Explorar Argentina

October - December 2022
In 90 Tagen mit dem Auto durch das Land der Gauchos
  • 32footprints
  • 3countries
  • 86days
  • 514photos
  • 27videos
  • 27.6kkilometers
  • 11.5kkilometers
  • Day 4

    Buenos Aires

    October 7, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 20 °C

    Nach einer fast 24-stündigen Reise (St. Gallen - Zürich - Buenos Aires) mit Tankstopp in Saõ Paulo sind wir im Land der Gauchos angekommen. Die Formalitäten waren schnell erledigt und schon sassen wir im Auto und fuhren Richtung Zentrum. Das Haus meines Onkels, wo wir die nächsten Tage wohnen dürfen ist uralt, mit hohen Decken und im Vintage-Stil eingerichtet. Man kommt sich vor wie in einer Brocki. Bei jedem Durchlaufen entdeckt man etwas neues Spannendes. Der übergewichtige, schielende Kater Oliver gehört zum Inventar 🤪 (angeblich hat er gerade eine leichte Depression, da die zweite Katze - Insomnia - leider gestorben ist) und die Dachterrasse ist eine kleine Oase im Grossstadtjungel.

    In den ersten zwei Tagen haben wir natürlich die nähere Umgebung erkundet und uns an unsere neue Situation gewöhnt. Buenos Aires ist so vielfältig wie man es sich kaum vorstellen kann. Riesige Strassen (16-spurig im Zentrum 🤯), süsse Cafés, Restaurants, architektonische Meisterwerke, der Río de la Plata (fast 30km breit) und wahnsinnig viel Geschichte, die es natürlich zu entdecken und zu erfahren gilt.

    Wir sind bereits etliche Kilometer gelaufen, haben im berühmten Cafe Tortoni gesessen (das Cafe, in welchem sämtliche Tangotänzer und -musiker seit 1858 ihre Abende ausklingen lassen) und haben die Mausoleen im Friedhof von Recoleta bestaunt, wo Argentiniens Berühmtheiten bestattet sind.

    Morgen Abend steht ein echtes argentinisches Asado an, worauf Manuel sich besonders freut 😄.
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  • Day 4

    La Boca

    October 7, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 25 °C

    Am Freitag waren wir bereits früh wach und die Wolken von gestern waren verschwunden, weshalb wir uns kurzerhand dazu entschieden, eine Runde Joggen zu gehen. Nach 5.5km, einem leckeren Cold Brew und einem kleinen Frühstück machten wir uns mit dem Bus auf den Weg nach La Boca. Die Busse sind nummeriert, wodurch man weiss, in welche Richtung man fährt. Mit einem aufladbaren Ticket kann man einsteigen, dem Fahrer seinen Ausstiegsort nennen, der Betrag (0.10 Rappen für etwa 30min. Fahrt) wird von der Karte abgebucht und los gehts. Ohne einen "porteño" (Einheimischer aus Buenos Aires) scheint es aber fast unmöglich, am gewünschten Ort auszusteigen. Die Busse rasen durch die Strassen, es gibt keine Fahrtanzeige und die Stopps sind so kurz, dass man sich richtiggehend beeilen muss, um nicht zwischen den Türen eingeklemmt zu werden.

    Somit stiegen wir nicht ganz am richtigen Ort aus und mussten ein Stück zu Fuss gehen, was uns aber nicht weiter störte, da es mittlerweile schön warm geworden war. Obwohl es früher Frühling ist hier, steigen die Temperaturen am Nachmittag bereits auf über 25 Grad.
    Allerdings beschlich uns nach einer Weile ein etwas mulmiges Gefühl. Die Anwohner auf der Strassen wiesen immer wieder darauf hin, seine Wertsachen im Auge zu behalten oder erzählten Geschichten von Überfällen. Zum Glück kamen wir mit all unseren Sachen in La Boca an.

    Das Arbeiterviertel besticht mit seinen farbigen Wellblechhäusern, den engen Gassen, den Strassenverkäufern und den Tangotänzern💃🕺. Natürlich alles auf Massentourismus ausgerichtet. Dennoch versprüht das Viertel einen ganz besonderen Charme. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie das Leben im Einwandererviertel früher zu und her ging. Wir liessen uns von den Menschenmassen durch die engen Gassen treiben und bestaunten die farbigen Häuser, in welchen heute niemand mehr wohnt, und die Handwerkskunst der Strassenverkäufer. Nach einer kleinen Stärkung (Empanadas & Provoletta plus Trinkgeld für "Restaurant-Security") gings weiter Richtung La Bombonera. Im Fussballstadion von Argentiniens beliebtester Fussballmannschaft nahm die Karriere von Diego Maradonna seinen Anfang.

    Auf dem Rückweg stiegen wir noch für einen kleinen Rundgang in San Telmo aus. Der älteste Teil der Stadt mit seinen gepflasterten Strassen, den blumenbehangenen Häusern und vielen Cafés erinnert - wie viele andere Teile dieser vielfältigen Stadt - an Paris. Unsere müden Füsse und das bevorstehende Asado "zwangen" uns früher als uns lieb war zum Rückweg. Nach San Telmo werden wir definitiv zurückkommen, um den Rest des Viertels, und vor allem die grosse Markthalle (El Mercado de San Telmo) noch weiter zu erleben.
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  • Day 6

    Caminamos, caminamos y caminamos

    October 9, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 19 °C

    Am Freitagabend stand für Manuel das lang ersehnte Asado an: Choripán (eine Art Sandwich mit Chorizo), Lomo & Gemüse vom Grill. Mhhh 🤤. In der Bildstrecke könnt ihr sehen, wie ein Einheimischer Feuer auf der Dachterrasse macht 😜😂.

    Da wir noch gar Nichts bezüglich unserer Weiterreise mit dem Auto geplant haben, wollten wir uns am nächsten Morgen etwas schlau machen. Also spazierten wir zur Autovermietung Hertz. Es war kühl & der Wind blies uns ins Gesicht. Ein guter Test für unsere gekaufte Outdoor-Ausrüstung für Patagonien 🥶💨. Da Buenos Aires am Wasser liegt, ist das Wetter ziemlich unbeständig und kann schnell ändern. Bei Hertz angekommen erklärte uns ein Mitarbeiter unsere Möglichkeiten. Ein Auto für 4 Personen (3 Fahrer), welches auch für unbefestigte Strassen geeignet ist, kostet für knapp vier Monate 1'741'225 ARS (Argentinische Pesos). Umgerechnet etwa 5'800 CHF. (Die Inflationsrate in Argentinien betrug Ende August 78.5% 🤯). Zum Vergleich statteten wir Car One (Autogarage) auch noch einen Besuch ab. Kaufpreis für ein Auto der gleichen Grössenordnung: 5'200'000 ARS (17'000 CHF). Der Typ bot uns an, das Auto für MEHR (4%) oder mindestens zum gleichen Preis wieder abzukaufen, wenn die 100'000km-Marke nicht überschritten wird (ob das so wirklich stimmt, wer weiss... 😅). Allerdings würde es mit der Versicherung und dem Geldtransfer etwas kompliziert werden.
    Nun da wir so ziemlich alle Infos eingeholt haben, müssen wir uns nur noch entscheiden 🤷‍♀️.

    Da Entscheidungen bekanntlich schwer im Magen liegen mussten wir natürlich etwas Essen 🍝. Das Resraurant Nápoles ist nicht unbedingt aufgrund seiner leckeren Pasta, aber definitiv aufgrund seiner Einrichtung zu empfehlen. Direkt im Eingang wird der Pastateig geknetet, die Regale an den Wänden sind bis unter die Decke mit Weinflaschen gefüllt, alte Formel-1-Wagen, Fahrräder, Statuen und Spiegel zieren den Saal, riesige wachsbehangene Kerzenständer stehen auf den Tischen und Alles ist in schummriges Licht getaucht. Für die Einwanderer wohl eine Hommage an ein Italien, welches heute so gar nicht mehr existiert 🇮🇹.
    Nach dem Essen wollten wir dem japanischen Garten einen Besuch abstatten. Allerdings war die Schlange davor so lang, dass wir diesen Plan auf einen Wochentag verschoben haben (zum Glück sind wir noch eine ganze Woche hier). Deshalb musste der Rosengarten und der "Parque 3 de febreros" herhalten. Der Park wird von den porteños als Central Park von Buenos Aires bezeichnet. Es wird gejoggt, an öffentlichen Fitnessstunden teilgenommen, Pedalo gefahren, flaniert und gepicknickt. Aus sicherer Quelle wissen wir, dass man seine erste Freundin hierhin bringt, um zu knutschen 😁✌️.

    In den nächsten Tagen werden wir Verwandte besuchen und weiter die Stadt erkunden (wir dachten, wir hätten schon viel gesehen, aber nach einem Blick auf die Karte wurden wir schnell eines besseren belehrt). An die Dimensionen dieses Landes müssen wir uns wohl noch etwas gewöhnen 😅.
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  • Day 8

    Feria de San Pedro Telmo

    October 11, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 13 °C

    Nach dem Frühstück (medialunas = 🥐🥐) am Sonntag machten wir uns erneut auf den Weg. Hinter der Casa Rosada - dem ehemaligen Präsidentenpalast - liegt die Fragata ARA "Presidente Sarmiento" im Hafen. Früher ein Marine-Ausbildungsschiff, heute ein - bis ins kleinste Detail - restauriertes Museum. Die alten Lagerhäuser und Werke direkt am Fluss wurden renoviert und beherbergen nun Luxuswohnungen und hippe Bars.
    Weiter führte uns unser Weg vorbei an der Placa de Mayo, dem Herzen von Buenos Aires. Während der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983) verschwanden etliche Menschen spurlos. Neugeborene wurden ihren Müttern weggenommen und von Familien "adoptiert", welche der Diktatur treuer ergeben waren. Bis heute weiss man zum Teil nicht, was mit diesen Menschen passiert ist. Und bis heute demonstrieren die Angehörigen (v.a. Frauen) von den Verschwundenen jeden Donnerstag auf der Placa de Mayo, damit ihre Kinder, Ehemänner und Väter nicht in Vergessenheit geraten und vielleicht irgendwann Gewissheit darüber herrscht, was mit ihnen geschehen ist.

    Ein paar Strassen weiter tritt man in die charmante Atmosphäre des Altstadtviertels San Telmo ein. Zahlreichen Bauten aus dem 19. Jahrhundert prägen hier das Stadtbild. Grosse Teile stehen unter Denkmalschutz. Jeden Sonntag findet hier der Feria de San Pedro Telmo statt. Auf dem riesigen Markt mit ganz besonderem Flair wird so ziemlich alles angeboten: Schmuck, Kunst, alte Nummernschilder, handbearbeitete Matebecher, Kleidung bis hin zu Möbeln. Die Leute drängen sich durch die enge Marktgasse, an den Strassenecken wird gegrillt, Bier getrunken und Musik gemacht 🤗👌. Fühlt man sich in Buenos Aires doch oft mehr in Europa als Lateinamerika, bietet der Markt definitiv Gelegenheit die andere Kultur und den lateinamerikanischen Rhythmus zu spüren.

    🤓 Kleiner "geschichtlicher" Exkurs:

    Argentinien galt schon immer als Einwanderungsland. Bereits im 13. und 14. Jahrhundert eroberten die Inkas weite Teile des Nordens. Anfang 1500 erreichten Spanische Seefahrer das heutige Argentinien. Sie vermuteten irrtümlicherweise eine Menge Edelmetalle in der Region. Deshalb auch die Namen Argentinien (argentum = Silber) und Río de la Plata (Silberfluss).
    Das Land umfasst mit seiner Grösse sämtliche Klimazonen der Erde, was für die Produktion und den Abbau von unterschiedlichsten Rohstoffen natürlich ideal ist. Bis zur Weltwirtschaftskrise florierte Argentiniens Wirtschaft und verstärkte damit die Einwanderung aus Europa. Im Zweiten Weltkrieg galt Argentinien offiziell als neutral, sympathisierte, aufgrund der vielen Einwanderer aus Deutschland und Italien, aber mit den Achsenmächten. Argentinien erklärte als letztes Land der Welt Deutschland und Japan den Krieg. Aufgrund seiner geografischen Lage tangierte das Kriegsgeschehen in Europa das Land nur wenig. Während dieser Zeit galt der argentinische Peso gar als eine der wenigen stabilen Währungen. Während und nach dem Krieg wurde Argentinien zu einer grossen Auffangstation von Kriegsflüchtlingen, aber auch Kriegsverbrechern. Die Einflüsse Europa's sind aufgrund dessen im ganzen Land stark spürbar. Argentinien ist ein Land, welches sich vor allem in Bezug auf Bildung und Kultur an europäischen und nicht lateinamerikanischen Standards orientiert. 🤓

    Auf dem Rückweg schlenderten wir durch die berühmte Calle Florida. In der Einkaufsstrasse stehen die nicht ganz legalen Wechselkurs-Anbieter in kurzen Abständen und murmeln den Passanten stetig: "Cambio, cambio, cambio dolares!" (Wechselbüro / wechseln) zu 😂. Jede*r Anbieter*in hat einen bestimmten Strassenabschnitt zugeteilt und ALLE halten sich daran. Genau so wie an den festgelegten Wechselkurs (1 $ = 270 ARS, als wir vorbei liefen). Keiner bezahlt mehr als ein anderer. So bald wir wieder Dollar wechseln müssen, werden wir eine dieser Wechselstuben besuchen, da der offizielle Wechselkurs der Banken nur 150,86 ARS beträgt 🙈. Manuel freut sich schon darauf 😄.

    Nach einem leckeren Kaffee und Alfajores (Doppelkeks gefüllt mit Dulce de Leche, überzogen mit Schokolade 🤤) in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen machten wir uns müde aber glücklich auf den Heimweg.
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  • Day 9

    La Bomba del Tiempo

    October 12, 2022 in Argentina ⋅ ☀️ 24 °C

    Am Montagmorgen versuchten wir erneut unser Glück mit dem japanischen Garten. Leider wieder erfolglos. Der Busfahrer meinte, das Anstehen dauere ca. 2h 😅😅. Nein, danke! Allerdings haben wir Menschen selten so diszipliniert in Schlangen stehen sehen wie hier.

    Also spazierten wir weiter, vorbei am Aeroparque Jorge Newbery - dem Stadtflughafen, bis ans Ufer des Río de la Plata. Nicht zu vergleichen mit dem Rhein oder anderen Flüssen in Europa - das andere Ufer ist nicht sichtbar, so breit ist der Fluss 🤯😅. Man könnte meinen, man steht am Meer. Es wird geangelt, Mittagspause gemacht, Fahrrad gefahren und die Sonne genossen. An einem Strassenstand haben wir uns mit Bondiola (Manuel) und Pommes (Lea) verköstigt. 😄 Unglaublich, was die an Essen aus diesem kleinen Stand auf Rädern raushauen. Allerdings besteht die argentinische Diät vor allem aus Fleisch, Pizza, Dulce de Leche & helado (Glacé), weshalb uns langsam die Lust nach Gemüse und etwas Gesünderem ergreift 😂🤷‍♀️.

    Für den Abend hatten wir den Besuch einer Perkussionsgruppe geplant. La Bomba del Tiempo (die Zeitbombe) bestehen aus mehreren Musikern aus der ganzen Welt, die gemeinsam Trommeln. Angeblich ist jede Show einzigartig und unwiederholbar, da der Dirigent (die Mitglieder wechselb sich ab) und die Musiker durch über 90 verschiedene Handzeichen miteinander kommunizieren und improvisieren. Zusätzlich ergänzt jedes Mal ein anderer Gast die Improvisation (bei uns eine junge Sängerin). Das Ciudad Cultural Konex - die Location, in welcher das Spektakel jeden Montag seit 12 Jahren stattfindet - ist ein altes Fabrikgelände voll mit Graffiti. Sogar Manuel konnte nicht stillstehen bei den mitreissenden Trommelrhythmen. Was ein Spektakel 😍!

    Mit viel Bier im Bauch machten wir uns im Anschluss (gegen 22:30 Uhr) auf die Suche nach etwas zu Essen. Nicht schwierig in einer Stadt, die scheinbar niemlas zu Ruhe kommt. In der Avenida Corrientes, auch als "Strasse die niemals schläft" oder "Broadway von Buenos Aires" bezeichnet, steht seit 1932 die Pizzería Güerrín. Auch um diese Uhrzeit war noch eine lange Schlange vor dem rappelvollen Lokal. Trotzdem entschieden wir uns, uns einzureihen. Es ging schnell voran und schon nach wenigen Minuten wurden wir in das (von Aussen) eher klein wirkende Restaurant gelassen. Im dritten Stock (WTF!? 😂) mussten wir nochmals kurz warten, ehe wir unseren Tisch bekamen. Kurz darauf stand unsere Bestellung schon auf dem Tisch. Typisch argentinische Pizza 🍕: relativ dicker Teig, wenig Belag und unmengen an Käse (und vino🍷🍷). ¡Buen provecho!
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  • Day 11

    Tanguear

    October 14, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 14 °C

    Die letzten Tage galt es vor allem noch die letzten Formalitäten für unsere Weiterreise zu klären. Bürokratisch ist das Land (verglichen mit der Schweiz) eine kleine Katastrophe 😅🤷‍♀️. Also hiess es für uns: Schlange stehen. Vor der Bank: 1h Wartezeit (wenn man seinen Pass nicht dabei hatte, weil man dachte, die ID würde ausreichen dann 2h - upps Lea 🙄). Der Geldtransfer an sich hat jedoch einwandfrei funktioniert und wir konnten zum bisherigen Spitzenkurs (1 CHF = 306 ARS) unser Geld wechseln. Zum Glück haben wir grosse Rucksäcke dabei, um die Bündel an Scheinen sicher zu transportieren 😂. Die ersten Hotels konnten wir ebenfalls über eine hier gekaufte SIM-Karte (für umgerechnet 2 CHF) reservieren 👌.

    Natürlich bestanden unsere Tage nicht nur aus organisatorischem Kram. Beim dritten Versuch gelangten wir ganz OHNE Schlange stehen in den japanischen Garten und bestaunten die riesigen Kois in den Teichen. Auf dem Weg nach Chinatown betraten wir die grösste Buchhandlung Lateinamerika's. Im ehemaligen Grand Splendid Cinema Theatre befindet sich heute eine der wohl schönsten Buchhandlungen die ich/wir je gesehen haben. In dem Raum, der als Bühne diente sitzen heute Menschen und trinken Kaffee und lesen. Neben den mehr als 120'000 auf Lager befindlichen Titeln gibt es einen Sektor, der sich mit Plattenläden und dem Verkauf von Filmen befasst. Definitiv ein Ort, der zum Verweilen und Stöbern einlädt!

    In den Supermärkten des Barrio Chino (Chinatown) findet man alles was man sich vorstellen und nicht vorstellen kann. Sprich: Hühnerfüsse, Schweinebauch & -ohren, alle möglichen Innereien, riesige Fische und Früchte, die wir noch nie gesehen haben. Die hier lebende asiatische Bevölkerung macht etwa 0.5% der Gesamtbevölkerung der Gemeinde aus und die Strassennamen sind in Spanisch und Chinesisch zu lesen.

    Am Donnerstagabend hatten wir in der Bar Sur in San Telmo für eine Tangoshow inklusive Nachtessen reserviert. Etwas zu früh (das kommt auch selten vor 🤪) standen wir gegen 20:15 Uhr vor der dunkeln Bar mit zugezogenen Vorhängen. Ein älterer Herr und (s)eine Frau öffneten uns kurz darauf die Tür. In dem kleinen Raum standen etwa sechs Tischchen und ein paar Stühle, die uns zugewiesen wurden. Mit einem Glas 🍷 und Empanadas con queso & cebolla (Käse & Zwiebeln) und carne (Rindfleisch) startete der Abend genüsslich. Der Hausherr (ebenfalls mit einem Glas Wein bewaffnet) erklärte uns ausführlich die Geschichte der alten Bar, bis seine Frau ihn nach draussen scheuchte, um mehr Publikum anzulocken 😂. Das anschliessende Essen (Gnocchi mit Tomatensauce und helado de vainilla) war okay, die Show dafür umso besser. Mit der Zeit füllte sich das kleine Lokal und schlussendlich waren alle Tische besetzt. Der alte Herr hatte also einen guten Job gemacht, schliesslich hatte er zuletzt auch eine ganze Flasche Wein gekippt und bereits ein leicht gerötetes Gesicht 🤭. Eine 7-köpfige Truppe (Musiktrio mit Klavier, Geige und Kontrabass, 2 Tangosänger und 2 -tänzer) sorgte in der sehr intimen Atmosphäre dafür, dass wir die Melancholie des Tangos hautnah zu spüren bekamen 😍👌.

    🤓 Unter dem Oberbegriff Tango wird sowohl der Tanz als auch die Musikrichtung Tango verstanden, welcher sich in verschiedenen Formen von Buenos Aires aus in der ganzen Welt verbreitet hat. Durch das Aufeinandertreffen verschiedenster Völker und Kulturen und aus diesem Sammelsurium städtischer Musik und Tänze, vermischt mit den ländlichen Payadas der Gauchos, entstand die städtische Milonga (Tanzveranstaltung). Später verlangsamten sich die leichten, fröhlichen Lieder der Milonga zum ernsteren Tango. Bereits ab 1890 war der Tango fester Bestandteil der Volkskultur am Río de la Plata geworden. Doch in der Oberschicht galt er aufgrund seines Ursprungs in den Einwanderervierteln und Bordellen weiterhin als als Ausdruck von Verkommenheit, Zweideutigkeit und Hoffnungslosigkeit. Papst Pius X. bezeichnete ihn gar als sündhaft und verbot ihn den Gläubigen. Erst als einer der Tangotänzer extra nach Europa reiste und vor dem Papst tanzte, hob dieser das Dekret auf. Während der brutalen Militärputsche in ganz Südamerika flohen Tausende nach Europa. Im Exil begann die Suche nach einer geeigneten Ausdrucksform für ihr Leid und ihre Trauer. Für die Argentinier und Urugayer war es wieder der Tango, weshalb ihn die Menschen als sehnsüchtig und melancholisch bezeichnen.🤓
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  • Day 14

    Izar velas

    October 17, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 15 °C

    Übers Wochenende wurden wir von einem Schulfreund meines Vaters zu einem Segeltrip auf dem Río Paraná eingeladen ⛵️⛵️. Nach einem kleinen Frühstück (Jogurt mit Müsli & Früchten - komischerweise reagiere ich irgendwie allergisch auf das Brot hier 🤷‍♀️), machten wir uns mit dem Taxi auf den Weg. Die Taxifahrer hier haben immer Einiges zu erzählen und man erfährt Vieles über die Stadt und erhält spannende Insider-Tipps (z.B. wo es gute frittierte, riesige Empanadas gibt). Beim Haus von Alberto angekommen, stiegen wir auch schon in die Autos und düsten (alles im zweiten Gang 😂) Richtung Hafen. Es ist spannend zu sehen, wie sich die Stadt von Viertel zu Viertel verändert und vor allem wie weit man fahren kann und trotzdem noch in der Stadt ist.

    Als wir aus dem Hafen tuckerten kam auch immer mehr die Sonne raus, trotzdem blieb der frische Wind.
    🤓 Das Paraná-Delta beginnt in der Provinz Entre Ríos und reicht bis zur Mündung in den Río de la Plata. Es ist etwa 320km lang und erstreckt sich über 17'500 Quadratkilometer. Die vielen Inseln sind Ablagerungen der vom Paraná mitgespülten Segmente. Auch hier haben wir wieder nur einen kleinen Ausschnitt des Ganzen gesehen 😅. Im Delta haben sich viele Europäische Einwanderer niedergelassen (v.a. Italiener). Sie widmeten sich dem Obstanbau und verkaufen ihre Produkte über den Fruchthafen der Stadt Tigre, die etwa 30km von Buenos Aires entfernt liegt. Der Tourismus im Delta erreichte Mitte des 20. Jahrhunderts seine Glanzzeit, als an den Wochenenden Tausende Porteños in die Restaurants und Herbergen strömten. Die typischen Häuser stehen auf Pfählen, um sie vor dem Auf und Ab des Wasserstandes zu schützen. Das am meisten verbreitete Transportmittel sind die "lanchas colectivas" (Wasserbusse). Darüber hinaus gibt es Katamarane, private Motorbote, Wassertaxis und Ruderboote. Im Sommer herrsche reger Verkehr auf dem Fluss und seinen unzähligen Ausläufern. 🤓

    Nach einer gemütlichen, etwa 2,5-stündigen Fahrt, bei der wir die üppige Natur und die kleinen Häuser entlang des Flusses bestaunt hatten, mündete der Río Praná in den Río Paraná de las Palmas. Dieser ist etwa doppelt so breit wie der Río Paraná (~ 2km). Der Wind war mittlerweile ziemlich stark geworden und die Wellen höher, was die Überquerung zu einem kleinen Abenteuer machte 🌊🌊😅. Auf der anderen Seite gelangten wir nach kurzer Zeit zum gebuchten Wassercampingplatz. Die Boote können bei der kleinen Insel anlegen und es gibt Bungalows zum Übernachten, 2 Restaurants, Sanitäre Anlagen und kleine Strände 😍. Leider war die Temperatur etwas zu kühl und der Wind etwas zu heftig, weshalb wir den Sprung ins Wasser nicht gewagt haben 🥶. Am Abend assen wir im Restaurant Ribs Barbecoa (Manuel) und Spinatravioli mit Tomatensauce (Lea). Beides eher unspektakulär. Dafür war das Einschlafen in dem kleinen Bungalow zum Rauschen der Wellen umso besser ☺️👌.
    Nach einer sehr erholsamen Nacht machten wir uns gleich nach dem Frühstück auf den Rückweg, da der Himmel grau und regnerisch aussah. Und tatsächlich, nach den ersten Metern vielen auch die ersten Regentropfen. Ich harrte tapfer auf dem Deck aus, da mir im Innern des Bootes schlecht wird 🤢. Und auch Manuel konnte nicht zu lange in der Kabine sitzen. Etwas durchgeforen kamen wir wieder "zuhause" an, weshalb wir zum Z'Nacht eine leckere Gemüsesuppe kochten.

    Unseren (vorerst) letzten Tag in Buenos Aires verbrachten wir mit Packen und der weiteren Organisation der Reise. Am Nachmittag besuchten wir noch eine Theatervorstellung und schlenderten im Anschluss durch Palermo Soho. In diesem Viertel sind vielfältige Restaurants, schicke Cocktailbars und ausgefallene Modegeschäfte angesiedelt und es lädt zum Verweilen ein. Nach einem leckeren Abendessen (Mezze) gingen wir - etwas nervös auf das bevorstehende Abenteuer - zu Bett.
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  • Day 15

    BA - Colón - Mercedes

    October 18, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 24 °C

    Nach einer eher kurzen Nacht packten wir am Montagmorgen unsere sieben Sachen (wohl eher 100 😅), statteten uns mit Wasser und etwas Proviant aus, transferierten über Western Union nocheinmal Geld (1 CHF = 310 ARS ✌️ - gemäss WOZ läuft in Argentinien etwa 75% über diese Schattenwirtschaft 🙈) und holten unser "Wohnzimmer" für die nächsten Monate bei Hertz ab: einen Nissan Kicks. Im Kofferraum ist genügend Platz und es können bequem 4 Leute darin mitfahren. Gegen 13:00 Uhr fuhren wir aus Buenos Aires Richtung Norden. Noch einmal türmte sich die imposante Stadt rund um uns auf. Hat man die schier unendliche Häuseransammlung schliesslich hinter sich gelassen, findet man sich schnell irgendwo im Nirgendwo. Entlang der Autobahn - auf der, in relativ kurzen Abständen, auch Fahrradfahrer unterwegs sind 🚲 - gibt es kleine Essensstände (meist Parillas), an denen man sich verpflegen kann. Ansonsten gibt es nicht viel: Bäume (v.a. Nadelbäume & Eukalyptus), Sträucher und Wiesen. Die endlose Weite die sich hier auftut ist gewaltig. Über zwei riesige Brücken überquerten wir - jetzt mit dem Auto - den Río Paraná de las Palmas und den Río Urugay. Die beiden Flüsse begrenzen bis ganz in den Norden auf beiden Seiten die Provinzen Entre Ríos ("Zwischen Flüssen"), Corrientes und Misiones. Wir kamen gut voran, die Strassen sind in relativ gutem Zustand und irgendwann hielten wir an einer der Parrillas am Strassenrand. Die Sandwiches mit Milanesa (Schnitzel), die wir bekamen waren so gross, wir hatten das Mittagessen für den nächsten Tag gleich mitgesichert 😄. Gegen den frühen Abend erreichten wir Colón. Ein kleines Städtchen in der Provinz Entre Ríos, welches für seine Thermalquellen bekannt ist. Das erste Hotel, welches wir anfuhren hatte noch Zimmer frei - allerdings nur für eine Nacht, weshalb wir uns entschieden, die Thermalquellen auszulassen und am nächsten Tag direkt weiterzufahren. Am Mittwoch haben wir nämlich in einer Posada reserviert, um zwei Tage das Wildlife (wir hoffen auf Krokodile, Carpinchos usw.) zu beobachten 😍. Um uns noch etwas die Beine zu vertreten spazierten wir am Fluss entlang. Auf der anderen Seite grenzt er an Uruguay, wie der Name schon verrät. Auf die Empfehlung unseres Hoteliers assen wir in einem Fischrestaurant zu Abend, welches Fisch aus dem Río Uruguay anbietet. Wir hatten Surubí und einen anderen Fisch, von welchem ich den Namen bereits vergessen habe 🤷‍♀️😁. Zum Nachtisch teilten wir noch Flan con Dulce de Leche 😍👌. Manuel war anfangs nicht so begeistert von der süssen Caramell-Creme, aber er musste gestehen, dass es doch sehr lecker ist.

    Am Dienstagmorgen fuhren wir weiter Richtung Norden und es wurde schnell wärmer. Wieder waren wir beeindruckt von der Endlosigkeit der Felder, Wiesen und Äcker. Kühe grasen friedlich neben der Strasse, Pferde galoppieren vorbei (fast schon kitschig 😁) und sogar Nandus haben wir bereits gesehen. Gegen Mittag machten wir halt im kleinen Örtchen Villa Dominguez. Hier wurde mein Grossvater geboren. In den 1850er Jahren wurden viele Flüchtlinge aus Osteuropa, die mit Schiffen nach Buenos Aires kamen, "umverteilt". Mit Pferdekutschen und Zügen wurden sie aufs Land gekarrt und dort - im tiefsten Nichts - wurde ihnen ein Stück Land zugeteilt. Mein Urgrossvater war wohl einer dieser Flüchtlinge. Es gibt eine geteerte Haupstrasse, der Rest der Strassen ist unbefestigt, und ein paar Häuser. Wir parkten vor dem kleinen Museum, wo man die damaligen Urkunden usw. findet und liefen durch den kleinen Ort. In der einzigen Bar im Ort trafen wir eine Frau und zwei ältere Herren. Wir kamen uns vor wie in einem Western 😅. Die alte, heruntergekommene Bar, der Hund vor der Tür, alles wirkte irgendwie unwirklich und wie aus dem Film. Gemäss der Frau wusste bereits das ganze Dorf, dass Fremde im Ort waren, da hier jeder jeden kennt. Wir tranken einen Kaffee aus dem Beutel (!?) und plauderten ein bisschen mit der Inhaberin. Da wir noch ein ziemliches Stück Fahrt vor uns hatten, machten wir uns bald wieder auf den Weg und trafen gegen 18:00 Uhr in Mercedes ein.

    Nach dem Grossstadttrubel der letzten Wochen freuen wir uns jetzt auf etwas Natur und Ruhe. ☺️
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  • Day 16

    Parque Nacional Iberá 1

    October 19, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 26 °C

    😍 WOW WOW WOW 😍. Wo soll ich heute anfangen?

    Wir sind zeitig aufgestanden, da uns der nette Herr vom Tourismusbüro erklärt hat, dass nur 40km der etwa 120km langen geplanten Etappe heute asphaltiert seien. Der Rest sei Schotterpiste, weshalb man nur langsam vorwärts komme. Das schreckte uns allerdings nicht ab, denn er sagte auch, dass man im Parque Nacional Iberá alle möglichen Tiere beobachten könne.
    Also machten wir uns gestärkt (Kaffee & Jogurt mit Cornflakes - alles völlig überzuckert) auf den Weg. Wie uns prophezeit wurde, endete die Asphaltstrasse nach kurzer Zeit und eine aus roter Erde bestehende Schotterpiste folgte. Wir kamen wirklich nur langsam voran (~ 20km/h), da immer wieder grosse Steine oder Schlaglöcher auf der Fahrbahn auftauchten. Das Gute daran: wir konnten gespannt aus dem Fenster blicken und hoffen, dass uns irgendein Tier ins Blickfeld läuft. Und tatsächlich. Das erste was wir sahen (nebst all den Kühen und Pferden die dort auf ihren riesigen Weiden grasen - wie zählen die bitteschön ihre Viecher wenn sie's mal wissen wollen!? 😅) war ein Ñandú. Die in Südamerika beheimatete Gattung der Laufvögel ähnelt dem afrikanischen Strauss. Sie sind zwar nicht so schnelle Läufer wie ihre afrikanischen Artgenossen, können aber beachtliche Geschwindigkeiten von bis zu 60km/h erreichen 😵.
    Kurz darauf entdeckten wir in einem der Wassertümpel neben der Strasse zwei Carpinchos (Wasserschwein). Das Säugetier gehört zur Familie der Meerschweinchen und ist das grösste heute lebende Nagetier. Sie halten sich vorwiegend im Wasser auf und bewegen sich dabei mit den Schwimmhäuten zwischen ihren Zehen fort. Während der Fahrt haben wir ganze Familien von Carpinchos beobachten können 😍.
    Da es mittlerweile ziemlich heiss geworden war, fuhren wir mit offenen Fenstern. Manuel zuckte plötzlich zusammen als neben ihm ein ciervo (Hirsch) die Böschung hinaufgekletter kam. Ein paar Meter weiter konnten wir das Weibchen und auch einen jungen Hirsch sehen. Auf den Feldern neben der Fahrbahn konnten wir tausende von Hügeln erkennen, die definitiv auch von Tieren bewohnt werden (riesige Ameisenhügel wie wir später erfuhren).

    Auch die Einfahrt nach Colonia Carlos Pelegrini war spektakulär. Die Esteros del Iberá sind ein 13'000 Quadratkilometer grosses Sumpfgebiet. Das Gebiet ist eine Mischung aus Sumpf, Moor, Seen und Lagunen. Über eine Brücke gelangt man in den kleinen Ort. Bereits bei der Überfahrt haben wir die Köpfe von mehreren Kaimanen 🐊 gesehen 👏😅. In der Posada de la Laguna angekommen fühlten wir uns - nach einer kleine Komplikation mit der fehlenden Buchungsbestätigung und dem Geld 🤪 - wie Könige. Schwitzende Könige. Die Temperatur war mittlerweile auf über 30 Grad gestiegen, bei einer Luftfeuchtigkeit von 93% 🥵. Nach dem leckeren Mittagessen, zu welchem wir gerade rechtzeitig erschienen (Salat, hausgemachte Pasta Bolognese & Budín de Pan - Brotpudding), konnten wir unsere Bungalows beziehen. Eine kurze Erfrischung im Pool & ein Kaffee lag auch noch drin, bevor es Zeit war für unsere erste Exkursion: Kanufahren in der Lagune. Mit Mückenspray eingenebelt versammelten sich alle Besucher der Posada am kleinen Steg. Eine kleine Einführung? Security Instructions, nice to know o.Ä.? 💩 drauf 😂. Die einzige Frage der 2 "Guides": "chicos pueden bogar?" - also "könnt ihr paddeln"? Ein kurzes - vielleicht etwas unsicheres- Nicken unsererseits und schon sassen wir zu dritt (ohne Guide) im Kanu und los gings. Ganz ehrlich, ich hatte schon etwas Herzklopfen, da wir wussten, dass hier hunderte von Kaimanen rumschwimmen. Also lieber nicht kentern!! Oder so ein Ding rammen 😅🙈. Aber was für ein Abenteuer. Mit diesem kleinen Kanu druch die Lagune zu gleiten, nur eine handbreit von den kleinen Krokodilen, aus dem Wasser springenden Fischen, Carpinchos und allen möglichen Vögeln entfernt. Dazu die Sonne, die nocheinmal hinter den Wolken hervorkam 😍👌. Der Wahnsinn!! Als der Wind stärker wurde machten wir uns nach ca. 1,5h auf den Rückweg und hatten schlussendlich noch ein gutes Arm-Workout intus. Mit einem Apérol liessen wir das gerade Erlebte noch einmal Revue passieren und wurden dann auch schon zum Abendessen gerufen (Kürbissuppe, Süsskartoffelpüree mit einer Art Gulasch und Caramelköpfli). Tja, all Inclusive heisst hier wirklich all Inclusive (sogar Kaffee & Kuchen am Nachmittag).

    Und jetzt wo wir hier zufrieden in unserem Bungalow im Bett liegen und diesen Beitrag schreiben, steigt bereits die Vorfreude auf morgen! Wir lassen uns überraschen.

    Gute Nacht 🤗😴
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  • Day 18

    Parque Nacional Iberá 2&3

    October 21, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 21 °C

    Die letzten beiden Tage haben wir den uns umgebenden Nationalpark mit lanchas (Motorbooten) oder zu Fuss erkundet. Das Ökosystem, das hier besteht ist einmalig 😍👌. Somit haben wir zwei ereignungsreiche Tage hinter uns:

    Nach einer eher unruhigen ersten Nacht - direkt über uns tobte ein Gewitter (inklusive Blitzeinschlag ⛈️ und Stromausfall) und Regen prasselte laut auf das Dach des Bungalows - hatten wir gestern Morgen unsere erste Tour. Dieses Mal mussten wir nicht selber paddeln, sondern konnten bequem in der lancha Platz nehmen und uns chauffieren lassen. Wieder konnten wir yacarés (🐊), Carpinchos (Wasserschweine) und hunderte von Vögeln (die Namen habe ich alle wieder vergessen 🤭) beobachten. Obwohl yacarés die kleinste lebende Krokodilart weltweit sind, können sie bis zu 3 Meter lang werden und über 80 Jahre alt. Sie ernähren sich von den über 125 Fischarten, die in der Lagune leben, wie uns unser Guide Raúl erklärte. Im Gegensatz zu den Carpinchos sind sie Einzelgänger und bleiben ihr Leben lang allein. Fast ein bisschen traurig, wenn man bedenkt dass sie den ganzen Tag wie Statuen im oder am Wasser hocken. Die Carpinchos sind mega süss. Jetzt im Frühling gibt es viele Jungtiere und man kann die Familien beim Schlammbaden, Fressen und Schwimmen beobachten. Sie werden nicht besonders alt (nur etwa 5-8 Jahre) bevor sie sterben. Wenn das passiert, müssen keine Parkranger eingreifen, sondern das Ökosystem regelt das: eine riesige Geierart frisst die toten Carpinchos - wir konnten sie dabei beobachten (🤢 bisschen eklig). Aber so ist nun Mal der Lauf der Natur. Die Carpinchos haben an Land ansonsten keine Feinde, da sie für die yacarés zu gross sind (ausgewachsen wiegen sie über 60kg). Höchstens im Wasser greifen sie mal einen Carpincho an, da sie ihnen dort überlegen sind und sie unter Wasser ziehen können. Auf den Rücken der Nager sitzen oft Vögel, die ihnen das Fell putzen. Und wie gesagt, Vögel gibt es hier zu Tausenden (auch hier mit Jungtieren, da Frühling): mit langen Beinen, grünen Schnäbeln, knallroten Kopffedern und hellgelben Flügeln. Es gibt riesig grosse wie die Geier und klitzekleine wie die Kolibris.

    Vergessen: Hinter dem Pool der Posada hat la iguana (ein Leguan) sein Nest. Sobald die Sonne hervorkommt, spaziert er (nebst dem Pferd und der Kuh die hier immer frei rumlaufen) auf dem Gelände herum.

    Am Nachmittag führte uns Raúl tiefer in die Vegetation. So tief, dass man den Himmel über sich kaum noch sehen konnte. Er erklärte uns die Bäume und Pflanzen die uns umgaben und ihre Wirkung (entzündungshemmend, schmerzlindern und aphrodisierend - das letzte wollte er allerdings nicht genauer ausführen 😂🤷‍♀️). Gleich zu Beginn traffen wir auf ein jabalí (Wildschwein) mit ihren Jungen. Schnell mussten wir ein paar Schritte zurückgehen (Raúl hatte schon einen dicken Ast in der Hand), da sie ihre Jungen schützen wollte. Ein paar monos (Affen) bahnten sich über uns ihren Weg durch die Bäume. Mega härzig, ebenfalls mit Baby auf dem Rücken 😍. Und irgendwo am Wegrand suchte ein armadillo (Gürteltier) nach Essen. Auch Bambis liefen uns über den Weg, da diese aufgrund der Trockenheit ausserhalb des Waldes nach Nahrung suchen müssen.

    Weiter erklärte er uns die Enstehung des Nationalparks und des kleinen Örtchens Colonia Carlos Pellegrini. Gegründet wurde der Park erst 1983, das Dorf selber entstand 1923. Früher wurde hier Reis aungebaut, wobei Wasser aus der Lagune gepumpt wurde, um die Felder zu bewässern. Da dies irgendwann von der Regierung verboten wurde, stellten die Einwohner wieder auf Viehzucht um, wovon der Ort - nebst dem Tourismus - heute noch lebt. D.h. das Ökosystem wurde schwer beansprucht und immer wieder verändert. Die Sprache die hier gesprochen wird nennt sich Guaraní und hat wenig Gemeinsamkeit mit Spanisch. Angeblich verbietet die Regierung sogar das Lernen von Guaraní an Schulen, damit eine einheitliche Sprache im ganzen Land gesprochen wird😧.

    Nachdem wir hier zwei wundervolle Tage, mit leckerem Essen, spannenden Infos und in unglaublich toller Natur verbringen durften, machen wir uns morgen auf den Weg Richtung Puerto Iguazú. Glück gehabt 😅😅: Aufgrund des Regens gestern & heute Nacht war die Schotterpiste Richtung Norden, welche wir morgen fahren müssen, gesperrt. Im schlimmsten Fall hätten wir 120km zurück fahren müssen (Schotterpiste), um dann einen weitern Umweg von mehreren 100km auf uns nehmen zu müssen. Glücklicherweise hat der Regen heute aufgehört und die Sonne kam hervor, weshalb sich die Strassenverhältnisse wieder verbessert haben. Mal sehen was uns morgen erwartet 🍀🍀.
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