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  • Day 32

    Der erste Tag

    September 24, 2020 in Germany ⋅ ☀️ 20 °C

    Der erste Tag
    Erste Tage sind immer etwas Besonderes. Im Guten wie im weniger Guten.
    Der erste Schultag, ich schätze fast jeder erinnert sich. Diese Aufregung und endlich war man gross. Man durfte in die Schule. Und erst die Zuckertüte, sagenumwoben, was würde wohl drinnen sein?
    Viele andere erste Tagen folgten im Leben; erstes Mal neue Klasse, erster Tag in der Lehre, bei der Armee, im Hospital. Der erste Tag mit dem eigenen Baby, der erste Tag als Paar, der erste Tag alleine und eben der erste Tag einer Reise.
    Nicht ganz so gewichtig wie der erste Schultag oder viele andere, aber besonders ist er alle Mal.
    Vor allem in einem Land, dass man nicht kennt.
    Der erste Tag meiner letzten Reise ist mit noch gut in Erinnerung. Ich war in St. John's Newfoundland. Das erste Mal. Das Wetter war keineswegs so gelaunt, als wolle es mich willkommen heissen. Ich fuhr trotzdem los. Und erinnere jeden Stopp.
    In Flatrock regnete es waagerecht, der Wind pfiff böse übers Land, die Wellen rauschten sich genervt auf. Spuckten ihre weisse, schaumige Gischt gegen die schwarzen Felsen, die nicht viel heller waren als der Himmel.
    Ich pendelte mit meinen Gefühlen zwischen aufgeregt und hadern und erreichte Pouch Cove. Ein kleiner Ort nördlich von St. John's.
    Der Regen hörte auf, ich konnte Landschaft erkennen, die speziellen Bootstreppen da, die irgendwer gekonnt mit bunten Holzbötchen dekoriert hatte. Eine Wolke hatte sich verformt und es sah aus, als zeigte sie genauf auf einen Eisberg, der weissbläulich vor dem dunklen Himmel leuchtete. Weit entfernt. Sehr weit entfernt. Aber er war als Eisberg zu erkennen und es war mein erster Eisberg.
    Live.
    Von Angesicht zu Angesicht.
    Ein erstes Mal am ersten Tag, besser konnte es nicht laufen.
    Der Tag wurde noch gekrönt mit einer der besten Übernachtungen der Reise. Einem herrlich farbenfrohen, traumhaft alten BnB in Dildo.
    Das ist jetzt weit über ein Jahr her und ich erinnere noch alles, sehe es vor meinen Augen, auch ohne Fotos zu bemühen, rieche, schmecke , fühle. Vor allem diese sagenhaften Onionrings aus der Dildo Brewery.
    Wenn Reisen mit so ersten Tagen starten, die können nur gut werden.
    Heute nun bin ich notgedrungen in Tromsø, Norwegen, weil andere Reiseziele nicht zur Verfügung standen. Und mein erster Tag startet mit guter Aussicht aus dem Loft des Abnb.
    Und einer unaufgeregten Fahrt um Tromsøs Südzipfel. Das Wetter wechselt aller halben Stunde. Wenn die Sonne vor dem dunklen Wolkenhintergrund scheint, leuchtet alles doppelt so intensiv. Das Grün wirkt satter, der Seetang am steinigen Beach noch mehr ocker, das Weiss der Häuser noch strahlender.
    Ein Regenbogen spannt sich plötzlich über den Häusern, als wäre er ihr Dach. Es gibt so viel zu wünschen.
    Die braunen, gestreiften Felsen am Ufer wirken, so halb nass, wie poliert und in Mamortechnik gemalt. Eine rote Seeigelhülle findet sich auf einem Stein. Die Pier ragt gelassen ins Wasser. Die Berge am Horizont leuchten bläulich. Sie tragen Wolkenmützen und umrunden die Szene wie ein alter Bilderrahmen.
    Das Birkenwäldchen ruft mit wispernden Blättern, komm zu mir. Flechten leuchten gelb auf den Felsen, das wunderbar grüne Moos ist ganz weich. Ich muss drüber streicheln. Wie der Samt auf Ommas Sofakissen.
    Es ist schon mittags und viel weiter sind wir noch nicht.
    Der erste Tag hat uns an die Hand genommen und verspricht so einiges. Noch wissen wir nicht, dass er schon viel von dem gezeigt hat, was uns die Reise über begleiten wird.
    Schaun wir also mal

    Fotos sind alle von Tromsø

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