Satellite
  • Day 166

    Alles hat ein Ende

    August 25, 2020 in the United States ⋅ ⛅ 0 °C

    In Wyoming halten wir im Badlands Nationalpark. So weit das Auge reicht Grasland durchzogen von einer ziemlich unwegsamen, zerklüfteten Felslandschaft.
    Schon die ersten Siedler bemerkten recht schnell, dass dies ein wirklich „Schlechtes Land“ ist, um mit dem Pferdegespann weiter nach Westen zu reisen. Heute gibt es zum Glück Schotter- und sogar eine Asphaltstraße. Wie praktisch, das es natürlich überall kleine Aussichtspunkte direkt an der Straße gibt. Unsere Lust auf eine Wanderung hält sich in Grenzen zumal wir uns ziemlich schnell satt gesehen haben an so viel Gras. Eine Übernachtung im Park unter Beobachtung der vielen hundert Präriehunde, die immer so putzig aus ihren Burgen schauen und das Bison, dass am Abend einfach quer über den Campingplatz spaziert ist, sind natürlich Highlights. Früh am Morgen beobachten wir viele Gazzellenherden beim grasen und picknicken bei Sonnenaufgang mit Blick auf die herrlich ins Morgenrot getauchte Landschaft.

    Vom Badlands NP fahren wir in drei Tagen über Chicago, entlang am Eriesee bis nach Buffalo. Der kurze Abstecher zu den Niagara Fällen musste unbedingt noch sein! Aber ganz ehrlich, nach dem uns die Münder an den Wasserfällen im Yosemite Vally offen standen, können wir uns für die „Niagaras“ nicht mehr so recht begeistern. Der Blick von der kanadischen Seite ist gewiss imposanter, aber einen Grenzübertritt trauen wir uns nicht zu.

    Haken dran und weiter gehts zu den Elf-Finger-Lakes im New York State südlich des Ontariosees. Der Legende der Ureinwohner nach, hat der große Geist hier mit seinen elf Fingern einen Abdruck auf der Erdoberfläche hinterlassen. Das sieht man auf der Karte recht deutlich ;-) Für uns gibt es noch den ein oder anderen Statepark zu besichtigen und das überaus niedliche und ursprüngliche Dörfchen mit dem wundervollen Namen „Dresden“.

    Nun neigt sich unsere Reise wirklich dem Ende entgegen. Das schwül-warme Wetter zwischen New York City und Washington DC macht uns ganz schön zu schaffen, tagsüber beim Fahren und abends beim Schlafen. Also beschließen wir kurzerhand unsere Reise dort zu beenden wo sie quasi begonnen hat. Wir fahren für die aller letzten vier Tage in die Berge des Shenandoah Nationalparks. Es ist wundervoll den Park nochmals zu einer anderen Jahreszeit zu sehen. Im Frühjahr war noch kein Blatt an den Bäumen und nun ist alles in saftiges Grün gehüllt.

    Und wie habt ihr den Bus wieder nach Hause bekommen?
    Eigentlich ganz einfach: In Baltimore haben wir uns für einen Tag ein Mietwagen geliehen, damit sind wir in den Hafen zur Spedition Pride Inc. gefahren. Dort war der Papierkram innerhalb von 10 Minuten erledigt, auch weil von unserem Vermittler Sea Bridge aus Deutschland schon alles vorbereitet war. Nun konnte ich den Bus zusammen mit dem persönlichen Escort Service ( das Betreten des Hafengeländes ohne „Aufpasser“ ist seit dem 11. September 2001 verboten) zum Port bringen. Zwei Unterschriften beim Zoll und dann heißt es Abschied nehmen.
    Mit dem Mietwagen fahren wir nach Washington DC zum Airport und dann gehts ab nach Hause.

    Klar, das Heimweh zieht und Abschied nehmen fällt uns nicht sonderlich schwer. Wir hatten eine unvergessliche Reise mit tollen Erlebnissen und trotz aller Umstände wunderbare Begegnungen! Wir mussten jedoch auch für uns feststellen, dass wir die 6 Monate voll gepackt haben mit Eindrücken und gegen Ende erlebtes gar nicht mehr so wertschätzen konnten wie am Anfang.

    Und wie habt ihr die Amerikaner kennengelernt?
    Stets freundlich und interessiert, immer für einen Small Talk zu haben. Sicherlich hier und da etwas oberflächlich, aber ihre Ruhe und Gelassenheit ist beispielhaft. Wenn sie erfahren haben, dass wir aus Deutschland kommen, hatten wir immer ein Stein im Brett. Uns wurde Bier geschenkt, oder Nudeln für uns gekocht. Oder wir durften den Dienstrechner eines Wachmannes benutzen, um Emails abzurufen. Uns wurden Fotoalben aus den 60ern aus Deutschland gezeigt und Susi hat zum Geburtstag Blumen an der Supermarktkasse geschenkt bekommen. An der Ampel wurde unser Bus des öfteren als cool befunden oder Susis Hosen/ Haare/ Jacke auf der Straße gelobt.
    Auch wenn die Meisten mit Dresden nix anfangen konnten, so beteuerten alle ihre Liebe zu Deutschland. Ich denke die Amerikaner haben ein bedeutend besseren Bild über uns Deutsche, als wir über die Amerikaner.

    Auch wenn viele 2020 am liebsten aus ihrem Leben streichen würden, so war es für uns einfach ein unvergessliches Jahr und wir werden uns für immer gern zurück erinnern - Mit dem eigenen Camper quer durch die USA. 26300Km, oder ein mal nach Japan und zurück.

    Vielen Dank nochmals an alle Unterstützer, die in welcher Art und Weise auch immer, uns diese Reise ermöglicht haben!

    Einen guten Rutsch euch allen 👋
    Read more