Wie ein Adlerhorst
October 25, 2024 in Turkey ⋅ ☀️ 6 °C
Nun waren wir wieder in der Obhut von Günai. Er war bei der ersten Einreise in die Türkei unser lokaler Führer, nun schliesst sich langsam der Kreis, der mit Günai zu seiner Vollendung kommen wird. Bereits um 9.00 stand er motiviert vor zwei Minibussen bereit um uns zum Kloster Sumela zu begleiten. Die Busse erklommen die steilen Passagen und engen Kurven problemlos. Bereits von der Strasse her konnte man das beeindruckende Kloster aus der Ferne erspähen.
Einem Adlerhorst gleich schmiegt sich die Fassade des vierstöckigen Klosters wie angegossen in die Nische einer schwindlig-steil abfallenden Felswand.
Das Kloster wurde wahrscheinlich um das Jahr 385 gegründet. Bereits im 5. Jahrhundert gehörte es zu den grossen Zentren des östlichen Mönchtums. 640 brannte es nieder, wurde aber wieder aufgebaut. Im 12. Jahrhundert verwüsteten Turkmenen die Klosteranlage. Das Marienbild versuchten sie durch Anschläge zu zertrümmern, laut Klosterchronik jedoch vergeblich. 1366 brannte das Kloster zwar nochmals ab, im raschen Wiederaufbau war man aber mittlerweile geübt. Bis ins 19. Jahrhundert blieb der Ort ein bedeutendes Pilgerziel. Auch unter osmanischer Herrschaft lief der Klosterbetrieb weiter. Nicht nur Christen sondern auch Muslime verehrten die Marienikone: Schliesslich hatte die Maria auch Sultan Selim I. gesunden lassen und das Land von Heuschrecken befreit, worauf sie der anatolische Volksmund " Heuschreckenmadonna" nannte.
Der letzte Eintrag ins Besucherbuch erfolgte am 24. Juni 1921, kurz darauf wurde die Klosteranlage während türkisch- russischer Gefechtshandlungen vermutlich willentlich - keiner wills gewesen sein - in Brand gesetzt.
84 Jahre gingen ins Land, bis im Sumela-Kloster wieder Gottesdienst stattfinden durfte. Im Sommer 2010 hielt der Istanbuler Patriarch Bartholomäus I. die erste Messe nach all den Jahrzehnten.
Die Restaurierungsarbeiten sind immer noch im Gange. Für die Touristen wurde es 2020 wieder eröffnet. Es gilt als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Schwarzmeerregion und zieht jährlich viele Besucher an, die die einzigartige Lage und spirituelle Atmosphäre bewundern. Das Sumela-Kloster steht auf der vorläufigen Liste des UNESCO- Weltkulturerbes.
Erschüttert hat mich bei der Besichtigung die Tatsache, dass viele der einzigartigen Fresken böswillig zerstört wurden. Vielen biblischen Heiligen wurden die Gesichter weggekratzt oder durch Einschüsse durchlöchert. Es sind nicht die ersten Fresken auf dieser Reise die auf dieselbe Art zerstört wurden.
Das Sumela-Kloster wurde aus Angst und Schutz vor Feinden so beschwerlich in die Felswände gebaut. Aber auch hierhin fanden Gegner den Weg.Read more





















Traveler
So idrücklichi Baukunscht 👌
Traveler💫☺️👍