• Wandern bei Sonne und Regen

    7. März in Spanien ⋅ ⛅ 17 °C

    Villa de Mazo, Freitag, 7. März 2025

    …zugegeben: eigentlich mehr bei Regen als bei Sonne :-) Aber eben: wir nehmen das Wetter so, wie es kommt…
    Also: los geht es um 12 Uhr mit dem Bus bis nach Villa de Mazo, circa 15km südlich von Santa Cruz etwa auf halber Höhe des Gebirgsrückens, der die ganze Insel von Norden nach Süden überzieht. Das heutige Ziel ist es, auf dem Camino Real von Villa de Mazo nach Santa Cruz zu wandern - wenn das Wetter mitspielt. Es ist ein schöner Weg, der sich nach einem ersten steilen Aufstieg immer leicht abwärts windet.
    Gleich zu Beginn treffen wir ein einheimisches Paar, der Mann raucht Pfeife. Martin bemerkt ihm gegenüber, dass er der erste Pfeifenraucher auf der Insel sei, den wir zu sehen bekommen… Schnell ergibt sich ein Gespräch und das Paar lädt uns in sein „Ferienhaus“ gleich am Weg ein; das heisst, sie sind die Besitzer und der ebenfalls anwesende Sohn verwaltet das Domizil. Sie selber leben in Los Sauces ganz im Norden.
    Der Mann, der hier aufgewachsen ist, erklärt uns einiges zu La Palma und seinen nach Kuba ausgewanderten und dann zurück gekehrten Vorfahren, sowie zum Tabakanbau und einer nahegelegenen Höhle (s. Foto), die als Zwischenlager für Verstorbene genutzt wurde, bevor sie dann in der Kirche begraben wurden; den ersten Friedhof (in Santa Cruz) gab es erst ab circa 1850. Später machen wir sogar Rast an einem speziell für Sargträger eingerichteten Rastplatz: der Weg bis zur Kirche war steil und lang…
    Der Sohn macht dazu noch etwas Werbung für die Vermietung ihres Ferienhauses und die Frau schenkt Regine eine Art Amulett zum hiesigen Brauch der „Bajada de la Virgen (de las Nieves)“. Er findet alle 5 Jahre als höchstes kirchliches Fest zur Erinnerung an eine grosse Dürre Ende des 17. Jahrhunderts statt.
    Kaum sind wir auf dem Weitwanderweg gestartet, beginnt es schon leicht zu nieseln, es ist aber noch angenehm warm und der von der Sonne aufgeheizte Asphalt dampft. Bald nimmt der Regen aber zu und wir packen Regenjacke und -schirme aus. So geht es weiter, vorbei an verlassenen Höfen und überwucherten Gärten und alten Rebbergen; alles ist immer sehr grün, was bei dem vielen Regen der letzten Zeit ja auch kein Wunder ist. Überhaupt scheint La Palma als westlichste der kanarischen Inseln am meisten Niederschlag abzubekommen und kennt dementsprechend kein Wasserproblem - ganz im Gegensatz zum benachbarten Teneriffa. Das liegt aber natürlich auch am Tourismus: auf Teneriffa verbraucht 1 Tourist im Schnitt 20x soviel Trinkwasser wie ein Einheimischer. Und hier auf La Palma gibt es - noch - relativ wenig Tourismus.
    Bei einer erneuten Rast ausserhalb von Las Breñas haben wir gleichzeitig das Gebirge mit dunklen Regenwolken und das Meer mit Sonne im Blick: La Palma bietet für jeden etwas :-)
    Da es bis nach Santa Cruz nochmals 9km sind und der Regen stärker wird, beschliessen wir, die nächstgelegene Bushaltestelle anzusteuern. Wir haben Glück und schon nach 10 Minuten Wartezeit führt uns die Linie 30 ohne Umsteigen zurück nach Santa Cruz.
    Hier ist es trocken und hat offenbar den ganzen Tag nicht geregnet. Wir hoffen, dass das so bleibt: wir wollen am Abend an einem Stand, den Regine gestern entdeckt hatte, „Paponazo“ (von papa=Kartoffel, nazo ist die Vergrösserungsform, weil dazu sehr grosse Kartoffeln verwendet werden) essen. Das ist eineinheimisches Gericht, das ebenfalls nur alle 5 Jahre im Zusammenhang mit der Virgen serviert wird. Es besteht aus einer grossen gedämpften Kartoffel, die gestampft und mit einer rosafarbenen Sauce (wir dürfen die sogar probieren) begossen wird. Darüber kommt ein Potpourri aus Oliven, Thon, Trutenfleisch und Chips, was nochmals mit Sauce übergossen wird. Et voilà: fertig ist der Paponazo. Wir werden es uns munden lassen…
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