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  • Day 14

    Von guten Dieben und etwas Glück

    March 27, 2023 in Iran ⋅ ⛅ 12 °C

    Warum ich heute Morgen 500 Euro an einen, mir unbekannten, Spätibesitzer in Berlin überwiesen habe? Eine lange Geschichte, von internationalen Sanktionen gegen Iran, guten Dieben, etwas Glück und natürlich auch etwas Pech.

    Hintergrund: Iran ist aufgrund internationaler Sanktionen vollständig vom internationalen Zahlungsverkehr abgekoppelt. Hier funktionieren keinerlei ausländische Kreditkarten, Überweisungen aus dem Ausland sind unmöglich auch Agenturen wie Western Union ist der Zugang verboten. Dies war schon bei meiner Reise 2019 im Iran so.

    Ergo bringt man einfach alles Geld was man meint, während der Reise zu benötigen, in bar mit. Leider ist es etwas unpraktisch permanent, speziell zum Anfang der Reise, eine größere Summe Bargeld im Geldbeutel zu haben. Meine Lösung hierfür war heute wie auch 2019 schon, mehrere kleine Umschläge im Rucksack zu verstauen und in jedem davon einen Teil des Geldes aufzubewahren. Einen im Rückenpolster, im Kulturbeutel und einen im Erste Hilfe Set zwischen der Rettungsdecke - so weit so clever - dachte ich. Leider nicht clever genug! Wohl während der 10-stündigen Busfahrt gestern von Ahvaz im Westen ins Zentrale Hochland nach Isfahan hat mich jemand dieses nicht ganz unnötigen Ballasts erleichtert. Mit viel Geduld und Ruhe hat wohl jemand während der Fahrt im Gepäckraum meinen Rucksack auf Herz und Nieren überprüft. Die Mühe wurde belohnt. Aufgrund der massiven Inflation im Iran dürfte meine Reisekasse wohl in etwa 3 Monatslöhnen eines Busfahrers und seines Beifahrers entsprechen (leider muss ich die beiden im Verdacht haben, sonst hatte niemand Zugang).

    Besonders interessant daran ist, das obwohl der Dieb alle drei Umschläge mit Geld gefunden hat, wurde nicht alles Geld herausgenommen. In zwei der drei Verstecke hat er insgesamt 200 Euro belassen. Es gibt doch noch ehrliche Gauner! Das muss man sich mal vorstellen, da räumt jemand in aller Seelenruhe meinen Rucksack aus, hat 1.000 Euro in den Fingern und denkt sich, "ne also der Junge braucht ja auch noch was zum leben, 800 € sind nun auch wirklich genug". Ich bin mir nicht mal sicher ob ich demjenigen wirklich böse sein kann.

    Rein ökonomisch betrachtet, war dies ein effizienter Vermögenstransfer, der Nutzen den der Dieb aus dem Geld erhält ist um einiges höher als der Schaden der mir dabei entstanden ist. Aber weniger ökonomisch betrachtet ist es doch irgendwie doof 😅

    800 € leichter zu sein fühlt sich sicherlich nicht toll an, schwerer wiegt jedoch, die Tatsache dass es eigentlich unmöglich ist Geld aus dem Ausland in den Iran zu transferieren - eigentlich. Also was nun? Nun ja im Hostel ist immerhin eine Frau aus Deutschland, ihr Mann stammt aus dem Iran und sie sind hier auf Verwandtschaftsbesuch. Meine Idee, sollten die beiden bald abreisen könnte ich ihren Restbestand an Bargeld gegen Überweisung in Deutschland "abkaufen". Leider stellt sich raus, dass auch sie eben erst hier angekommen sind. Jedoch kann er mir doch weiterhelfen, er kennt einen Weg wie Exiliraner ihren Familien im Iran regelmäßig Geld zuschicken, legal? Irrelevant, Funktionalität steht im Vordergrund. Also überweise ich kurzerhand dem Cousin des Mannes, der wohl nebenbei einen Späti in Berlin betreibt 500 €. Dieses schafft der dann wie auch immer binnen wenigen Stunden auf ein Bankkonto im Iran, auf welches wiederum der Mann aus dem Hotel hier mittels iranischer Bankkarte Zugriff hat. Klingt seltsam aber was bleibt mir übrig? Nichts, also ist es einen Versuch wert.
    Noch kenne ich das Ergebnis nicht, aber ich bin zuversichtlich auch diese Herausforderung gemeistert zu haben 🙃

    Was soll's mal ist man der Hund, mal ist man der Baum - heute ist Baumtag, morgen vielleicht schon wieder Hundtag 🤷 War ja Gott sei Dank nur bedrucktes Papier 😬

    Ansonsten ist's in Isfahan wie auch 2019 unwahrscheinlich schön und es blieb neben einer halben Stunde Frust ein schöner Tag 🥲
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