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  • Day 206

    Trojillo

    May 16, 2017 in Peru ⋅ ⛅ 20 °C

    Einen Monat lang Trujillo. Einen Monat lang kleine Kiddis zwischen 6 und 11 Jahren und Erwachsene in Englisch unterrichten. Einen Monat lang umgeben von wundervollen anderen Volunteers aus aller Welt. Einen Monat lang das Gefühl, eine zweite Familie gefunden zu haben. Einen Monat lang nicht packen und weiterziehen, sondern ankommen – ankommen in einer relativ untouristischen Stadt, die einem einen authentischen Eindruck in das Leben der Menschen gibt.

    Mit einem Arbeitsworkload von ca. 3-4 Tagen pro Woche bleibt neben dem Unterrichten und Unterricht vorbereiten noch genug Zeit für andere Aktivitäten. Tanzen zum Beispiel. Zwei Mal pro Woche bekomme ich Salsa und Bachata Unterricht und darf nach der ersten Woche gleich bei den Fortgeschrittenen mitmachen 😊. Mal wieder eine super Gelegenheit mit Locals in Kontakt zu kommen und so finde ich mich am Wochenende bei einer „Chicken Party“ vom Tanzstudio wieder und auf Salsapartys mit Livemusik, auf denen ich ungelogen die einzige „Gringa“ bin. Im nahegelegenen Strandort Huanchaco gehen wir surfen, haben schöne Abende am Strand mit Lagerfeuer, super Sonnenuntergänge, gehen feiern, machen Yoga und genießen die relaxte Stimmung in den Cafés und Hostels. Zu Hause haben wir gesellige Kartenspiel-Runden und schmeißen eine kleine Hausparty. Außerdem steht Spanisch lernen auf dem Programm. Zweimal die Woche gibt es Einzel-Spanischunterricht und endlich lerne ich die Regeln hinter dem, was ich unbewusst die letzten Monate schon angewandt habe und bekomme jede Menge positives Feedback für mein Spanisch, so ganz ohne eine einzige Spanisch-Stunde. Auch zum Arbeiten finde ich Zeit und Ruhe und gutes WLAN.

    Einer unserer Erwachsenen Schüler lädt uns zum Mittagessen zu sich nach Hause ein. Seine Mama kocht uns ein leckeres Peruanisches Essen, wie immer mit Suppe als Vorspeise. Auch unter der Woche gehen wir meistens in eines der unzähligen, unwahrscheinlich günstigen Restaurants in der Nähe unseres Hauses. Für weniger als umgerechnet 2€ gibt es ein Menü mit Vorspeise, Hauptgang und Getränk – man sollte aber nicht überrascht sein, wenn man Hühnerfüße in der Suppe schwimmen oder die Ente mit Haaren kommt. Um noch etwas tiefer in die peruanische Küche einzutauchen probieren wir eine echte Delikatesse. Der Moment, in dem ich nichtsahnend an einem Stücken Fleisch nage, und dann auf der Rückseite auf einmal die Zähnchen des Meerschweinchens entdecke ist jedoch schon etwas komisch.

    Herausforderungen: Dem Streetfood am Abend und der Fruitbar von Gegenüber zu wiederstehen; Salsa on 2 anstatt on 1; plötzlich alleine vor einer Schulklasse mit ca. 30 Kindern stehen und Englisch unterrichten in einer Sprache, in der man vor knapp 4 Monaten nicht viel mehr als „Hola“ und „Adios“ sagen konnte; nicht ersticken, wenn man eine zwanzigminütige Dauerumarmung von 10 Kiddis gleichzeitig bekommt und angefleht wird, nicht zu gehen; nicht dahinschmelzen, wenn einem ein 6-jähriges Kind an die Hand nimmt und sagt, dass es einen liebt und ganz arg vermissen wird.

    Fazit: Wie unglaublich schön ist es einfach, einen Monat lang an ein und demselben Ort zu sein, ein eigenes „Regal“ zu haben, um Kleidung abzulegen, die Frau am Streetfood-Stand mit Namen zu kennen, auf der Straße wiedererkannt zu werden UND mehr Zeit zu haben, Menschen im Umfeld richtig kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen. Die Arbeit mit den Kindern war eine unglaublich wertvolle und bereichernde Erfahrung. Diese freudigen Gesichter und die vielen Umarmungen und Küsschen, wenn man den Raum betritt sind einfach toll. Und wenn es während dem Einkaufen oder auf der Straße auf einmal wieder schreit „Waaaah la professora de inglese, Miss Christin, Miss Christin“ und plötzlich 5 Kinder auf einem zu gerannt kommen, um einem zu umarmen, geht einem das Herz auf. Dennoch bin ich froh, dass ich das Kapitel „Professora Miss Christin“ jetzt wieder schließen kann – es erfordert schon sehr viel Geduld diese Grundlagen-Themen wie Farben, Vokale, Alphabet usw. Woche für Woche, Stunde für Stunde aufs Neue zu unterrichten, an jeweils um die 30 aufgeweckte Kinder.

    PS: Meine Gitarre habe ich die 4 Wochen über mit all den Stickern dekoriert, die ich von den Kindern bekommen habe. Jetzt gebe ich sie wieder weiter und mache damit Helen, mit der ich hier in Trujillo zusammengewohnt habe eine riesen Freude. Auf der Rückseite der Gitarre ist jetzt ein kleiner Umschlag mit dem Titel „The Story of the guitar“ und einem Briefchen von mir, inklusive Kontaktdaten. Ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht und wer weiß, vielleicht bekomme ich in ein, zwei Jahren mal ein kleines Update wo sich die Gitarre befindet und was sie alles erlebt hat 😉.
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