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  • Day 12

    Tangjöststugan > Gördalen

    August 24, 2019 in Sweden ⋅ ⛅ 6 °C

    Ganz früh bin ich wach, schleiche nach draußen, um die anderen nicht zu wecken, entzünde den Brenner für den Morgenkaffee und schaue verträumt zu, wie die aufsteigende Sonne See und Fjäll golden färbt. Schön hier, einfach nur traumhaft schön!
    Bevor die anderen munter werden, bin ich schon unterwegs. Übers Fjäll. Bis zur Rördjöststugan sind es acht Kilometer. Es ist eine große Stuga, die bewirtschaftet wird und einen Kiosk hat. Ich hoffe auf einen frischen Kaffee und vielleicht etwas zu Essen. Ich komme zwar mit den 1 400 kcal/Tag zurecht, spüre aber doch Energiemangel. Bald bin ich da. Aus der Stuga, über deren Tür "Storestuga" steht, tritt eine Frau. Im Glauben, es sei die Kioskbetreiberin, die gerade aus ihrem Shop tritt, spreche ich sie unverblümt an, ob sie Kaffee und etwas zu essen hätte. Erst mustert sie mich erstaunt, macht dann mit den Worten "ah, you're hungry" kehrt, kommt kurz darauf mit einem Pott Kaffee und ein paar trockener Tortillas in Plastik (+Crème) wieder zum Vorschein. Sie sei selbst Gast, aber ich solle beherzt zugreifen. Ups! Das ist mir nun aber peinlich. Ihr jedoch nicht. Sie setzt sich zu mir, stellt Fragen, wir plaudern. Sie macht hier mit der Familie Urlaub und alle wollen gleich um den See gehen. Ich bedanke mich mit abgezählten zehn Haselnüssen aus Italien, meiner tägliche Portion Geschmacksluxus, die ich heute gerne für die Extraportion Kalorien eintausche. Beschwingt gehe ich nach dieser Begegnung weiter. Eine Weile geht es auf Holzbohlen schnell voran, doch bald ist der Weg wieder steinig und macht das Vorankommen schwierig.

    Am Nachmittag wird es richtig anstrengend. Immer weiter geht es über's Fjäll, das heute bei Sonnenschein bezaubernd aussieht. Aber auch eintönig. Eine archaische Steinwüste, die unendlich weit zu sein scheint. Unzählige rote Barken, die Winterzeichen für die Schneescooter sind meine Wegweiser. Jede Barke steht ein wenig höher als die Vorherige, es geht also kontinuierlich bergauf. Das ist auf Dauer furchtbar anstrengend und ermüdend. Drei Kilometer erscheinen wie eine Unendlichkeit. Ich brauche eine Stunde dafür. Und dann drei weitere Kilometer. Noch eine Stunde.
    Doch die karge Schönheit der Umgebung belohnt für die Mühsal.
    Schließlich geht es wieder bergab. Das Zeichen, das Gördalen nicht mehr weit ist. Ups! Nun wird es steil. Rasch bin ich unterhalb der Baumgrenze und bald in Gördalen.
    Hier gibt es das B&B Skärddans, dort buche ich mich ein. Ich bin der einzige Gast bei der älteren Dame, mich wundert das, liegt ihr B&B doch direkt am Kungsleden. Das Hauptgeschäft seien die Scooterpiloten im Winter, Wanderer kämen nur wenige bei ihr vorbei, meint sie später im Café Gosen, das gleich um die Ecke liegt. Dort verbringen wir den Abend gemeinsam. Während ich einen riesigen Burger vertilge, erfahre ich von den Plänen, die die über 70-jährige nun nach dem Tod ihres Mannes hat.
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