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  • Day 5

    Letzte Etappe

    January 25 in Spain ⋅ ☀️ 20 °C

    In einer zauberhaften Nacht auf Gran Canaria lagen Merle und ich in unserem Hostelbett und fanden keinen Schlaf. Ein geheimnisvolles Gefühl der Unruhe ergriff uns, obwohl wir nach den Strapazen unserer Wanderungen erschöpft waren. Im Morgendunkel, als die Sterne noch am Himmel funkelten, erweckte der Wecker uns jäh um 6:30 Uhr aus unseren Träumen. Merle, die etwas zerstreut war, hatte vergessen, den Wecker auszuschalten. Sie musste im Dunkeln hinabsteigen, fast stolpernd, um ihn abzustellen. Seltsamerweise schien niemand anderes im Hostel von diesem Zwischenfall wach zu werden.

    Mit den ersten zarten Strahlen der Morgendämmerung begannen wir, unsere Kleidung leise im Dunkeln zusammenzupacken. Das Frühstück sollte um 8 Uhr serviert werden, also machten wir uns behutsam fertig. Nachdem wir unsere Zähne geputzt und uns gestretcht hatten, verbrachte ich einige kostbare Momente mit dem liebenswürdigen Schäferhund des Hostels, der mich mit großer Zuneigung überschüttete.

    Während wir uns auf das Frühstück vorbereiteten, trafen wir auf unseren Freund von gestern, Mic. Gemeinsam planten wir, ein Taxi zu rufen, um den steilen Aufstieg zu umgehen. Leider ließ das Frühstück auf sich warten, da nur eine einsame Seele in der Küche arbeitete. Geduldig warteten wir, bis wir schließlich gegen 8:30 Uhr unser Essen erhielten. Gegen 9 Uhr waren wir bereit für den Tag.

    Unsere Wandertage hatten uns gelehrt, früh aufzustehen und zeitig loszugehen, um unsere Unterkünfte rechtzeitig zu erreichen. Wir hatten oft 6 bis 9 Stunden auf den Beinen verbracht. Während des Frühstücks besprachen wir mit Mic die Details für das Taxi, das erst um 10 Uhr eintreffen würde. Da wir bereits voller Energie waren, beschlossen wir, die fast 2 Kilometer steil bergauf zu gehen. Um 9:15 Uhr brachen wir auf, gemeinsam mit Mic, unserem neuen Begleiter.

    Mic, den wir am Vortag kennengelernt hatten, war ein Abenteurer aus Deutschland. Nachdem er einen Monat lang auf Gran Canaria verbracht hatte, begann er spontan mit dieser Wanderung. Er hatte in den ersten Tagen bereits sein Lieblingspulver verloren und musste sich für 75€ von einem Einheimischen einen auffällig bunten Poncho kaufen, da es keine anderen Optionen für warme Kleidung gab.

    Mic erwies sich als äußerst unterhaltsam und angenehmer Gesprächspartner. Anders als oberflächlicher Small Talk bot er tiefgründige Gespräche und eine entspannte Atmosphäre. Er ging die Wanderung ohne großen Plan an und schien die Reise in vollen Zügen zu genießen.

    Der Weg führte uns zunächst steil bergauf, und es war anstrengend. Doch unsere Wanderstöcke erwiesen sich als unverzichtbare Helfer, und nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir die Bergspitze. Dort oben erwartete uns eine atemberaubende Aussicht, während Mic von seinen früheren Wanderabenteuern erzählte, darunter seine Reise auf dem Jakobsweg von Porto nach Santiago de Compostela.

    Mic teilte wertvolle Tipps mit uns, darunter die Empfehlung, so wenig Gepäck wie möglich mitzunehmen, Hirschtalg zur Vorbeugung von Blasen zu verwenden und morgens früh loszuwandern. Unterwegs war es wichtig, auf Straßenhunde und mögliche Gefahren zu achten, da nicht immer alles so idyllisch war, wie es schien.

    Die Wanderung mit Mic erwies sich als eine erfrischende Abwechslung, da er ein angenehmer und humorvoller Begleiter war. In einem Fichtenwald an einem malerischen Aussichtspunkt machten wir eine Pause und genossen unseren Proviant, bevor es weiter bergab ging.

    Als wir auf eine asphaltierte Straße stießen, wechselte die Landschaft. Anfangs war die Straße angenehm, da sie kaum befahren war. Doch allmählich wurde sie monoton und wenig reizvoll. Besonders die letzten drei Kilometer entpuppten sich als die hässlichsten Straßen, die wir je gesehen hatten. Slum-ähnliche Straßen mit dicken, hässlichen Mauern und überall herumliegendem Müll säumten unseren Weg, während riesige Bananenplantagen hinter den Mauern verborgen waren.

    Trotz dieser unwirtlichen Straße erreichten wir schließlich Galdar, und die Innenstadt begrüßte uns mit einer Churros-Bar. Wir entschieden uns, eine Portion zu teilen, und Mic begleitete uns immer noch. Gemeinsam gingen wir die letzten 500 Meter bis zur Kirche, um unseren Pilgerstempel zu erhalten. Leider waren wir zu spät dran und beschlossen, ihn für den nächsten Tag aufzubewahren.

    An unserer Unterkunft angekommen, schmuggelten wir Mic herein, und wir verbrachten den Abend damit, Dokumentationen über Aussteiger-Hippies auf den Kanarischen Inseln anzusehen. Die Geschichten von Menschen, die den Alltag hinter sich ließen und neue Wege einschlugen, faszinierten uns.

    Der Hunger trieb uns schließlich in ein von Merle ausgewähltes Restaurant, wo wir ein köstliches Mahl genossen. Nach dem Essen kehrten wir zum Hostel zurück. Leider gab es kein Sofa für Mic, also legte er sich mit seinem bunten Poncho und einigen Kissen auf den Boden. Merle und ich hingegen schliefen tief und fest, während Mic eher einen unruhigen Schlaf hatte. Es war eine weitere unvergessliche Etappe unserer Wanderung auf Gran Canaria, eine Reise voller unerwarteter Begegnungen und Abenteuer.
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