Touch down Edinburgh

17. Juli "Touch Down" Edinburgh. Gerüstet für eine Reise in die nordische Kälte, habe ich schon am Flughafen das Gefühl, ich muss meine Sonnenbrille auspacken.
Es ist optisch Sommer, allerdingsRead more
17. Juli "Touch Down" Edinburgh. Gerüstet für eine Reise in die nordische Kälte, habe ich schon am Flughafen das Gefühl, ich muss meine Sonnenbrille auspacken.
Es ist optisch Sommer, allerdings gefühlt Herbst.
Immerhin trocken.
Man merkt, das Wetter beschäftigt mich sehr.
Nach dem Einchecken machen wir uns auf Nahrungssuche und essen landestypisch beim Inder und Araber.
Dann geht es völlig absichtslos auf einen alten Friedhof.
Den steilen Aufstieg zum Calton Hill wollen wir uns heute nicht mehr antun. Kaum ausgesprochen, stehen wir aber schon oben, wie von unsichtbaren Fäden gezogen.
Der Blick auf Edinburgh im Abendlicht verzaubert die Welt.
Zurück im Hotel gibt es für eine von uns einen Cocktail und für die andere eine Weinschorle mit Leitungswasser.
Welche von beiden hat uns mit dem Aufzug in die Wäschekammer befördert?Read more
Der zweite Tag in Edinburgh bricht an. Der Blick aus dem Fenster gibt einen dramatischen Himmel und eine fantastische Aussicht auf das Schloss frei. Überall sind Gebäude, die wichtig und interessant aussehen. Zu unseren Füßen liegt die Princess Street, die Princess Street Gardens und die National Gallery.
Mehr können wir nicht benennen. Anstatt unsere begrenzte Zeit in das Lesen des Reiseführers zu investieren, wollen wir lieber Bus fahren und uns die Stadt erklären lassen. Natürlich im Doppeldecker, natürlich im freien Oberdeck.
Kaum losgefahren, fallen die ersten Tropfen. Ich kann mich gar nicht auf den knarrenden Audioguide konzentrieren, bis ich in meiner Regenjacke stecke. Kaum stecke ich drin, kommt die Sonne wieder raus. Den ersten Teil der Fahrt verbringe ich mit An-und Ausziehen, dabei verpasse ich prompt den spektakulären Blick aufs Schloss.
Ich lerne Edinburgh im Vorbeifahren kennen und merke mir Stellen, an die ich später zu Fuß zurückkehren möchte. Interessante Geschichten landen in meinem Ohr. Wie zum Beispiel die Geschichte von Bobby. Bobby hat ein eigene Statue. Eigentlich nichts Besonderes, wenn Bobby kein Hund wäre. Der treue Hund eines Wachmanns, der nach dem Tod seines Herrchens den Rest seines Lebens an dessen Grab verbracht haben soll.
Vom Bus aus schaue ich auf die Touristen, die die kalte Hundenase berühren. Das soll Glück bringen. Würde es Sonnenschein bringen, stünde ich auch dort.
Kurz danach erhasche ich einen Blick auf die Victoria Street mit ihren bunten Häusern. Es ist ein beliebtes Instagram Motiv, wie wir später hautnah erleben. Viele schöne Menschen nehmen seltsame Körperpositionen ein und lachen geübt in die Kamera.
Die persönlichen Selfie-Fähigkeiten brauchen dringend noch ein Update, denn unsere Gesichter führen ein Eigenleben jenseits unserer Vorstellungskraft.
Am Schloss herrscht Hochbetrieb mit musikalischer Begleitung verschiedener Dudelsackspieler im vollen Ornat. Eine Besichtigung des Schlosses hätte man vorher buchen müssen, denn „sold out for today“, lässt keine Zweifel aufkommen. Vorher ist vorbei und deshalb entdecken wir den Rest der Stadt nun zu Fuß. Es geht Treppen rauf und runter zu versteckten Plätzen und durch geheimnisvolle Gassen.
Überall gibt es schottische Waren und ich bin mehrfach kurz davor, mich neu und kariert einzukleiden. Vom Schal bis zur Handtasche im leuchtenden Karomuster, alles ist drin.
Doch bevor ich die Beute durch halb Schottland tragen muss, beschließe ich, dass die Läden einen weiteren Besuch am Ende der Reise wert sind.
Später gönnen wir uns dafür je zwei Gerichte von der Speisekarte im Rose Garden. Man muss Prioritäten setzen.Read more
Nochmal Aufstehen in Edinburgh.
Heute wird der Koffer gepackt zur Weiterreise.
Zunächst nach Glasgow.
Glasgow muss sein, wenn auch nur als Zwischenstopp.
Beinahe dachten, wir es sei gar nicht möglich.
Die ursprünglich geplante Zugverbindung am Nachmittag, zu unserem Ziel Crianlarich, ist verschwunden. Als Deutsche können wir da auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen und zaubern Plan B und C aus dem Hut.
Ergebnis: Ein paar Stunden länger in Glasgow.
Das B&B in Crianlarich informieren wir kurzerhand, dass wir deren Eincheckzeit zwar kennen, aber nicht einhalten.
No problem.
Glasgow empfängt uns mit einer sprudelnden Lebendigkeit. Die Lebensfreude liegt förmlich auf der Straße. Straßenmusiker auf hohem Niveau an jeder Ecke. Musik schwingt mit der Luft und begleitet uns durch die Straßen.
Die Architektur könnte kaum gegensätzlicher sein. Alte, etwas in die Jahre gekommende Fassaden, eingerahmt von modernen Glas - und Spiegelbauten. Ich fühle mit den alten Gebäuden, sie stehen dort wie eine alte Mutter zwischen ihren jungen Töchtern. Der Glanz vergangener Tage bröselt an ihnen herunter.
Ich entdecke die Central Station. Die schmiedeeisernen Tore wirken wie Portale in eine andere Welt. Wenn man sich die modernen Timetables wegdenkt, landet man direkt im Jahr 1879. Die große, alte Bahnhofsuhr in der Mitte hat schon viele Menschen durch die Epochen kommen und gehen sehen. Mein Blick wandert hoch zu den Streben der historischen Deckenkonstruktion. Wie viele Augenpaare haben sich hier schon nach oben gerichtet, gefüllt mit Erwartungen, Hoffnungen, Wiedersehensfreude und Abschiedsschmerz?
Am Museum für Modern Art stoßen wir auf eine imposante Reiterstatue. Von weit oben schaut der Duke of Wellington majestätisch auf uns herunter. Glaubt er. Das auf seinem Kopf sitzende Verkehrshütchen vereitelt jeden Anflug von Ehrfurcht und ersetzt es mit Belustigung. Mehrfach schon wurde die seltsame Kopfbedeckung von der Stadt entfernt, doch sie kehrt immer wieder. Bisher kannte ich Wellington nur als Designer der britischen Gummistiefel (Welllingtons) und Namensgeber des Wellington -Steaks, jetzt auch als Pylonenhutträger.
Am George Square angekommen, entscheiden wir uns für ein griechisches Restaurant. Kulinarisch kommen wir echt rum, hier in Schottland.
Der Platz ist umzingelt von Statuen berühmter Schotten. Ich sehe Robert Burns, James Watt, Sir Walter Scott … verblüfft stelle ich fest, dass einige von ihnen ebenfalls Pylonen tragen. Da hat der alte Wellington sich mal wieder als Trendsetter bewiesen. Jetzt spüre ich doch etwas Ehrfurcht.Read more
Mega Bericht und Fotos, finden wir alle, auch die jungen Töchter, die im Glanz erscheinen. Ich halte es mit dem Duke of Wellington und setze mir einen Hut auf, im Gegensatz zu ihm natürlich selber. Welche Farbe hat er? Herzliche Grüße nach Schottland von Koshi [Stephanie.theiss@out]
Aufwachen in Crianlarich, der Blick aus dem Fenster ist eine Wanderung über grüne Hügel und nebelverhangene Bergspitzen. Der Blick auf das Fenster verspricht zahlreiche Besucher, kleine Blutsauger, die ebenfalls eine kulinarische Reise antreten. Um zu verhindern, dass heute Deutsche Küche auf dem Speiseplan steht, folgen wir dem Vorschlag, das Fenster geschlossen zu halten oder nur im Dunkeln zu öffnen.
Kein Frühstück für die Mücken.
Rob, unser Gastgeber, ist genauso, wie es seine Stimme am Telefon vermuten ließ. Ein warmherziger, lebensfroher Schotte. Das fröhliche Gesicht eingerahmt von grauem Haar. Seine Frau Andrea ist ein Sonnenschein. Wenn sie lacht, bilden die Falten kleine Strahlen, die sich vom Mund ausgehend über das ganze Gesicht ausbreiten.
Noch vor dem Frühstück wollen wir über einen kleinen Rundkurs hinterm Haus hoch wandern, um einen fantastischen Ausblick auf die Umgebung zu bekommen.
Ich frage mich: Sind wir schon in den Highlands? Wo beginnen die Highlands?
Ich finde die Information, dass die Highlands hinter Helensburg beginnen. Da sind wir gestern vorbei gekommen. Jetzt in Criannlarich lese ich, dass dieser Ort als „Gateway to the Highlands“ bezeichnet wird, das Tor zu den Highlands.
Wir öffnen das knarzende Tor hinter dem Parkplatz und beginnen mit dem Aufstieg.
Von oben auf dem Hügel blicken wir auf die von Nebel umgebene Spitze von Ben More, er gehört zu den Munros - die höchsten Berge Schottlands. Er markiert die Landschaft der Süd-Highlands. Sein Name ist Programm. Ben More heißt Großer Berg.
Mit dem Zug geht es weiter nach Glenfinnan. Harry Potter Fans wissen Bescheid. Hier steht das Viaduct über das die Jacobite Dampflok fährt.
Glenfinnan ist jedoch mehr. Rammte doch Bonnie Prince Charlie am Ufer des Loch Shiel seine Standarte in den Boden. Das gilt als Anfang des zweiten Jakobiter Aufstandes, der in der berühmten Schlacht von Culloden sein grausames Ende fand. Der tragische Untergang des Hauses Stuart und der Verlust der schottischen Unabhängigkeit ist noch heute mit vielen Geschichten und Mythen verknüpft.
Es regnet, als wir uns auf den steinigen Wanderweg zum Viaduct machen. Oberhalb von Glenfinnan schaut man hinab auf Loch Shiel. Wie ein Weichzeichner legt sich die Schönheit der Landschaft über die Tragik der Geschichte.
Dauerregen. Schottischer kann der Weg zur Sichtung des Hogwarts Express kaum sein.
Angekommen an der Stelle mit dem besten Ausblick auf das Viadukt sind wir zunächst allein. Es regnet stärker und noch eine Stunde, bis der Zug das Viadukt passieren soll.
Es gibt nur die Möglichkeit, sich A im Sitzen oder B im Stehen durchnässen zu lassen. Es fehlt an Sitzgelegenheiten, der Boden ist schlammig. Regenponcho, Typ Rettungsdecke, hat nun seinen großen Auftritt. Er wird zur Picknickdecke und Gegenstand des Neids weiterer „Trainspotter“.
Der Regen arbeitet sich durch die funktionellen Outdoorklamotten Kaliber „Südeuropa“ . Ich denke darüber nach, ob es eine Special Edition für Schottland gibt.
„Arrivé“, ruft ein Franzose von seinem Beobachtungsposten und alles Wetter ist vergessen. Die Dampflok naht mit unverkennbarem Schnaufen und Hupen.
Es bleiben zwei Minuten für den Einsatz sämtlicher Geräte, um den Augenblick einzufangen. Langsam und doch zu schnell schiebt sich die schwarze Lok mit einem Schwanz von Personenwagen um die Kurve. Kurz bevor sie vom dichten Grün verschluckt wird, lässt sie noch richtig viel Dampf ab und verschwindet im eigenen Nebel.
Genau in diesem Augenblick hört der Regen auf.
Der Abstieg zurück nach Glenfinnan ist äußerlich trocken, doch die Nässe hat unsere Haut partiell schon erreicht.
Wir wärmen uns im Café Speisewagen von 1950 auf. Selbst die Toilette scheint noch original zu sein. Es gibt Handseife und Lotion Duft „Whiskey und Honey“.
Dann besteigen wir den Zug Richtung Mallaig. Wieder ziehen die schottischen Highlands mit ihren Lochs und verhangenen Berggipfeln an uns vorbei, bis wir das Meer erreichen.Read more
Ankommen in Mallaig. Blick auf den Hafen.
Ein Hafen ist das offene Ende zur Welt.
Von hier kann das Band der Geschichte in alle Richtungen geknüpft werden. Mallaig, die Hafenstadt, wirkt überschaubar. Es scheint mehr das Endchen zum Weltchen zu sein. Wir checken ein, in ein Zimmerchen bei unserer Wirtin Margretchen (Das hier ist ein Tatsachenberichtchen).
Margrets Herzlichkeit liegt mehr am Grunde ihres kleinen Wesens. Diese Tiefen müssen wir erst ausloten, bevor wir ihr ein Lächeln entlocken.
Das Hafenstädtchen ist schnell erlaufen. Ebenso schnell stellen wir fest, dass die ansässige Gastronomie ohne Reservierung für uns keine Optionen bereit hält. Wir landen klassisch bei Fisch&Chips.
Und jetzt ist Schluss mit „Chen“. Kein Portiönchen sondern eine gigantische Portion bekommen wir. Der Fisch wird in eine ohnehin schon große Schale auf einen Berg von Fritten gefaltet, damit der Deckel zu geht.
Aufwachen in Mallaig. Blick auf den Hafen. Der Hafen ist überall und es scheint, alles hier ist Richtung Hafen ausgerichtet. Es gibt hier mehr Schiffe als Häuser und einen magischen Laden mit Harry Potter Devotionalien.
Fasziniert stehe ich vor einer erlesenen Auswahl von Zauberstäben. Der Cloak of Invisibiltity ist verschwunden oder einfach nur unsichtbar.
Dobby lugt aus einer Ecke und von einem T-Shirt mit der Aufschrift „Free Dobby“. Ich bin kurz davor, zur Aktivistin zu werden und die Dobby-Befreiungsfront zu gründen, so flehend sieht er mich mit großen Augen an.
Ich muss den Laden verlassen, sonst befreie ich alle Dobbies und bringe sie in einem pinken Koffer nach Germany. Besonders die auf den T-Shirts.
Es gibt einen kleinen Wanderrundweg über die Hügel von Mallaig. Der Mallaig Circuit. Das ist unser bescheidenes Ziel für heute, da sich das Wetter wie ein launischer Highländer verhält.
Wir steigen durch eine Fauna, die zahlreiche Elfen und Feen hinter jedem Baum und an jedem Bachlauf vermuten lässt.
Oben auf dem Berg wohnen die Riesen, die mit Steinen schmeißen und sie dann einfach in der Landschaft liegen lassen.
Man schaut in drei Richtungen auf das Meer. Unsere Augen saugen sich fest an der Schönheit des Ausblicks.
Dann tragen wir unsere Eindrücke den Berg hinunter und beschließen, sie den Rest des Tages zu verarbeiten.
Im Supermärktchen kaufen wir ein, für ein Picknickchen in unserem Zimmerchen.Read more
Erschrocken fahre ich aus dem Schlaf hoch. Helligkeit blendet mich. Um mich herum ist alles in Licht getaucht. Es dauert einen Moment, bis ich kapiere: Das ist die Sonne. Himmel, ich hatte fast vergessen, dass es sie in dieser Intensität gibt.
Wir erzählen dem Margretchen beim Frühstück, dass wir heute zur Isle of Skye wollen.
Sie sagt: „The weather is quite nice.“
Wie? Das Wetter ist ganz gut? Eine Untertreibung!
Das Wetter ist spitze! Es könnte besser nicht sein. Wir kommen auf ganze 21 Grad heute. In mir keimen hochsommerliche Gefühle auf.
Später auf der Fähre bin ich dann doch froh, den Herbst mit einkalkuliert zu haben. Mit der warmen Jacke trotze ich dem Wind. Das Gesicht in Fahrtrichtung, die Augen fest auf Schloss Armadale gerichtet, beobachte ich, wie die Insel näher kommt.
Der erste Souvenirshop ist unserer, denn man weiß nie, wie lange sie „open“ sind. Öffnungszeiten liegen im Ermessen des Ladenbesitzers.
Harry "the Highlander" heftet sich an uns und wir werden ihn nicht mehr los.
Harry ist ein junges Highland-Rind und lacht mit seinem wilden Schopf von Kissen, Tassen, T-Shirts und vieles mehr.
Der Eingang zum Schloss führt ebenfalls an einer Reihe von Harrys vorbei und sie wollen mit uns weiterreisen.
Das Schloss ist eine Schlossruine, was uns gestern noch befürchten, ließ es gäbe nicht viel zu sehen. Weit gefehlt! Allein der sehr gepflegte Schlosspark mit seinen vielen versteckten Winkeln und seiner großen botanischen Vielfalt ist beeindruckend.
Es gibt einen Story-Teller Chair. Da kann man sich drauf setzen und Geschichten erzählen. Klar - das müssen wir ausprobieren.
An diesem bezaubernden Stückchen Erde fallen die Geschichten einfach in den Kopf und man kann gar nicht soviel erzählen, wie man vor dem inneren Auge sieht.
Zum Park gehört auch ein kleines Museum. Der Museumswärter weist uns gleich darauf hin, dass das Museum nicht hinter dem Steinkreis aufhört, sondern sich noch Gänge anschließen. Wir gehen um den Steinkreis und werden hineingewirbelt in die wilde Geschichte Schottlands und des Clans der Mac Donalds, deren Sitz Schloss Armadale ist.
Der erste Mac Donald wird um 1248 geboren. Donald, Sohn von Ranald, gilt als Namensgeber des Clans. Unter seiner Beteiligung werden die Norweger vertrieben und die Hebriden wieder schottisch.
Es folgen eine Reihe von Kriegen unter der Beteiligung des wachsenden Clans der Mac Donalds, die als kampflustig bekannt sind. Hungersnöte und wirtschaftliche Krisen treiben später Teile des Clans außer Landes und so verteilen sich die Mac Donalds auf der ganzen Welt.
Die Macht und der Einfluss der Mac Donalds auf die Geschichte Schottlands ist groß. Fast überall mischen sie mit. Als Bonnie Prince Charlie nach der verlorenen Schlacht von Culloden fliehen muss, verkleidet er sich als Flora Mac Donalds Hofdame und flieht über Skye nach Frankreich.
Im Museum sieht man neben dem üppigen Stammbaum des Clans auch Kleidung, viele Waffen und eine Reihe von Gemälden, die die Highlander im vollen Ornat zeigen. Man fragt sich, wie sie diese schwere Kleidung, die fast nur aus einem gewickelten Stoffballen in Tartan Muster besteht, über die Berge tragen konnten. Dazu auch noch kämpfend mit schweren Waffen und Dudelsack spielend.
Schloss Armadale, der Sitz der Mac Donalds, verfällt im Laufe der Jahre, wird aber vom Clan Donalds Lands Trust als Kulturerbe für Mac Donalds auf der ganzen Welt gekauft.
Alles ist so interessant und spannend, dass wir uns nur schwer lösen können. Nachdenklich sitzen wir im Café, das im ehemaligen Stallgebäude untergebracht ist. Wir sind verblüfft über die Hartnäckigkeit der Highlander.
Obwohl die Clans sich untereinander blutigst bekämpft haben, trifft es sie alle gleichermaßen, als nach der verlorenen Schlacht in Culloden das Tragen von Highlandkleidung (Kilts), Spielen von Dudelsack ( Kriegsintrument) und das Sprechen ihrer Sprache verboten wurde. Die Verbote ließen sich nicht halten und wurden wieder aufgelöst. Glücklicherweise, denn deshalb gibt es dieses Kulturgut auch noch heute.
Es wird Abend auf Skye und wir nehmen die letzte Fähre zurück nach Mallaig. Langsam rückt das Schloss in die Ferne und die Insel versinkt am Horizont.Read more
Der Zug nach Fort William geht um 10:10 Uhr. Wir müssen unser Margretchen verlassen.
Ich würde gerne schreiben "schweren Herzens", aber mein Nomaden Modus hat schon eingesetzt und ich muss weiterziehen. Drei Nächte an einem Ort, da wird selbst mein Koffer unruhig. Wir müssen rollen.
Zunächst nach Fort William und dort an der Busstation auf und ab. Die Suche nach der richtigen Haltestelle führt uns mehrfach an den gleichen Menschen vorbei, die seelenruhig warten, während wir das Bahnhofsgelände vermessen.
Wir schaffen es tatsächlich in den richtigen Bus, gemeinsam mit unserem Publikum.
Es geht über Land, vorbei an Wiesen mit Schafen und Kühen, kleinen Cottages, malerisch auf Hügeln gelegen und den Lochs. Ein Loch reiht sich an das nächste, verbunden durch den quer durchs Land laufenden Caledonian Canal. Anfangs Loch Linnhe, dann Loch Lochy, Loch Oich und schließlich passieren wir Loch Ness.
Ein großes Loch, ein langgezogener See, der genug Platz für einen ganzen Clan Nessies bieten würde. Wir sehen nur Wasser und Boote mit Nessie-Suchern in Schöffel Jacken mit Deuter Rucksäcken.
Wir Deutsche sind sehr anfällig für die schottische Romantik und an den Touristen-Hotspots zahlreich vertreten.
Inverness ist erreicht, wir lassen unser Gepäck von einem hektischen Schotten ins Gepäckfach am Bahnhof sperren und machen uns auf in die Stadt.
Unsere kulinarische Reise setzen wir konsequent fort . Wir speisen im Café de Paulo, vermutlich brasilianisch. Der Macchiato ist so stark, dass wir noch einen Latte dazu bestellen müssen zum Verdünnen. Der Wacheffekt allerdings ist sensationell. Wir wollen aufspringen und die Stadt erobern.
Vereitelt wird dieses Vorhaben jedoch, weil eine von uns heute morgen eine Bauchlandung, gefällt von den eigenen Schnürsenkeln, hingelegt hat. Die Nachwirkungen mahnen zur langsamen Gangart.
Was ist besonders an Inverness?
Es ist die größte und wichtigste Stadt der Highlands. Es leben 60.000 Schotten hier. Das Schlachtfeld von Culloden liegt in unmittelbarer Nähe.
Bonnie Prince Charlie scheiterte hier kläglich, als er mit den Clans gegen die Regierungstruppen zog, um den Königsthron wieder mit dem Haus Stuart zu besetzen.
Was danach geschah, wissen wir schon, er wurde gejagt und floh als Zofe verkleidet mit Flora Mac Donald über Skye nach Frankreich.
Inverness liegt am River Ness, der zu einem Spaziergang am Rande seines Ufers einlädt. Ich bin fasziniert von den vielen Kirchtürmen, die ich mit einem Blick erfasse. Warum hat Inverness so viele Kirchen dicht nebeneinander?
Diese Frage konnte ich noch nicht eindeutig klären. Am Fuß des Schlosses vorbei geht es für uns zum Bahnhof, wo wir in den Zug nach Pitlochry steigen.
Dieser kurze Besuch wird der Stadt nicht gerecht. Ich werde wiederkommen.Read more
Wir steigen in Pitlochry aus dem Zug. Schon der Bahnhof ist eine Idylle in den schottischen Farben, blau-weiß.
Mc Kays, unser Hotel, ist in einer Bar untergebracht, so scheint es zunächst. Wir müssen mit dem ganzen Gepäck quer durch den Pub zur Rezeption. Ziemlich geschickt, so nehmen wir sofort die Atmosphäre auf und schnuppern verlockende Gerüche aus der Küche.
Beim Einchecken werden wir direkt gefragt, ob wir einen Tisch für das Abendessen reservieren wollen.
Hotel, Bar, Restaurant seit 1895 lese ich auf einem Schild. Na, wenn es sich so lange gehalten hat, können wir unbesorgt hier dinieren.
Unser Zimmer ist ein Traum. Soviel Platz sind wir gar nicht mehr gewöhnt nach dem Zimmerchen in Mallaig. Ich sehe einen Tisch mit Sessel und einen Schreibtisch mit Stuhl. Ich möchte überall gleichzeitig sitzen.
Leider drängt die Schließzeit der Küche zum baldigen Aufbruch ins hauseigene Restaurant.
Dicke braune Lederpolsterbänke an schweren Holztischen entführen uns in ein anderes Jahrhundert. Nur die Fußballübertragung auf riesigen Flachbildschirmen, in jeder Ecke des Restaurants, hält mich im Hier und Jetzt.
Das Essen ist erstklassig und wir gehen nahtlos in die Pub-Phase über, ohne uns von den Lederpolstern zu erheben.
Aufwachen in Pitlochry.
Was bedeutet eigentlich Pitlochry? Mit dieser Frage wache ich auf. Ich kann auf einen nicht vorhandenen gälischen Sprachschatz zurückgreifen, doch das bringt mich nicht weiter. Also trage ich meine Gedanken zum Schreibtisch und mache mich auf digitale Spurensuche. Drei Seiten, drei Meinungen. Die erste Seite sagt: Ort des Steinkreises. Die zweite sagt: Platz des Rindviehs. Die dritte meint: Stadt des piktischen Wächtersteins. Das klingt gut, damit kann ich in den Tag starten.
Beim Verlassen des Hotels stehen wir schon auf der Einkaufsstraße. Schottische Waren wohin das Auge auch wandert. Dudelsackklänge beflügeln das Einkaufserlebnis.
Es bleibt kein Touristenwunsch unerfüllt. Für meinen Hund habe ich bereits ein Halsband im klassischen Tartandesign.
Jetzt müssen auch noch andere Wünsche erfüllt werden, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe. Es ist aber auch alles so schön. Von Laden zu Laden entdecke ich mehr schöne Dinge. Manchmal versperren mir die Touristen die Sicht oder den Durchgang, wenn ich mich, mit der wachsenden Anzahl der Tüten an meiner Hand, an ihnen vorbeidrängen will.
Die kaufen aber auch alles, denke ich. Der ganze Ort ist ein Touristenmekka für Souvenirjäger. „Platz des Rindviehs“, schießt es mir durch den Kopf.
Ob alle anderen auch denken, sie seien keine Touristen, sich aber nicht von ihnen unterscheiden?
Egal, ich trage die Beute zurück ins Hotel.
Heute Abend sollten wir noch eine Wanderung angehen. Man kann ja nicht nur einkaufen. Noch vor dem Dinner geht es über einen Sechs-Kilometer- Rundkurs an die Ufer des Flusses Tummel und um den See Loch Fascally. Schon von weiten sieht man das Wasserkraftwerk, das neben der Energiegewinnung auch eine Lachsleiter beinhaltet. Dort beobachten wir, wie die Lachse von Becken zu Becken in den Fluss Tummel gelangen.
Beim Anblick der Lachse verspüre ich schon ein kleines Hüngerchen und beschleunige meinen Schritt, um die Runde zu beenden. Es bieten sich immer wieder tolle Ausblicke auf den See, egal von welcher Seite man schaut. Hier sind kaum Touristen unterwegs.
Vermutlich betrachten die gerade den Lachs auf ihren Tellern. Zumindest unser Zeitmanagement unterscheidet uns von den Mainstreamtouristen.Read more
Erneutes Aufwachen in Pitlochry, ein letztes Mal sozusagen. Wir frühstücken mit Blick auf die Einkaufsstraße.
Eine von uns hat sich in eine Tasche verliebt, die unerreichbar hinter den Öffnungszeiten liegt.
Wann öffnen die Geschäfte in Schottland?
Wenn die Tür aufgeht!
Wir hoffen, dass die Tür zum begehrten Taschenladen sich gleich öffnet.
Diese Tasche fällt in die Kategorie „unvermeidbare Anschaffung“. Die Shoppingtour von gestern hat uns den Stauraum des Koffers vergessen lassen.
Was bleibt da anderes übrig? Die Tasche muss gekauft werden, es ist schließlich eine sinnvolle und gerechtfertigte Investition.
Sie ist dazu auch noch schön. Braucht es mehr Argumente?
Wenig später stehen wir schon vor dem Geschäft. Durch das Schaufenster fixieren wir das Objekt der Begierde. Leider ist noch geschlossen. Andere Läden hingegen haben schon geöffnet. Da das Gepäck sowieso erweitert wird, kann man ja noch mal schauen, was es Schönes gibt.
Mit weiteren schönen Dingen und der Tasche geht es wenig später zum Bahnhof. Dort geschieht etwas seltsam Vertrautes. Der Zug hat Verspätung. Die Deutschen am Bahnhof tragen es erwartungsgemäß mit Fassung. Es handelt sich schließlich nur um läppische 20 Minuten.
Auf nach Edinburgh, um den Kreis zu schließen. Eigentlich endet unsere Reise dort, aber wir haben uns großzügig noch einen weiteren Tag eingeräumt.
Der Zug ist voll. Tatsächlich auch mit ein paar Touristen.
Vom Sitz neben uns dringen vertraute Klänge an mein Ohr. Dieses Ping, das mein Reisebuddy jeden Abend ertragen muss … das kann nur Duolingo sein. Seit zwei Jahren lerne ich Spanisch mit dieser App. Nicht dass es mir in Schottland wesentlich geholfen hätte.
Der Junge fragt seine Eltern auf Deutsch: „Where are you from? Ist das: Wo kommst du her?“ Deutsche sind so effizient!
Am Bahnhof von Edinburgh erzählt er mir, dass er schon seit drei Wochen Englisch lernt und schon in die Silber-Klasse aufgestiegen ist. Seine Begeisterung rührt mich sehr.
Wir wollen zum Hotel, von dem wir anhand der gehobenen Preisklasse viel erwarten. Der Weg führt an einem Buchladen vorbei. Was soll ich sagen? Wir haben noch Platz in der neuen Tasche.
Beim Einchecken im Hotel sehen wir als erstes eine umfangreiche Entschuldigung für den defekten Fahrstuhl. Ich sehe uns schon die Koffer über mehrere Treppen schleppen, schiebe diesen Gedanken dann entschlossen weg. Hat geklappt. In die erste Etage, wo unser Zimmer liegt, schafft der Aufzug es noch. Fein, denn die Koffer werden nicht leichter.
Das Zimmer übertrifft unsere Erwartungen nicht, es trifft sie eher außerhalb jeglicher Erwartungszone. Es ist solide. Die Preisklasse lässt sich allenfalls mit Zentrumsnähe begründen und dem ausnehmend hilfsbreiten und netten Personal.
Am späten Nachmittag setzen wir den Beutezug durch die Shoppingmeile fort, denn bisher hat nur eine von uns ihre Anzahl an Gepäckstücken erweitert. Den zu erwartenden Erfolg feiern wir später in einem Pub, wo uns überraschend Live Musik geboten wird.
Wir fühlen es: Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort, mit der richtigen Tasche. Darauf gibt es einen Cocktail oder zwei.Read more
Ich wache auf und halte fest an der Nacht.
Wie lange kann man den Anbruch des Tages hinauszögern?
Zu den Tagen, die ich nicht begrüßen möchte, gehören die Abreisetage nach einer schönen Zeit, irgendwo im Anderswo.
Langsam freunde ich mich mit dem Gedanken an, dass es gleich ans finale Kofferpacken geht. Der Gedanke, dass noch einige Stunden in Edinburgh bleiben, weil das Flugzeug erst am Abend startet, tröstet mich etwas.
So kann ich langsam dem Abschied entgegen schleichen.
Das Einpacken gleicht dann einem Tetris-Spiel. Trotz hinzugekauften Stauraums will alles nicht so recht passen. Es wird mehrfach aus- und umgepackt.
Das Gepäck dürfen wir bis zur Abreise im Hotel lassen.
Dafür bekommen wir einen Schlüssel für den „Luggage Room“. Dieser Luggage Room ist nicht mehr als ein Schrank. Beim Öffnen kommen uns schon zahlreiche Gepäckstücke entgegen.
Warum reisen die Leute mit soviel Gepäck, will ich schon ärgerlich anmerken. Dann fällt mein Blick auf unseren „Haufen“ und ich beginne demütig damit, den Schrank auszuräumen. Mein Ehrgeiz ist erwacht … unsere Koffer und Taschen werden passgenau in die Lücken sortiert. Mit ein bisschen gutem Willen und etwas mehr Muskelkraft schaffe ich es, die Tür wieder zu schließen. Geht doch.
Wir frühstücken mit Blick auf das Schloss und die Princess Street Gardens, einer ausgedehnten Parkanlage. Die Kellnerin will uns erst gar nicht in den von Fenstern eingerahmten Erker setzen. Sie meint, es würde dort zu heiß. Wir sehen das anders und behalten Recht. Für den fantastischen Rundblick nehmen wir eine höhere Umgebungswärme in Kauf. Da wird der Kaffee nicht so schnell kalt.
Überhaupt Kaffee. In direkter Linie auf Augenhöhe parkt ein Bikecafé. Wir beobachten, wie die Vorübergehenden dort noch schnell einen Kaffee kaufen, bevor sie weiter eilen. Auf unserem Logenplatz im Alltag von Edinburgh, mitten im Leben, gönnen wir uns ein üppiges schottisches Frühstück.
Später lassen wir den Geist der Stadt noch auf uns wirken, schlendern durch den Princess Garden Park und sitzen auf dem Rasen.
Unsere Augen nehmen Abschied von der beeindruckenden Kulisse. Der Rasen leuchtet im vitalen Grün und der Himmel konkurriert mit kräftigem Blau. Die Wolken hängen hier tiefer als zuhause, denke ich.
Zurück im Hotel öffnen wir den als Schrank getarnten „Luggage Room“. Sehr vorsichtig, damit nicht wieder fremdes Gepäck herauspurzelt. Der Schrank ist jedoch deutlich leerer. Es scheinen alle schon abgereist und die verbleibende Menge an Koffern und Taschen ist unsere.
Mit dieser nicht unbeträchtlichen Anzahl steigen wir jetzt in den Bus zum Flughafen.
Dort kommt mir der Gedanke, dass mein Koffer womöglich die zwanzig Kilo Grenze überschreitet. Ich suche eine Kofferwaage und versenke zweimal ein Pfund, weil ich ihr unbedingt eine Funktionsfähigkeit entlocken will. Sie weigert sich hartnäckig.
Irgendwann bleibt mir nichts weiter übrig, als auf Risiko zu setzen.
Beim Check-in bitte ich diese Waage in Gedanken, eine akzeptable Zahl anzuzeigen. Das mache ich normalerweise nur, wenn ich selbst drauf stehe.
Da klappt es meistens nicht. Aber hier! „Neunzehnkommafünf“, jubele ich.
Easy!
Schottland will uns nicht gehen lassen - der Flug hat Verspätung. Nochmal durchatmen, die tiefen Wolken über dem Rollfeld melancholisch ziehen lassen und dann ist es soweit.
Bye Bye ... das Flugzeug taucht durch die Wolken hindurch und lässt sie mit einem letzten Blick auf Edinburgh hinter sich.Read more
Ich glaube, Ulrike, deine Hand ist da an dem Cocktailglas 🙂, [Scheelager in Tour]
Traveler Leider nein... Für mich gab's das mit Wein verdünnte Leitungswasser 😄