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  • Day 2

    Haifa

    January 17, 2020 in Israel ⋅ ⛅ 13 °C

    Die deutsche Templersiedlung In der israelischen Hafenstadt siedelten sich im 19. Jahrhundert Pietisten an — bis heute sind ihre Spuren in der Deutschen Kolonie sichtbar.
    Seine Frau meint, er sei wohl der letzte seiner Art. Vielleicht ist er es wirklich, so genau weiß das niemand in Haifa, Israels drittgrößter Stadt. Fest steht: Hans Meyer, Jahrgang 1922, ist einer der wenigen Nachfahren der Templer — nicht zu verwechseln mit den Tempelrittern —, die in der Deutschen Kolonie in Haifa leben. Dass Hans Meyer zuvor nicht aus Israel vertrieben wurde, verdankt er der Tatsache, dass er Schweizer ist, kein Deutscher.
    Es ist eine lange, verworrene Geschichte, voller missionarischem Eifer: Im 19. Jahrhundert zogen Pietisten, die sich von der evangelischen Kirche losgesagt und der "Tempelgesellschaft" angeschlossen hatten, aus Württemberg ins Heilige Land, um sich als das neue Volk Gottes auf die nahende Wiederkunft Christi vorzubereiten. Die Bewegung der Templer fand rund 3000 Anhänger, auch aus der Schweiz und Nordamerika.
    Ihre Spuren sind noch heute in sieben ehemaligen Templerkolonien in ganz Israel sichtbar, etwa in Jerusalem, Tel Aviv — und eben in Haifa. Dort gründeten Christoph Hoffmann und Georg David Hadegg im Jahr 1869 mit ihren Familien und einigen Anhängern die erste Templerkolonie in Palästina.
    Haifa war damals noch ein kleines, orientalisches Dorf, das sich durch die Neuankömmlinge rasch wandelte: Entlang der heutigen Ben-Gurion-Avenue bauten die Templer innerhalb weniger Jahre eine Siedlung mit zweigeschossigen Häusern und blumengeschmückten Vorgärten. Bis 1914 entstanden rund 150 Gebäude, eine deutsche Schule, Bäckereien, Hotels, etliche Handwerksbetriebe, eine Ölseifenfabrik und ein deutsches Konsulat.
    Heute ist die Ben-Gurion-Allee eine Hauptschlagader der Stadt. In Restaurants und Bars pulsiert das Leben: Auf dem Speiseplan stehen aber weder Apfelstrudel noch Maultaschen, angeboten wird typisch israelisches-arabisches Essen: Falafel, Hummus, Couscous und Techina. Von den gemütlichen Veranden aus ist auch das Wahrzeichen der Stadt zu sehen, das sich am Ende der Ben-Gurion-Allee am Berg Karmel erhebt: Es sind die Hängenden Gärten der Bahai — einer Religionsgemeinschaft, die im 19. Jahrhundert im Iran gegründet wurde. Die Gärten beherbergen den Schrein des Bab, einen ihrer wichtigsten Heiligtümer.

    Der Hafen
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