• Erster bekannt gewordene Friedensvertrag

    October 30, 2024 in Turkey ⋅ ⛅ 7 °C

    Ein Traktor mit Anhänger holte uns heute Morgen frühzeitig für die Besichtigung und Führung duch die ehemalige Hauptstadt des Hethiter-Reiches ab. Bei knappen über null Temperaturen gings zum letzten gemeinsamen Ausflug warm eingepackt los.
    Hattuscha, die Hauptstadt des Hethiter-Reiches, liegt in der Provinz Çorum beim Dorf Boğazkale im anatolischen Hochland, etwa 170 Kilometer östlich von Ankara. 1986 wurden Hattuscha und das benachbarte hethitische Heiligtum Yazılıkaya als Kulturdenkmal in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes eingetragen.
    Die Forschungsgeschichte von Hattuscha beginnt 1834 mit dem französischen Forschungsreisenden Charles Texier, als er die Ruinen der alten Hauptstadt entdeckte, allerdings ohne dass er die vorgefundenen Ruinen richtig zuordnen konnte. Von der Existenz der Stätte wusste man aber aus dem alten Testament. Hugo Winckler, ein Berliner Assyriologe und Keilschriftforscher, begann 1906 im Auftrag der Deutschen Orient-Gesellschaft eine Grabung, um zu überprüfen, ob es sich bei den Ruinen um die Hethiterhauptstadt Hattuscha handelte. Zusammen mit dem türkischen Archäologen Makridi Bey fand er in der ersten Grabungskampagne 1906 den Beweis dafür. In weiteren Grabungskampagnen 1907 sowie 1911/12 wurden an die zehntausend Keilschrift-Tontafelfragmente geborgen, die in akkadischer Sprache verfasst waren. Nach dem ersten Weltkrieg ruhten die Grabungen für mehr als ein Jahrzehnt und wurden erst 1931 unter der Leitung von Kurt Bittel wieder aufgenommen. Winckler sowie auch später Bittel stiessen auf die Tontafel-Archive der hethitischen Könige, die u.a. die internationale Korrespondenz und Verwaltung enthielten. Nach kurzer Grabungszeit hielt Winckler den in Akkadisch verfassten Friedensvertrag zwischen Ägypten und Hatti in der Hand, der zwischen Hattušili III. und Ramses II. geschlossen worden war - der erste bekannt gewordene und bedeutende Friedensvertrag der Weltgeschichte, den wir besitzen.
    Wir zogen von Stadtteil zu Stadtteil. Eines der bekanntesten Monumente in der Oberstadt ist eine künstlich aufgeschüttete pyramidal anmutende bis zu 40 Meter hohe und 250 Meter lange Anlage. Sie liegt wie eine Krone der Stadt auf deren höchsten Punkt. Während die über diesen Wall laufende Stadtmauer ein ursprünglich mit 4 Sphingen geschmücktes Tor aufweist, verläuft genau unter diesem Tor hindurch ein unterirdischer Tunnel - eine so genannte Poterne. Das aufwendige, weithin sichtbare Bauwerk, dessen hethitischen Namen wir bisher nicht kennen, diente nicht der Verteidigung, sondern war höchstwahrscheinlich Teil kultischer Inszenierungen, die von nördlich in der Stadt liegenden Tempeln ausgingen. Mit Taschenlampenfunktion auf dem Handy begingen wir diesen mystischen Tunnel. An den Wänden waren feine, rot eingefärbte Wandmalereien ersichtlich.
    Am Mittag war es dann an der Zeit, sich langsam auf den Weg nach Göreme zu machen.
    Ein vertrautes Bild erwartete uns hier. Als ob die Welt stehen geblieben wäre. Was wir aber alles in diesem halben Jahr gesehen und erlebt haben wurde uns von Dima bei einer kleinen Videovorführung wie ein Feuerwerk nochmals in Erinnerung gerufen.
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