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  • Day 4

    Tagesausflug durch Angkor Wat

    January 19, 2015 in Cambodia ⋅ ☀️ 27 °C

    Der erste Tag in Cambodia begann bei 29 Grad und einem, für asiatische Ansprüche, guten amerikanischen Frühstück und einem Kaffee. Wir buchten für zwölf Dollar ein TukTuk für den ganzen Tag und einen Guide für 35 Dollar, der uns durch die Tempelanlage Angkor Wat führen sollte. Echt teuer, aber er war sein Geld wert, denn wir entdeckten, trotz des Touristenandrangs am Eingang der Anlage, fast menschenleere Tempel und Fleckchen. Nur wenige Orte dieser Welt sind ähnlich faszinierend wie Angkor. Warum, das versuche ich zu beschreiben.

    Im Jahr 1113 bestieg König Suryavarman II. den Thron und regierte bis etwa 1150. Er ließ Tempelanlagen in Angkor restaurieren und neue errichten, darunter Angkor Wat. Die Anlage wurde als Staatstempel des Königs im südöstlichen Teil der schon unter Suryavarman I. errichteten früheren Hauptstadt Yasodharapura erbaut und diente der Verehrung Vishnus. Im 13. Jahrhundert wandelte sich die religiöse Ausrichtung zum Hinduismus und das erkennt man heute in vielen Inschriften und Symbolen. Unverkennbar die Gottheiten und die Lotusblüte, die zahlreiche Türme zieren. Mitte des Jahrtausends verwaisten viele Anlagen von Angkor und wurden erst 1860 von dem französischen Naturalisten Henri Mouhot erkundet, dessen Berichte zahlreiche Forscher anzog und zur Folge hatte, dass die Anlage unter französischer Leitung restauriert wurde. Die Arbeiten dauern bis heute an. Neben zahlreichen Besuchern gehören auch viele buddhistische Mönche zu den täglichen Gästen. Laut unseres Guide sind diese allerdings nicht sehr beliebt. Ähnlich wie die Abneigung der korrupten Polizei, die an jeder Ecke steht und selbst Einheimische mit fadenscheinigen Kontrollen ärgert und irgendwelche Gelder für erhobene Gebühren und Strafen in die eigene Taschen wandern lässt, wirft man den Mönchen folgendes vor: zu doof um eine Frau zu bekommen und zu faul zum Arbeiten. Weite Teile der Bevölkerung werfen ihnen außerdem vor, nicht der Religion wegen zum Mönch zu werden, sondern um sich kostenlos durchfüttern zu lassen. Ich lasse das mal so stehen.

    Wir bewegten uns per TukTuk durch die riesige Anlage. Wer auf eigenen Faust los will, kann sich aber auch am Eingang ein Fahrrad leihen, sollte aber genug Zeit einplanen, denn eine Tagestour reicht nicht aus. Erster Stopp für uns war der Haupttempel von Angkor Wat. Rund 40.000 Elefanten und hunderttausende Menschen kamen zum Einsatz um die rund zwei Quadratkilometer große Anlage zu errichten. Wir waren fasziniert von den Bauten, den Reliefs, die zeigen wie Vishnu gegen die Dämonen kämpft, den Wassergräben und den Galerien. In dem von 1113 bis 1150 errichteten Komplex lebten mit König und Gefolge rund 20.000 Menschen.

    Es ging weiter zur großen Hauptstadt “Angkor Thom”, die Anfang des 13. Jahrhunderts auf Geheiß von König Jayavarman VII. als neue Hauptstadt des Angkorreichs errichtet wurde. Wir besuchten den Staatstempel Bayan, der mit seinen 54 Türmen, die die Anzahl der damaligen Provinzen repräsentieren, zu den schönsten Tempeln der gesamten Anlage gehört. Die gesamte quadratische Anlage hat eine Seitenlänge von etwa drei Kilometer, die vier Seiten weisen in die Haupthimmelsrichtungen. Der Wassergraben ringsum ist 100 Meter breit. Die Stadtmauer aus Laterit ist etwa acht Meter hoch und auf der Innenseite mit einer großzügigen Erdanschüttung versehen. Wer die Chance hat, sich das mal anzuschauen, sollte das tun. Es ist spirituell, magisch.

    Von Bayan ging es zum Tempel Ta Keo, der mit seinen 45 Metern Höhe und pyramidenförmigen Bau zu den faszinierendsten Tempeln der Anlage gehörte. Bis auf wenige Touristen war es leer. Und das war auch gut so. So war es nicht ganz so peinlich, dass wir es bei der Hitze fast nicht geschafft hätten, die Treppenstufen “ins Nirvana” zu bewältigen. Außer Atem oben angekommen, ist man erst einmal vom Ausblick geflasht. Es handelt sich zwar um einen unfertigen Tempel, da der neue Herrscher nach einem gewaltsamen Machtwechsel, das Bauwerk nicht weiter bauen ließ, der aber dennoch auf Grund des Ausblicks zu einem absoluten “Must-See” Bauwerk gehört.

    Unser nächster Stopp war die Anlage “Ta Prohm”, die auch durch die Lara Croft Filme bekannt ist und umgangssprachlich nur “The Tomb” genannt wird. Der Tempel verkörpert mit seinen Mauern, die durch Baumriesen umklammert sind, die mystische Seite und verbreitet damit eine einzigartige stimmungsvolle Atmosphäre. Unterstreichen tun das auch die Facts: innerhalb der Mauer lebten mehr als 12.000 Menschen, darunter 18 Hohepriester, 2.470 Priester, 2.232 Novizen, 615 Tänzerinnen mehr als 3.000 Dorfbewohner, die das Tempelleben aufrecht erhielten. Hier war der Andrang dann auch wirklich groß und alles Touristen wollten sich natürlich an den Hauptattraktionen ablichten lassen. Und wir natürlich auch. 2015-01-19 11.55.01Nach der Mittagspause im Restaurant machten wir noch Halt bei Prasat Kravan, einem dem Hindu Gott Vishnu geweihten Tempel. Ich kann nicht behaupten, dass sie Anlage mich in ihren Bann gezogen, dafür aber das traurig blickende etwa sieben Jahre alte Mädchen, das mich mit ihren braunen Kulleraugen bat, ihr Postkarten abzukaufen. Klar, reine Touri-Masche, aber irgendwie hat sie uns berührt… also gab es einen Dollar für zehn Postkarten.

    Geflasht von den Eindrücken ging es zurück zum Hotel. Auf dem Weg erklärte uns unser Guide dann noch, dass der König Kambodschas, Norodom Sihamoni, kaum Macht besitzt und lediglich Repräsentant ist. Da er mit 61 noch immer unverheiratet ist, geht man davon aus, dass mit Ende der Amtszeit auch das Königtum vorbei ist. Die Menschen in Kambodscha sagen spöttisch, dass der König nachts als Ladyboy arbeite und das auch der Grund sei warum er noch keine Frau habe.

    Den späten Nachmittag verbrachten wir am Pool, machten uns dann aber abends mit dem TukTuk auf den Weg nach Downtown und schlenderten durch die Nachtmärkte und der Pubstreet. Je später der Abend, um so voller wird es. Das Leben spielt sich hier auf der Straße ab, zwischen Rotlicht-Bars, Pubs, Restaurants und hunderten von Massagesalons. Wir machten einen Zwischenstopp im Charlie’s um was zu essen und bei einem Bier den Trubel auf der Straße zu beobachten und gleichzeitig zu zählen, wie viele Menschen wohl so auf einen Roller passen. Höchstzahl an diesem Abend: fünf.

    Ein paar Straßen weiter landeten wir in einem kuriosen Laden namens Love & Peace und ein Gast, der die Bar gerade verließ, wünschte uns mit einem Lächeln im Gesicht viel Spaß mit dem “besten Bartender” Siem Reaps. Ok, den Begrüßungsabsinth lehnten wir ab, den zweiten Shot – was immer es war – schütteten wir uns dann rein, immer mit der Sorge, welche Wirkung nun folgte… nichts. Während wir noch ein Bier tranken köchelte ein weiterer Angestellter für alle Gäste eine “Happy Soup” und reichte in der Zwischenzeit seinen Joint rum. Die Suppe bestand aus Anis, Gewürzen, Hühnchenfleisch und mehreren Gramm Marihuana. Scheisse, wie kommen wir aus der Nummer wieder raus? Melli hatte die zündende Idee und als uns der Teller vor die Nase gesetzt wurde, lehnten wir lächelnd ab und verwiesen auf unsere vegetarische Überzeugung. “Marihuana? Thx for it, but not mixed in a chicken soup”. Bevor wir uns weiter in Ausreden verstricken würden, zogen wir lieber weiter, dahin wo es nett ist… zu der Bar, in der es zum Getränk die passende Dame noch als Beilage gibt. Ach ja, vier Bier, der Shot und alle weiteren von uns nicht genommene Zusätze gab es für unglaubliche drei Dollar.

    Wir schlenderten weiter über die Märkte bis zur Street 52 und folgten dem Blingbling zahreicher Lämpchen und standen nun im Sensabbay 3. Kleine Separees, viele Einheimische, zwei Kanadier die es sich gut gingen ließen. Wir beobachteten die Szenerie und wunderten uns über die Damen die brav in einer Reihe am Eingang saßen und zum Drink mit dazu geordert werden können. Nach einiger Zeit besuchte Melli die Örtlichkeiten und war nicht gerade begeistert vom “Loch im Boden” was als Klo diente. Auf ihrem Weg zurück zum Tisch musste sie außerdem mehrere eindeutige Angebote ablehnen. Test mit Bravour bestanden, eine echte Backpackerin eben. Wir kamen mit den beiden Kanadiern schnell ins Gespräch und es war schnell klar, warum die beiden in Kambodscha waren. Billiger Alkohol und günstiger Sex. Und so orderte der 55-jährige Keith zum nächsten Bier gleich Dame 9 mit. Ich glaube, die Prostituierte war ganz froh, das Melli mit am Tisch saß, so hatte sie jemanden zum quatschen. Die ganze Nacht mit der Dame kostet übrigens 35 Dollar und ich bin mir sicher, er hätte den Preis noch drücken können. Alles in allem war es ein netter Abend, zum Teil sogar etwas traurig, denn die Frau von Brian, dem Freund von Keith, war vor zwei Jahren gestorben und man merkte ihm an wie sehr er darunter litt. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er nun in Asien rumtingelt, um billigen Sex zu haben. Mit 16.000 Kambodschanischen Riel, rund vier Euro war das fünf Liter Fässchen Bier gar nicht so billig. Vorteil an einem Tisch mit “bestellten” Mädchen zu sitzen ist, dass man den VIP Status erhält. Praktisch, denn dann ordert die Chefin selbst das Bier und statt 1,50 Dollar, kostet die Flasche Bier plötzlich nur noch 50 Cent, wo von wir natürlich sehr profitierten.

    Einige Drinks später war es wirklich Zeit zu gehen, wir sprangen in ein TukTuk und fuhren zum Hotel. Dort angekommen wollte uns der Fahrer gleich für morgen früh eine weitere Tour mit ihm andrehen. Um der Diskussion aus den Weg zu gehen stimmte ihn Melli kurzer Hand zu und gab dem Fahrer einfach falsche Kontaktdaten. Und so düste der kleine Mann erfreut mit einer falschen Rufnummer und unseren Namen, Peter und Adelgunde, wieder hinaus in die Nacht. Und nein, wir hatten kein schlechtes Gewissen, der Typ war nämlich eine echte Nervensäge. Gute Nacht.

    Fazit des Tages: Cambodia… das Land der unbegrenzten Dröglichkeiten
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