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  • Day 17

    Tag 15: Von Burg nach Magdeburg

    April 24, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 14 °C

    Da Claudi und Franz erst am frühen Nachmittag in Magdeburg ankommen, gehe ich ganz langsam in den Tag. Nach einem hochherrschaftlichen Frühstück mit Blick auf den Park erkunde ich zu Fuß die "Stadt der Türme", das 1000 Jahre alte Städtchen Burg. Kirch-, aber auch Burg- und Tortürme, die man bereits von weitem sehen kann, geben ihr wohl den Namen. Leider ist ansonsten kaum noch etwas von dem historischen Alter der Stadt zu bemerken. Dennoch schlendere ich durch die an einem Sonntag so ruhigen Altstadtgassen und genieße die Stille einer Stadt. Keine Autos, keine Menschen, nur ein paar Vögel die zwitzscheln und ein gelber Schmetterling, der einen Platz zum Ruhen sucht. Europas älteste Schuhfabrik "Conrad Tack & Cie.Act.-Ges." wurde hier 1883 gegründet. Ach ja, und noch etwas. Etwas, was auffallend knackt...Dr. Kraft erfand hier sein Knäckebrot und erschuf 1931 die erste deutsche Knäckebrotfabrik.
    Ich verlasse die Stadt entlang eines stillen Kanals mit Anglern, die wie auf einer Perlenschnur aufgreiht am Ufer sitzen, und einer Stille und Ruhe, die man fast hören kann. Ein Blick auf die Karte und - oh Überraschung - ich fahre am Mittellandkanal entlang, der mit 325 km Länge die längste künstliche Wasserstraße Deutschlands ist und Rhein und Havel verbindet.
    Eine Verbindung, mit einer ganz besonderen architektonischen Leistung. Kurz vor Magdeburg wird der Kanal am größten Wasserstraßenkreuz Europas mittels einer Brücke, der wohl weltgrößten "Trogbrücke", über die Elbe geführt. Es ist schon ein skurriler Ort. Auf der einen Seite die Stahlkonstrukion der Brücke und die gigantischen Hebewerks- und Schleusenkonstrukionen und auf der anderen Seite die naturbelassenen so stillen Auen-Urwälder. Und plötzlich fühle ich mich unwohl. Mir ist irgendwie fremd in der modernen Welt und sehne mich nach der Stille und Ruhe meiner Elbauen.
    Kurz habe ich sie noch einmal, wenn auch in einem ganz anderen Gewand. Ich fahre an undendlich vielem toten Holz, ehemals vermutlich ehrwürdigen Eichen, Pappeln und Weiden vorbei, ich befinde mich im Quarantänegebiet des "asiatischen Laubholzbockkäfers"...so eine Art Borkenkäfer für Laubhölzer. Um ihrer Herr zu werden, muss man tatsächlich die Bäume nach ihnen absuchen...
    Magdeburg (man sagt hier übrigens Machdeburch) ist auch am Sonntag eine pulsierende Stadt mit allem was dazu gehört....und heute gehört sie den Fußballfans des 1. FC Magdeburg. Es geht um den Aufstieg in die 2. Bundesliga, und schon am frühen Mittag liegt ein gewisses Prickeln in der Luft.
    Claudi und Franz sind im Gewimmel des Hauptbahnhofs nicht leicht zu entdecken, aber dann liegen wir uns doch glücklich in den Armen. Eine erste Orientierung und wir werden auf einen seltsamen Turm (sieht aus wie das Horn eines Nashorns mit Wendel-Außentreppe) aufmerksam. Neugierig geworden landen wir auf dem Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau, dem Elbauenpark. Im "Jahrtausendturm" werden wir, was für eine Überraschung!, vom sachsen-anhaltinischem Polizeiorchester mit einem Marsch begrüßt. Hat das was zu bedeuten? Franz kann sich gar nicht mehr losreißen... Nach viel Spaß mit der interaktiven technischen Ausstellung wagen wir den Außenaufstieg und werden mit einem herrlichen Blick über die "alte" und "neue" Elbe belohnt. Aber auch auf die Stadt, deren Skyline eher von Hochhäusern und Wohnblocks und leider weniger von alten Gebäuden geprägt ist. Wie schön ist es da, später den Tangotänzern an der Elbpromenade zuzusehen.
    Nach einem ein Abstecher zum Hundertwasserhaus und zum Magdeburger Dom erreichen wir unsere Unterkunft, die - gefühlt - mitten im Magdeburger Fußballstadion liegt. Der Platz vor unserer Wohnung ist blau-weiß...von Fans...und Polizeifahrzeugen. Schnell ins Haus und dann geht's draußen auch schon los. Man ist aufgestiegen, supi!... also Bier, Schnaps...und dann die Klopperei mit der Polizei. Wir stehen in der ersten Reihe auf unsrem Balkon und sehen uns das Ganze mal von oben an.
    Mit einem fantastischen Mahl aus "Adams Gasthof" in Moritzburg (danke an Claudis nunmehr ein Jahr älteren Freund, der uns die Reste seines Geburtstagsschmauses spendiert hat... und an Claudi, die alles mitgebracht hat) beschließen wir den Abend.
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