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  • Day 10

    Jerusalem und Einführungswoche

    August 27, 2018 in Israel ⋅ ☀️ 26 °C

    Jetzt ist die erste Woche vorbei und ich komme aus dem Beobachten und Entdecken von Palästina und Israel nicht heraus. Diese Woche war aber auch so bunt und ereignisreich wie sie nur sein konnte. Insgesamt waren es z. B. drei Reisen nach Jerusalem; das Sprichwort mag für viele ein Spiel sein, doch für uns wird es in den letzten Tagen zu einem leider sehr bitteren Witz, denn reibungslos lief bis jetzt noch keine davon. An einem Tag fahren in ganz Palästina keine Busse-Das Opferfest und das gefeierte Ende der Pilgerfahrt nach Mekka bringen das öffentliche Leben zum Stillstand, wie es bei uns nur ein Heilig Abend um 18.00 Uhr vollbringen könnte. So müssen wir über den (nicht immer für Palästinenser geöffneten) Checkpoint. Ein weiterer Punkt, der uns gerne erspart bleiben würde. Der rote Pass bewirkt dort so gut wie Wunder, denn einer aus der Gruppe hat aus Versehen sein Taschenmesser dabei, doch er kommt durch. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit für Palästinenser und wir fühlen uns schlecht danach, wegen der Bevorzugung von Menschen, die in diesem Land gefühlt mehr Rechte haben als die Einwohner selbst.
    In Jerusalem kümmern wir uns um unsere Visa, besuchen unsere Volontärskollegen auf dem Ölberg und lernen die Stadt kennen. Zusammengefasst kann ich über die Stadt praktisch nichts und alles sagen, denn jedes Detail, was für mich vielleicht unwichtig erscheint, ist für andere ihre Existenzgrundlage und Ausdruck ihres Glaubens. Jedes Mal, wenn ich um eine andere Ecke der Altstadt gehe, muss ich wegen einer kleinen, aber sicheren Reizüberflutung an neuen Farben, Gerüchen und Geräuschen Halt machen. Alles ist voller Trubel, hier werden Gegenstände für Touristen dargeboten, dort Haushaltswaren, Obst und Gemüse verkauft und gleich daneben ist eine Metzgerei in der gerade geschlachtet wurde. Überall prallen die Gegensätze aufeinander, doch hier ordnet sich alles zu einem klaren und tollen Muster wie auf einem buntenTeppich von einem der zahllosen Stände.
    An den anderen Tagen der Woche haben wir insgesamt 9 Stunden Sprachkurs bei Miss Clemance, einer Palästinenserin, die als Kind aus Jaffa flüchten musste und nur durch ihre Heirat in Bethlehem bleiben konnte. Die Sprache gestaltet sich wie schon erwartet als kompliziert, aber schon allein in den vielen Floskeln erkennt man einen tiefen Respekt für die Person, mit der man spricht. Von ihr lernen wir auch, nicht zu verzweifeln: "Habibti, maleesh"-"Liebling, nimm es nicht so schwer", sagt sie, wenn man sich mal über einen Fehler ärgert.
    Gleich am Donnerstag steht die ganze Schule trotz der Ferien Kopf, denn der neue Schulleiter aus Deutschland, Herr Wolf, wird eingeführt. Dazu reist nicht nur der Bischof der Evangelischen Kirche im Heiligen Land an, sondern auch der Bischof von Berlin, der Leiter des Berliner Missionswerkes und der Leiter des Nahost-Referates an. Die Pfadfinder spielen die palästinensische Hymne, dann folgen ein kurzer Gottesdienst und 17 laaange Grußworte. Mit von der Partie ist auch Brass for Peace und wir lernen zum ersten Mal einige unserer neuen Schüler kennen und verstehen uns auf Anhieb. Gesprächsstoff gibt es beim Kennenlernen auch genug, wenn man nicht gerade beschäftigt ist und bemerkt, dass der Notenständernachbar beim zweiten Stück keinen dritten Zug mehr an seiner Trompete hat, um dann zu merken, dass er seine Trompete mit der eines Freundes verwechselt hat, als er sie nach der Pause geholt hat. Auch solche Geschichten wurden uns schon erzählt und mit genügend Improvisation werden uns auch solche Begebenheiten nur lehren, spontan und kreativ durch den Alltag zu gehen.
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