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  • Day 77

    Phnom Penh

    December 20, 2016 in Cambodia ⋅ ⛅ 31 °C

    Als wir mittags in Phnom Penh aus dem Bus steigen, ist es wahnsinng heiß und vor allem sehr schwül. Es ist 60°C wärmer als noch vor 4 Wochen in der Mongolei. Meine Cousine Lara ist Ende Oktober mit ihrem Freund Patrick nach Phnom Penh ausgewandert. Wir wollen Weihnachten und Silvester zusammen feiern. Sie holt uns mit ihrem Roller ab. Wir frühstücken ausgiebig und waschen mal wieder. Unsere Rucksäcke sind nass geworden, Dank den eifrigen Vietnamesen, die sie durch den Regen von Bus zu Bus warfen. Es ist irgendwie seltsam und gleichzeitig schön, nach 3 Monaten wieder so etwas wie ein Zuhause zu haben, aber wahnsinng entspannt.
    Nachdem wir über Weihnachten in bei Sihanoukville am Otres Beach waren, besichtigen wir am 27. Dezember das Tuol Sleng Genozid Museum. Dieser Ort hat eine ähnliche Geschichte, wie die Konzentrationslager in Dachau oder Auschwitz.
    Von 1975 bis 1979 beherrschten die Roten Khmers unter Pol Pot Kambodscha. Ihr Ziel war es, die Gesellschaft in einen Agrarkommunismus umzuwandeln. Hierfür wurde die gesamt Bevölkerung aus den Städten vertrieben, um auf dem Land als Bauern zu arbeiten, sprich Reis anzubauen. Das konnten natürlich nur die wenigsten, wodurch das Vorhaben schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Außerdem zerstörten sie jegliche Infrastruktur, wie z. B. Fabriken oder Eisenbahnschienen, die alle aus der französischen Kolonialzeit stammten. Deswegen ist Kambodscha heute eins der ärmesten Länder der Welt, Korruption steht auf der Tagesordung und ist auf dem Entwicklungsstand von vor mindestens 100 Jahren.
    Das Toul Sleng Museum war eine ehemalige Schule, die die Roten Khmers zu einem Gefängnis umfunktionierten. Inhaftiert wurde vor allem die Bildungselite (jeder, der eine Brille trug, galt als gebildet), mitsamt Ehepartner und Kinder sowie alle Ausländer. Die fehlenden Bildungskräfte spürt man heute deutlich: kaum einer kann lesen oder ist zur Schule gegangen, für die es sowieso zu wenig Lehrer gibt. Aber z. B. auch im Bereich der Medizin mangelt es an Vorbildern. Ein Wiederaufbau der Infrastruktur und Wirtschaft scheint beinahme unmöglich.
    Die Gefangenen wurden mehrmals täglich gefoltert, mit dem Ziel, ein Geständnis zu unterschreiben, wofür sie anschließend ermordet wurden. Um wenig Aufsehen zu erregen, wurden die Opfer zu sog. Killing Fields oder Killing Caves transportiert, wo sie umgebracht wurden. Weil Munition gespart musste, griffen sie zu anderen Methoden, um ihre Opfer zu beseitigen.
    Es war sehr bewegend durch das Gefängnis zu laufen, das inzwischen ein Museum ist. Die Grausamkeiten dieses Ortes sind unverstellbar, doch die Blutflecken auf Böden und Wänden machen sie real.
    Das aller schlimmste für uns war aber, dass wir beide davor noch nie etwas davon gehört hatten. Nicht einmal in der Schule haben wir groß was davon erfahren, nur der Name Pol Pot ist schon mal gefallen.
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