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- Mar 25, 2025, 10:32 PM
- ⛅ 11 °C
- Altitude: 6 m
CroatiaPjescana uvala44°50’41” N 13°50’43” E
Tag 11 – Zwischen Wind, Walze und ...

Tag 11 – Zwischen Wind, Walze und „römisch-katholisch“ Anlegen
08:45 Uhr, die Sonne blinzelte durch die Takelage – Zeit, sich aus der geschützten Bucht von Cres zu verabschieden. Unser Ziel: Istrien, genauer gesagt das Städtchen Medulin mit seinen drei Häfen und Marinas. Alternativ stand – wie so oft – auch ein Ankerplatz in einer der umliegenden Buchten zur Debatte.
Der Wetterbericht versprach brauchbare Bedingungen, ließ aber wie gewohnt eine gewisse Restunschärfe offen – und das bedeutete: Raum für Improvisation, Entscheidungen unterwegs, das volle Seglerleben.
Musik, Diesel & plötzlich Wind
Kaum hatten wir die Bucht verlassen, überholten wir ein kleines Fischerboot, auf dem zwei junge Männer zur Musik von Aerosmith ihre Netze leerten. Ein sympathischer Auftakt. Der Wind ließ sich zunächst kaum blicken – 2 bis 3 Knoten, also Diesel an und Kurs Süd.
Doch dann: 10 bis 12 Knoten aus der richtigen Richtung, sanfte Wellen, die Sonne kam durch – perfektes Segelwetter. So ließen wir den Autopiloten auch gelegentlich ans Steuer und genossen für einen Moment das, was man sich für jeden Segeltag wünscht: Ruhe, Richtung und Rhythmus.
Funksprüche & der erste Nebelstreif
Die Idylle hatte ein Ohr am Funkgerät. Und dort wurden wir mehrfach aufgeschreckt: Sicherheitsmeldungen warnten vor plötzlich auftretendem Nebel und Sturmböen. Unsere Aufmerksamkeit schaltete in den Prüfmodus.
Der Himmel, der Horizont, jede Veränderung im Licht wurde kritisch beäugt. Eine Ankernacht erschien uns nun zu riskant – Medulin sollte es werden.
Doch Funkanfragen an die Häfen blieben unbeantwortet. Und dann: Oliver entdeckte am fernen Horizont eine sich formende Nebelwalze. Das Ergebnis unseres kurzen Planungsmeetings – wir steuerten das sichere Ziel an: Marina Veruda.
Die letzten 10 Seemeilen legten wir meist unter Segeln zurück und erreichten die Hafeneinfahrt um 18:20 Uhr – fünf Minuten vor Sonnenuntergang. Mit gesetzten Positionslichtern und ruhiger Hand steuerten wir ein.
Ein „römisch-katholisches“ Finale
Für Nicht-Segler: Im Mittelmeer wird traditionell „römisch-katholisch“ angelegt, also mit dem Heck zuerst. Das hat wenig mit Religion, aber viel mit Platzersparnis zu tun – und ist, bei Seitenwind oder Müdigkeit, eine kleine Herausforderung.
Oliver meisterte das Anlegemanöver mit Bravour, während ich schon mal tief durchatmete. Nach 38 Seemeilen war unser Bordakku fast leer – und wir auch.
Dinner? ATM entscheidet.
Wir standen nun vor der Wahl:
🔹 Das elegante Yacht-Restaurant, oder
🔹 unsere eigene Bordküche – „Yacht all inclusive“.
Der direkt vor dem Restaurant postierte Geldautomat erinnerte uns an unseren Bordkassenstand. Entscheidung gefallen: Es wurde gekocht.
Auf dem Teller: Kraftfutter - ein Erbseneintopf. Einfach, nahrhaft, effektiv. Denn: Morgen wartet eine sportliche Etappe.
VMG – Effizienz gegen den Wind
Wir müssen ca. 20 Seemeilen gegen den Wind kreuzen. Wer schon mal gegen die Luft segeln wollte, weiß: Das geht nicht direkt. Man fährt in spitzen Winkeln gegen den Wind und wechselt regelmäßig die Richtung – sogenannte Wenden.
Hier kommt das Konzept der VMG ins Spiel – Velocity Made Good. Kurz gesagt: die Geschwindigkeit, mit der man sich dem eigentlichen Ziel nähert. Ein hoher Speed bringt wenig, wenn man im Zickzack unnötige Strecke fährt. Man sucht also die ideale Balance zwischen Kurs und Geschwindigkeit, um möglichst effizient voranzukommen.
Das wird morgen Thema – und Herausforderung.
Aber heute?
Heute schlafen wir mit dem Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Segeln ist eben immer auch: Timing, Taktik – und ein bisschen Aerosmith. ⛵🎸Read more
Traveler Auf den Bildern sieht das Wetter top aus!