• Paul D

Hasta los pingüinos

Un’avventura di 20 giorni di Paul Leggi altro
  • Inizio del viaggio
    26 dicembre 2017

    Bienvenidos a Chile!

    25 dicembre 2017, Cile ⋅ ☀️ 27 °C

    Mit durchschnittlich nur ca. 180 km Ausdehnung von Ost nach West, dafür aber rund 4300 km (!) von Nord nach Süd ist Chile eine Bohnenstange von Land. In den nächsten vier Wochen erkunden Chris und ich einen Teil dieser Weiten entlang der Anden - genauer gesagt Patagonien, also den südlichen Teil Chiles und Argentiniens. Und das hoffentlich wohlbehalten bis zur Südspitze Chiles, bis zu den Pinguinen. ¡Vamonos!

    Los ging's pünktlich um 18 Uhr an Heiligabend vom Nürnberger Flughafen aus - zur großen 'Freude' der Familia, aber vor allem zur Schonung des Geldbeutels (in den Tagen davor/danach sind die Flüge ca. 200-300 Euronen teurer). Ausgangspunkt der Expedition, nach unproblematischer, 20-stündiger Anreise: Hauptstadt Santiago de Chile.

    Also schnell in aller Herzlichkeit Chris begrüßt und aufgegabelt, Hostel bezogen und ab ging's durch die Straßenzüge der eigentlich quirligen Metropole (5,2 Mio. Einwohner). Doch Christi Geburt hatte die Stadt leergefegt: am ersten Weihnachtstag war quasi nichts los. Tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Wir besichtigten zuerst das Herzstück einer jeden spanisch kolonialisierten, südamerikanischen Stadt, den Plaza de Armas (Foto 1). Waffen werden hier nicht mehr aufbewahrt - im Gegenteil, Papst Franziskus, welcher im Januar Chile besucht, verspricht einem jedem (Seelen-)Frieden (Foto 2). Einzige Kenntlichmachung des Weihnachtstages war ein großer Plastikchristbaum sm Rande des Platzes - ansonsten erinnerte bei 30+ Grad und prallem Sonnenschein kaum etwas an Navidad.

    Nächster Anlaufpunkt war der 'Cerro Santa Lucia', ein kleiner Aussichtshügel mit nettem Rundumblick über Santiago (Foto 3). Nach langer (fast alles geschlossen am Feiertag), aber doch noch von Erfolg gekrönter Suche gönnten wir uns schließlich 'escalope con patatas frittas' zum Abendessen.

    Am zweiten Weihnachtsfeiertag (der hier anscheinend nicht so wirklich begangen wird) erwachte die Stadt wieder zum Leben. Wir schliefen aufgrund der doch schlauchenden Anreise aus Deutschland bzw. La Serena aus und starteten erst gegen 11 Uhr zum zweiten, deutlich höheren Aussichtsgipfel der Stadt, 'Cerro San Cristobal'. Tolle Idee - der Stern knallte volles Rohr und so konnten wir bei den 2,5 km Aufstieg gar nicht so viel trinken, wie wir schwitzen! Der Ausblick entlohnte aber die Strapazen (Bild 4). Ähnlich wie Christo Redentor in Rio segnet auch hier eine Christusstatue (Bild 5) die Stadt zu ihren Füßen, untermalt von christlichen Gesängen aus Lautsprechern.

    Nach sehr viel leichterem Abstieg und Mittagspause bei 'pollo asado' mit Freunden von Chris, besichtigten wir den riesigen Friedhof Santiagos, 'cementerio general'. Auf diesem liegt nach Ableben jeder Chilene von Rang und Namen, oft in erstaunlich großen Privatmausoleen (Foto 6). Gegen Spätnachmittag schlenderten wir durch den Zentralmarkt, auf dem hauptsächlich Fisch verkauft wird und anschließend noch durch die größte Shoppingmall Südamerikas - Chile ist das wohlhabendste und weitentwickelste Land des Subkontinents, was sich auch öfters in der ausnehmenden Leibesfülle der Bewohner bemerkbar macht.

    Gegen Abend war der Halbmarathon in sengender Hitze absolviert und ich nahm im Hostel eine der besten Duschen meines Lebens. So aufgefrischt rafften wir unsere Habseligkeiten zusammen, schleppten uns zum Busterminal und machten los im komfortablen 'semi cama' Nachtbus gen Pucon. Ein gelungener Auftakt für einen tollen Monat in Südamerika!
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  • Bootcamp #1 (Huerquehue Nationalpark)

    27 dicembre 2017, Cile ⋅ ⛅ 21 °C

    Zehn Stunden durch die Nacht und knapp 800 km weiter südlich spuckte uns der Bus auf die Straßen der verschlafenen Kleinstadt Pucón, im sogenannten 'kleinen Süden' Chiles. Das Städtchen liegt im Seengebiet im nördlichen Teil Patagoniens am 'Lago Villarrica'.

    Wie bei fast jedem Ortswechsel beim Backpacking ist der Ankunftstag stressig: das Hostel muss gefunden, das Zimmer bezogen und meist schon die Planung für alle Aufenthaltstage vor Ort entworfen sowie teils durch Tourbuchungen umgesetzt werden. Also liefen wir wie immer mit Handynavigation (mal ehrlich, wie ging das auf Reisen früher denn bitte ohne?!) vom Busbahnhof los, um Punkt 1 abzuhaken. Noch im morgendlichen Tran trotteten wir vor uns hin, nur ab und zu von Hundegebell aufgeweckt. So schoss das Adrenalin umso kräftiger ein, als mir plötzlich ein solcher Kläffer an der Hacke hing! Ohne Vorwarnung einfach zugeschnappt - der Schreck saß zum Glück tiefer als seine Zähne: nur eine minimale Schürfwunde, alles unbedenklich. Trotzdem nicht der Willkommensgruß den man sich wünscht!

    Wir ließen uns aber nicht beirren und arbeiteten obige Liste ab, buchten auch schon die Weiterfahrt nach Argentinien und kauften zur Selbstversorgung ein (es scheint hier üblich in den Hostels selbst zu kochen, auf die Idee käme in Südostasien keiner bei den günstigen Garküchen). Leider mussten wir umdisponieren was die geplante Besteigung des Villarrica Vulkans anbelangt: das Wetter (obwohl in den nächsten Tagen trocken, nur bedeckt) schien den hiesigen Agenturen zu unsicher für eine Tour (noch ein Unterschied zu SOA, dort hätte ein Scheinchen jedes Sicherheitsbedenken hinweggefegt). Wir fanden aber passenden Ersatz (siehe nachfolgende Footprints).

    Da der strahlende Sonnenschein des Anreisetages auf jeden Fall genutzt werden wollte, machten wir uns auf in den nahegelgenen Nationalpark 'Huerquehue'. Den Fahrplan für die Buslinie dorthin hat nur leider eine totale Orgnisationsnulpe entworfen, weshalb wir im völlig überfüllten Gefährt (ich saß auf dem Flurboden des Buses) erst gegen 14 Uhr im Park eintrafen. Zur Auswahl standen ein siebenstündiger, ein sechsstündiger und ein zweistündiger Trek. Die letzte Busfahrt zurück nach Pucón geht täglich um 19:30 Uhr. Nach Adam Riese blieb also rein rechnerisch nur der zweistündige Wanderweg zur Auswahl. Aber die grenzenlosen Selbstüberschätzung zweier untrainerter Mittzwanziger trieb uns zur sechsstündigen Route - wäre doch gelacht, wenn wir beiden Tausendsassa nicht die halbe Stunde "rauslaufen" könnten.

    Im muskelkaterbeschwörenden Laufschritt ging's also den Berg hinauf (schon auf den ersten Metern hängten wir nur scheinbar wandererprobte Eidgenossen ab). Zwei Stunden später bot der stetig ansteigende Pfad durch dichte Bewaldung den ersten grandiosen Ausblick: 'Lago Tinquilco' eingerahmt im Bergpanorama, garniert mit schneebedecktem Blick auf den Vulkan 'Villarrica' im Hintergrund (Bild 1). So habe ich mir Patagonien vorgestellt - wirklich fantastisch!

    Noch eine halbe Stunde führte die Strecke bergauf, teils vorbei an sehenswertem Totholz (Bild 2), zum eigentlichen Ziel: den drei kleinen Seen 'Lago Chico', 'Lago Toro' und 'Lago Verde'. An Zweitgenanntem (Bild 3) gönnten wir uns eine Verschnaufpause mit Obst und Avocadobaguette. So muss das!

    Mit schon etwas Zeitdruck wanderten wir weiter, oft unter Beobachtung farbig schimmernder Salamander (Bild 4). Diese Strolche tankten ausgiebig Sonne am Wegesrand, entschwanden aber meist flink sobald man näher kam. Am letzten See angekommen schossen wir nur schnell noch ein paar Impressionen (Bild 5 & 6), machten uns dann aber geschwind an den Abstieg.

    Auf dem Rückweg gab's noch Wasserfälle zu bestaunen, welche von den Seen gespeist parallel zum Weg ins Tal donnern. Und tatsächlich, wir haben's geschafft: 23 km bergauf, bergab inklusive Fotosessions und Picknick in 5 h 15 min. Und noch viel wichtiger: außer ein wenig Muskelkater und viel vergossenem Schweiß keinerlei Wehwehchen. D.h. solider Einstand für die kommenden (weitaus fordernderen) Trekkingtouren (deshalb 'Bootcamp' im Titel)!
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  • Es gibt kein schlechtes Wetter...!

    28 dicembre 2017, Cile ⋅ ⛅ 17 °C

    Was macht man am besten wenn's trüb ist und regnet? Richtig, man trickst den lluvia aus! So interpretierten wir ein bekanntes Sprichwort ein wenig um: es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Aktivitäten! Unter diesem Motto standen unsere letzten beiden Tage in Pucón. Anstelle der eigentlich geplanten Vulkantour, unternahmen wir also vornehmlich Touren, bei denen nass werden zum Programm gehört.

    Nach gemütlichem Start in den Tag (Frühstück wurde immer erst um 9:30 Uhr kredenzt), ging's zu einer Rafting-Tour auf einem teils durch Gletscher gespeistem Wildwasser in der Umgebung von Pucón. Der Guide heizte die ausschließlich spanisch sprechende Gruppe an - ¡Adelante! (Bild 1, Chris und ich jeweils an zweiter Stechpaddelposition im Boot). Nach jeder bezwungenen schwierigeren Stromschnelle wurde eine kurze 'celebration' eingelegt (2, wir hier jeweils an dritter Sitzposition). Zwischdurch wurde sich im Fluss abgekühlt - insgesamt sehr spaßig und erfrischend.

    Am nächsten Tag erwachten wir nach harter Nacht ziemlich gerädert: der korpulente Hosteleigner war wohl von der Ehefrau aus dem Ehebett verbannt und schlief kurzerhand einfach im einzig freien Bett unseres Viererzimmers. Aufgrund von Schnarchleistung - Marke 'Artilleriesperrfeuer' - seinerseits, war er aber leider auch der Einzige, der mehr als 3 Stunden schlummerte (that's hostellife)!
    Nichtsdestotrotz machten wir uns auf, die Stadt vormittags durch eine trinkgeldbasierte Tour näher kennenzulernen. Neben Fakten zur Geschichte der Streitigkeiten und anschließender Friedensschließung zwischen Mapuche (hiesige Ureinwohner) und spanischer Kolonialbesatzung, gab's Interessantes über die Stadt selbst, die Umgegend und vor allem über den Vulkan Villarrica zu erfahren. Dieser ist der aktivste Vulkan Chiles mit Ausbrüchen im Abstand von ca. 15-20 Jahren (letzter 2015). Trotz abgeblasener Vulkanbesteigung wanderten wir zumindest auf dessen Schlacke-Sand, nämlich am schwarzen Strand von Pucón, direkt am Lago Villarrica gelegen. Gegen Ende der Führung steigerten sich die bis dahin eher halbgaren Schauer zum nervigen Dauerregen.

    Am Nachmittag stand eine weitere geführte Tour zu verschiedensten Kleinattraktionen an. Mit quasi identitätsspendendem Kleidungsstück eines jeden Deutschen bewaffnet - der 3in1 Multifunktionsjacke (wahlweise von Jack Wolfskin, Mammut oder Schöffel) - schauten wir mehrere Wasserfälle (3), die - nomen est omen - tiefblau leuchtende Lagune 'Laguna Azul' (4) sowie 'Lago Caburgua'' (5) an. Alles sehr schön und komfortabel gestaltet, mit Bustransfer zwischen den Stationen. Zum Abschluss ging's dann noch zu in den Wäldern gelegenen Thermen in Form von großen, mit heißem Thermalwasser gefüllten Holzbottichen. Nach den ereignisreichen ersten Tagen in Chile eine willkommene Ruhepause (6).
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  • Die lila Oma (Rauer Start in Argentina)!

    30 dicembre 2017, Argentina ⋅ ⛅ 22 °C

    Trotz Hostelwechsels (weil das alte keine Betten für eine Nacht länger bot) verfolgte uns der Fluch des unruhigen Schlafes auch in der nächsten Nacht. Diesmal materialisierten sich die Schnarchgötter in Gestalt eines argentinischen Pärchens, welches uns in der Nacht mit ihren Sägearbeiten beglückten - im Duett!

    Am nächsten Morgen mussten wir früh raus (Busabfahrt um 7:30 Uhr) und wollten durch lautes Rumrödeln ein wenig Rache an den Zimmergenossen üben. Ging allerdings nicht ganz auf, weil deren Wecker eine Viertelstunde nach unserem läutete und wir uns 45 Minuten später mit ihnen im selben Bus wiederfanden. Dieser nahm halbwegs pünktlich Kurs gen Argentinien.

    Auf dem 'paso mamuil malal' überquerten wir die Anden und somit auch die Grenze Chiles zu Argentinien. Das verlief völlig problemlos, kostenlos und ohne irgendwelche Sperenzchen der Grenzbeamten (da könnten sich ihre südostasiatischen Kollegen mal eine große Scheibe abschneiden). Und zudem in großartiger Szenerie: Bild 1 zeigt die Aussicht aus dem Niemandsland (die 300 m zwischen den Grenzstationen) auf Vulkan 'Lanín', eingerahmt von wunderschönen und uralten Araukarien. Diese Baumart überdauert schon Jahrmillionen und wächst extrem langsam - die abgelichteten Vertreter sind mehrere hundert Jahre alt! So hieß uns Argentinien (scheinbar) gebührend willkommen (2).

    Wir tuckerten noch ein Stündchen weiter und erreichten mittags Junin de los Andes. Und hier fing der titelgebende Ärger an: Eigentlich geplant waren zwei Stunden Aufenthalt bis zur Weiterfahrt nach Bariloche. Nach zwei Stunden kam auch der Bus in den wir umsteigen mussten, jedoch vernahmen wir recht schnell ein unnatürliches Scheppern. Die Fahrer scharrten sich um eine geöffnete Luke am Heck des Buses, rauften sich die Haare und murmelten was von "Klimaanlage". Das war auch schon die einzige Information, die wir für die nächsten drei Stunden erhalten sollten. So campierten wir vor dem Bus (3), rissen galgenhumorige Witze, unterhielten uns mit einer sich wunderbar echauffierenden Israelin und vertrieben uns die Zeit in völliger Ahnungslosigkeit (aus den Veranwortlichen war wirklich nichts Vernünftiges rauszukitzeln) damit, das Maleur (4) und die Tierwelt außenrum zu dokumentieren (5).

    Die Erlösung kam dann endlich nach drei Stunden Warterei. In der Rückbetrachtung bin ich mir sogar ein wenig unsicher, ob sich diese aufgrund der sich darauffolgend bietenden Szene nicht sogar gelohnt hat - aber entscheidet selbst: Nach drei langen Stunden also tritt auf der 'Mecánico' und das in einem so uralten und röchelnden Gefährt, dass man seine Qualifikation getrost anzweifeln durfte! Er machte sich relativ flink ans Werk, aber nicht etwa mit Schraubschlüssel oder Ratsche, nein, er benutzte ausschließlich dicken Draht! Die Kirsche auf der Sahnespitze dieser Backpacking-Transportchaos-Story gesellte sich dann noch in Form einer Omi dazu, welche sich zuvor schon fürchterlich aufgeregt hatte und nun dem Mechaniker wahrscheinlich höchst intelligente Anweisungen zur Reparatur gab. Das Ganze natürlich stilecht im lilanen Pyjama! Bild 6 zeigt all das, extra für diejenigen, die denken, ich würde mir sowas ausdenken.

    Nach zwei Minuten war der stundenlange Spuk auch schon vorbei. Mit erleichtertem Lachen ging's dann endlich los nach Bariloche. Die Fahrt an sich führte durch sehr schönes Hochland, teils durchbrochen von großen Flüssen oder Seen (aber dazu mehr in den folgenden Footprints).

    Um kurz vor zehn hatten wir dann auch im Hostel eingecheckt. Aber der Stress war noch nicht vorbei: wir hetzten noch durch einen Supermarkt, planten die nächsten Tage, suchten vergeblich nach einer Bank mit vernünftigen Abhebegebühren und ärgerten uns schwarz über die Konditionen der Gefundenen (10 € Gebühr für einen maximal abzuhebenden Betrag von 135 € - absoluter Wucher). Das hätte man insgesamt auch alles leichter haben können Argentinien!
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  • Bootcamp #2 (Refugio Frey)

    31 dicembre 2017, Argentina ⋅ ⛅ 10 °C

    All aboard! The german trekking-train is rolling again!
    Oder: wie wir mal wieder dazu gezwungen waren, neue Streckenrekorde auf südamerikanischen Wanderwegen aufzustellen...

    Über die wohlfein strukturierte Planung dt. Touris kann die argentinische Realität nur lachen. Am ersten Morgen in Bariloche verzögerte sich der Beginn unserer geplanten Wandertour mal wieder (siehe #Bootcamp 1) enorm. Es fing zwar alles ganz gut an: Frühstück um 8 Uhr, Einkauf für zwei Tage (1.1. auch hier ein Feiertag) um 9 Uhr absolviert und Bushaltestelle identifiziert um 10 Uhr (außer einem kleinen Holzverschlag deutete rein garnichts auf eine Haltestelle hin: kein Logo, Busfahrplan oder auch nur irgendeine Beschriftung). Busdrama nummero dos folgte aber prompt: Niemand (wie z. B. die Hosteleignerin, die wir zum Bussystem interviewt hatten) hatte uns darauf aufmerksam gemacht, dass man in den Stadtbussen Bariloches nicht bar, sondern nur mit vorher erworbener und aufgeladener Magnetstreifenkarte zahlen kann. Bargeld nahm der Fahrer nicht an, sondern schickte uns unwirsch zu einem 'kiosco' und verwies auf den nächsten Bus eine Stunde später. Die gestellte Aufgabe entpuppte sich aber als wahre Schnitzeljagd, denn erstens waren die Läden schwer auszumachen und zweitens hatte erst der vierte Kiosk eine solche Karte. Also zurück zur Bushaltestelle und warten. Die Stunde war lange um, der Bus aber nicht erschienen, als wir bemerkten, dass bei der benötigten Linie die Abfahrtsorte stündlich alternieren (worauf uns der Busfahrer natürlich auch nicht hingewiesen hatte). Nach einer weiteren Stunde Warterei war die Stimmung am Tiefpunkt, was wir mal wieder mit Galgenhumor bewältigten (Bild 1).

    Diese Ironie nochmal zusammengefasst: Bariloche hat Haltestellen und einen Busplan von einer intuitiven Erfassbarkeit, wie sie vielleicht um 1832 angemessen war, dafür aber ein hochmodernes Kartenzahlsystem ohne Möglichkeit zur Einzelfahrtbuchung! Wer die Szene aus der Asterix Comicverflimung mit 'Passierschein A38' noch nicht kennt, möge diese Wissenslücke durch Youtube bitte füllen - ich fühlte mich extrem daran erinnert!

    Um 13 Uhr - wie tags zuvor drei Stunden später als angenommen - begannen wir dann endlich den Aufstieg zu 'Refugio Frey', einer Hütte im Skigebiet über dem Dörfchen Villa Catedral. Einziges Problem: der Hinweg war mit vier Stunden ausgeschildert, letzter Bus zurück ging aber schon um 20:10 Uhr. Uns blieben demnach nur sieben Stunden für eine nach Beschilderung acht bis neun Stunden dauernde Wanderung. Aber solche Zeitangaben sind für Omas in lilanen Schlafanzügen: Wir schmissen wieder mal den Turbo an und pulverisierten die Angaben mit einer Aufstiegszeit von 2,5 Stunden. Erst ging's durch baumloses Gebiet mit tollem Blick in die Umgebung Bariloches (2), weiter oben dann in einen Wald, der sich ganz oben wieder lichtete.

    Am Refugio angekommen entlohnte ein spektakulärer Blick auf 'El Abuelo' und 'Laguna Toncek'. Wir pausierten 1,5 Stunden bei Baguette mit Avocado und ich fotografierte was das Zeug hergab - mit mitgeschlepptem Stativ und neuem Ultraweitwinkelobjektiv macht's besonders Spaß (3, 4, 5). Den Rückweg absolvierten wir in gleicher Zeit, aber ungleich entspannter. Es überholten uns ein paar Trailrunner, die im affenartigen Zahn den Berg runterschossen - ein halsbrecherischer Sport!

    Erschöpft, aber glücklich nach der anfänglichen Pleite doch noch alles wie geplant geschafft zu haben, kochten wir im Hostel wie immer selber (schlichtweg einzig budgetfreundliche Lösung). Die Silvesterfeierei fiel der allgemeinen Erschöpfung der letzten Tage zum Opfer. Eine nette Anekdote trotzdem hier am Rande: Nach Kochen, Entrichtung der Neujahrswünsche nach Deutschland und allabendlicher Rechercheeinheit auf dem Empfangssofa des Hostels (im Raum gab's keinen WLAN-Empfang) kam ich ins Hostelzimmer um Punkt 00:00 Uhr und wünschte Chris ein frohes neues Jahr, worauf er staubtrocken zum besten gab: "Ich wasch' grad meine Unterhosen!" Nach einem kleinen Lachflash meinerseits dokumentierte ich dieses Ereignis für die Nachwelt und werte Leserschaft (6), womit hiermit auch nochmals an alle treuen 'Folger' (Regermanisierung von 'follower') ein herzlicher Neujahrsgruß entrichtet sei!
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  • Schicker Circutio Chico

    1 gennaio 2018, Argentina ⋅ 🌬 15 °C

    Vorteil einer ausgelassenen Feierei ist das Ausbleiben eines Katers. Trotzdem ließen wir den Neujahrstag geruhsam angehen, da das Hostelpersonal es erst gegen 9:30 Uhr schaffte, das Frühstücksbuffet anzurichten. Mit Buskarte im Anschlag lief die Anfahrt zum Aussichtspunkt 'Cerro Campanario' wie geschmiert. Den Ausblick musste man sich zumindest an Neujahr aber erarbeiten (es geht auch ein Sessellift hinauf, war aber nicht in Betrieb). Eine halbe Stunde führte der an manchen Stellen extrem steile Pfad durch dichte Bewaldung, was allerdings aus zweierlei Gründen gut war: Erstens stieg man dadurch einigermaßen windgeschützt auf und zweitens wurde der Ausblick nicht durch vorzeitige Spoiler verdorben.

    Und 'lecko mio' was für ein Ausblick das war! 360 Grad rundum über das gesamte Gebiet in Bariloche spannte sich das Seen- und Andenpanorama auf - schlichtweg überwältigend! Da kauft man sich extra ein Ultraweitwinkelobjektiv, um einen größeren Blickwinkel als das menschliche Auge aufbringt auf den Kamerachip bannen zu können und dann reicht selbst das nicht, um alles einzufangen. Versucht hab ich's trotzdem (1), aber die Komplettsicht kann nur im Video erahnt werden. Dazu machten wir erste Erfahrungen mit patagonischen Winden, die auch wahrlich nicht von schlechten Eltern sind!

    Nach Abstieg ging's schnurrstraks zum nahegelegenen Fahrradverleih - dieses Landschaftseldorado wollten wir nochmal aus der Nähe erkunden. Mit Mountainbikes ausgestattet (2), begaben wir uns auf den ca. 30 km langen Rundkurs 'circutio chico'. Es ging auf und ab durch das kurvige, zerklüftete Gebiet und jeder härtere Anstieg wurde gleich doppelt vergolten. Zum einen durch grandiose Ausblicke und zum anderen durch die darauffolgenden Abfahrt, die wir mit geschätzt 50-60 Sachen runterdüsten. Eine sportliche Herausforderung und Mordsspaß zugleich!

    Gerade der Perspektivwechsel von tief unten auf Seeniveau (3) zu hoch oben mit Überblick (4) machen den Reiz dieser Tour aus. Zwischendurch picknickten wir in toller Szenerie (5) und machten auch noch einen Abstecher zu einem abgelegeneren 'mirador' durch einen Wald im 'Llao Llao' Nationalpark. Die hochgewachsenen Bäume wiegten und knarzten im Wind und baten mich um Verewigung (6). So becirct ließ ich glatt mein Taschenmesser am Aussichtspunkt liegen - der einzige Wermutstropfen des Tages und ein Preis, den ich für dieses Erlebnis gerne zahle (man bemerke die geschickte rethorische Verpackung meiner schlichten Dusselligkeit)! Auch in dieser Nacht schliefen wir selig ob der geleisteten Anstrengungen und Eindrücke.
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  • Sieben Seen sehen (Siete Lagos, Ruta 40)

    2 gennaio 2018, Argentina ⋅ ⛅ 8 °C

    Am letzten Tag in Bariloche wollten wir uns nochmal die volle Dröhnung Seen- und Gebirgspanorama geben. Und das geht abgesehen vom 'circutio chico' am besten im Auto, nämlich auf einem Teilstück der großen Nord-Süd-Verbindung Argentiniens 'Ruta cuarenta'. Rund 230 km lang ist diese Wegstrecke und führt von Bariloche bis San Martin de los Andes, 'Ruta de los siete Lagos' genannt.

    Trotz Reservierung wollte uns Hertz kein Auto vermieten, aber Startschwierigkeiten gehören ja zum Geschäft - so schnell lassen wir uns nicht unterkriegen. Im dritten Laden hatten wir Glück und bekamen einen Kleinwagen zugewiesen. Kurz noch Geld gezogen, ein Busticket für die Weiterreise gebucht und los ging's mit dem Roadtrip.

    Zuerst führte die Strecke ein wenig durch steppenartige Berglandschaft, dann aber gleich wieder zum See an dem auch Bariloche liegt (1). Die Stimmung war prächtig (2), auch nachdem uns unsere Navigationsapp einmal kräftig fehlleitete zu einem angeblichen Aussichtspunkt, der sich allerdings als schwer zugänglich und auf Privatgrund liegend entpuppte. Von der Landschaft generell kann man wirklich gar nicht genug schwärmen: meeresgroße, gewaltige Seen wechselten sich ab mit Waldgebieten und Gebirgspanoramen. Am Wegesrand gab's dazu oft ein Blumenmeer (3). Ab und an zog ein Schauer durch, womit wir jedoch gerechnet hatten - im Auto auch kein Problem.

    Ein paar kleine Anekdoten am Rande:
    - Im Radio empfing man meist nur einen Sender, der dann auch leider oft nur spanische Schnulzen zum Besten gab.
    - Argentinier haben kein Problem damit ihr Leben und das Anderer bei waghalsigsten Überholmanövern leichtfertig aufs Spiel zu setzen, nur um zwei Plätze in der Schlange hinter einem LKW gut zu machen.
    - Über ca. 30 km hinweg warnten immer wieder Schilder eindringlich vor freilaufenden Kühen, wir sichteten aber auf der gesamten Strecke nur ganze zwei.

    Nach 230 km schwenkten wir kurz durch San Martin, machten uns aus Zeitgründen aber sogleich wieder auf den Rückweg. Fotopausen mussten natürlich trotzdem sein - die Heerscharen von Bloglesern hier wollen ja befriedigt werden. Bild 4 zeigt daher Chris, der neben seiner Rolle als Chauffeur (nur er hatte einen Führerschein dabei) mir auch exellent als Vordergrundbeschaffer beim Fotografieren assistierte ("Vordergrund macht Bild gesund!").

    Fast am Ende der Tour spielte mir auch der Stern in die Karten und spendete großartiges Fotolicht (5). Bild 6 zeigt den Blick auf Bariloche in untergehender Sonne und brachte uns zudem in arge Zeitbedrängnis: Kurz vor knapp schafften wir's in Teamarbeit das Auto noch rechtzeitig abzugeben. Während Chris bei der zweiten Tankstelle versuchte Super 95 zu kriegen (die Erste hatte 'no más'), sprintete ich zum Verleihbüro und hielt die Belegschaft bei Laune sowie davon ab vor Abgabe des Autos die Pforten zu schließen. Hat alles geklappt!
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  • Der Nebelgletscher (Cerro&Laguna Torre)

    4 gennaio 2018, Argentina ⋅ ☀️ 1 °C

    Aus dem argentinischen Seengebiet machten wir einen gewaltigen Sprung nach Süden - 1377 km um genau zu sein - ins Trekkingmekka El Chaltén. Da fliegen budgettechnisch außer Frage stand, investierten wir stattdessen Zeit und tuckerten in 26 Stunden am Stück durch das Hinterland im 'semi cama' Tag- und Nachtbus immer auf der Ruta 40. Mit Schlaftabelette keine so große Tortur, wie man annehmen könnte. Ansonsten gibt's nichts Interessantes darüber zu berichten - es war lang, langweilig und genug Zeit, um die letzten Tage zu verschriftlichen. Es ging größtenteils durch die Pampa - wortwörtlich, denn die hiesige steppenartige Hochebene ist namensgebend für karges Hinterland weltweit!

    Gegen 9 Uhr morgens trafen wir in El Chaltén ein. Nach Hostelbezug und Provianterwerb starteten wir direkt den ersten Trek zum 'Cerro Torre' von dem sich ein Gletscher zur gleichnamigen Lagune herunterwälzt. Der Weg war trotz nicht zu verachtender Länge (komplett ca. 22 km) sehr einfach, da fast gänzlich eben. Leider spielte das Wetter mal wieder nicht nach unserer Pfeife und so wanderten wir im Nieselregen in die Nebelsuppe rund um das Ziel (1).

    Der Gletscher selbst büßte auch durch den Wolken-/Nebelvorhang wenig von seiner Imposanz ein, lediglich die dahinterliegenden Gipfel waren nicht zu erkennen (2). Ich bemerkte spöttisch, dass bei diesem Wetter auch die Gletscherreiniger frei hatten und sich das Eisfeld daher recht schmutzig gewandete (3) - Argentinier lassen's eben eher geruhsam angehen. Obwohl das Wetter nicht wirklich dazu einlud (zum Regen mischte sich kurzzeitig auch etwas Schnee), verweilten wir ein wenig, machten Brotzeit und lernten ein nettes niederländisches Pärchen aus Hannover kennen.

    Weil kein gutes Licht für Panoramashots gegeben war, konzentrierte ich mich auf dem Rückweg auf Pflanzen- und Tierwelt. Wir hatten Glück und sahen einen Adler (4), interessant geformte Blumen (5) und auch einen Wildfuchs (6). Man endeckt eben immer etwas, wenn auch heute keine Berge. Wettertechnisch insgesamt ausbaufähig, aber dennoch nett - so nah kommt man einem Gletscher nicht alle Tage!
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  • Ein Tag wie gemalt (Fitz Roy)

    5 gennaio 2018, Argentina ⋅ ☁️ 6 °C

    Oh Patagonien, warum nicht immer so?! Aber was klage ich, genau in der Wechselhaftigkeit liegt doch der Reiz: definierten die Klimagötter gestern noch 'Usselswetter' neu (Nebelgletscher), so spendierten sie heute optimale Bedingungen für den Königstrek von El Chaltén - dem Aufstieg zum Fitz Roy und den 'Lagunas de los tres'.

    Wir befinden uns hier übrigens im zweitbekanntesten Nationalpark Patagoniens, dem 'Parque Nacional Los Glaciares'. Dieser erstreckt sich über rund 4500 qkm in Argentinien und grenzt im Süden an den berühmtesten Nationalpark auf chilenischer Seite, welchen wir in Bälde noch ausführlicher erkunden werden (man darf gespannt sein).

    Los ging's gegen halb neun, erst einen Kilometer durch die Stadt zum eigentlichen Startpunkt des Weges, dann nochmal Einen stetig, aber noch erträglich bergan - gut um auf Betriebstemperatur zu kommen. Der erste Mirador mit Blick ins Tal (1) vertrieb dann auch die letzte Müdigkeit (Schlafbedingungen in Hostels sind wie geschildert nicht wirklich grandios).

    Nach dreitausend weiteren Schritten lichtete sich der Wald und der Hauptprotagonist des heutigen Tages - Fitz Roy mit umliegenden Spitzen - präsentierte sich zum ersten Male in voller Pracht (2). Von nun an liefen wir immer im Angesicht dieses gewaltigen Felsmassivs über die Moräne eines längst geschmolzenen Gletschers, die von Schmelzwasserflüssen durchzogen sich teils in Sumpf- (3), teils in Geröll- und auch in Waldgebiet unterteilt. Dieser Szeneriereichtum begeisterte durchgehend über fünf recht flache, da von den Eismassen vormals plattgewalzte Kilometer lang.

    Doch ganz so einfach gibt der Fitz Roy seine Lagunenausblicke nicht frei: vor dem letzten Kilometer warnte ein Schild, diesen nur bei absoluter physischer Gesundheit zu beschreiten, da auf 1000 m Länge, 400 m Höhe zu bewältigen sind! Hinzu kamen Geröll und nasser Untergund. Aber wir sind ja nun einigermaßen trainiert, warfen also die Lachgaseinspritzung an (Zufuhr von Bananen-Keksmischung) und ließen viele Greenhorns hinter uns.

    Oben angekommen, offenbarte sich der bisher prächtigste Blick auf Patagonien: direkt vorgelagerte Lagunen zu Füßen des gewaltigen Fitz Roys - schlicht überwältigend! Die allermeisten Wandersleut sanken entkräftet vom Aufstieg direkt auf dem ersten Geröllhaufen gleich nach Pfadende hernieder. Wir setzten uns von der Masse ab, schlitterten runter zur ersten Lagune und spachtelten Mitgebrachtes. Um gänzlich freies Feld zu erlangen, bezwangen wir noch einen weiteren Schuttberg. Nicht ganz ungefährlich, jedoch mehr als lohnend, da nur so die kleine hintergelagerte Lagune sichtbar wurde. Ich verfiel in einen kleinen Fotorausch und erbrachte den Wettergöttern meinen Dank (4).

    Beim Abstieg vom Privatberg trafen wir unsere niederländischen Freunde vom Vortag wieder, die eine neue Sportart ins Leben riefen: auf dem Hintern die schmelzenden Schneefelder herunterrutschen. Brachte ihnen außer unserem Applaus allerdings nur einen nassen Rücken in eisigem Wind ein. Aber Kälteempfinden ist in solchem Panorama eh nebensächlich, wie uns auch zwei weitere Unerschrockene vor Augen führten, indem sie tatsächlich in die Lagune sprangen (Lungenentzündung inklusive)!

    Im Anschluss erkundeten wir auch die Ausblicke links der Hauptlagune, wo sich auch der dritte Bergsee vorfand (5). Nach guten zwei Stunden machten wir uns auf den Heimweg. Besonders auf dem steilen Stück forderte der Trek nochmal alles. Wir sahen mehrere Leute fallen, kamen selbst aber unbeschadet herunter. Zurück nahmen wir in einem Schwenk noch 'Laguna Capri' mit, die uns jedoch aufgrund der Großartigkeit vorher gesehener Gewässer nicht vom Hocker riss. In der Abendsonne klappte der Kameraspiegel ein letztes Mal nach oben (6). Bob Ross hätt's auch nicht besser malen können!
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  • Miradores de las Vacas

    6 gennaio 2018, Argentina ⋅ ☁️ 13 °C

    Nach den beiden herausragenden Tagestouren zum Cerro Torre und Fitz Roy harrten nur noch ein paar Aussichtspunkte ihrer Besichtigung: die Miradores de los Cóndores y de las Aguillas! Eigentlich eine Sache von eineinhalb Stunden, rein kilometertechnisch betrachtet, aber heute zügelten wir die Pferde und ließen's gemächlich angehen. Das Wetter besserte sich stetig von durchwachsen bis halbwegs sonnig und somit auch die Fotobedingungen. Gleich beim ersten Anstieg begegneten wir auch wieder unseren holländischen Freunden.

    Der Aussichtspunkt der Kondoren bot Blick auf das verschlafene Nest El Chaltén (1). Wir wanderten etwas abseits ausgeschilderter Routen auf dem Hügelkamm zum Adlerausblick. Aus der Ferne konnten wir kurz die Silhouette eines Andenkondors ausmachen, jedoch brachte ich mit meiner Fotoausrüstung kein vernünftiges Bild zustande (max. 135 mm sind dann doch nicht zoomstark genug). Zum Mittagssnack campierten wir auf einem einsamen Felsen ohne Namen mit Sicht ins Umland - auch großartig (2).

    Auf dem Weg zurück zog der Himmel etwas weiter auf und tauchte die Hochebene in grelle Mittagssonne (3). Aus der Ferne hörten wir plötzlich ein lautes Röhren, das von den Felsen rundherum vielfach zurückgeworfen wurde. Zuerst meinten wir Mitwanderer beim Echotest zu hören, mussten aber feststellen, dass es von zwei argentinischen Prachtbullen herrührte. Die beiden Muskelpakete trugen ihre Zwistigkeiten just auf unserem Wanderpfad aus. Faziniert betrachteten wir sie bei ihrem Tanz (4). Da es aber eher nach freundschaftlicher Kabbelei aussah, umrundeten wir den Ring nach einer Weile in gebührendem Abstand. Der Rest der Herde schien auch eher gelangweilt (5).

    Mit Sicht aufs Städtchen (6) legten wir die letzten Meter des Spaziergangs zurück. Der Rest des Tages gehörte der weiteren Reiseplanung (man muss bei dem Bussystem hier echt auf Zack sein, will man nicht irgendwo aufgrund fehlender Kapazitäten stranden). Am Abend gönnten wir uns die wahren Herren der Hochebene und Aussichtspunkte (las vacas) in Burgerform - ausgesprochen deliziös!
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  • Zwischenfazit Patagonien

    7 gennaio 2018, Argentina ⋅ ☀️ -8 °C

    Zwei Wochen sind rum, sie vergingen wie im Flug und trotzdem hat man schon Erlebnisse eines gefühlten halben Jahres angehäuft! Höchste Zeit also für ein kleines Zwischenfazit zu Land, Leuten und allem drumherum.

    Anfangen möchte ich bei der Sprache: ¡Entiendo un poco, pero no hablo español! Zumindest in Chile und im Norden Argentiniens war es gut mit jemandem zu reisen, der fließend Spanisch spricht, da man selbst manchmal nur Spanisch versteht und inglés-Kenntnisse bei der einheimischen Bevölkerung so gut wie nicht vorhanden sind. ¿Comprendes? Je weiter wir jedoch gen Feuerland vorstoßen, desto touristischer wird's und desto besser kommt man mit Englisch über die Runden.

    Preislich ist Patagonien selbst im Backpackingstyle nicht günstig zu erkunden. Zudem belasten hohe Abhebegebühren zumindest in Argentinien den Geldbeutel und nicht überall lässt sich mit Kreditkarte zahlen. So wendet man hier teilweise für die Nacht im Hostel mehr auf als in Südostasien für einen ganzen Tag! Auch sonst sind die Preise eher auf europäischem Niveau. Für uns heißt das vor allem selber kochen und wenig Luxus bei der Hostelauswahl. Teils dadurch bedingt ist auch die Internetqualität eher niedrig. In abgelegeneren Regionen gibt's auch keine Standleitung, sondern nur Zugang über Satellit, was naturgemäß - Wegstrecke in den Orbit und zurück - zu Verzögerungen führt und die Reiserecherche bzw. -dokumentation ziemlich erschwert.

    Ansonsten ist dieser Teil Südamerikas aber sehr gut entwickelt. Zivilleben, Stadtbild oder Organisationspolitik sind in etwa mit den Niveaus südeuropäischer Länder zu vergleichen. Auch die Fahrkünste hiesiger Kraftfahrzeugführer erinnern an die unserer Nachbarn im Süden der EU. Die Leute sind durchwachsen gelaunt, nicht unähnlich der Stimmung in Zentraleuropa. Mal lässt man die 'blancos' mit ihrem Unwissen auflaufen (siehe Bussystem in Bariloche), öfter jedoch wird bereitwillig geholfen.

    Im Reisealltag fällt stark die Unkreativität bei der Benennung von Städten, Straßen, Plätzen, Hostels, Landmarken oder ähnlichem auf: Quasi alles ist nach Nationalhelden wie Pedro de Valdivia, Bernado O'Higgins oder Perito Moreno tituliert! Falls doch mal die Natur selbst namensgebend war, kann man getrost seine Pesos auf die Worte 'Torre', 'Condóres' oder die Farbe der Sehenswürdigkeit setzen ('azul', 'verde', 'negro', 'blanco',...) - zu 95 % ein Teffer!

    Der 'originellen' Bennenung zum Trotz muss man festhalten, dass das riesige Gebiet landschaftlich schlichtweg überwältigend und in seiner Großartigkeit kaum in Worte zu fassen ist. Ich weiß, dass ich in den Footprints scheinbar nur in Superlativen berichte, aber es ist nun mal wirklich so beeindruckend! Ich freue mich tierisch auf zwei weitere Wochen dieser rauen Weiten.

    Neben dem Naturschauspiel sind es natürlich Reisebekanntschaften die in Erinnerung bleiben: sei es ein Medizinstudent aus Rotterdam, der mit nur geringsten Spanischkenntnissen in einem Krankenhaus in Santiago Praxiserfahrung sammelte, zwei Französinnen aus Lyon, die ein komplettes Jahr durch Argentinien, Chile und Brasilien touren oder zwei Israelinnen, welche hier das Ende ihres zweijährigen (!) Wehrdienstes feiern. Weiterhin ein Sydneyer, der gerade zu einem 23-tägigen Segeltörn auf einem Dreimaster durch die Antarktis aufbricht, für den er 6500 € Tourgebühr und drei Jahre Wartezeit in Kauf nahm oder ein amerikanisches Pärchen aus LA, welches in den Flitterwochen den Gegenwert eines Mittelklassewagens verprasst - mit ihnen allen hatten wir nette Gespräche, tauschten Tipps aus oder blödelten rum.

    Außerdem möchte ich meine neuentdeckte Begeisterung für die (Landschafts-)Fotografie erwähnen. Für ein gutes Bild sitze ich des Öfteren im Dreck oder strapaziere Chris' Geduld und Nerven. Die Aussage "ich hab das falsche Objektiv drauf" sowie das anschließende Kommando zur Unterstützung beim Wechsel derselben kann er wahrscheinlich schon nicht mehr hören...an dieser Stelle schonmal ein herzliches Dankeschön für die Assistenz! Ich hoffe, dass ich durch die Knipserei wenigstens ein bisschen von der Eindrücklichkeit Patagoniens transportieren und konservieren kann.

    So, nun aber Schluss mit dem pathetischen Geschmalze! Zur Unterhaltung ein paar Impressionen, die es nicht ganz in die zugehörigen Posts geschafft haben, bzw. der Blödsinn, der einem bei zu hohen Dosen Panorama in den Sinn kommt:
    (1) Planking/Superheldenimitation am 'Mirador de las Aguillas'
    (2) ägyptische Tanzeinlage am 'Cerro Campanario'
    (3) karge Zwischenmahlzeit auf 26-Stunden-Busfahrt
    (4) typisches Picknick zur Mittagszeit, hier auf 'Ruta cuarénta' entlang der 'siete Lagos'
    (5) Kochkunst im Hostel in El Chaltén
    (6) Stativaction auf dem 'Circutio Chico'
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  • Eisiger Abschied (Perito Moreno Glaciar)

    9 gennaio 2018, Argentina ⋅ ☀️ 25 °C

    Von El Chaltén aus ging's wie immer per Bustransport zu unserem letzten Aufenthaltsort in Argentinien, in die kleine Stadt El Calafate. Der Ort selbst ist ziemlich uninteressant, jedoch Ausgangspunkt zu einem Must-See-Highlight einer jeden Patagonienreise: ca. 80 km entfernt, immer noch im Nationalpark 'Los Glaciares', liegt nämlich der Perito Moreno Gletscher. Ein Monstrum von Gletscher und Ausläufer des nach Grönland und Antarktis drittgrößten zusammenhängenden Eisfeldes der Erde - dem südpatagonischen Eisschild.

    Die Anreise und Besichtigung ist nicht wirklich günstig: nur für Hin- und Rücktransport sowie Parkeintritt zahlten wir ca. 50 € pro Nase. Wer mehr ausgeben möchte, kann auch eine Bootstour auf dem durch den Gletscher gespeisten 'Lago Argentino' oder eine kleine Begehung hinzubuchen. Uns reichte aber die Budgetvariante.

    Aus sicherer Entfernung der dem Eis gegenüberliegenden Magellan-Halbinsel kann man die wirklich immens große Gletscherzunge (1) von einem Holzstegesystem aus besichtigen (siehe auch die sehr eindrückliche Satellitenbildansicht auf der Karte). Das heißt aber leider auch, dass man in seinem Blick- und vor allem Fotografierwinkel extrem eingeschränkt ist, da die installierten Pfade nicht verlassen werden dürfen und man nie auf Seeniveau herunterkommt.

    Bei schwierigen Lichtbedingungen (Sonne schaffte es immer nur halbminütig durch die Wolkendecke) versuchte ich mein Bestes, um die gewaltige Abbruchkante (Bild 2, bis zu 70 m über Seeniveau), die verschiedenen Sedimentschichten (3) oder grandiose Blaufärbung von Bruchstücken im See (4) einzufangen. Der gesamte Gletscher präsentiert sich dabei wie ein riesiges, rumorendes Lebewesen: starke Rissbildung (5) und das teils wirklich lautes Knarzen geben Auskunft über die enormen Drücke und Spannungen unter denen das Eis steht. Etwa alle 15-30 Minuten kommt es zu einem Abgang größerer Eismassen (Kalben), welche mit gewaltiger Geräuschentwicklung in den See stürzen. So könnte man meinen, das Naturspektakel sei in ein paar Jahren Geschichte, da sich der Gletscher immer mehr auflöse, jedoch ist das Gegenteil der Fall: trotz Klimaerwärmung wächst der Gletscher stetig, kann so den Verlust ausgleichen und seine Gesamtmasse erhalten.

    Ein famoses Naturschaupiel und ein toller Schlusspunkt für unsere Tour durch den argentinischen Teil Patagoniens (Titelanspielung)! Abends verprassten wir noch die letzten argentinischen Pesos bei Rindersteak und Ossobuco, das einem auf der Zunge zerging - köstlich! Im nächsten Footprint geht's zurück nach Chile.
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  • Prolog/Das große Packen (Puerto Natales)

    11 gennaio 2018, Cile ⋅ 🌬 22 °C

    Nach tollen, aber leider nur knapp zwölf Tagen haben wir Argentinien den Rücken gekehrt und sind back in Chile (sehr zur Freude von Chris, der seine südamerikanische Wahlheimat doch klar den Landen der komisch sprechenden Argentinier vorzieht)! Der Bus brachte uns zwar nicht pünktlich, aber doch wohlbehalten nach Puerto Natales. Mal wieder ein kleines Maleur zwischendurch: wir hingen nach Ausreise aus Argentinien zwei Stunden im Niemandsland fest, weil der chilenische Grenzposten mit einem Stromausfall zu kämpfen hatte (1&2). Einziger Lichtblick zwischendurch war ein kleiner Fuchs, der keinerlei Grenzkontrollen über sich ergehen lassen musste und unbescholten aus Chile spazierte (3).

    Aber wie gesagt, wir sind gut in Puerto Natales gelandet. Und hier heißt es: Die Bootcamps sind abgeschlossen, jetzt wird's ernst - Torres del Paine wartet! Der Nationalpark (im Folgenden einfach nur mit 'Torres' referenziert) wird uns die nächsten sieben Tage und sechs Nächte beherrbergen, der Höhepunkt unserer gemeinsamen Reise! Die Vorfreude ist immens, der Respekt vor der geplanten Route und den wechselhaften Witterungsbedingungen aber ebenso.

    Doch eigentlich müssen wir, um einen kleinen Eindruck über den betriebenen Planungsaufwand zu erhalten, nochmal ein halbes Jahr zurückspringen. Als ich mich nämlich an die Routenplanung für den Monat in Patagonien machte, fehlte für die Vielzahl der möglichen und gewünschten Besichtigungsstätten neben der Million auf dem Konto (für luxuriöse Unterkünfte und angenehme Inlandsflüge) vor allem Eines - Zeit! Also plante ich jede Aktivität so (Vorsicht neudt.) 'tight' wie möglich und erstellte eine sehr dicht gestaffelte Reiseroute (nicht ganz so schlimm wie asiatische Touren à la "europe in 5 days", aber doch durchaus auf Kante genäht). Wo immer sich Zeit einsparen ließ, sah ich das auch vor. So wurde die Gesamtaufenthaltszeit für den Torres von normalerweise acht bis neuntägiger Dauer auf nur sieben Tage eingedampft (am PC ein Leichtes, realiter nicht ganz so simpel, wie sich noch in kommenden Footprints herausstellen wird).

    So weit so gut, doch das Hauptproblem bei einem Besuch des Torres ist das Buchungssystem, über welches man die Zeltlager, in denen man übernachten will, vorreservieren muss. Dieses ist nämlich gelinde und im heimischen Dialekt ausgedrückt "a hundsverreggada Scheißndreg"! Kurz zusammengefasst: es dürfen erstens maximal nicht mehr als 80 Besucher pro Tag in den Park (Tagestouris ausgenommen) und zweitens existieren neben der chilenischen Naturschutzorganisation 'Conaf' noch zwei private Anbieter für Campgrounds innerhalb des Parks. D.h. der Ansturm auf die limitierten Plätze ist enorm, teils sind zur Hochsaison (Dezember bis Februar) schon Monate im Voraus keine Reservierungen mehr zu bekommen. Das komplett grenzdebile an dem Gesamtsystem ist jedoch die Tatsache, dass jede Organisation (Conaf, FantasticoSur und Vertice) eine eigene Buchungswebsite hat, was bedeutet, dass man bei jeder Organisation einzeln vorreservieren muss. Hinzu kommen Serverausfälle oder Wartungsarbeiten, teils nur unübersichtliche spenglische Beschreibungen (manchmal vier verschiedene Buchungsvaraianten: camping, platform, fullboard und refugio, wer soll da ohne Beschreibung durchblicken?!), meist horrende Preise (welches Genie kommt auch bitte auf die grandiose Idee einen Nationalpark teils durch private Betreiber zu managen?!), oft bereits ausgebuchte Camps für die gewünschten Termine sowie keinerlei Rückmeldungen ob die Reservierungen auch wirklich bestätigt sind. Schlichtweg ein totales Chaos und absoluter Albtraum für jeden halbwegs organisierten Planer. Obwohl wir den Prozess etwa sechs Monate vorher angestoßen hatten, haben wir erst nach einem vollen Quartal (!) Bescheid bekommen, dass unsere Route zu den Wunschterminen so halbwegs hinhaut und das auch nur auf mehrmalige telefonische Nachfrage - per Mail war nichts zu machen. Die erste (und wahrscheinlich sogar größte) Hürde war also genommen, hat aber schon ordentlich Nerven gekostet!

    Die eigentlichen Vorbereitungen mussten dann vor Ort erledigt werden. Zwar hatten wir uns bereits in diversen Blogs das Fachwissen zu Equipment, Ernährung und sonstigen Survivalskills angelesen, um aber noch mal auf Nummer sicher zu gehen, besuchten wir ein Tag vor Abreise ein kostenloses Vorbereitungsseminar, das von einem in Puerto Natales ansässigen Ausrüstungsverleih täglich angeboten wird (4). Es wurden Streckenabschnitte, Camping-Gear sowie Tipps rund um Essen, Verhaltensweisen und Wetter diskutiert. Wirklich viel Neues haben wir nicht erfahren, aber so wurden wir in unserer Planung nochmal bestätigt, quasi vom Expertengremium.

    Die restliche Tageszeit verwendeten wir darauf durch die Stadt zu tingeln und uns gebührend auszustaffieren. Es mussten Vorräte für eine Woche gekauft, mehrere Dinge ausgeliehen sowie die Rucksäcke so gewichtsparend wie möglich geschnürt werden. Die nicht benötigten Sachen lagerten wir im Hostel ein, das wir eine Woche später wieder aufsuchen würden.

    Nach Durchsicht des mitgeführten Krempels gab's einen kleinen Schock für mich: ich war tatsächlich dazu gezwungen in Südamerika Geld zu waschen! Allerdings weniger kriminell motiviert als wirklich wortwörtlich, da Sonnencreme ausgelaufen war und die mit in die Schutztüte gesteckte Münzsammlung an Devisen (€, $, Singapur $, argentinische und chilenische Pesos) gesäubert werden musste (5).

    Natürlich wollen wir der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten, was wir so in den Torres mitschleppten. Auf Bild 6 findet sich ausgenommen Kleidung, Schlafsäcken und Fotoausrüstung so gut wie alles Mitgeführte: Zelt, Isomatten, Stöcke, Gaskartuschen, Kochset, Ramen-Instantnudeln, Instant-Kartoffelpüree, Couscous, Fertigsoßen, Chorizos, Studentenfutter, Trockenfrüchte, Snickers, Müsliriegel, Haferflocken, Kakaopulver, Toilettenpapier, Anti-Mückenspray, Zipbeutel und Notfalldrogenset (Ibuprofen und Aufputschwundermittel 'Tapsin'). Torres kann kommen!
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  • Nassleichter Start (Torres 1.Tag)

    12 gennaio 2018, Cile ⋅ ⛅ 5 °C

    Um sechs Uhr morgens riss uns heute der Wecker mal wieder früh aus dem Schlaf. Und sofort schoss das Vorfreude-Adrenalin ein: es geht los, auf in den Torres del Paine! Beim Frühstück unterhielten wir uns mit einem österreichisch-amerikanischen Reisegespann (Ann und Tina), die ebenfalls heute in den Nationalpark aufbrachen und langten ordentlich beim Essen zu - ein letztes Mal kein Fertigfraß für eine komplette Woche.

    Die Busse verließen das Terminal um 7:30 Uhr (1) und ca. eineinhalb Stunden später fanden wir uns am Eingang zum Park wieder. Hier werden alle Touristen erstmal um 21000 chilenische Pesos (~30 Euronen) erleichtert und per Video sowie zu unterzeichnender eidesstattlicher Erklärung zur Kenntnisnahme auf das Regelwerk im Naturschutzgebiet aufmerksam gemacht: keine Tiere füttern, kein Feuer außerhalb gekennzeichneter Bereiche, keine Drohnen fliegen, kein Feuer, Wege nicht verlassen, verdammt noch mal kein Feuer! Wer einen Waldbrand auslöst kann übrigens getrost gleich in die Flammen rennen, da die Behandlung nach Gesetz auch nicht viel besser ist - darauf stehen nämlich fünf Jahre Knast und 12000 $ Geldbuße! Des Weiteren immer auf die Ranger hören, nicht alleine wandern, nicht wildcampen, sagte ich schon kein Feuer?! Atmen ist aber erlaubt...

    Eben nochmal zwei Franzosen durch Währungstausch den Allerwertesten gerettet (sie hatten tatsächlich nur Euro mitgenommen statt Landeswährung), von Ann und Tina verabschiedet, die "nur" den W-Trek machen (Erklärung siehe nachfolgend), und ab in den Shuttlebus, der einen die letzten drei Kilometer zum Start des Wanderwegesystems bringt. Schon auf der kurzen Fahrt gab uns der Park einen kleinen Vorgeschmack, was uns wettertechnisch so erwartet. Es regnete, windete und schien die Sonne - alles gleichzeitig. Wir nahmen den Regenbogen unter dem wir fuhren als gutes Omen.

    Und da wären wir. Vor uns lagen mindestens 130 km Wegstrecke. In sieben Tagen wollen wir den kompletten, sogenannten O-Trek absolvieren. Man unterscheidet übrigens zwischen zwei Hauptstrecken im Park: Nämlich einmal dem berühmtesten Teil des Wegesystems, dem W-Trek, welcher so wegen des W-förmigen Streckenverlaufs in der Kartenansicht genannt wird und der ca. vier bis fünf Tage in Anspruch nimmt. Hier sind auch die meisten Wanderer anzutreffen, da der Weg nur mäßig schwierig ist und mit die besten Panoramen des Parks bereithält. Davon differenziert man den O-Trek, welcher zwar den kompletten W-Trek inkludiert, zudem aber noch in mindestens drei weiteren Tagesetappen die Enden des Ws miteinander verbindet, also einen Rundkurs ergibt, der quasi ein O formt. Die rückseitige Verbindungsstrecke ist als durchaus strapaziös einzustufen, da eine Passüberquerung sowie teils unpräparierte Wege absolviert werden wollen. Dafür läuft man aufgrund niedriger Frequentierung fast gänzlich allein auf der Teilstrecke und bestaunt zusätzliche, nicht minder eindrucksvolle Panoramen - aber dazu mehr in den folgenden Tagen.

    Hochmotiviert stiefelten wir also los, gegen den Uhrzeigersinn, mit dem harten O-Verbindungsstück beginnend. So dachten wir jedenfalls, mussten dann aber feststellen erst einmal 500 m in die falsche Richtung gedackelt zu sein. Wer's nicht im Kopp hat, hat's in den Beinen - sind's eben 131 km für uns Döspaddel. Wieder am Hauptwegweiser (2) angekommen starteten wir aber nun wirklich die erste Tagesetappe vom Campamento Central zum Campamento Seron und damit die ersten 16 km der Gesamtstrecke. Los ging's erst mal langsam einen Hügel hoch, während uns der erste Regenschauer erreichte. Also Rucksack abgesetzt, alles regendicht verstaut, in die Regenjacke geschlüpft und Rucksack wieder aufgesetzt - eine Übung, die wir etwa 251 Mal täglich zu absolvieren hatten, da Steigungen und Sonne einen sonst ins schwitzen, Wind ins frieren und Regen in den Wahnsinn getrieben hätten.

    Wenig später folgte ein Waldstück und es klarte wieder auf. Nach halber unspektakulärer Strecke machten wir Mittagspause und füllten die Wasservorräte an einem Bach wieder auf. Der große Vorteil im Park: jedes noch so kleine Flüsschen führt Gletscherschmelz- und somit Trinkwasser. Und es gibt hunderte Flüsse, die auch meist ohne Brücken zu überqueren sind. D.h. Wasser schleppen ist nicht von Nöten.

    Nach Eincremen mit Sonnenmilch liefen wir weiter auf einer offenen Hügelkette, teils durch Totholz (3) mit Blick auf weiter unten gelegene Seen (4) und Flüsse. Beim Abstieg entlang des Rio Paine setzte sich wieder Regen durch und behielt ca. eineinhalb Stunden die Oberhand. Völlig durchnässt klang uns die Warnung der Referentin vom Seminar tags zuvor in den Ohren: "There is no material GoreTex and waterproof enough to keep off the rain!" Wir setzten unseren Marsch fort über sehr schlammige Wege und durch Blumenmeere entlang des Flusses. Glücklicherweise kam die Sonne doch nochmal hervor (5), ca. eine halbe Stunde bevor wir das Nachtlager erreichten (6). So konnten wir das Zelt im Trockenen aufstellen.

    Trotz kurzer und leichter Strecke merkte ich abends schon deutlich meine Füße, vor allem mein akzessorischer Knochen 'Os tibiale externum' im rechten Fuß machte mir zu schaffen. Währenddessen kämpfte Chris mit Überreaktionen seines Körpers auf Insektenmalträtierung. Wir stärkten uns mit Couscous an Tomatensoße und bemerkten, dass die mitgeschleppten Chorizos widerlich schmeckten - aber hey, wir haben ja nur drei Stück (~750 g) davon gekauft. Beim Versuch diese zu verschenken, quatschten wir noch ganz nett mit einem kanadischen Pärchen und einem Amerikaner, die die Würste aber auch als ungenießbar einstuften.

    Da am nächsten Morgen der den Kilometern nach längste Tag bevorstand, versuchten wir recht früh zu schlafen. Chris bekam ob der Enge im Zelt, den Schuhgerüchen, des Tageslichts bis fast 23 Uhr sowie den Isomatten, die so viel polstern wie eine Lage Alufolie und der Tatsache dies noch fünf weitere Nächte aushalten zu müssen einen ausgiebigen, fast hysterischen Lachflash. So dämmerten wir in einen unerholsamen Trancezustand. Der Torres hatte seine ersten Prüfungen offenbart - wenn wir nur gewusst hätten welche da noch kommen würden...
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  • Hartverdientes Fersengeld (Torres 2.Tag)

    13 gennaio 2018, Cile ⋅ 🌙 -2 °C

    Fünf Uhr früh sang das Handy sein nerviges Lied, doch konnten wir dem Schlaf kaum entrissen werden, da wir gar nicht erst richtig hineingesunken waren. Obwohl mein Schlafsack eigentlich bis -1,5 Grad ausgelegt sein sollte, schlotterte ich bei ca. 5 Grad die ganze Nacht hindurch und hatte maximal zwei Stunden geschlafen. Eine steinharte Isomatten und Platz für vllt. zwei ausgewachsene Südamerikaner, nicht jedoch Europäer, ließen Chris das gleiche schlaflose Schicksal durchleiden.

    Aber die zweite Tagesetappe und rund 30 km Wegstrecke wollten bewältigt werden. Der Wegabschnitt ist deswegen so lang, da wir heute zwei Etappen kombinieren und ein Camp überspringen, um wie geplant die komplette Tour in nur sieben Tagen absolvieren zu können. So frühstückten wir (warmes Porridge mit Kakaopulver und Rosinen), bauten die Stätte der Insomnie ab und schritten gegen halb sieben in den bereits gedämmerten Morgen hinaus. Der Feuerball erhob sich langsam über die Hügelkette, während wir am Fluss durch Blumenfelder marschierten - sehr malerisch (1). Teilweise waren die Wege noch durch den gestrigen Regen überschwemmt, weshalb manchmal Alternativrouten erarbeitet werden mussten. Das Flussgebiet ging dann bald in ein Seenarreal über (2) an welchen sich ein steiler Aufstieg anschloss, ein kleiner Pass sozusagen.

    Bereits am Fuße des Passes gab es eine Kostprobe auf Nachfolgendes: der Wind blies so heftig, dass es den See aufpeitschte und Seewasser auf den ca. 20 m vom Ufer entfernten Wanderweg wehte - Regen mal anders. Wir dachten uns jedoch nichts Böses und machten uns an den Aufstieg. Auf staubigem Geröll schwitzte man nicht schlecht, da es wirklich extrem steil den Hügel hoch ging. Zunehmend starke Windböen erleichterten das Vorrankommen dabei keineswegs. Als die Steigung abflachte und es auf die in einem Hügelschlauch liegende Kuppe des Anstiegs zuging, hatte der Wind schon so viel Kraft, dass wir kaum zwei Schritte gerade hintereinander setzen konnten. Das war jedoch nichts im Vergleich zu den orkanartigen Böen auf der Kuppe: Chris wurde in die Knie gezwungen und mir, nun aus seinem Windschatten getreten, riss es erst die Sonnenbrille (nötig da sonst die Augen beständig tränen) und dann die Füße weg. So landete ich im kniehohen Gemüse des Wegesrand, bestehend aus feinstdornigem Gebüsch, das mir auch postwendend die Hände, Unterarme und Knie aufriss. Beim Versuch die Sonnenbrille zu retten, wurde ich noch zwei weitere Male zu Boden geworfen. Zwar gelang die Brillenbergung, jedoch verabschiedete sich kurz darauf meine Plastiktrinkflasche, die außen am Rucksack festgespannt war. Aber der Torres nimmt nicht nur, er gibt auch: im zuletzt gebetteten Dornenbusch fand ich einen Buff mit stylischem Tigermotiv, der wohl zuvor einem anderen Opfer entrissen wurde - er leistete mir nachfolgend gute Dienste und wird wohl als Andenken an diesen Moment auch seinen Weg nach Deutschland finden.

    So lagen wir also in die Sträucher gezwungen am Boden und wussten nicht ob wir lachen oder weinen sollten. Solche Naturgewalt hatten wir noch nie am eigenen Leib erfahren. Nach fünf Minuten Luft schnappen und Kräfte sammeln, schafften wir es in einem heroischen Antritt dann aber doch ohne weitere Verluste über die Kuppe. Trotzdem eine unvergessliche Erfahrung!

    Je weiter wir auf den Hügeln wanderten, desto mehr ließ der Wind dann auch wieder nach. Im Regen-Sonne-Mischmasch spannte sich alsbald auch wieder ein motivierender Regenbogen über den Weg (3). Wir eilten weiter zur Rangerstation, die in etwa ein Drittel der heutigen Wegstrecke markierte. Dort trugen wir uns (wie auch so gut wie in jedem anderen passierten Camp) als Überlebende des Wegeabschnitts in ein Logbuch ein, schoben einen Müsliriegel zwischen die Kiemen und gaben wieder Fersengeld - schließlich lagen noch zwei Drittel vor uns. Folgende Passagen gingen wieder durch blumige Steppenlandschaft und zeitweise durch ein Sumpfgebiet, welches man über Balken balancierend zu passieren hatte, die einfach in den Matsch geworfen waren. Entlang kleiner Flüsse (4) schritten wir beständig weiter. Mir schwanden langsam die Kräfte, welche schon am frühen Morgen überbeansprucht worden waren. Aber Chris verrichtete hervorragende Führungsarbeit und so erreichten wir schließlich das wunderschön gelegene Refugio Dickson (5) gegen halb eins. Aufgrund des Planungswahns meiner Wenigkeit Monate zuvor, sollte dieses Camp uns allerdings nur zur Mittagspause beherrbergen.

    So gut hat lang keine Kalorienzufuhr getan: nachdem der Blutzuckerspiegel saturiert war, fühlte ich mich fast wieder im Vollbesitz meiner Kräfte. Beim Essen unterhielten wir uns mit zwei Amis, die sich heute etwa den gleichen Gewaltmarsch vorgenommen hatten. Sie überschütteten mich mit gut gemeinten, jedoch teils komischen Ratschlägen, da sie sich wohl fitness- und erfahrungstechnisch überlegen fühlten, nachdem ich fallen gelassen hatte, dass dies unsere erste Wandertour mit Zeltübernachtungen wäre. Zuletzt verrieten sie uns noch ihren Geheimtipp schlechthin: die Pillen, die sie sich nach dem Essen einschmissen und die wir für Vitaminpräparate gehalten hatten, stellte sich nämlich als Ibuprofen - also Schmerzmittel - heraus. Ohne mit der Wimper zu zucken konstatierte einer der beiden grinsend: "I keep popping 'em in - that's the secret!"

    Nach der bitter nötigen Pause nahmen wir die letzten zwölf Tageskilometer in Angriff. Der Pfad führte größtenteils durch den Wald. Trotz painkiller-Doping ihrerseits konnten wir gut mit den US-boys mithalten. Wir überholten einander im beständigen Wechsel bei kurzen Pausen ca. vier Mal im Laufe des Nachmittags. Manchmal lichtete sich der Wald und gab Blicke auf drei verschiedene Gletscher frei, welche jedoch leider alle aus dichter Nebelsuppe hervortraten und daher kein gutes Fotomotiv abgaben. Dafür hielt ich einen der viele Gletscherflüsse fest, in dem eisige Wassermassen gen Tal donnern (6).

    Der letzte Kilometer zum Camp und Tagesziel 'Los Perros' hatte es aber nochmal in sich. Es ging steile Geröllberge hoch und natürlich setze pünktlich dazu auch noch fieser, eiskalter Regen mit starken Winden ein. Wir mobilisierten die letzten Kräfte und kämpften uns zu dem Zeltplatz namensspendenden Gletscher vor. Dieser lag eindrucksvoll hinter seiner kleinen Lagune, nur ca. 150 m von uns entfernt. Die Witterungsbedingungen machten eine Bannung auf Kamerachip aber leider unmöglich und luden auch keineswegs zum Verweilen ein. Notgedrungen ließen wir die eindrucksvolle Szenerie links liegen und retteten uns in den wind- und regengeschützten Wald in welchem das Camp liegt.

    Die bei 16 $ Campinggebühr erwartete heiße Dusche, bleib allerdings aus, da sich nur eine verrostete Wanne mit Gletscher-Kaltwasserzufuhr offenbarte. Nach Zeltaufstellung blieb also nur ein Abendessen im sehr kleinen und proppenvollen Kochraum, um sich aufzuwärmen. Eine Rentnergruppe (65+) am Nebentisch, die das Torres-Rundumsorglospaket gebucht hatten, welches neben Schlafplatz im fest installierten Kuppelzelt (und daher sehr reduziertem mitgeführten Gepäck) auch jeweils ein Drei-Gänge-Menü am Abend beinhaltet, sorgte nicht umbedingt für Frohsinn. Lauwarmer Couscous mit Maggi-Soße kann gegenüber dampfendem Eintopf und Nutella-Keksnachtisch nunmal nicht mithalten. Zumal die Möchtegernjungtruppe auch noch die Hälfte zurückgehen ließ! Ein etwas frustiger Abschluss eines mörderischen Tages. Aber dafür wartet ja morgen nur die als härteste Teilstrecke beschriebene Passüberquerung...
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    Fine del viaggio
    14 gennaio 2018