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- Dzień 34
- sobota, 26 października 2024 10:30
- ☁️ 14 °C
- Wysokość: 34 m
AustraliaOld Melbourne Gaol37°48’30” S 144°57’56” E
Ich lande im Gefängnis
26 października 2024, Australia ⋅ ☁️ 14 °C
Bis mein Bus heute Abend um zehn geht, habe ich jede Menge Zeit totzuschlagen. Da Herumlungern vor etwa 100 Jahren noch eine Gefängnisstrafe nach sich ziehen konnte, gehe ich genau dorthin: ins Old Melbourne Jail.
Ich mache die Self-Guided Tour durch das Gebäude und eine Führung außerhalb, bei der ich ganz exklusiv (ich bin die einzige Teilnehmerin) diverse Fluchtgeschichten erzählt bekomme. Es gibt auch eine Goal Experience, bei der man verhaftet und wie in früheren Zeiten abgeführt wird mit Beleidigungen und Herumschubsen und allem. Auf die verzichte ich lieber.
Das Ganze ist keine effekthascherische Touristen Attraktion, sondern ein unglaublich eindrucksvoller und sehr bedrückender Ort, an dem ich viel über die Geschichte lerne. Es ist so interessant, dass ich dreieinhalb Stunden dort verbringe. Und das alles vor dem Frühstück.
Das Gefängnis war etwa 80 Jahre in Betrieb, bis 1924. Es hängt wie alles hier stark mit dem Goldrausch zusammen. In der Zeit ist die Bevölkerung in kürzester Zeit explodiert, und mit ihr sowohl die Kriminalität als auch die Spanne zwischen Arm und Reich. Das Gefängnis war damals riesig und trotzdem überfüllt. Insgesamt 133 Menschen wurden hier hingerichtet. Die Toten wurden anschließend „wissenschaftlich“ untersucht (Phrenologie). Beulen am Kopf deuteten auf gute Eigenschaften, Dellen auf schlechte. Ich muss ein sehr guter Mensch sein, denn ich habe mir am Bett des Hostels ein paar kleinere Beulen am Kopf geholt. 😅 60 erfolgreiche Ausbruchsversuche gab es, allerdings wurden die meisten früher oder später wieder gefasst.
Es war extrem brutal und unmenschlich. Gleich bei seiner Ankunft sah man den Galgen, der so in der Mitte der Zellen platziert war, dass man immer wieder daran vorbei kam. Außerdem war Isolation ein Grundprinzip (Pentonville Model / separate System): die Straftäter sollten „durch stille Kontemplation reformiert werden“. Zuerst verbrachten sie bis zu 6 Monate Einzelhaft im Erdgeschoss, davon 23 Stunden in der winzigen Zelle,. Wenn Sie die Zelle verlassen durften, beispielsweise zum Gottesdienst oder zu dem einstündigen Training im Hof, mussten, sie eine Maske tragen. Alles war so gestaltet, dass sie untereinander noch nicht einmal Blickkontakt haben konnten. Das konnte einen verrückt machen - und Verrücktheit war eine Straftat.
Danach konnte man -
wenn man nicht aufmüpfig war, was weitere Bestrafung nach sich zog - in höhere Stockwerke aufsteigen. Dort gab es ein wenig größere Zellen, in denen man nicht mehr alleine eingesperrt war, mehr Freigang und Arbeit.
Im 2. Weltkrieg wurden hier Soldaten (in der Regel für AWL Vergehen - Absent without leave) und POWs interniert, allerdings meistens nur kurzzeitig und zu deutlich besseren Bedingungen als die früheren Häftlinge. Heute gehören 90 % des ehemaligen Gefängnisgeländes zur Universität, die restlichen 10 % bilden das Museum.
Eine spannende Anekdote: der Melbourner Tullamarine Airport ist nach dem ersten Ausbrecher des vorhergehenden Gefängnisses benannt, das noch deutlich kleiner war und ein Strohdach hatte. Der Aboriginal war für den Diebstahl von Kartoffeln verurteilt worden - eine der Folgen der europäischen Besiedlung - und rettete sich, indem er Feuer legte.
Danach lasse ich mich ein wenig treiben, esse etwas in den Queen Victoria Markets und hoffe, dass ich nicht als obdachlos aufgegriffen und zurück ins Gefängnis geschickt werde, bevor ich die Stadt verlassen kann. Ich besuche das Bunjilaka Aboriginal Culture Centre im Melbourne Museum, das einen geschichtlichen Überblick aus Sicht der First Nations vermittelt. Sehr eindringlich. Dann erhole ich mich im Park, denn seit ein paar Tagen bin ich etwas angeschlagen. Ich schlafe ungewöhnlich lange und bin trotzdem müde, und ich habe leichte Erkältungssymptome.
Nach etwas Sushi (komischerweise war das total billig) lümmele ich noch ein wenig im Hostel rum, bevor ich mir ein Uber bestelle. Alles klappt perfekt, der Greyhound steht schon bereit - nur: er ist diesmal sehr voll. Ich habe auf der 12stündigen Fahrt eine Nachbarin. Wird also noch unbequemer als sonst. Czytaj więcej








