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  • Day 21

    Auf zu neuen Gipfeln

    September 13, 2020 in Norway ⋅ ⛅ 10 °C

    So, heute ist das Wetter schön, heute wird gewandert. Der Blaue See soll es werden und der heisst hier Blåisvatne.
    Der kleine Parkplatz ist früh schon voll und ich frage mich echt immer, ob die Leute tatsächlich denken, sie wären allein auf der Welt, so wie die parken. Was interessiert mich, ob hier noch mehr parken können, Hauptsache mein Wagen steht gut, am besten auf einem Platz für 2, oder ich parke mit Gespann gleich den wilden Parkplatz zu.
    Damit das Wanderereignis nicht scheitert, bevor es überhaupt begonnen hat, parkieren wir da, wo die Bagger warten. Die arbeiten ja Sonntags nicht.
    Es ist warm und wir starten mit leichtem Gepäck.
    Ein wenig zweifle ich, ob wir die richtige Eanderung ausgesucht haben. Um uns herum packen alle Rucksäcke als ginge es zur Besteigung vom K7. Es sind 10 Stunden Sonne angesagt und angeblich 4 km Weg oneway. Hm? Neidisch bin ich nicht, so viel schleppen muss ich nicht haben.
    Auch im Laufverhalten zeigen die anderen ein komplett anderes Verhalten. Hurtig wird das Ränzlein geschnallt und dann aber mit Speed und Hast den Weg starten. Das Ziel ist es, nicht der Weg. Und schon eilen sie den Trail entlang, als gäbe es einen Preis zu gewinnen oder als müsse man etwas tun, damit man gar nicht erst ins Nachdenken verfällt. Ich weiss es nicht genau, warum diese Hetze. Vielleicht weil man den Trail in der angegebenen Zeit schaffen muss? Steht da 2 Stunden gilt das, vielleicht wartet ja auch der nächste Trail schon an diesem herrlich beruhigten Sonntag?
    Der Trail startet durch die kleinen Krüppelbirken hindurch und hat Anfangs daraus viel von einem Viehauftrieb, schaut man sich den Boden an. Dunkler, matschigen Boden, aufgeweicht vom vielen Regen, die Fussabtritte sind gut sichtbar und hinterlassen tiefe Spuren. Man könnte auch einen kleinen Umweg durch die Rauschebeerenfelder machen, aber der kostet natürlich Zeit.
    Ich bin vollkommen verzückt von dieser bergigen Herbstlandschaft hier gleich am Meer. Aber irgendwie bin ich die Einzige, die das überhaupt wahrnimmt. Alles andere stampft keuchend an mir vorbei, keine Zeit mit Unwichtigem verlieren, run Baby, run.
    Der Trail verläuft im ersten Teil durch besagtes Krüppelbirkengebiet, zieht sich dann über ein Hochmoor. Da hat man den Weg mit einem Brett gekennzeichnet. Und schwingt sich dann über einen Hügel hinauf in ein langes, breites Geröllfeld. Recht breitet sich der Blick gen Westen ins Weite Land aus. Wir sehen den Fluss, die sattgrünen Felder, die kleinen Wäldchen, die Berge entfernt auf dem Festland. Links wandert der Blick dahin, wo wir gerade herkommen ein grosser, runder Berg ohne Aufregung, ohne Bewuchs rundet Die Linke Seite ab. Mittig vor uns liegt, hübsch weit entfernt, das Reiseziel. Riesige schroffe Berge mit Gletscher und eben jenem blauen See.
    Aber vorher bieten sich dem geneigten Augen schon herrliche, wunderschöne Herbstaussichten, auf die vergelbte Landschaft, blau leuchtende Tümpel, kleine Seen, in denen sich alles spiegelt.
    Das Geröllfeld zieht sich echt wie Kaugummi früher in der DDR.
    Es ist ätzend zu laufen, weil man schon gucken muss, wo man hintritt. Immer noch ziehen Leute voller Eile an uns vorbei. Hinauf und hinab. Hm, vielleicht gibt es doch einen Preis zu gewinnen?
    Und so steigen wir weiter, von Stein zu Stein hüpfend, langsam höher, dem Ziel entgegen. Die Sonne direkt von vorn, knallt auf die Haut und wärmt doch noch ganz schön.
    Und dann endlich erreichen wir die Berggruppe. Die Sonne liegt jetzt hinter den Bergen, es ist schattig und wirklich kühl.
    Riesige Felsbrocken liegen zu Füssen der Berge. Nur kein See weit und breit.
    Sind wir falsch?
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