Heute brauchen wir ein anderes Hintergrundwissen: die Sagen des klassischen Altertums.
In Delphi gab es schon ein Heiligtum, bevor Zeus den Kampf gegen seinen Vater Kronos gewann. Hier wurde Gaia, die die Welt geboren hatte, verehrt. Der Name Delphi geht wahrscheinlich auf das griechische Wort für Gebärmutter zurück. Schon damals waren hier Sibyllinen am Werk, die dank der aus Erdspalten austretenden Dämpfe Weissagungen machten. Später entstand hier ein dem Apollo, außerehelicher Sohn des Zeus mit Leto, geweihter Tempel. Zu bestimmten Zeiten im Jahr konnte das Orakel dort befragt werden, wenn die dafür eingeforderten Opfergaben für würdig erachtet wurden. Dies konnte nur schriftlich geschehen, sodass es heute Zeugnisse darüber gibt. Die Antwort der weissagenden Phythia erfolgte ebenfalls schriftlich und war zweideutig, eben sibyllinisch. Auch zu römischen Zeiten bestand das Heiligtum weiter. Kaiser Hadrian betrauerte den Tod seines Lustknaben Antinoos so sehr, dass er an vielen Orten des Reichs Marmorstatuen des Jünglings aufstellen ließ, so auch hier. Kaiser Theodosius verbot 392 n. Chr. den heidnischen Kult in Delphi.Read more