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  • Day 121

    Der hässlichste Abschnitt des Caminos

    June 29, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    In einem kleinen Ort nach dem Waldstück, durch das Sarah und ich eben gewandert sind, entschließe ich mich zu einer kleinen Pause. Ich stelle meinen Rucksack ab und bemerke den Rucksack, der auf der anderen Bank auf dem Platz vor der kleinen Dorfkirche liegt. Er ist groß und rot und kommt mir irgendwie bekannt vor. Als ich meinen Blick schweifen lasse, fällt mir auf, dass jemand weiter hinten zwischen den Bäumen gerade dabei ist, eine Hängematte aufzuhängen.
    Das kann eigentlich nur einer sein.
    Ich gehe ein paar Schritte näher, um sicher zu gehen. Spätestens als ich den Bart und die langen Haare sehe, weiß ich Bescheid.
    "Sam!", rufe ich und der Oberösterreicher, den ich seit vier Tagen nicht gesehen habe, lugt verwundert zwischen den Bäumen hervor. Als er mich erkennt, scheint er sich ebenfalls über das unerwartete Wiedersehen zu freuen. Wir umarmen uns und bringen uns auf den neuesten Stand. Da er sein Handy auf dem gesamten Weg nicht verwendet, weiß ich nicht, wohin es ihn in der Zwischenzeit verschlagen hat und habe damit gerechnet, ihn möglicherweise nie wieder zu sehen. Umso schöner ist jetzt dieses Aufeinandertreffen.

    Der Rest der Etappe ist leider wieder sehr hässlich. Wir wandern ewig auf der Nationalstraße, zwischen einem weiteren Industriegebiet und der Autobahn. Aber ich habe Sarah neben mir und Sam hinter mir und mit zwei so guten Caminofreunden macht selbst dieses Stück irgendwie Spaß. Irgendwann können wir nur noch darüber lachen, dass wir uns wahrscheinlich mitten auf dem hässlichsten Abschnitt des Camino del Norte befinden.

    In der Herberge in San Martin de Laspra kommen wir erst gegen 17 Uhr an. Als wir gerade in Avilés waren, hat es begonnen zu regnen und dann haben wir auch noch den falschen Weg genommen und dadurch einen riesigen Umweg gemacht. Aber wir sind trotzdem nicht die letzten: Alyssa und Marion haben in Gijón noch bis in den frühen Morgen mit den Virginia Boys gefeiert und zumindest Alyssa ist erst um 3 Uhr ins Bett gekommen und erst gegen 9 Uhr gestartet. Als sie nach dieser weit über 30km langen Etappe eintrudelt, ist sie bereit fürs Bett. Die junge Hospitalera erwähnt, dass das gar nicht so selten vorkommt: viele Pilger schlagen bei ihr nach einer Partynacht in Gijón völlig fertig auf. Wir können uns gar nicht vorstellen, wieso! 😂
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