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  • Day 5

    Tagesausflug nach Luxor

    May 12, 2014 in Egypt ⋅ ☀️ 23 °C

    4 Uhr morgens. Der Handywecker geht. Spätaufsteherin Nadine steht die gute Laune ins Gesicht geschrieben. Doch es bleibt nicht anderes übrig, schnell unter die nun abgedichtete Dusche springen, anziehen, Rucksack packen, Lunchpaket an der Rezeption abholen. Im Minibus warten bereits weitere Gäste. Es geht 30 Minuten zur Autobahn, von dort aus steigen wir in den klimatisierten Reisebus, der sich die nächsten vier Stunden den Weg durch die Wüste Richtung Luxor bahnt und zahlreiche militärische Kontrollpunkte passiert. Erst nach ca. drei Stunden erreichen wir die fruchtbaren Uferregionen am Nil, über dessen Nebenläufe und Kanäle die Felder bewässert werden. Die am Straßenrand stehenden Hütten sind einfach und aus dem ein oder anderen Fenster schaut ein Esel, nämlich dann, wenn der Stall direkt an die Wohnstube grenzt. Sowieso sieht man an allen Ecken und Enden Esel, die noch als Nutztiere eingesetzt werden.

    Ankunft in Luxor. Mit uns im Bus befindet sich noch Karla, die nicht nur seit 15 Jahren ins Fort Arabesque fährt, sondern eben so lange auf der Suche nach ihrem “Habibi” ist. Mit ihre rosa Kopftuch und ihrer schrägen Art erinnert sich mich etwas an die bezaubernde Jeannie, oder vielmehr deren Großmutter. Und da wir die einzigen drei deutschsprachigen Touris sind, bekommen wir einen eigenen Reiseleiter gestellt. Wir sollen ihn Ahmed nennen.

    Erster Stop das Unesco-Welterbe “Karnak Tempel”, dessen ältesten Baureste aus der Zeit 2000 bis 1700 v. Christus stammen. Es ist schon beeindruckend die vielen gut erhalten Säulen und Mauerreste zu sehen, ganz besonders die eindrucksvollen Statuen, wie die von Ramses den II., zu dessen Füßen seine Tochter Meritamun steht. Ähnlich beeindruckend auch der Tempel des Amun-Re und die daneben befindliche Säulenhalle, die noch zahlreiche gut erkennbare Inschriften und Malereien zeigt sowie die gut erhaltenen Obelisken Hatschepsuts am Heiligen See.

    Auf dem Gelände des Tempels laufen zahlreiche Einheimische und Angestellte rum, die anbieten sich mit Ihnen fotografieren zu lassen und anschließend Geld haben wollen. Und so waren wir skeptisch, als uns ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Beamter zu sich rief, eine Schranke öffnete und uns in einen abgesperrten Bereich zeigte, in dem Restaurationen und Ausgarabungen stattfanden. Die Statuen die wir sahen waren beeindruckend und er versuchte uns auf arabisch und Brocken Englisch die Geschichte der Tempelanlage zu erläutern, was ihm nicht gelang. Widererwarten bat er nicht um Trinkgeld, aber nach kurzer Überlegung, ob wir einem offiziellen Wachmann Geld geben sollten, taten wir es und er nahm es dankbar an. Viele der aggressiven Bettler sollten ähnlich handeln und weniger aufdringlich sein, sie würden besser damit fahren.

    Wir verließen den Karnaktempel mit Eindrücken, die die anderen Mitreisenden nicht erleben konnten und machten uns auf dem Weg zum einzig wahren staatlichem Papyrus Museum, das zwischen abgeranzten Wohnhäusern lag. Und der Verdacht lag Nahe, dass das Geschäft dem Onkel eines Reiseleiters gehörte. Nichtsdestotrotz, die Angestellten waren nett, erläuterten die Papyrusherstellung und brachten ihre Ware an die Frau und den Mann. Ganz vorne dabei, unsere Karla, die auf dem Weg fast alles kaufte, was ihr vorgehalten wurde. Übrigens seit 15 Jahren.

    Zum Mittagessen ging es auf eines der Nilkreuzfahrtschiffe, die zu Hauf am Ufer ankern und vor sich hin rosteten. Laut unseres Reiseleiters ist das Geschäft auf Grund wegbleibender Touristen stark eingebrochen, sinkgefahr während eines Essens in einem der bordeigenen Restaurants bestand aber laut einheimischer Sicht nicht. Na dann zum Wohl.

    Mittagshitze. Wir fahren weiter zum Tal der Könige. Kameras sind nicht erlaubt und der Erwerb einer Eintrittskarte berechtigt zum Besuch dreier Gräber. Das Tal befindet sich in Theben-West, gegenüber von Karnak am Rand der Wüste und ist umgeben von Bergen. Manche Gräber sind schon seit der Antike bekannt, andere werden noch heute entdeckt, zuletzt in den Jahren 2005 und 2012. In den Gräbern ist es angenehm Kühl und schon beim Eintritt nimmt uns ein Angestellter an die Hand, um uns durch das Grab zu führen und die Wandmalereien zu erläutern. Ob man will oder nicht! “Crocodile, Woman, Pharao, Crocodile”, natürlich verlangt der gut ausgebildete Historiker am Ende seiner Führung Extrageld, bevor er sich auf die nächsten Touris stürzt. Die Gräber sind beeindruckend, aber die aufdringliche Art der “Bewacher” trübt die Rundgänge, sodass wir uns bei Reiseleiter Ahmed beschweren. Dieser staucht die Angestellten darauf hin gehörig zusammen, wir hören nur ein “sorry sorry sorry” und erhalten nochmal Zugang zu den Gräbern, diesmal ohne Begleiter. Eine echte Wohltat.

    Wir verlassen das Tal der Könige und damit auch die fast unerträgliche Hitze und machen uns auf zum Totentempel der Hatschepsut. Der Tempel stammt aus der 18. Dynastie, rund 1500 vor Christus und ist der am besten erhaltene Tempel in Deir el-Bahari am Westufer des Nil in Theben. Geprägt durch den terrassenförmigen Bau und den gut erhaltenen Osiris-Pfeilern ist der Tempel auch bekannt durch ein Attentat im Jahr 1968, bei dem insgesamt 68 Personen ihr Leben verloren haben. Auch hier bewachen bewaffnete Angestellte die Anlage, die uns aber weder vor den geldgierigen Fremdenführern noch von den dreisten Verkäufern vor der Anlage schützen. Wie fast vor jeder touristisch besuchten Anlage sind kleine Einkaufsstraßen gesetzt, durch die man als Tourist laufen muss, um zu den Sehenswürdigkeiten zu gelangen. Und so später der Nachmittag, um so dreister die Verkäufer, unter denen sich auch Kinder befinden. Sie umzingeln dich, halten dich fest und hoffen wenigstens noch ein paar Ägyptische Pfund abzustauben. Denn alle wissen, für heute ist es die letzte Chance Touris abzuziehen, bevor morgen mittag der nächste Bus ankommt. Wir kämpfen uns also durch die Verkäuferschar, der Aggressivitätsfaktor von Nadine steigt und wir flüchten uns in den Bus… oder sagen wir es so, ich habe die Einheimischen vor einem Wutanfall meiner Freundin bewahrt und damit vermutlich Leben gerettet. Einzig Karla hat ihre Freude und gleich in drei Verkäufern potentielle Habibis gesehen und E-Mail Adressen getauscht. Auch so kann es gehen.

    Ein kurioser Teil des Trips war der Besuch der “einzig offiziellen Alabaster Manufaktur”. Der Bus schlängelt sich durch kleine Gassen und sobald dieser um die Ecke biegt werfen die Angestellten ihre Teetassen weg und fangen wie wild an “Steine zu klöppeln”. Alle Mann raus aus dem Bus, hier wird auch das letzte Portomonaie geschröpft. Und weil ich bis dahin standhaft geblieben bin, greife auch ich diesmal zu und feilsche um eine Statue. Und ich bin gut, den Preis um mehr als 50 Prozent gedrückt sehe ich Tränen in den Augen des Verkäufers, gehe zurück zum Bus und halte stolz meine günstig erworbene Errungenschaft hoch. Ahmed lacht und meint leicht hämisch, dass die Figur nur 1/5 des ausgezeichneten Preises wert wäre und der Verkäufer Freudentränen in den Augen hatte. Mist.

    Der Rückweg führt uns diesmal über die Hauptstraße und nur einige Meter weiter reiht sich eine “offizielle und einzig wahre Alabaster Manufaktur” an die Andere. Zum Teil sogar beschildert mit der Angabe des Reiseunternehmens, mit dem man gerade einen Deal abgeschlossen hat. Liebe Leser, keine Sorge, das leichte Gefühl der “Verarschung” ist ganz normal.

    Der wohl schönste und entspannteste Teil des Trips – und das meine ich ohne ironischen Touch – war die 45 minütige Nil-Bootsfahrt mit tollem Blick auf die Bauten an den Uferseiten. Einziger Wehmutstropfen, von insgesamt fünf intakten Anlegern hielt der Steuermann genau an dem einzig defekten, warum? Na damit die einheimischen Kids sich untereinander streiten könnten, wer von ihnen uns per Hand sicher über den Steg führen durfte. Schließlich will man auch kurz vor Ende des Trips nochmal “Money Money Money” einsammeln.

    Mit den guten und schlechten Eindrücken des Tages ging es zum Reisebus, der uns entlang des Nils bei einem grandiosen Sonnenuntergang zurück Richtung Makadi Bay fuhr. Am Hotel angekommen, verabschiedeten wir uns noch von Karla und fielen nur noch erschöpft ins Bett.

    Mein Tipp: Wer Kultur in Ägypten kennenlernen und erleben will, sollte sich mehrere Tage Zeit nehmen und die Anlagen auf eigene Faust bzw. mit einem privaten Reiseleiter durchführen. Ist teurer, aber mit Sicherheit sehr viel ergiebiger und entspannter.
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