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- Day 59
- Friday, December 13, 2024 at 10:44 AM
- ☁️ 20 °C
- Altitude: 12 m
South AfricaSoutrivier33°42’53” S 18°26’50” E
Genau meine Nase - no break problems

Obwohl Julia über den gestrigen Tagesverlauf not very amused war, hat sie dennoch aus dem Overlander eine gute Adresse herausgesucht: Bayside auto & truck clinic in Kraaifontain auf halber Strecke zwischen Paarl und Kapstadt. We do make any solution, steht auf dem Firmenschild in einem großen Industriegebiet. Ich treffe auf einen Weißen, sehr geschäftigen Verkäufer der gerade versucht eine Scania Zugmaschine zu verkaufen und mir als Boss vorgestellt wird. Ich zeige ihm den Bremszylinder " wait a minute, and we make a solution!" Er spricht noch eine gefühlte viertel Stunde weiter mit dem potentiellen Käufer, hat aber meinen Bremszylinder fest in der Hand. Danach ruft er zwei seiner Angestellten sich zu erkundigen, wo der Bremszylinder neu zu bestellen ist, oder ob so was rumliegt. Danach gehen wir selbst durch sein Gelände auf der Suche nach passende Ersatzteile. Die Halle ist pikopello sauber und es stehen ca. 25 trucks aller möglichen Hersteller umher, teilweise noch zerlegt, teilweise gerade bei der Endreinigung. Hinten im Hof nochmal mindesten 30 Trucks, vom Totalschaden bis zum ausgemusterten Nissan Mini truck. Ich schätze es sind hier mindestens 50 Leute angestellt, wahrscheinlich weit mehr. Der Chef, sportlich gut gekleidet, ist sich nicht zu schade sich selbst unter die alten Karren zu legen um zu checken ob nicht ein Bremszylinder doch passt.
Ein Typ genau meiner Nase.
Wir finden nichts, also ruft er einen seiner Arbeiter und erklärt ihnen exakt was und wie sie die ausgerissenen Gewindeösen des Zylinders zu schweißen haben. Mein Einwurf, vorher noch die Schweißstelle mit einem Schnitt als V-Naht vor zu bereiten war fast schon eine Beleidigung. Dann wurde ich von einem Adjudanten in sein Büro im 2 Stock geführt. Auf einer Empore stehen 6 alte Motorräder, alles berühmte Japaner.
Fast meine Nase, aber Italiener in Südafrika wären ja auch komisch!
Sein Büro mit alten edlen antiken Möbeln, ähnlich unserer Biedermeierzeit ausgestattet und an der Wand 25 Bilder seines Sohnes, der letztes Jahr im Alter von 23 Jahren verstorben ist, wie ich später erfuhr. Wir trinken Kaffee und diskutieren über Afrika, die Politik in Südafrika und der ganzen Welt. Er erzählt auch viel über seinen Werdegang: Seinem Vater, der Dieselmotoren im Auftrag der Regierung reparierte, seinem Dorf woher er stammte, seiner Lehre als Mechaniker und dass er danach zu Zeit der Apartheitsbewegung zur Polizei wechselte. Ganz nebenbei erwähnt er noch, das er noch einen zweiten, noch größeren Laden hätte. Seine Frau sei Indierin und die Hautfarbe spielt bei ihm überhaupt keine Rolle. Er zeigt sich beeindruckt von meiner solution about the problems of Africa and Europe. Baut einfach Solarkraftwerke und macht mit dem Strom Wasserstoff und verkauft das nach Europa. Somit hat Europa grüne Energie, Afrika Geld, Europa keine Flüchtlinge und jeder würde zwei mal damit verdienen! "Thats a verry good idea!"
Interesant fand ich auch seine Meinung über die immer steigende Kriminalität in Südafrika. Nicht mehr Polizei ist die Lösung, sondern die Möglichkeit, den Leuten Arbeit zu geben. Und das geht nur über Bildung einerseits und über freie Marktwirtschaft andererseits!
Genau meine Nase!
Er würde nie Menschen töten oder bedrohen, auch wenn es seiner Familie schlecht geht. Er würde Kabel und Rohre aus der Erde graben, stehlen und die dann verkaufen um seiner Familie das überleben zu sichern. Dass dabei seine Magnum offen auf dem Schreibtisch liegt und er diese wie ich später bemerke auch hinten in der Hose, verdeckt durch das T-Shirt sogar in seiner Werkstatt trägt, passt nicht ganz zu seiner sonst bewundernswerten Einstellung, ist aber vielleicht auf seiner Zeit als Polizist zurück zu führen. Nach 2 Stunden für mich nachhaltig beeindruckender Diskussion, gehen wir hinunter in die Werkstatt, wo sein Mitarbeiter den Zylinder zerlegt hat und 2 Muttern zum anschweißen schon vorbereitet hat. Wieder lässt er es sich nehmen selbst Hand an zu legen und seinem Angestellten genau zu instruieren wie was zu tun ist.
Genau meine Nase!!!
Ich bin schon glücklich über das vollbrachte und denk mir jetzt packst du den geschweißten Zylinder ein und irgendwann der nächsten Tage baust du ihn mit den neuen Bremsbeläge ein. Julia zieht sowieso schon ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter.
"Get your truck in, I want quick to make sure that it works" macht mir Fanie dann aber bestimmend einen Strich durch die Rechnung und da es heute Freitag ist und am Montag Feiertag, nehme ich ein 8 Tage Regenwetter Gesicht in Kauf, gegen eine funktionierende Bremse. Wahrscheinlich hat es ihn beeindruckt, dass ich sofort begonnen habe das rechte Vorderrad mit dem langen Hebel selbst ab zu bauen, spätestens aber als er nach einer Stunde wieder vorbei schaut um zu sehen wie weit wir sind. Ich hab vorher noch mit seinem Mechaniker über die Wirkungsweise und Anordnung der Verbindungshebel der beiden Bremsbacken diskutiert. Nicht um sonst hab ich mir gestern 1 Stunde lang den Kopf darüber zerbrochen. Er meint pardut die dicke Unterlegscheibe müsse außen drauf. Wir probieren es, es geht auch nicht. "He doesn't belive that's my way is the right way" erkläre ich Fanie nur kurz ohne Anschuldigung. Gegen seinen Mitarbeiter. "You know, that sometimes we white people do doing right, because we use our brain, and not only muscels" meint er darauf schmunzelnd zu seinem Mechaniker um sich dann von mir zu verabschieden. " Sorry, I must leave. I have a meeting." "OK, what about the payment?" frage ich ihn. "Nothing, because we did nothing!"
Verblüfft über die Antwort bedanke ich mich bei ihm und als er mir die Hand gibt, strecke ich meine Öl verschmierten Hände in die Höhe: "dirty hands are good hands" lacht er und drückt kräftig zu.
2 Stunden später haben wir nach etlichen Versuchen, nachlesen in meinen wenigen Dokumemtationen, meinem Inginieurtechnischen Wissen und afrikanischer Erfahrung das Scheiß Teil beieinander. Ich mach auch keine Probefahrt. Ich bin sicher das passt so, schließlich hab ich die linke Bremse gestern auch so montiert, and it works.
Schnell zusammenpacken, dem Mechniker noch ein Trinkgeld zustecken und nichts wie los.
Meine Frau spricht erst nach 40 km das erste Wort mit mir: "Wir müssen da abbiegen!"
Nachdem sie aber merkt, dass die Bremsen jetzt wirklich funktionieren und wir dann am Campingplatz außerhalb Kapstadt einen kurzen Strand Spaziergang machen, ist die Kommunikation wieder gegeben.
GENAU MEINE NASE !!!!Read more