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  • Day 7–9

    Von Wüsten, Kant & Sotol

    March 1 in Mexico ⋅ 🌙 6 °C

    Nach einer sehr kalten Nacht wachte ich früh auf und ergriff die Gelegenheit, den Sonnenaufgang in der Wüste zu sehen. Anziehen musste ich mich nicht - hatten wir doch die Nacht bibbernd in Klamotten verbracht. Frierend stieg ich auf die Dachterrasse der Unterkunft und erwartete den erlösenden Feuerball. Der ließ sich reichlich Zeit. Letztlich zeigte er sich aber und bescherte mir einen unvergesslichen Tagesbeginn in der Wüste. Die gesamte Bergkette glühte. Schon lange bevor die Sonne zu sehen war, schmiss sie schon ihr Licht auf die gegenüberliegenden Berge. Magisch.
    Nach dem Frühstück ging es mit unserem Chevy in die Berge. Unwirkliche Landschaften zogen am Fenster auf. Jederzeit könnte - so schien es - Winnetou mit seiner Entourage auftauchen. Herrlich. Ziel war eine Höhle, gelegen an einem Canyon. Wunderschön!
    Die Cueva de la Olla ist eine archäologische Fundstelle im Nordwesten des mexikanischen Bundesstaates Chihuahua. Es handelt sich um eine kleine Gruppe von Bauwerken mit Wänden in Lehmbauweise. Namengebend ist der direkt am Höhleneingang stehende, rund drei Meter hohe Cuezcomate, eine traditionelle Form des Maisspeichers. Bauweise und Funde weisen die Besiedlung der Mogollon und der Anasazi-Kulturtradition zu. Weitergehende Untersuchungen haben an diesem Fundort bisher nicht stattgefunden.
    Anschließend traten wir die circa vierstündige Fahrt durch die Wüste zurück in die Stadt an. Bei einer Pizzapause fragte uns Cesar nach unserer Ausdauer bezüglich einer Kneipentour durch die Stadt. Nicht müde zu kriegen der Kerl. Genau wie sein Sohn. Zögern sagten wir zu und so zogen wir noch durch einige Bars in der Innenstadt, probierten Mezcals und Sotols bis wir gegen ein Uhr die Segel strichen.
    Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück zu Cesars Mutter. Beim Betreten des Hauses wurde uns einmal mehr klar wohl in der Upper Class Chihuahahas gelandet zu sein. Eine sehr charmante Mama zeigte uns ein großes Haus mit altehrwürdiger Einrichtung und riesigem Garten. Highlight waren dennoch die Hunde. Vor allem Lulu - eine riesengroße Dogge hatte es uns angetan.
    Später erzählte uns Cesar, dass seine Mutter sehr interessant auf die Ankündigung unseres Besuches reagiert hatte: "Ah Deutsche, ich habe heute erst etwas über Ausschwitz im Fernsehen gesehen." Man bleibt eben Deutscher, auch in Mexiko. Sie ließ sich jedenfalls keinerlei Vorbehalte anmerken und empfahl uns das Museo Historico de la Revolucion - eine Empfehlung der wir prompt nachkamen.
    Das in der Villa das Revolutionsführers Francisco de la Villa gelegene Museum offenbarte tolle Stücke aus der Zeit der Revolution in den 1910er Jahren. Leider nur auf Spanisch weshalb ich noch weitergehend recherchieren muss bevor ich mich hierzu hier genauer äußere. :-)
    Anschließen ging es in eine unfassbar coole Craftbier-Brauerei, in der wir es uns bei Bier und Fischgerichten gut gehen ließen. "Ayuda!" heißt Hilfe. Ruft man dies laut kommt Cesars Sohn Zoe schnellstens angelaufen, um zu heilen. Herrlich! Mit diesem Spiel vertrieben wir uns einige Stunden bis wir wieder auf Entdeckungstour durch die Innenstadt gingen. Hierbei wurden wir von einem Passanten auf Deutsch angesprochen, ob wir gerade Deutsch sprechen würden. Er lerne gerade die Sprache und fände es spannend diese in Chihuaha zu hören, sagte er. Er beschäftige sich mit der Sprache vor allem wegen Kant aber auch wegen der deutschen Mathematiker. Deutsch sein in Mexiko heißt eben neben dem dritten Reich auch Dichter und Denker. Das war Balsam für unsere Seelen.
    Wir klangen den Tag bei einem Abendessen in Uptown aus. Besteht die Stadt zum Großteil aus Flachbauten und breiten Straßen, war hier eine Hochhaus-Retortenstadt aus der Wüste hochgezogen worden. Fancy Restaurant neben fancy Restaurant. Naja. Geschmeckt hat es aber ganz wunderbar und wir schliefen zufrieden ein.
    Dieser ganze Chihuahua-Trip war extrem facettenreich, aufregend und wunderschön. Nun geht's zurück nach Yucatan.
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