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  • Day 17

    Prolog/Das große Packen (Puerto Natales)

    January 11, 2018 in Chile ⋅ 🌬 22 °C

    Nach tollen, aber leider nur knapp zwölf Tagen haben wir Argentinien den Rücken gekehrt und sind back in Chile (sehr zur Freude von Chris, der seine südamerikanische Wahlheimat doch klar den Landen der komisch sprechenden Argentinier vorzieht)! Der Bus brachte uns zwar nicht pünktlich, aber doch wohlbehalten nach Puerto Natales. Mal wieder ein kleines Maleur zwischendurch: wir hingen nach Ausreise aus Argentinien zwei Stunden im Niemandsland fest, weil der chilenische Grenzposten mit einem Stromausfall zu kämpfen hatte (1&2). Einziger Lichtblick zwischendurch war ein kleiner Fuchs, der keinerlei Grenzkontrollen über sich ergehen lassen musste und unbescholten aus Chile spazierte (3).

    Aber wie gesagt, wir sind gut in Puerto Natales gelandet. Und hier heißt es: Die Bootcamps sind abgeschlossen, jetzt wird's ernst - Torres del Paine wartet! Der Nationalpark (im Folgenden einfach nur mit 'Torres' referenziert) wird uns die nächsten sieben Tage und sechs Nächte beherrbergen, der Höhepunkt unserer gemeinsamen Reise! Die Vorfreude ist immens, der Respekt vor der geplanten Route und den wechselhaften Witterungsbedingungen aber ebenso.

    Doch eigentlich müssen wir, um einen kleinen Eindruck über den betriebenen Planungsaufwand zu erhalten, nochmal ein halbes Jahr zurückspringen. Als ich mich nämlich an die Routenplanung für den Monat in Patagonien machte, fehlte für die Vielzahl der möglichen und gewünschten Besichtigungsstätten neben der Million auf dem Konto (für luxuriöse Unterkünfte und angenehme Inlandsflüge) vor allem Eines - Zeit! Also plante ich jede Aktivität so (Vorsicht neudt.) 'tight' wie möglich und erstellte eine sehr dicht gestaffelte Reiseroute (nicht ganz so schlimm wie asiatische Touren à la "europe in 5 days", aber doch durchaus auf Kante genäht). Wo immer sich Zeit einsparen ließ, sah ich das auch vor. So wurde die Gesamtaufenthaltszeit für den Torres von normalerweise acht bis neuntägiger Dauer auf nur sieben Tage eingedampft (am PC ein Leichtes, realiter nicht ganz so simpel, wie sich noch in kommenden Footprints herausstellen wird).

    So weit so gut, doch das Hauptproblem bei einem Besuch des Torres ist das Buchungssystem, über welches man die Zeltlager, in denen man übernachten will, vorreservieren muss. Dieses ist nämlich gelinde und im heimischen Dialekt ausgedrückt "a hundsverreggada Scheißndreg"! Kurz zusammengefasst: es dürfen erstens maximal nicht mehr als 80 Besucher pro Tag in den Park (Tagestouris ausgenommen) und zweitens existieren neben der chilenischen Naturschutzorganisation 'Conaf' noch zwei private Anbieter für Campgrounds innerhalb des Parks. D.h. der Ansturm auf die limitierten Plätze ist enorm, teils sind zur Hochsaison (Dezember bis Februar) schon Monate im Voraus keine Reservierungen mehr zu bekommen. Das komplett grenzdebile an dem Gesamtsystem ist jedoch die Tatsache, dass jede Organisation (Conaf, FantasticoSur und Vertice) eine eigene Buchungswebsite hat, was bedeutet, dass man bei jeder Organisation einzeln vorreservieren muss. Hinzu kommen Serverausfälle oder Wartungsarbeiten, teils nur unübersichtliche spenglische Beschreibungen (manchmal vier verschiedene Buchungsvaraianten: camping, platform, fullboard und refugio, wer soll da ohne Beschreibung durchblicken?!), meist horrende Preise (welches Genie kommt auch bitte auf die grandiose Idee einen Nationalpark teils durch private Betreiber zu managen?!), oft bereits ausgebuchte Camps für die gewünschten Termine sowie keinerlei Rückmeldungen ob die Reservierungen auch wirklich bestätigt sind. Schlichtweg ein totales Chaos und absoluter Albtraum für jeden halbwegs organisierten Planer. Obwohl wir den Prozess etwa sechs Monate vorher angestoßen hatten, haben wir erst nach einem vollen Quartal (!) Bescheid bekommen, dass unsere Route zu den Wunschterminen so halbwegs hinhaut und das auch nur auf mehrmalige telefonische Nachfrage - per Mail war nichts zu machen. Die erste (und wahrscheinlich sogar größte) Hürde war also genommen, hat aber schon ordentlich Nerven gekostet!

    Die eigentlichen Vorbereitungen mussten dann vor Ort erledigt werden. Zwar hatten wir uns bereits in diversen Blogs das Fachwissen zu Equipment, Ernährung und sonstigen Survivalskills angelesen, um aber noch mal auf Nummer sicher zu gehen, besuchten wir ein Tag vor Abreise ein kostenloses Vorbereitungsseminar, das von einem in Puerto Natales ansässigen Ausrüstungsverleih täglich angeboten wird (4). Es wurden Streckenabschnitte, Camping-Gear sowie Tipps rund um Essen, Verhaltensweisen und Wetter diskutiert. Wirklich viel Neues haben wir nicht erfahren, aber so wurden wir in unserer Planung nochmal bestätigt, quasi vom Expertengremium.

    Die restliche Tageszeit verwendeten wir darauf durch die Stadt zu tingeln und uns gebührend auszustaffieren. Es mussten Vorräte für eine Woche gekauft, mehrere Dinge ausgeliehen sowie die Rucksäcke so gewichtsparend wie möglich geschnürt werden. Die nicht benötigten Sachen lagerten wir im Hostel ein, das wir eine Woche später wieder aufsuchen würden.

    Nach Durchsicht des mitgeführten Krempels gab's einen kleinen Schock für mich: ich war tatsächlich dazu gezwungen in Südamerika Geld zu waschen! Allerdings weniger kriminell motiviert als wirklich wortwörtlich, da Sonnencreme ausgelaufen war und die mit in die Schutztüte gesteckte Münzsammlung an Devisen (€, $, Singapur $, argentinische und chilenische Pesos) gesäubert werden musste (5).

    Natürlich wollen wir der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten, was wir so in den Torres mitschleppten. Auf Bild 6 findet sich ausgenommen Kleidung, Schlafsäcken und Fotoausrüstung so gut wie alles Mitgeführte: Zelt, Isomatten, Stöcke, Gaskartuschen, Kochset, Ramen-Instantnudeln, Instant-Kartoffelpüree, Couscous, Fertigsoßen, Chorizos, Studentenfutter, Trockenfrüchte, Snickers, Müsliriegel, Haferflocken, Kakaopulver, Toilettenpapier, Anti-Mückenspray, Zipbeutel und Notfalldrogenset (Ibuprofen und Aufputschwundermittel 'Tapsin'). Torres kann kommen!
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