Satellite
Show on map
  • Day 8

    Feria de San Pedro Telmo

    October 11, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 13 °C

    Nach dem Frühstück (medialunas = 🥐🥐) am Sonntag machten wir uns erneut auf den Weg. Hinter der Casa Rosada - dem ehemaligen Präsidentenpalast - liegt die Fragata ARA "Presidente Sarmiento" im Hafen. Früher ein Marine-Ausbildungsschiff, heute ein - bis ins kleinste Detail - restauriertes Museum. Die alten Lagerhäuser und Werke direkt am Fluss wurden renoviert und beherbergen nun Luxuswohnungen und hippe Bars.
    Weiter führte uns unser Weg vorbei an der Placa de Mayo, dem Herzen von Buenos Aires. Während der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983) verschwanden etliche Menschen spurlos. Neugeborene wurden ihren Müttern weggenommen und von Familien "adoptiert", welche der Diktatur treuer ergeben waren. Bis heute weiss man zum Teil nicht, was mit diesen Menschen passiert ist. Und bis heute demonstrieren die Angehörigen (v.a. Frauen) von den Verschwundenen jeden Donnerstag auf der Placa de Mayo, damit ihre Kinder, Ehemänner und Väter nicht in Vergessenheit geraten und vielleicht irgendwann Gewissheit darüber herrscht, was mit ihnen geschehen ist.

    Ein paar Strassen weiter tritt man in die charmante Atmosphäre des Altstadtviertels San Telmo ein. Zahlreichen Bauten aus dem 19. Jahrhundert prägen hier das Stadtbild. Grosse Teile stehen unter Denkmalschutz. Jeden Sonntag findet hier der Feria de San Pedro Telmo statt. Auf dem riesigen Markt mit ganz besonderem Flair wird so ziemlich alles angeboten: Schmuck, Kunst, alte Nummernschilder, handbearbeitete Matebecher, Kleidung bis hin zu Möbeln. Die Leute drängen sich durch die enge Marktgasse, an den Strassenecken wird gegrillt, Bier getrunken und Musik gemacht 🤗👌. Fühlt man sich in Buenos Aires doch oft mehr in Europa als Lateinamerika, bietet der Markt definitiv Gelegenheit die andere Kultur und den lateinamerikanischen Rhythmus zu spüren.

    🤓 Kleiner "geschichtlicher" Exkurs:

    Argentinien galt schon immer als Einwanderungsland. Bereits im 13. und 14. Jahrhundert eroberten die Inkas weite Teile des Nordens. Anfang 1500 erreichten Spanische Seefahrer das heutige Argentinien. Sie vermuteten irrtümlicherweise eine Menge Edelmetalle in der Region. Deshalb auch die Namen Argentinien (argentum = Silber) und Río de la Plata (Silberfluss).
    Das Land umfasst mit seiner Grösse sämtliche Klimazonen der Erde, was für die Produktion und den Abbau von unterschiedlichsten Rohstoffen natürlich ideal ist. Bis zur Weltwirtschaftskrise florierte Argentiniens Wirtschaft und verstärkte damit die Einwanderung aus Europa. Im Zweiten Weltkrieg galt Argentinien offiziell als neutral, sympathisierte, aufgrund der vielen Einwanderer aus Deutschland und Italien, aber mit den Achsenmächten. Argentinien erklärte als letztes Land der Welt Deutschland und Japan den Krieg. Aufgrund seiner geografischen Lage tangierte das Kriegsgeschehen in Europa das Land nur wenig. Während dieser Zeit galt der argentinische Peso gar als eine der wenigen stabilen Währungen. Während und nach dem Krieg wurde Argentinien zu einer grossen Auffangstation von Kriegsflüchtlingen, aber auch Kriegsverbrechern. Die Einflüsse Europa's sind aufgrund dessen im ganzen Land stark spürbar. Argentinien ist ein Land, welches sich vor allem in Bezug auf Bildung und Kultur an europäischen und nicht lateinamerikanischen Standards orientiert. 🤓

    Auf dem Rückweg schlenderten wir durch die berühmte Calle Florida. In der Einkaufsstrasse stehen die nicht ganz legalen Wechselkurs-Anbieter in kurzen Abständen und murmeln den Passanten stetig: "Cambio, cambio, cambio dolares!" (Wechselbüro / wechseln) zu 😂. Jede*r Anbieter*in hat einen bestimmten Strassenabschnitt zugeteilt und ALLE halten sich daran. Genau so wie an den festgelegten Wechselkurs (1 $ = 270 ARS, als wir vorbei liefen). Keiner bezahlt mehr als ein anderer. So bald wir wieder Dollar wechseln müssen, werden wir eine dieser Wechselstuben besuchen, da der offizielle Wechselkurs der Banken nur 150,86 ARS beträgt 🙈. Manuel freut sich schon darauf 😄.

    Nach einem leckeren Kaffee und Alfajores (Doppelkeks gefüllt mit Dulce de Leche, überzogen mit Schokolade 🤤) in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen machten wir uns müde aber glücklich auf den Heimweg.
    Read more