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- Jul 20, 2024, 11:43 AM
- ☁️ 15 °C
- Altitude: 33 m
ScotlandTorr a' Choit56°52’30” N 5°26’9” W
Harry trifft Charlie

Aufwachen in Crianlarich, der Blick aus dem Fenster ist eine Wanderung über grüne Hügel und nebelverhangene Bergspitzen. Der Blick auf das Fenster verspricht zahlreiche Besucher, kleine Blutsauger, die ebenfalls eine kulinarische Reise antreten. Um zu verhindern, dass heute Deutsche Küche auf dem Speiseplan steht, folgen wir dem Vorschlag, das Fenster geschlossen zu halten oder nur im Dunkeln zu öffnen.
Kein Frühstück für die Mücken.
Rob, unser Gastgeber, ist genauso, wie es seine Stimme am Telefon vermuten ließ. Ein warmherziger, lebensfroher Schotte. Das fröhliche Gesicht eingerahmt von grauem Haar. Seine Frau Andrea ist ein Sonnenschein. Wenn sie lacht, bilden die Falten kleine Strahlen, die sich vom Mund ausgehend über das ganze Gesicht ausbreiten.
Noch vor dem Frühstück wollen wir über einen kleinen Rundkurs hinterm Haus hoch wandern, um einen fantastischen Ausblick auf die Umgebung zu bekommen.
Ich frage mich: Sind wir schon in den Highlands? Wo beginnen die Highlands?
Ich finde die Information, dass die Highlands hinter Helensburg beginnen. Da sind wir gestern vorbei gekommen. Jetzt in Criannlarich lese ich, dass dieser Ort als „Gateway to the Highlands“ bezeichnet wird, das Tor zu den Highlands.
Wir öffnen das knarzende Tor hinter dem Parkplatz und beginnen mit dem Aufstieg.
Von oben auf dem Hügel blicken wir auf die von Nebel umgebene Spitze von Ben More, er gehört zu den Munros - die höchsten Berge Schottlands. Er markiert die Landschaft der Süd-Highlands. Sein Name ist Programm. Ben More heißt Großer Berg.
Mit dem Zug geht es weiter nach Glenfinnan. Harry Potter Fans wissen Bescheid. Hier steht das Viaduct über das die Jacobite Dampflok fährt.
Glenfinnan ist jedoch mehr. Rammte doch Bonnie Prince Charlie am Ufer des Loch Shiel seine Standarte in den Boden. Das gilt als Anfang des zweiten Jakobiter Aufstandes, der in der berühmten Schlacht von Culloden sein grausames Ende fand. Der tragische Untergang des Hauses Stuart und der Verlust der schottischen Unabhängigkeit ist noch heute mit vielen Geschichten und Mythen verknüpft.
Es regnet, als wir uns auf den steinigen Wanderweg zum Viaduct machen. Oberhalb von Glenfinnan schaut man hinab auf Loch Shiel. Wie ein Weichzeichner legt sich die Schönheit der Landschaft über die Tragik der Geschichte.
Dauerregen. Schottischer kann der Weg zur Sichtung des Hogwarts Express kaum sein.
Angekommen an der Stelle mit dem besten Ausblick auf das Viadukt sind wir zunächst allein. Es regnet stärker und noch eine Stunde, bis der Zug das Viadukt passieren soll.
Es gibt nur die Möglichkeit, sich A im Sitzen oder B im Stehen durchnässen zu lassen. Es fehlt an Sitzgelegenheiten, der Boden ist schlammig. Regenponcho, Typ Rettungsdecke, hat nun seinen großen Auftritt. Er wird zur Picknickdecke und Gegenstand des Neids weiterer „Trainspotter“.
Der Regen arbeitet sich durch die funktionellen Outdoorklamotten Kaliber „Südeuropa“ . Ich denke darüber nach, ob es eine Special Edition für Schottland gibt.
„Arrivé“, ruft ein Franzose von seinem Beobachtungsposten und alles Wetter ist vergessen. Die Dampflok naht mit unverkennbarem Schnaufen und Hupen.
Es bleiben zwei Minuten für den Einsatz sämtlicher Geräte, um den Augenblick einzufangen. Langsam und doch zu schnell schiebt sich die schwarze Lok mit einem Schwanz von Personenwagen um die Kurve. Kurz bevor sie vom dichten Grün verschluckt wird, lässt sie noch richtig viel Dampf ab und verschwindet im eigenen Nebel.
Genau in diesem Augenblick hört der Regen auf.
Der Abstieg zurück nach Glenfinnan ist äußerlich trocken, doch die Nässe hat unsere Haut partiell schon erreicht.
Wir wärmen uns im Café Speisewagen von 1950 auf. Selbst die Toilette scheint noch original zu sein. Es gibt Handseife und Lotion Duft „Whiskey und Honey“.
Dann besteigen wir den Zug Richtung Mallaig. Wieder ziehen die schottischen Highlands mit ihren Lochs und verhangenen Berggipfeln an uns vorbei, bis wir das Meer erreichen.Read more
Traveler Das Fotomotiv mussten wir uns erarbeiten.