sie. Aber schon auf dem Weg zum Strand besinnt sie sich eines Besseren (Es weht ein kühles Lüftchen und „Es ist doch zu kalt“) und wir drehen um.
    Dann halt ein Ausflug mit unserem Suzuki und zwar nach Garachico, 4 Kilometer entfernt. Der Ort ist - wie zigtausend andere auch - Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, worauf das Dorf mächtig stolz ist: Die Einwohner bezeichnen Garachico als „das schönste Dorf in ganz Spanien“!
    Leider finden wir in diesem Juwel keinen einzigen freien Parkplatz und fahren gezwungenermassen einige Kilometer weiter nach Icod de los Vinos, wo wir den Wagen etwas gewagt, aber durchaus legal abstellen. Wieso der Ort schon im Namen mit Wein in Verbindung gebracht wird, entzieht sich unserer Kenntnis, denn wir sehen weit und breit nur eines: Bananen! Später lesen wir, dass sich in der Gegend um Icod das Weinanbaugebiet Ycoden-Daute-Isora befindet.
    Aber heute interessieren uns die Bananen mehr als der Wein. Wir schlendern durch das attraktive Ortszentrum und suchen DEN Baum der Insel, einen (angeblich) über 1000 Jahre alten Drachenbaum. Neben dem Teide ist er eines der bekanntesten Symbole der Insel. Zuerst glauben wir ihn gefunden zu haben, aber dann stellt sich dieser als der Falsche heraus. Der Richtige befindet sich in einem kostenpflichtigen Areal und laut Wikipedia etwa 300 bis 800 Jahre alt - trotzdem ein Methusalem. Von einer Anhöhe aus erhaschen wir dann einen - kostenfreien :-) - Blick auf das Prachtexemplar.
    Überall gibt es Werbung für die „Casa del Plátano“ (Haus der Banane), das laut Google eine Art Bananenmuseum ist. Wir zweifeln zwar am pädagogischen Wert eines Besuchs, aber wenn wir schon mal hier sind, sollten wir uns das auf DER Bananeninsel Spaniens nicht entgehen lassen: Teneriffa hat im Jahr 2022 über 175 Millionen Kilo Bananen produziert, wovon über 50% auf das spanische Festland verschifft wurden. Der Eintritt kostet 5 Euro pro Person und die Empfangsdame lässt sich auch durch Martins Flirten nicht für eine Senioren-Reduktion erweichen…
    Das wirklich Spannende sind dann nicht die vielen Informationen rund um die Banane (die hier plátano heisst, weil die ersten Entdecker in Asien sie für eine Platane hielten!), sondern das Wachstum der Pflanze in ihren verschiedenen Stadien. Diese sehen wir „in echt“ im grossen Garten des Museums und lesen dazu die entsprechenden Erklärungen.
    Die Bananenpflanze braucht vom Setzling bis zur Bananenreife circa ein halbes Jahr. Sie produziert genau einmal ein Büschel Bananen mit einem Gesamtgewicht von 30-60 Kilos. Dann stirbt die Pflanze ab, hinterlässt aber einen „Sohn“, der wiederum innerhalb eines knappen halben Jahres ein weiteres Büschel produziert. Dann - so haben wir es verstanden - stirbt die ganze Pflanze und muss durch eine neue ersetzt werden. Regine plant, das alles nochmals auf YouTube genauer anzuschauen; ganz Lehrerin halt… !
    Wen es interessiert, hier der Link dazu:

    https://youtu.be/sg_AN7FDrTc?si=5t4av9NrgfBZPYaY

    Jetzt - es ist 18 Uhr - wird es uns mangels Sonne etwas zu kühl und wir streben zum Auto. Als wir näher kommen, sehen wir, dass wir die Lichter nicht ausgeschaltet haben! Wir hoffen, dass der Motor trotzdem noch anspringt - was er tatsächlich tut, obwohl die Anzeige sagt: „Low battery!“
    Nun fahren wir zurück nach Garachico, wo wir nun, zu später Stunde, leicht einen Parkplatz finden. Regine macht im Auto sitzend einen kompletten Kleiderwechsel, sozusagen vom Sommer in den Winter :-). Jetzt schlendern wir der Uferpromenade entlang und hoffen, die berühmten Steintreppen und natürlichen Wasserbecken besichtigen zu können. Daraus wird wieder einmal nichts, weil die ganze Anlage ohne klaren Grund gesperrt ist! Argentinien lässt grüssen :-)
    Ein kleiner Rundgang durch das historische Zentrum entschädigt uns für den Verzicht auf den Strand: Es gibt schöne alte Kirchen und wie in Icod de los Vinos äusserst schmucke alte Häuser mit sehr schön renovierten Holzbalkonen.
    Nun knurrt Martins Magen aber bereits bedrohlich und wir fahren (ohne Navi!) zurück zu unserer Unterkunft… und verpassen die Abzweigung! Nach zwei Kilometern können wir endlich wenden und parken das Auto bei “unserem” Supermercado an einem Abhang - damit wir ihn am Morgen hinunterrollen lassen können, falls er nicht mehr anspringt. Sicher ist sicher!
    Noch ein paar Einkäufe gemacht und dann zu Fuss ab nach Hause, wo Martin im Handumdrehen leckere Bratkartoffeln mit gebratenen Zucchini und dazu einen gemischten Salat mit Ei auf den Tisch zaubert. Wie immer kümmert er sich um die Zubereitung (Gekonnt ist gekonnt!) und Regine auf das „Danach“.
    Mit einem Glas Wein stossen wir auf unseren zweiten Teneriffa-Tag an.
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  • Day 3

    Im „Frühtau“ zu Berge…

    February 1 in Spain ⋅ 🌙 17 °C

    Garachico, Donnerstag, 1. Februar 2024

    Auch heute haben wir wieder - vollkommen unbeabsichtigt - ausgeschlafen. Aber jetzt finden wir keine gute Ausrede mehr und „müssen“ unsere erste Wanderung absolvieren :-) Nach einem langen Frühstück (das bei uns ja nur aus schwarzem Kaffee besteht) mit Lektüre der Zeitung beschliessen wir, wohin und wann wir losmarschieren werden.
    Martin hat gestern schon einen Plan gemacht, der vorsieht, dass wir mit unserem Mietauto nach Garachico fahren, dort den Bus zuerst nach Icod de los Vinos und anschliessend nach San Juan del Reparo nehmen, um dann von dort „oben“ in vielen Serpentinen nach Garachico hinunter zu wandern. Es sind nur drei Kilometer, aber fünfhundert Meter Höhenunterschied und für einen ersten „Spaziergang“ genau das Richtige (sagt Regine :-).
    So wird es also gemacht. Noch zweifeln wir daran (in Erinnerung an unsere Erfahrungen in Argentinien), ob die Busverbindungen klappen, aber wir werden eines Besseren belehrt.
    Die erste Verbindung nach Icod hat zwar sieben Minuten Verspätung, was vermutlich daran liegt, dass die meisten Touristen - wie wir auch! - keine aufladbare Buskarte besitzen, sondern mit Bargeld ein Ticket lösen, was viel Zeit kostet.
    Martin ist beeindruckt von der Zuverlässigkeit des Bussystems und der guten Information, die laut ihm der in der Schweiz in nichts nachsteht.
    Wir steigen an der Haltestelle „La Culata“ aus, was laut Martin „Grossärschige“ heissen soll, aber gemäss des Wörterbuchs einen „Zylinderkopf“ meint. Nun ja, beides ergibt hier keinen Sinn. Auf jeden Fall ist San Juan del Reparo ein hübsches kleines, verschlafenes Nest, hoch über Garachico. Obwohl sogar eine Person mit uns ausgestiegen ist, treffen wir bei unserem Bummel durch das Dorf keine Menschenseele an, was vielleicht an einer ausgedehnten Siesta liegen mag. (Es ist jetzt beinahe 15 Uhr.)
    Der Wanderweg ist nicht nur gut ausgeschildert, sondern zeigt neben der einzuschlagenden Richtung auch den Zielort und die Distanz an. Zum Entzücken von Martin hat es - ganz genau wie in der Schweiz :-) - immer wieder Markierungen, die den Wanderer dahingehend beruhigen, dass er sich immer noch auf dem richtigen Weg befindet. Und sogar nicht zu nehmende Abzweigungen sind mit einem entsprechenden Zeichen versehen! Hier kann sich niemand verlaufen…
    Zuerst geht es ab der Ortsmitte von San Juan del Reparo eine steile Strasse hinunter bis zum Dorfrand. Dort beginnt ein relativ gut ausgebauter historischer Saumweg, der sich für erfahrene Alpinisten wie uns (!) leicht bewältigen lässt. Wir nehmen uns aber viel Zeit und betrachten immer wieder das herrliche Panorama. Besonders beeindruckt sind wir von den vielen, zum Teil an waghalsigen Stellen gebauten Wasserleitungen, die hier „alcantarillas“ heissen, in der Schweiz Suonen und in Südtirol Waalwege. In Deutschland gibt es derartige Wege offenbar nicht. Oder weiss jemand darüber Bescheid?
    Auf den unzähligen Serpentinen hinunter ins Tal begegnen wir nur einer einzigen Person, einer jungen Wanderin, die - wie sich später herausstellt - die Tochter einer Holländerin ist, welche wir unten am Dorfrand von Garachico lesend antreffen und in ein kurzes Gespräch verwickeln.
    Jetzt geht es durch die gepflegten und im Winter leeren und trockenen Schrebergärten hinunter nach Garachico, wo wir in der Bar auf dem Dorfplatz mit einem Bier auf die erste erfolgreiche Tour anstossen. Schön war‘s!
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  • Day 4

    Hoch hinaus… und alle Probleme gelöst

    February 2 in Spain ⋅ ⛅ 15 °C

    Puerto de la Cruz, Freitag, 2. Februar 2024

    Regine möchte schon früh weg, aber wegen Martin wird wieder nichts daraus. Er will unbedingt noch ein Weilchen auf dem Balkon in seinem Buch lesen.
    Um 12 Uhr geht‘s dann los, heute nach Puerto de la Cruz, das nach der Hauptstadt Santa Cruz und La Laguna die drittgrösste Stadt auf Teneriffa mit knapp 40.000 Einwohnern ist. Anschliessend wollen wir noch „kurz“ hoch zum Observatorium im Valle de la Orotava auf 2.200 Meter über dem Meer.
    Die Hinfahrt geht zügig vonstatten, aber immer wieder meldet Regine, dass das Batterie-Symbol aufleuchtet und die Batterie vermutlich am Ende sei. Das ist doch erstaunlich, zumal wir sie gestern durchs Fahren aufladen konnten. Martin (als alter Informatiker) tippt auf eine falsche Fehlermeldung…
    In Puerto de la Cruz parken wir direkt beim Botanischen Garten, den wir später besuchen wollen, gehen aber zuerst weiter Richtung Strand, weil Regine sich unbedingt ins Wasser stürzen möchte und deshalb extra den Badeanzug eingepackt hat.
    Was sofort auffällt: Puerto del la Cruz ist voll in den Händen von deutschen Rentner-Paaren. Wir sind mit Abstand die Jüngsten hier! Da Regine ein dringendes physiologisches Bedürfnis hat, setzen wir uns in die erste Bar mit Terrasse und einmaliger Aussicht auf den Strand, der ganz weit unten liegt. Bald wird uns klar: Nicht nur alle Gäste sind hier Deutsche, sondern auch das Personal! Dies bestätigt uns die Kellnerin auf Nachfrage von Martin, der sie auf Spanisch anspricht.
    Heute reicht die Zeit nicht für einen ausgedehnten Stadtrundgang, aber dem zweitrgrössten Jardín Botánico von Spanien wollen wir einen Besuch abstatten.
    Mit zwanzigtausend Quadratmetern Fläche ist der Garten, der 1788 angelegt wurde, nicht sehr gross, aber herrlich anzuschauen.
    In ihm gedeihen Pflanzen aus allen Kontinenten der Erde, zum Beispiel Kaffee, Brotfrucht, Mangos, Zimt- und Pfefferbäume.
    Ursprünglich sollten hier tropische und subtropische Pflanzen an das kühlere Klima Festlandspaniens gewöhnt werden, um den königlichen Hof in Madrid zu schmücken. Das Akklimatisieren funktionierte zwar bestens, nur am spanischen Hof gelang die Pflanzenhaltung nicht. Wegen dieses „Misserfolgs“ geriet das Projekt in Vergessenheit.
    1859 kam der Schweizer Gärtner Hermann Wildpret nach Teneriffa und nahm sich mit Hingabe des Gartens an.
    Leider sind die Pflanzen - es sollen über tausend sein - nur mit ihren lateinischen Namen beschriftet, aber da wir ohnehin botanisch unterbelichtet sind, spielt das für uns keine Rolle. Es gibt auf jeden Fall eindrückliche Baumriesen und eine Unmenge an Spezies, die wir noch nie gesehen haben…
    Jetzt wollen wir weiter zum Observatorio Astronómico Teide - hoch oberhalb von Puerto de la Cruz auf 2.200 Meter gelegen. Unmittelbar am Rande der Stadt führt die Strasse mit unendlich vielen Kurven steil hoch in Richtung Gebirge und wir halten öfter an, um die Aussicht auf das Meer und Puerto de la Cruz zu geniessen. Doch jedes Mal meldet der Suzuki beim Starten „Low Battery“ und am Schluss erscheint sogar ein Symbol mit einer roten (!) leeren Batterie! Wir sind ziemlich geschockt, als beim Verriegeln des Autos jetzt auch noch ein lautes Piepsen zu vernehmen ist und Regine das Fahrzeug nicht mehr abschliessen kann. Schon sind wir geneigt, den Ausflug abzubrechen, als Regine die ganze Anzeige liest: „Key Low Battery“.
    Aha, die Batterie des Schlüssels ist leer, nicht die Batterie des Wagens…
    Immer genau lesen!
    Einigermassen erleichtert fahren wir im grellen Gegenlicht der bald untergehenden Sonne - fast immer den Teide im Blick - doch noch hinauf bis zum Observatorium, haben aber weiter ein mulmiges Gefühl, weil wir jetzt den Wagen nicht mehr abschliessen können.
    Eine Mondlandschaft erwartet uns in dieser Höhe, Lavagestein vom Vulkanausbruch im Jahre 1705, einige Sträucher, keine Bäume, denn die Baumgrenze liegt bei etwa zweitausend Metern.

    Zum Vulkanausbruch gibt es eine Information in deutscher Sprache von der Dauer einer Minute unter diesem Link:
    https://www.gobiernodecanarias.org/parquesnacio…

    Auf den Besuch des Observatoriums müssen wir verzichten: Die Tickets sind für den Monat Februar bereits ausgebucht.
    Aber gelohnt hat sich die Fahrt trotzdem: Vom umtriebigen Puerto de la Cruz auf Meereshöhe hinauf in die Berge, durch stille Dörfer, durch den Nationalpark „Teide“ und schliesslich angekommen in luftiger Höhe auf über zweitausend Metern, wo wir gegen 17:30 Uhr fast kaum mehr Besucher antreffen.
    Auf dem Heimweg tanken wir und vernehmen mit Erstaunen, dass heute „La Candelaria“ (Maria Lichtmess) gefeiert wird und deswegen alle Geschäfte geschlossen sind. Wir sollten doch dringend noch ein paar Dinge fürs Abendessen und für morgen einkaufen…
    Regines Adleraugen entdecken auf der Weiterfahrt einen kleinen Supermercado, in dem wir unsere Einkäufe tätigen und fragen, wo wir eine Batterie für den Autoschlüssel finden würden. Gleich um die Ecke an der nächsten Tankstelle! Wir fahren hin und der junge Mann an der Kasse wechselt uns mit Spezialwerkzeug nicht nur die Batterie, sondern erklärt Martin auch, wie wir den - jetzt dem Auto unbekannten Schlüssel: „Key Not Detected“ - wieder aktivieren können. Das ist ein kleines Trinkgeld wert! :-)
    Nun geht es bei eintretender Dunkelheit heimwärts und wir sehen auf der Gegenfahrbahn eine mindestens zehn Kilometer lange Kolonne von Autos, welche sich nur im Schritttempo bewegt. Wo die wohl alle hin wollen? Vielleicht nach Puerto de la Cruz? Wir sind auf jeden Fall froh, nicht im Stau zu stecken und alle (heutigen) Probleme souverän gelöst zu haben.
    Später verrät uns Google und das lokale Fernsehprogramm des Rätsels Lösung für den Stau: Ab heute finden auf Teneriffa Karnevalsveranstaltungen statt, allerdings nicht vergleichbar mit den unsrigen, sondern ein Pendant zum Karneval in Rio.
    Musik, Kostüme und Tänze - brasilianischer Karneval auf den Kanaren. Martin ist - im Gegensatz zu Regine - nicht davon angetan… zu bunt, zu schräg! So verschieden sind eben die Geschmäcker!
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  • Day 5

    (Fast) bis zum Vulkan Chinyero

    February 3 in Spain ⋅ ☁️ 18 °C

    San José de los Llanos, Samstag, 3. Februar 2024

    Heute steht die erste grössere Wanderung an: Wir wollen den relativ nahe gelegenen Vulkan Chinyero umrunden, der mit 1.551 Metern nicht einmal die Hälfte des Teide (3.715 Meter) hat, aber für uns gut erreichbar ist.
    Wir sind keine Frühaufsteher und kommen auch heute wieder später als vorgesehen aus dem Haus, aber mit dem Auto erreichen wir den Ausgangspunkt San José de los Llanos in gut 30 Minuten.
    Dabei müssen wir stets unser Navi „überlisten“, welches uns partout über alle möglichen Seitenstrassen und Feldwege leiten möchte - vermutlich ist dies der distanzmässig direkteste Weg. Wir setzen uns aber konsequent durch und erreichen San José auf normalen Strassen, die hier in vielen Fällen aufgrund enger Haarnadelkurven schon abenteuerlich genug sind.
    Der Dorfparkplatz ist gähnend leer und wir können unser Auto sogar an einen Schattenplatz stellen, wobei das Wetter aufgrund von ein paar Schleierwolken heute eher schlecht. Aber für alle Fälle haben wir unseren Regenschutz dabei…
    Dank unserer (tschechischen!) Wander-App (mapy.cz), welche uns schon in Chile und Argentinien gute Dienste geleistet hat, finden wir den Einstieg in die Wanderung zum Chinyero mühelos. Das Schild gibt 4,2 Kilometer an, was für uns eigentlich eine lachhaft kurze Distanz ist; aber es geht dabei auch gut fünfhundert Meter den Berg hinauf.
    Zudem ist Regine heute gesundheitlich nicht in bester Verfassung und wir schlagen darum ein ihrem Zustand angepasstes Tempo ein.
    Martin, der sich immer seiner „Indianer-Spürnase“ rühmt, führt uns schon nach fünfzig Metern Weg auf eine falsche Fährte (und das mit Navi! :-), was wir aber erst nach eineinhalb Stunden merken. Dabei hätten wir auf halber Höhe nochmals eine Möglichkeit gehabt, auf den offiziellen Weg einzuschwenken. Aber wiederum folgt der „Indianer“ einem anderen Pfad und wir mühen uns auf eher verschlungenen Wegen den Berg hoch. Das Navi sagt, dass wir „tendenziell“ richtig liegen und einfach weiter oben einen grossen Haken schlagen müssen, um zur Route zurückzufinden.
    Zum Glück durchqueren wir einen sehr lichten Kiefernwald, der offenbar vor einigen Jahren abgebrannt ist: Die Baumstämme sind alle geschwärzt, aber aus der verkohlten Rinde wachsen überall schon neue grüne Triebe heraus. Der Kiefernwald scheint also äusserst widerstandsfähig zu sein, wenigstens gegen Feuer. Woher die Bäume ihr Wasser beziehen, ist uns unklar: Der Waldboden ist knochentrocken und mit einem wahren Teppich an trockenen Kiefernadeln bedeckt - und weit und breit ist kein Wasser zu sehen.
    Weiter oben gelangen wir auf eine horizontal zum Berg verlaufende Waldstrasse und parallel dazu verläuft (auch das sagt uns das „Navi“) ein Wasserkanal. Da die Röhre abgedeckt ist, wissen wir nicht, ob der Kanal auch wirklich Wasser führt…
    Martin hat natürlich auch Indianer-Ohren und hört von weitem Wasser fliessen! Und tatsächlich finden wir nach fünfzig Metern Weg eine Stelle, aus der aus dem Kanal Wasser in eine Leitung abzweigt, die uns schon beim Aufstieg immer wieder begegnet ist. Hier rauscht es wirklich! Keine zehn Meter weiter sehen wir einen Metalldeckel, den wir mühelos öffnen können. Darin fliesst eine grosse Menge kristallklaren Wassers, womit offenbar die unter uns liegenden Dörfer und Weiler versorgt werden.
    Regine ist es zunehmend kalt und sie schiebt eine Schicht Kleider über die nächste, zuerst das Merino-Shirt, dann den Fleece, während Martin weiterhin im T-Shirt flott unterwegs ist. Das muss an ihrem Gesundheitszustand liegen, folgert Martin und beschliesst, keine weiteren Risiken einzugehen und bei der nächstbesten Gelegenheit den Abstieg einzuleiten.
    Immerhin schaffen wir es noch zu einer Stelle, von der aus wir den - ebenfalls vor Urzeiten erloschenen - Vulkan Montaña Negra und weiter entfernt im Hintergrund den Teide sehen können.
    Besonders eindrücklich sind die weiten Flächen aus schwarzem Sand und insbesondere der Übergang von „Wüste“ zu Vegetation, wo sich die ersten Kiefern wie Pioniere hingepflanzt haben; zwar klein, aber hartnäckig dem baumfeindlichen Klima trotzend.
    Während des gesamten Aufstiegs ist uns keine Menschenseele begegnet, aber jetzt wimmelt es plötzlich von Wanderern. Meist sind es Gruppen sowohl spanischsprechender Personen als auch Touristen, vermutlich aus Deutschland, die uns mit „Hallo“ begrüssen.
    Jetzt wandern wir auf dem offiziellen Weg wieder hinunter zum Dorf und Martin stellt mit Erstaunen fest, dass wir uns beim Aufstieg zum Teil nur wenige Meter daneben befunden hatten!
    Am Schluss steht uns erneut eine etwas halsbrecherische Heimfahrt über enge Strassen mit tausend Schlaglöchern und fast ebenso vielen Haarnadelkurven bevor, die Regine wie immer mit Bravour meistert. Am Ende der Fahrt kaufen wir noch einige Lebensmittel im Supermercado Alteza („Hoheit“) ein, gleich bei uns an der Dorfeinfahrt nach La Caleta de Interián.
    Martin hat - wie schon oft - am Morgen vorgekocht, sodass wir genug Zeit haben, in Ruhe bei der ARD die Tagesschau live um 19 Uhr Ortszeit (20 Uhr daheim) anzuschauen. Zum Abendessen gibt es Reis mit viel gemischtem Gemüse und dazu Omelette-Streifen, ein Standard-Menu, das wir zum letzten Mal in Chile (Puerto Natales) gekocht hatten.
    Regine ist - auch wie immer - für das Abräumen, den Abwasch und den Kaffee zuständig. Die Rollenverteilung passt bei uns - und dies nicht erst seit gestern!
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  • Day 7

    Tage wie diese… - streichen wir besser!

    February 5 in Spain ⋅ ☁️ 16 °C

    Caleta de Interián, Sonntag, 4. Februar 2024 und
    Puerto de la Cruz, Montag, 5. Februar 2024

    Wir haben beschlossen, am Sonntag einen Ruhetag einzulegen - zum einen, weil sonntags unter anderem auch viele Einheimische unterwegs sind - sei es in den Städtchen oder auf Wanderwegen - und wir diesem Rummel aus dem Weg gehen wollen. Zum anderen möchte Martin einmal längere Zeit lesen. Regine hingegen fasst das Schwimmen im Meer ins Auge, lang ersehnt, aber noch nie in die Tat umgesetzt.
    Zudem wollen wir endlich das nahe gelegene Restaurant „Casa Floro“ testen, das im Internet viele gute Referenzen aufweist.

    Aber der Reihe nach:
    Am Vormittag verweilen wir lange in Sonne und Schatten auf unserem Balkon und gehen relativ spät an den Strand, der sich direkt vor unserem Appartementhaus befindet - gewissermassen gleich um die Ecke. Regine will sich dort in die Fluten stürzen, aber mit dem „Stürzen“ wird es nichts: Die vielen Steine am Ufer lassen allenfalls ein Balancieren zu. Regine - ohne Badeschuhe - achtet darauf, wo sich eine ebenfalls „unbeschuhte“ Dame ins Wasser begibt und folgt ihr unauffällig, ohne zu straucheln und eine gute Figur abgebend. Immerhin hält sie es fünfzehn Minuten im Wasser aus, meist mit Rückenkraul und findet anschliessend, das Wasser sei eigentlich gar nicht so kalt gewesen wie vermutet. Martin bestätigt, dass es laut Internet fast einundzwanzig Grad sind: Nicht schlecht für den Monat Februar!
    Anschliessend gehen wir um 17 Uhr schnurstracks ins „Floro“, ebenfalls um die Ecke, aber zur Landseite hin, genau hinter der Gartenmauer unseres Hauses.
    Eigentlich liegt unsere bevorzugte Essenszeit um gute zwei Stunden später. Weil das Restaurant in der Wintersaison jedoch bereits um 18 Uhr schliesst, weichen wir von unserem gewohnten Rhythmus ab.
    Wir sind hoffnungsvoll und freuen uns auf marisco (Meeresfrüchte), werden aber schon hier enttäuscht: Diese sind nicht mehr vorrätig. Dafür bietet uns die Dame des Hauses Fisch an.
    Wir bestellen zwei Portionen, dazu einen gemischten Salat und Papas arrugas (kleine in viel Salz gekochte Kartoffeln mit grüner und roter Sauce).
    Leider können wir die überaus guten Referenzen im Internet absolut nicht nachvollziehen: Der Salat ist zwar gross, aber nicht mehr ganz frisch, die Papas arrugas haben nur „Runzeln“, weil sie wohl ebenfalls nicht mehr frisch sind. Und der Fisch ist riesig und nicht gar gekocht, so dass an der Wirbelsäule sogar noch rotes Blut sichtbar ist. Martin macht die Bedienung darauf aufmerksam und diese erwidert, es sei halt ein grosser Fisch (!).
    Wir essen tapfer weiter und lassen uns den zweiten Fisch, den wir nicht mehr essen mögen, einpacken. Auf Nachfrage, ob denn alles gut gewesen sei, erwähnen wir erneut den nicht gar gekochten Fisch. Darauf erklärt uns die Chefin lapidar, wir hätten halt was sagen sollen (haben wir doch!).
    Dann kommt die wahrhaft gesalzene Rechnung: Für das mässig schmackhafte Essen und die eher unfreundliche Behandlung bezahlen wir am Schluss 66 Euro. Allein der Fisch (Cabrilla) schlägt mit 40 Euro zu Buche!
    Für uns steht vor allem eines fest: Dieses Lokal werden wir nicht mehr aufsuchen!

    Am nächsten Morgen (Montag) wollen wir mit unserem Suzuki nach Puerto de la Cruz fahren (30 Minuten) und dort der Küste entlang wandern.
    Aber zuerst fragen wir bei der Agentur telefonisch nach, wann denn die Bettwäsche und die Handtücher gewechselt werden. Immerhin sind wir seit 7 Tagen in der Wohnung,
    Ob wir denn jetzt zu Hause seien? Dann würde die Putzfrau uns „sofort“ frisches Bettzeug und Handtücher bringen. Das „Sofort“ zieht sich dann über eine Stunde hin und Martin fragt nach dieser langen Stunde bei der Agentur nach, wann denn nun jemand käme. Das wisse man nun doch nicht so genau. Typisch! Ein „Sofort“ ist nicht eine Stunde, nicht zwei, einfach nach oben offen…
    Wir teilen mit, dass wir aufbrechen und nicht den Mittag wartend in der Wohnung verbringen wollen.Ja, dann würde uns die Putzfrau die Dinge auf die Briefkästen legen, denn einen Schlüssel zum Haus und zur Wohnung hätte sie nicht!
    Wir fahren los und erhalten tatsächlich gegen Spätnachmittag das Foto eines Plastikbeutels auf den Briefkästen beim Eingang. Alles gut soweit, oder…? Wir werden sehen! Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben - wie Martin immer zu sagen pflegt.

    Den Einstieg zur Wanderung hoch oben über der Küste finden wir leicht und legen mit Scharen von anderen deutschen Rentnern los. Nach einer guten Stunde kommen wir oberhalb des berühmten Strandes „El Bollullo“ an und sehen viele Strandbesucher und schwarzen Sand vom Feinsten. Für Regine ist dies Grund genug, sofort die vielen Stufen hinunterzusteigen und den Badeanzug überzustreifen. Martin setzt sich unterdessen auf einen Stein und studiert den Wanderführer im Hinblick auf weitere Ausflüge…
    Regine ist aufgrund der Wassertemperatur nach fünfzehn Minuten wieder an Land und während wir noch ein wenig plaudern, spielen sich vor unseren Augen dramatische Szenen ab:
    Eine junge Frau schleppt einen Mann an einem Arm aus den Wellen und ruft laut um Hilfe; weitere Badegäste eilen hinzu und unterstützen sie. Der Mann wird auf den Sand gezogen und herbeieilende Helfer beginnen sofort mit der Reanimation. Jetzt rennen auch schon die Rettungsschwimmer vom Strandbereich herbei und dazu einige Schaulustige - sehr zum Missfallen von Martin, der von Sensationslüsternen reichlich wenig hält.
    Bald kommt auch eine Ambulanz oben an der Küstenstrasse an, dann die Feuerwehr, die Guardia Civil (eine Art Bundespolizei) und die lokale Polizei: Immer mehr Leute kümmern sich um den Verletzten und wir sind guter Hoffnung, dass ihn die vielen helfenden Hände retten können.
    Nun werden die Leute am Strand von einem Helfer gebeten, diesen zu räumen: Ein Rettungshelikopter wird bald landen. Wir verlassen unseren Platz mit den meisten Besuchern fluchtartig (Im Wasser hält sich ohnehin seit langem niemand mehr auf.) und sehen von weiter oben, wie der Helikopter beim Landen viel Wasser und Sand aufwirbelt.
    Aber dann wird schnell klar, dass dem Mann nicht mehr geholfen werden kann: Ein Helfer um den anderen steht auf und wendet sich ab und nach langer Zeit wird über den Toten ein weisses Tuch gezogen.
    Reichlich betroffen und niedergeschlagen wandern wir zurück zum Auto, verschieben - auch wegen der fortgeschrittenen Tageszeit - die Stadtbesichtigung von Puerto de la Cruz und fahren nach Hause.
    Die frische Bettwäsche liegt (natürlich!) nicht mehr auf den Briefkästen und Martin schreibt dies der Agentur. Antwort: Meldungen, die nach 20 Uhr eingehen, werden automatisch gelöscht; man solle diese doch am nächsten Tag einfach nochmals schicken…!
    Na denn: Prost und Gute Nacht!
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  • Day 8

    In der westlichsten Badewanne

    February 6 in Spain ⋅ ☀️ 21 °C

    Buenavista del Mar, Dienstag 6. Februar 2024

    Heute wollen wir den westlichsten Zipfel von Teneriffa mit Leuchtturm erkunden (Punta de Teno bei Buenavista del Norte) und machen uns gegen 10:30 Uhr auf den Weg. Das Ziel ist nur circa fünfzehn Kilometer entfernt von unserer Unterkunft.
    Kurz nach dem letzten Ort, Buenavista del Mar, sticht uns ein ein grosses Schild ins Auge, das eine zeitweise Sperrung der Zugangsstrasse zum Leuchtturm ankündigt. Wir fahren aber zu schnell daran vorbei, um den ganzen Inhalt zu erfassen.
    Ein paar Kilometer weiter - vom Leuchtturm noch sieben Kilometer entfernt - erblicken wir am Strassenrand viele geparkte Autos, die sich samt und sonders als Mietwagen von Touristen herausstellen.
    Bald löst sich das „Rätsel“ auf: Wir stehen vor einer Strassensperre!
    Daneben sichten wir eine beleibte Dame in einem schnuckeligen Holzhäuschen. Einige Meter vor der Sperre ist das selbe Verbotsschild zu sehen wie vorhin am Ortsausgang von Buenavista, so dass wir nun in Ruhe die Beschränkungen lesen können.
    Ab hier ist die Zufahrt mit dem Auto nur vor 10 Uhr oder nach 19 Uhr von Dienstag bis Donnerstag erlaubt, über das Wochenende bis Montagabend gar nicht. Die einzige Alternative ist ein Bus, der stündlich in Buenavista del Mar abfährt.

    Wir haben uns also wieder einmal nicht (oder zu wenig) vorbereitet, weil - wie wir feststellen - „das Internet“ uns diese Beschränkung nicht vorenthalten hätte!
    Auf Teneriffa sind viele touristische Hotspots - so auch die beliebte Masca-Schlucht - mit Zugangsbeschränkungen versehen, um die Heerscharen an Besuchern zu kanalisieren. Normalerweise pflegen wir solche Orte zu meiden, aber hier wollten wir der Aussicht wegen schon gerne hin. Man kann bei guter Fernsicht bis nach La Gomera hinüber schauen. So beschliessen wir, den Leuchtturm - verbunden mit einer längeren Tageswanderung - an einem anderen Tag zu besuchen und dann die Schranke rechtzeitig vor 10 Uhr zu passieren.
    Um heute nicht unverrichteter Dinge wieder abzufahren, stellen wir unser Fahrzeug am Strassenrand ab und marschieren zu Fuss die Strasse Richtung Leuchtturm entlang, immer direkt unter massiven und zum Teil überhängenden hohen Felswänden, die uns keinen wirklich soliden Eindruck machen.
    Nach einer knappen Stunde erreichen wir eine Art Steinstatue, die mit ihrer Spitze - ähnlich einem Finger - in den Himmel zeigt.
    Hier führte vermutlich früher die Strasse entlang; heute durchschneidet ein kurzer Tunnel
    das Felsmassiv. Vor diesem Tunnel endet dann auch der Weg für Fussgänger: Ab hier ist der Zugang „strengstens“ wegen der Gefahr von Steinschlag verboten. Damit auch keiner sagen kann, er habe das Verbotsschild nicht gesehen, steht der Text auf Spanisch, Englisch und Deutsch daneben. Zudem ist ein zweihundert Meter langer, nicht beleuchteter Tunnel auch nicht gerade das, was uns entzückt.
    Nach phantastischen Blicken hinüber zu den Stränden von Buenavista und zu den unzähligen vorgelagerten Bananenplantagen machen wir kehrt und fahren anschliessend mit dem Auto durch den Ort Buenavista del Mar.
    Er wirkt um die Mittagszeit wie ausgestorben und erst am Abend belebt sich das historische Zentrum mit Kirche, einem Hauptplatz mit schattenspendenden Bäumen und einigen Bars.
    Regine möchte ans Meer, um zu schwimmen. Daher fahren wir vom Ortskern immer weiter hinunter Richtung Küste und am Friedhof vorbei. Die anfangs asphaltierte Strasse endet jedoch an einer mit staubigen Plastikplanen abgedeckten Bananen-Plantage, so dass wir zum Umdrehen gezwungen sind.
    Regine hat vom Aussichtspunkt oben einen Strand und dazugehörige Parkplätze etwas ausserhalb des Ortes gesehen; diesen Strand steuern wir nun an.
    Auf dem Platz, der auch als solcher ausgeschildert ist, stehen einige (auch deutsche) Wohnmobile und es wird uns schnell klar, dass dies im Sommer der Badestrand des Ortes sein muss.
    Auf gut gepflasterten Wegen gelangen wir hinunter ans Meer und finden auf Anhieb ein Naturschwimmbecken in der Grösse eines Swimmingpools. Dort kommen wir mit einem Mann ins Gespräch, der uns Auskunft über den Ort gibt. Es stellt sich heraus, dass er (Giuseppe) vor 20 Jahren aus Sardinien ausgewandert ist, in Buenavista eine Pizzeria eröffnet hat und diese leider vor einiger Zeit wegen Personalmangels (!) schliessen musste. Jetzt lebt er von verschiedenen Arbeiten, was einfach zu sein scheint, weil auch auf Teneriffa Fachkräftemangel herrscht.
    Regine ist schnell im Wasserbecken, Martin hat (wieder einmal!) keine Badehose dabei und in der Unterhose will er nicht schwimmen. Wir verbringen hier den Nachmittag, schauen den Fischen im Naturschwimmbecken zu und später den Eidechsen, die wir mit minimalen Stückchen der Bananenschale füttern. Offensichtlich sind sie neugierig, hungrig und auch an Menschen gewöhnt, die hier auf der Bank sitzen.
    Auf der Heimfahrt drehen wir - ganz zum Missfallen von Martin - noch eine Runde im Auto durch Buenavista und den nächsten Ort, Los Silos. So etwas darf man laut Martin nur zu Fuss machen, schimpft er. Regine würde auch gerne anhalten und auf dem Dorfplatz in der Bar etwas trinken, aber Martin drängt nach Hause, zumal wir uns noch im Supermarkt
    mit einigen Lebensmitteln eindecken wollen.
    Zum Abendessen „kocht“ Martin den vom Restaurantbesuch am Sonntag übriggebliebenen Fisch im Backofen; dazu gibt es Bratkartoffeln und einen gemischten Salat. Jetzt, wo der Fisch im Gegensatz zu Sonntag gargekocht ist, schmeckt er sogar Regine :-)
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  • Day 9

    Waghalsiger Weg bei den Giganten

    February 7 in Spain ⋅ 🌙 17 °C

    Los Gigantes, Mittwoch, 7. Februar 2024

    Martin wollte heute einen (faulen) Ruhe- bzw. Badetag einschieben, hat aber nicht mit dem Aktivitätsdrang von Regine gerechnet, die - da es heute sehr diesig ist und so gut wie keine Sonne scheint - wenig Lust auf einen Tag am Meer verspürt.
    Kaum haben wir die Zeitung gelesen und von unserer netten „Putzfrau“ Claudia (aus Chile) die fehlende saubere Bettwäsche entgegengenommen, drängt Regine zum Aufbruch zu einer „kleinen Wanderung“.
    Martin findet im Rother-Wanderführer eine geeignete Tour, bei der man einen tollen Blick in die berühmte Masca-Schlucht werfen kann. Zum Glück konsultiert er noch die Navigations-App mapy.cz, die erstaunlicherweise angibt, ein Grossteil des Weges sei gesperrt. Eine Internet-Recherche erklärt, dass der Besitzer eines Ziegenhofes in Casas de Araza seit 2018 den Durchgang verweigert. Aha, dann muss also eine andere Route gesucht werden.
    Martin findet eine interessante Strecke auf dem „Camino de Santiago“ (Jakobsweg), der quer über die gesamte Insel von der Hauptstadt Santa Cruz bis Puerto de Santiago verläuft, und zwar von Santiago del Teide bis hinunter nach Tamaimo. Noch interessanter erscheint uns aber ein Weg, der einer praktisch senkrecht aus dem Meer ragenden Felswand folgt und der am Ende des Touristenortes „Los Gigantes“ beginnt. Dies soll unser heutiger Ausgangspunkt sein.
    Wir fahren auf einer abenteuerlichen Route quer durch die Berge, schrauben uns Meter für Meter hoch, halten immer wieder für Fotos an und lassen unsere Blicke schweifen - in die Weite der Bergwelt, hinüber zum Teide oder hinunter ans Meer.
    Bis Masca geht es dank Regines ausserordentlichen Fahrkünsten sehr gut, aber plötzlich stehen wir auf der engen Bergstrasse in einem Stau; minutenlang bewegt sich nichts mehr.
    Manchmal kommen zwei oder drei Autos entgegen. so dass wir zunächst eine Engstelle weiter oben vermuten, später denken wir an einen Unfall. Martin steigt aus und fragt den Fahrer des Taxis gleich vor uns. Nein, das sei absolut normal und eben den vielen Touristen (wie wir) geschuldet, die alle unbedingt nach Masca wollen, um von dort aus in die Masca-Schlucht hinabzusteigen, die am Meer in einer Bucht bei Los Gigantes endet.
    Jetzt geht Martin zu Fuss der stehenden Kolonne entlang nach vorne und sieht weit oben einen grossen roten LKW stehen. Bei den engen Kurven hier ist er sicher DAS Verkehrshindernis, was der Taxifahrer auch bestätigt: Solchen Vehikeln sollte man den Zugang verbieten…
    Plötzlich geht ein Ruck durch die Kolonne und wir bewegen uns im Schritttempo. Stop-and-Go ist angesagt. Der LKW stellt sich etwas später als überdimensionales deutsches Wohnmobil (!) heraus, das man (Wer auch immer…) mit viel Geschick an einer Kehre aus dem Weg geschafft hat. Es folgen noch einige schwierigere Passagen, aber dann ist der Weg frei hinunter nach Los Gigantes an der Südostküste von Teneriffa.
    Der Ort ist bekannt durch und benannt nach der bis dreihundert Meter senkrecht abfallenden Steilküste. Als wir sie erblicken, können wir kaum glauben, dass es dort einen Wanderweg geben soll.
    Bei dessen Einstieg hängen dann auch zwei Schilder, die einerseits auf die vielen Gefahren (von Absturz bis zu Höhenangst :-) hinweisen, respektive den Zugang gänzlich verbieten.
    Wir lassen uns jedoch nicht von einer Begehung abhalten, auch weil Martin findet, dass wir in den Schweizer Alpen schon bedeutend riskantere Stellen passiert haben.
    Mit viel Vorsicht legen wir los und werden mit einem prächtigen Panorama und einem Blick auf den Yachthafen und Badestrand von Los Gigantes belohnt; und der Blick nach unten in die tosende Brandung ist wahrlich atemberaubend!
    Trotzdem kehren wir nach ungefähr einem Kilometer wieder um; einerseits brennt die Sonne, die gegen Spätnachmittag doch noch kurz herausgekommen ist, gnadenlos an den Fels, anderseits gibt es am Ende gar kein Ziel (ausser dem Beginn eines Wasserstollens!) und drittens ist uns doch etwas mulmig beim Blick in die Tiefe.
    Aber schön war‘s trotzdem und Regine hat sich ein kühlendes Bad im Meer verdient. Nur finden wir nahe des Sandstrands von Los Gigantes keinen freien Parkplatz und müssen in den Nachbarort Puerto de Santiago ausweichen. Dort sichten wir sogar Duschen und Umkleidekabinen sowie eine gut sortierte Bar: Zustände wie in unseren Heimatländern!
    Regine schwimmt eine Runde und Martin hütet in der Zwischenzeit die Wertsachen. Anschliessend bemerken wir, dass unser Zündschlüssel schon wieder (!) ein Batterieproblem hat. Dieses versuchen wir auf dem Rückweg an etlichen Tankstellen zu lösen, aber erst an der letzten von Repsol in La Caleta de Interián gelingt es. Martin will das Problem morgen der Autovermietung „Cicar“ melden - mal schauen, was sie dazu meinen. Immerhin haben wir die Batterie ja vor fünf Tagen schon einmal ersetzt!
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  • Day 10

    Calima mit patagonischen Windstärken

    February 8 in Spain ⋅ ☁️ 25 °C

    Punta Teno und Masca, Donnerstag, 8. Februar 2024

    Ausgehend von unserer Erfahrung vor einigen Tagen, beim gescheiterten Versuch, den Leuchtturm „Punta Tena“ am westlichen Ende von Teneriffa (weit hinter Buenavista del Norte) zu besichtigen, haben wir heute den Wecker auf 8 Uhr gestellt.
    Wir wollen spätestens um 9 Uhr los, weil der unbeschränkte Zugang zu dieser Zone nur bis 10 Uhr gewährleistet ist; zudem wird die Strasse von Freitag bis Montag komplett gesperrt.
    Als eines der ersten Autos passieren wir die offene Schranke gegen 9:45 Uhr und fahren die sieben Kilometer zum Parkplatz am Leuchtturm.
    Schon von weitem sehen wir viele Wohnmobile, die hier über Nacht standen. In Spanien ist das Campieren überall dort erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist, also auch hier :-)
    Die Felsküste mit über hundert Metern Höhe beeindruckt uns sehr! Sie zieht sich kilometerweit Richtung Süden bis Los Gigantes.
    Bei einer steifen Brise, die wir in dieser Stärke nicht erwartet haben, steigen wir aus dem Auto. Heute weht der Calima, ein heisser Wüstenwind (aus Süden oder Südosten), der Sand und Staub aus der Sahara bringt und die Temperaturen steigen lässt. Die Luft sieht dann wie dichter Nebel aus, manchmal auch leicht rötlich schimmernd.
    In diesem Wind marschieren wir zum Leuchtturm, der - da militärisches Sperrgebiet - für die Öffentlichkeit unzugänglich ist. Immerhin können wir den Turm durch das verschlossene Tor gut sehen und fotografieren.
    Auf gepflasterten Wegen kommt man auch hinunter ans Wasser, wo ein dick vermummter Angler mit sichtbarem Erfolg Fische fängt. Ihm scheint der immer stärker werdende Wind nichts auszumachen. Allein das (Angel-)Ergebnis zählt!
    Wir spazieren anschliessend noch einem Hügel entlang in Richtung Los Gigantes. Hier steht links als einziges Wohnhaus weit und breit eine imposante moderne Villa und wir fragen uns nicht nur, was den Eigentümer dazu gebracht hat, in dieser gottverlassenen Gegend ein solch grosszügiges Haus zu bauen, sondern auch, weshalb er dafür überhaupt eine Erlaubnis erhalten hat; das gesamte Gebiet ist nämlich militärische Sperrzone.
    Nach gut einer Stunde fahren wir wieder zurück nach Buenavista del Norte und von dort in Serpentinen die Berge hinauf nach El Palmar, von wo aus wir unsere heutige Wanderung nach Masca, dem Mekka aller Teneriffa-Touristen, starten wollen.
    Regine parkt genau am richtigen Ort, weil der Einstieg in den wie immer gut beschilderten Weg nur zwanzig Meter weit entfernt ist. Zuerst geht es auf der alten Bergstrasse aufwärts, vorbei an vielen Schrebergärten und verlassenen Feldern. Wir sichten auch einige Weinreben und kommen unweit von diesen mit einem Einheimischen ins Gespräch, der - da in Rente - jetzt Zeit hat, um in seinem Garten Gemüse anzubauen - nur für den Eigenverbrauch, wie er sagt.
    Auch er äussert Bedenken wegen der Wasserknappheit. In diesem Jahr habe es noch nie geregnet und der wenige Schnee auf dem Teide sei mit dem Wind nach kurzer Zeit weggeweht worden. Nach einem kurzen Plausch verabschieden wir uns.
    Der Weg zweigt ab und wir folgen einem Saumweg, der steil hinunter in Schluchten und steil bergan auf die Bergrücken führt. Manchmal kommen uns einzelne Wandergruppen entgegen und am Scheitelpunkt auf neunhundert Metern treffen wir sogar eine Schweizerin, was Martin an ihrem unüberhörbar breiten Deutsch sofort erkennt. Sie ist 82 Jahre alt, hat vor 30 Jahren eine Wohnung auf Teneriffa gekauft und überwintert jedes Jahr einige Monate am Meer. Heute unternimmt sie einen Ausflug mit ihrem jüngeren Begleiter, einem Deutschen, der ebenfalls vor dreissig Jahren im selben Ort ein Appartement gekauft hat.
    Jetzt wollen sie auf den Bus nach Santiago del Teide und Martin - wie immer versiert in Sachen Informationen - sucht ihnen bei Google Maps nicht nur die nächste Verbindung heraus, sondern zeigt ihnen auf der Karte auch genau, wo sie einsteigen müssen. Da ihr Bus dreissig Minuten Verspätung hat, treffen wir sie bald wieder im Ort El Turrón, wartend am Strassenrand.
    Wir setzen unsere Wanderung fort und erreichen den Aussichtspunkt „Mirador La Hilda“, eine Sonnenterrasse, auf der wir mit einem Glas Bier den prächtigen Ausblick in die Masca-Schlucht geniessen.
    Nachdem wir unseren Durst gestillt haben, geht es hinunter nach Masca und von dort dem Hang entlang nach Lomo (Rücken) de Masca, wo wir auf unseren Bus warten.
    Während Regine mit ihrer bald 96-jährigen Mutter telefoniert, erblickt Martin den grünen TITSA-Bus schon weit oben am Berg. Eine einheimische Frau gesellt sich zu uns und rät, sich rechtzeitig an die Haltestelle zu begeben, damit der Bus nicht vorbeifährt. Sie selbst wolle auch mit und geht mit gutem Beispiel voran.
    Zum grossen Entzücken von Martin kommt der Bus auf die Minute pünktlich, was bei den hiesigen Strassenverhältnissen und den unvorhersehbaren Problemen auf den Serpentinen fast an ein Wunder grenzt.
    Für je 1,45 Euro dürfen wir dreissig Minuten hinunter nach El Palmar mitfahren (ein Schnäppchenpreis!) und Martin fragt den Fahrer, ob er uns direkt bei unserem geparkten Auto aussteigen lassen könnte. Kein Problem!
    Wir haben Zweifel, ob dies bei uns auch möglich wäre.
    Bald wissen wir, weshalb der Bus so pünktlich ist: Der Fahrer legt eine halsbrecherische Geschwindigkeit an den Tag, fährt aber mit viel Geschick und Können. Sicherlich hat er jahrelange Erfahrung mit den unzähligen Haarnadelkurven! In jedem Fall müssen wir uns während der Fahrt gut festhalten!
    Das angehängte Video gibt hoffentlich einen guten Eindruck davon.
    Wie abgemacht, werden wir fünf Meter neben unserem Wagen freundlich vom Busfahrer verabschiedet und wir fahren die restliche Strecke aus eigenen Kräften nach Hause. Wie immer erledigen wir noch schnell einige Einkäufe im Supermarkt „Alteza“, unmittelbar neben unserer Unterkunft. Wir sind heute so früh dran, dass Martin sogar noch ein wenig in seinem Buch lesen und diesen Blog vor dem Abendessen schreiben kann! :-))
    Und wie immer korrigiert ihn Regine dann auf stilistische und syntaktische Feinheiten.
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  • Day 13

    Abhängen mit Aussicht

    February 11 in Spain ⋅ ☀️ 21 °C

    La Caleta de Interián, Freitag, 9. Februar 2024

    Heute ist wieder einmal „nichts“angesagt, was ja auch schon „etwas“ ist. Wir sitzen auf unserer sonnigen Terrasse, die allerdings eher ein Balkon ist, einen Meter über dem Niveau des Bodens. Martin liest und Regine arbeitet am Blog, erweitert da und dort den Inhalt der Berichte, korrigiert den Stil und beantwortet anschliessend ihre WhatsApp-Nachrichten.
    Aber irgendwann juckt es sie und sie möchte unbedingt schwimmen gehen.
    Da das Meer hier sprichwörtlich „gleich um die Ecke“ liegt, ist das Schwimmen kein Problem. Martin begleitet sie, „bewaffnet“ mit seinem Buch, da Regine angekündigt hat, länger im Wasser zu bleiben und Martin nicht untätig herumsitzen und in die Wellen starren möchte (um zu sehen, wo Regine abgeblieben ist:)).
    Es kommt dann wieder einmal anders als geplant: Die Wellen sind zu hoch, sie schlagen - egal bei welchem Schwimmstil - über Regine zusammen und sie schluckt mehr Wasser als ihr lieb ist; zudem ist ihr das Wasser ein wenig zu kalt und die Strömung zu stark. Regine hat nach 20 Minuten genug und wir ziehen uns wieder zurück in unsere „Loge“.
    Aber so gar nichts unternehmen mag Regine dann doch nicht und sie schlägt einen kürzeren Bummel vor. Da der Strandweg in Richtung Garachico infolge von Bauarbeiten gesperrt und in der anderen Richtung, nach Los Silos wenig attraktiv ist (Hohe Mauern und zugedeckte Bananen-Plantagen sind keine Augenweide.) müssen wir das Auto nehmen, was Martin nur zähneknirschend akzeptiert.
    Wir fahren fünf Minuten in den etwas oberhalb von La Caleta gelegenen Ort Las Cruces, wo der „Camino Viejo“, die alte Hauptstrasse, den Hang entlang führt. Martin hat bereits mit Google‘s Street View vorab geklärt, dass wir von hier aus auch etwas anderes als nur Bananen sehen werden. Immer wieder eröffnet sich uns eine schöne Aussicht zur Küste hinunter oder weit nach hinten zum Leuchtturm von Los Silos.
    Allein nach oben Richtung Berg und nach unten Richtung Hauptstraße scheint es keinerlei Pfade zu geben; alles, was nach Verbindungsweg aussieht, ist privat und und durch Tore oder Zäune verschlossen. Offenbar ist dieser „Camino Viejo“ auch für Einheimische attraktiv; es kommen uns etliche Spaziergänger entgegen, einige flotten Schrittes, um dem nahenden Regen zu entfliehen. Ja, die Wolken kommen bedenklich nahe, aber erst in der Nacht gibt es lang anhaltenden Regen - sehr zur Freude der Einheimischen.
    Es wird für uns ein schöner und gemütlicher Spaziergang am Spätnachmittag. Auf dem Rückweg kaufen wir beim Supermarkt „Alteza“ ein und zu Hause wartet schon das von Martin vorbereitete Abendessen: Reissalat mit Thunfisch und Ei, dazu gebratene Auberginen-Scheiben. Mmmh! :-)
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