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  • Day 15–19

    Unakuruwa oder: work hard, surf hard

    January 15 in Sri Lanka ⋅ ☁️ 30 °C

    Montagmorgen, der Beginn einer etwas anderen Arbeitswoche!

    Wie vereinbart sind Benedikt und ich morgens (…alleine…schnief…) mit dem TukTuk die ca. 20 Minuten nach Unakuruwa in unsere neue Unterkunft gefahren. Jetzt wissen wir auch wie der Bungalow offiziell heißt: „Secret Swell“ (25€ pro Nacht inkl. Frühstück bei der Mama des Hauses).

    Wir hatten leider nicht viel Zeit für die schönen Dinge, sondern haben direkt unseren Arbeitsplatz auf der Terrasse bezogen. Ich bin bei der Arbeit zuhause ja tendenziell immer eher spät dran (klassischer late bird), aber diese Zeitverschiebung kommt mir echt zu Gute. Plötzlich bin ich die erste Person, die morgens online ist und die erste die geht, hehe. Sri-Lanka hat ja eine ganz seltsame Zeitdifferenz von -4,5 Stunden zu Deutschland – das mit den 0,5 hab ich sonst noch nirgendwo gehört, aber es wird einen Grund geben, den ich zu faul bin zu googlen.

    Direkt beim ersten Klick im world wide web haben wir gemerkt, dass das Internet leider so gar nicht tut. Nada. Das war komisch, da wir es gestern bei unserer Besichtigung extra getestet hatten und es da wirklich 1A zu sein schien. Wir haben dann direkt der Familie Bescheid geben (sie wohnen direkt neben uns) und der sehr engagierte Sohn der Besitzerin hat sich drum gekümmert. Offenbar bucht man WLAN hier immer nach und es war „leer“. Spannend, aber danach hat es tatsächlich funktioniert – zwar nicht richtig gut, also für Videocalls mit scharfem Bild hat’s nicht gereicht, aber wir haben den Tag irgendwie rumbekommen.

    Der zweite Vorteil an der Zeitverschiebung ist, dass passend zur deutschen Mittagsessenzeit bei uns auch schon fast Dinner-Time ist. So haben Benedikt und ich gegen 6 Uhr unsere Laptops zugeklappt und sind an den Strand zum nächstgelegenen Restaurant gegangen. Hier war, wie in dem ganzen Ort, kaum was los, obwohl es so schöner am Wasser gelegen ist. Das Essen hat in bester Sri-Lanka-Manier ewig gedauert, da waren wir schon fast verhungert (wir hatten ja nur in Hiri gefrühstückt). Für morgen nehmen wir uns fest vor, bereits dann zum Essen zu gehen, wenn wir noch nicht hungrig sind, weil genau dann kommt das Essen so, dass man gerade Hunger bekommt.
    Die drei Stunden arbeiten nach dem Essen haben sich dann doch etwas seltsam angefühlt. Nach dem Abendessen, wenn es schon lange dunkel ist, noch am Schreibtisch zu sitzen, ist normalerweise nicht so der Lifestyle. Und wenn man den Laptop gegen 10 Uhr dann endlich zuklappt, kann man eigentlich auch schon direkt in Bett gehen. Ich hoffe, es pendelt sich die nächsten Tage ein etwas früherer Rhythmus ein.

    Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden und haben das gemacht, weshalb wir eigentlich hier sind: Vor der Arbeit den ganzen Vormittag auskosten und das bedeutet: ab an den Strand und dann wird gesurft (Benedikt) bzw. gelesen (Hannah), was das Zeug hält. Diese Stunden, wenn in Deutschland noch alles schläft, gehören nur uns und das ist ein wirklich gutes Gefühl! Man bekommt keine WhatsApp Antworten, kann noch gar nichts vergessen haben, weil man noch gar nichts aufgetragen bekommen hat und wird von nichts und niemandem gestört. Nicht mal die Nachrichten sind zu dieser Zeit online. Außerdem finde ich, dass vormittags vier Stunden zu haben ist etwas ganz anderes ist als abends vier Stunden zu haben, vor allem im Winter. Ich will jetzt nicht sagen, dass wir hier mehr ‚carpe diem‘ betreiben, aber wenn ich ehrlich bin, mache ich nach der Arbeit zuhause selten Sachen, die mich mit tiefer Zufriedenheit erfüllen – da sortiere ich Wäsche, überlege, was ich für morgen einkaufe oder freu mich auf Netflix. Naja, ich hab leicht reden hier am Strand. Erinnert mich heute Abend um 22 Uhr nochmal daran, wenn ich in einem Meeting sitze und mir die Augen brennen.

    Ansonsten verlief der Dienstag ähnlich zum Montag, nur mit dem schönen Unterschied, dass ich dienstags immer nur halbtags arbeite und Abendessen für mich wirklich Feierabend bedeutete. In der Mittags- aka Dinnerpause sind wir zum benachbarten „Silent Beach“ gelaufen, weil ich gesehen hatte, dass sie dort tolle Fisch-Restaurants haben. Einen richtig guten Fisch hab ich hier noch gar nicht gegessen und so haben wir uns in zwei der Plastikstühle im Sand niedergelassen. Ich durfte mir meinen fangfrischen Fisch selbst aussuchen und habe mich für einen „Chicken Fish“ entschieden – kannte ich gar nicht. Der heißt so, weil das Fleisch reichhaltig, trocken und weiß ist, sodass es von der Konsistenz und auch vom Geschmack sehr stark an Hühnchen erinnert. Und was soll ich sagen: es war zum Reinknien. Ich glaube, einen leckereren Fisch habe ich bisher nur auf Ometepe in Nicaragua gegessen (und natürlich, alles was Dario fängt!). 🐠

    Mittwoch und Donnerstag hatten wir auf der Arbeit sehr viele Meetings, die eine wirklich verlässliche Internetverbindung erforderten. Wir sind daher mit dem TukTuk mittags nach Dickwella, zum „Verse Collective“, einem Co-Working-Space gefahren. Das ist natürlich kompletter Luxus: man bekommt für einen kostenpflichtigen Day-Pass einen klimatisierten Raum mit Tischen, aber auch Couch-Areas, alles ist mit Steckdosen und schnellstem Fiber-Netz ausgestattet, an einer Bar gibt es Kaffee, Smoothies und Snacks und stundenweise kann man sich schallisolierte Telefonboxen mieten. Alles in allem haben wir an den zwei Tagen bestimmt jeder 30€ in dem Laden gelassen – bezahlen um zu arbeiten, auch ein spannendes Konzept. Aber ich muss sagen: Damit erkauft man sich auch ein bisschen Sorglosigkeit. Und ich war die letzten beiden Tage schon etwas nervös. Es wäre doch sehr unglücklich, wenn das WLAN im Bungalow genau in dem Moment ausfällt, wo ich mit meinem Chef telefoniere. Da kann ich mir die nächste Workation direkt klemmen.
    Auf jeden Fall haben wir sehr sehr sehr viele Stunden im Verse Collective verbracht und haben an beiden Tagen als letzte das Gebäude verlassen. Wenn man gegen mittags hier ankommt, ist fast jeder Platz besetzt, aber mit fortschreitender Zeit leert sich das Workspace immer mehr. Ich glaube, wir sind die einzigen hier, die richtige Jobs haben und sich nach einem echten Arbeitgeber richten müssen. Alle anderen (natürlich ausschließlich Westeuropäer) sehen eher so aus, als würden sie an „ihrem Business“ ein bisschen rumdoktern – man sieht man schon viele Instagram-, Canva- und Google-Tabs offen. Aber wahrscheinlich bin ich nur neidisch, dass ich ab 20 Uhr die einzige arme Wurst bin, die hier noch sitzen muss.

    Donnerstagabend waren wir total erschöpft von der Woche. Wenn man vor dem ersten Call schon den halben Tag was erlebt hat und in Kombination mit der Hitze, ist man nach vier Tagen arbeiten in Sri-Lanka einfach durch. Kein Vergleich zu vier Tage arbeiten in Deutschland. Als hätten wir das geahnt, haben wir uns die beiden noch kommenden Freitage auch Urlaub genommen – Mama und Papa brauchen Wochenende! 🧖‍♂️🧖🏼‍♀️
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