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  • Day 4

    Auf zu Edith

    March 21, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 11 °C

    Wir fahren zum Monestir de Montserrat. Ich war schon einmal mit MoMA und Opa hier. Opa fiel damals auf, dass die hochverehrte Schwarze Madonna "La Morenata" der Schauspielerin Edith ähnelt. Komisch, dass für so eine Information Platz im Hirn ist und so manch sinnvolleres Wissen verloren geht.
    Nun sind wir also mit dem Auto unterwegs in die nahegelegenen Berge Montserrat. Zuerst noch auf der Autobahn, dann, je näher wir dem Ziel kommen, wieder Bögli an Kürvli. Jens fährt mit Freude und so kugeln wir von links nach rechts und wieder zurück. Allerdings sind wir durch den vorangegangenen Besuch einer potentiellen Masterschule für Philipp an der "Diagonale" etwas in Zeitnot geraten, sodass Jens sich alle Mühe gegeben hat, keine zusätzliche Zeit zu verlieren. Es war also schnelles kugeln.
    Dadurch haben wir aber doch tatsächlich noch den berühmten Knabenchor hören können, auf den ich mich gefreut und eigentlich schon abgeschrieben hatte. In der vollgefüllten Kirche, unter den Augen von Edith und festgehalten von unzähligen in die Höhe gehaltenen Handys hat der Chor zwar nur kurz aber wirklich schön gesungen. Ein paar der Zuhörer waren so ungehobelt und konnten nicht mal die wenigen Worte eines Mönches im Anschluss abwarten und sind direkt nach dem Gesang aus den Reihen aufgestanden und rausgegangen. Fremdschämen! Dafür haben sie dann aber auch verschiedene Auftritte von anderen Chorformationen verpasst, die sich unverhofft auf den Stufen zum Altar postierten. Angefangen mit einer kleinen Gruppe von fein ondolierten Elfen in langen weißen Kleidern mit ebenso zurechtgemachter Chorleiterin in beige lang. Das konnten nur Russen sein. Elfengleich war dann auch der Gesang, den die Mädchen mit theatralischen Gesten unterstützen. Ulkig für westeuropäische Augen. Danach kamen noch junge Frauen mit kurzen schwarzen Röcken, hochhackigen Schuhen und feuerroten engen Shirts über dicken Busen. Das konnten eigentlich auch nur Russen sein. Danach kamen dann elegische junge Frauen und Männer mit langen Röcken - zumindest die Frauen - und farbigen Schals. Das waren dann wohl Deutsche. Wann würde das Konzert enden? Wir wollten mit unseren Audioguides die Kirche weiter besichtigen. Wir wollten nicht unhöflich sein und gingen respektvoll erst in einer Chorwechselphase nach draußen und stellten uns in die Schlange für Edith. Die Leiterin der Elfenkombo war aus nicht nachvollziehbaren Gründen - besonders für den Türwächter von der Edithschlange - der Meinung, sich an der Warteschlange vorbei zur Edith vorzudrängeln, was besagter Türsteher aber tapfer nicht zugelassen hat. Wir mussten uns an der die Tür verstopfenden Elfengruppe vorbeizwängen, um hinter den Seitenaltären zu der Treppe rauf zu Edith zu gelangen. Ihre Kugel, die als einziges aus der Glasverpackung herausragte, war von den vielen Gläubigen schon ganz platt gestreichelt. Wahrscheinlich wird sie in gewissen Zeitabständen immer mal wieder ausgewechselt. Sie ist sonst irgendwann ganz abgestreichelt. Ich habe mich übrigens daran beteiligt - wer weiß wofür es gut ist.
    Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, dass es schon damals - es war meine Abiturreise - möglich gewesen wäre, mit einer Bahn noch höher in das Bergmassiv zu fahren um dort oben zu wandern. Heute geht das und wir wollten einen kurzen Spaziergang zu einer der Einsiedeleien vom Kloster machen. Leider haben wir den falschen Weg genommen und am Ende des Weges lagen nur die Reste einer Einsiedelei. Selbst diese Reste waren interessant und feuerten die Fantasie an, wie es wohl früher gewesen sein muss als Mönch an so einem Ort. Vielleicht gibt es bei google ( gesprochen goggel) Informationen dazu. Sehr spärlich, eigentlich nichts.
    Übrigens liegt vom Vortag hier oben ein ganz klein bißchen Schnee. Entsprechend kalt ist es und es zieht ordentlich.
    Zurück beeilen wir uns, damit wir noch eine Bahn früher zurück zum Kloster bekommen. Heute Abend haben wir nämlich Karten für ein Gitarrenkonzert im Palau de La Musica katalana, dem Modernisme Konzertsaal in der Altstadt, dem Barri Gotic.
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