Uydu
Haritada göster
  • Gün 86

    Erstens kommt es anders…

    13 Şubat, Yeni Zelanda ⋅ ☀️ 23 °C

    Nach dem Queen Charlotte Track ist unser nächstes Ziel das knapp 80 Kilometer entfernte Nelson. Von Einheimischen haben wir schon viel über diese Stadt an der Tasman Bay gehört,
    die der Ausgangspunkt für diverse Ausflüge ist, z.B. dem Tasman-Nationalpark. Unsere Vorstellung ist, hier ein paar Tage zu verbringen und eventuell das ein oder andere touristische Erlebnis zu buchen, bevor es dann wieder auf den Trail geht.

    Wir haben Glück und bekommen relativ leicht eine Mitfahrgelegenheit kurz vor Havelock. Jay fährt an uns vorbei und hält an. Wir haben ihn zufällig am Abend vorher in der Taverne in Linkwater kennengelernt. Total überrascht und voller Freude steigen wir zu ihm ein. Als er losfährt, lässt er alle 4 Fenster geöffnet und der Fahrtwind pustet uns wild ins Gesicht. Danny sagt ihm, dass er die Fenster gern schließen könne. Darauf antwortet Jay: „You guys stink a little bit.“ (Ihr stinkt ein bisschen). Oh, das war mir vielleicht peinlich. Schnell ziehe ich mir meine Gummi-Regenjacke drüber und hoffe, sie lässt keinen Geruch von innen nach außen durch.

    In Nelson verabschieden wir uns von Jay und gehen erstmal einen Falafel essen. In Ruhe wollen wir uns jetzt eine Unterkunft buchen. Dummerweise ist alles ausgebucht. Booking und AirBnB haben nix mehr, nur noch teure Luxus-Suiten sind erhältlich zu horrenden Preisen. Selbst ein paar Kilometer außerhalb von Nelson ist nichts mehr frei. Und nun? Muss ich erstmal aufs Klo. Der Dönerladen hat keins, also mache ich einen kleinen Verdauungsspaziergang zur öffentlichen Toilette. Als ich zurückkomme, hebt Danny den Daumen 👍🏻. Mein Recherche-König scheint was gefunden zu haben. Der Ort heißt Canvastown, ist eine ehemalige Goldgräber-Siedlung, die jetzt nur noch eine Ansammlung weit verstreuter Gebäude ist und liegt etwas abgelegen in einem Tal zwischen hohen Bergen, ca. 60km entfernt . Wir müssen also fast die ganze Strecke wieder zurück hitchen (trampen). Dafür ist die Unterkunft sehr gut gelegen, was den Anfang der nächsten Etappe betrifft (dazu später mehr) und auch sonst echt Sahne und hat alles, was stinkende Wanderer brauchen: eine eigene Dusche, WC, Küche, Flur, großes Kingsize Bett… Allerdings brauchen wir noch was zum essen, also springen wir schnell noch in den Supermarkt und kaufen gleich mit für die nächste Etappe ein.

    Mit vollen Einkaufstüten laufen wir zum Highway und während ich noch zweifele, ob wir so unkompliziert zu dieser 60km entfernten Unterkunft kommen, hält auch schon ein Campervan an. Ein junges Paar aus Belgien mit zwei kleinen Kindern ist bereit, uns mitzunehmen. Mann, haben wir ein Glück. Es ist kaum zu glauben. Sie sind auf dem Weg nach Picton und lassen uns an einer Kreuzung raus. Von dort sind es nochmal 8 Kilometer zu laufen. Eigentlich kein Ding, aber mit vollen Einkaufstüten und Rucksack eher nicht so prickelnd. „Wollen wir trampen?“, fragt mich Danny. Ich will das Glück nicht herausfordern. Aber dann denke ich mir, was soll schon passieren. Im Bestfall hält jemand an und ansonsten laufen wir die Strecke eben. Ich hebe den Arm und ein älterer Mann im Auto rauscht an uns vorbei. Dann kehrt er um und kommt zurück. Er entschuldigt sich, dass er uns so spät gesehen hat. Ich fasse es nicht, dass er sich dafür entschuldigt. Wieder ist das Glück auf unserer Seite und wir springen rein. In 5 Minuten sind wir da und treffen auf Sara und David, unsere Gastgeber. Sie haben zwei Hunde, die uns freudig begrüßen und einer heißt „Lotti“. Dieser kleine Lotti-Pudel ist sooooo süß, ich möchte ihn die ganze Zeit knuddeln.

    Sara hat Cookies für uns gebacken und den Kühlschrank gefüllt. Wir dürfen uns an allem bedienen. So etwas haben wir noch nie erlebt, dass ein Kühlschrank in einer AirBnB Unterkunft voll ist. Wir sind echt sprachlos. David fragt uns, ob wir sehr müde sind, denn er möchte uns später, wenn es dunkel ist, gern noch die Glühwürmchen am Fluss zeigen. Wir sagen sofort zu, doch vorher müssen wir beide duschen und Haare waschen.

    Frisch restauriert gehen wir zu David und Sarah, quatschen miteinander und erfahren, dass David die zweitgrößte Sammlung von uralten Harzen hat, in denen kleine Tiere und Pflanzen eingeschlossen sind, alle 10.000 bis 40.000 Jahre alt. Stolz zeigt uns David seine Prunkstücke und dazu eine große Kiste mit uralten Harzen, die er gerade erstanden hat. Sobald sie aufgearbeitet sind, wird seine Sammlung die größte der Welt sein. Wow!

    Zusammen mit David gehen wir gegen 21.30 Uhr runter zum Fluss. Wir bekommen Taschenlampen, damit wir nicht stürzen auf dem Weg. An einem bestimmten Punkt sollen wir sie ausschalten. Und da sehen wir sie: Wie eine große Stadt, die man im Dunklen vom Flugzeug aus sieht, strahlen sie vor uns. Je länger sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnen, desto mehr leuchtende kleine Punkte sehen wir. In der Fachsprache heißen sie übrigens Arachnocampa luminosa. Wir könnten da ewig stehen, aber David hat noch ein weiteres Highlight für uns: Den Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre. Er holt einen Sitzsack und ein Fernrohr und erklärt uns bei klarem Himmel das southern cross, das Kreuz des Südens. Es ist so beeindruckend in diesen sternenklaren Himmel zu schauen. Es scheint, als wären die Glühwürmchen einfach nur vom Felsen am Fluss in den Himmel gewandert. Ich sehe sogar 2 Sternschnuppen, die hier shooting stars genannt werden.

    Am nächsten Tag genießen wir die Ruhe dieser abgelegenen Gegend. Danny geht zwischendurch mit David runter zum Fluss zum Gold waschen, findet aber nix. Vor 160 Jahren hatte einige Arbeiter hier mehr Glück und große Goldadern entdeckt, was einen ebenso kurzen wie heftigen Goldrausch ausgelöst hat. Aber der ist lange vorbei, und am Nachmittag nutzen wir den Fluss statt zur Goldsuche für ein erfrischendes Bad.

    Danach heißt es planen und packen, denn die nächste Etappe steht an. Es geht für eine gute Woche (ca. 8-10 Tage) in die Richmond Ranges, eine der anstrengendsten aber gleichzeitig schönsten und beeindruckendsten Etappen des Te Araroa Trails. Kein Empfang oder WLAN in dieser Zeit, nur Natur, Flussüberquerungen sowie steile An- und Abstiege mit Aussichten, die man ein Leben lang in seinem Herzen tragen wird. Ich habe sehr großen Respekt davor.

    Wenn ihr also die nächsten Tage nichts von uns hört, dann bleibt geduldig und in Gedanken bei uns. Wir tauchen wieder auf. Vermutlich stinkend, aber voller neuer Eindrücke.
    Okumaya devam et