• Tag 35: Die Hauptstadt des Kitsch

    7 de julio de 2024, Macedonia del Norte ⋅ ☀️ 27 °C

    Heute gefahren: 0km
    Bisher gefahren gesamt: 1.751km
    Heute Höhenmeter im Anstieg: 0hm
    Höhenmeter im Anstieg bisher: 14.939hm
    Pausentage gesamt: 10
    Fahrtage gesamt: 25

    In Skopje ist es heiß, wir wechseln Straßenseiten für den Schatten und suchen noch vor unserer Free Guided Tour ein stärkendes Burek und einen Kaffee.

    In Skopje sind im Vergleich zu Plovdiv und Sofia viele Touristen unterwegs, europäische und viele Türken (hier ist es auch für Türken günstig und sie brauchen kein Visa), die Stadt ist vielseitig und teilt sich durch den Fluß in den alten Bereich mit dem türkischen Basar und den neuen Stadtteil.
    Auffallend ist, dass es im Gegensatz zu den anderen Städten viel männerdominierender im Stadtbild ist - wir sitzen hier in einem Café, wo ich die einzige Frau bin, allerdings senken wir auch den Altersschnitt um 30 Jahre zwischen den Tee-trinkenden und Romee-spielenden Männern. Es ist nicht störend aber der osmanische Einfluss ist spürbar und sichtbar.

    Aleksander führt uns in einer Dreiergruppe mit Holly, einer Amerikanerin, in einem flotten Tempo durch Skopje - und sehr unterhaltsam. Er ist gnadenlos ehrlich, wenn er von feinsten mazedonischen Marmor spricht, der von spanischen und italienischen Firmen im Land abgebaut und verkauft wird, während ganz Skopje mit Fake-Marmor ausgestattet ist. Die Gebäude sind durch eine Initiative (das Wort hat viel zu seriös) aus dem Jahr 2014 aufgehübscht worden, indem Fake-Barock Fassaden und Säulen aus Gips angebaut wurden - die auch mal bei einem Scheesturm eingestürzt sind (Pfusch eben).
    So ist alles mal schön gebaut oder angelegt worden, Grünstreifen mit Bewässerungssystemen, Plätze, Brücken, Statuen aber nichts wird in Stand gehalten.
    Warum? Geld und Subventionen werden für die Errichtung eingestrichen und wandert in korrupte Taschen, danach ist im Topf nichts mehr übrig, um es auf Stand zu halten.
    Das zieht sich durch die ganze Stadt und natürlich eine Statue nach der anderen. Und nicht so kleine popelige Statuen sondern 30-40m hohe heroische Springbrunnen-Statuen! Achja aber sie rosten, weil natürlich kein echtes Bronze verwendet wurde.
    Der große Vorteil von Skopje?
    Eine Weltreise für die Sehenswürdigkeiten kann man sich sparen. Skopje hat alles!
    Einen kleinen Fake-Arc de Triomphe aus Paris, blau/weiße Häuser, die an Mykonos erinnern, ein Mini-Brandenburger Tor mit Pferden (die Kutsche war zu komplex, deshalb wurde sie weggelassen). Davor steht der erste Prometheus in ganz Europa mit Unterhose (sonst immer nackt, weil mazedonische Frauen gegen die Nacktheit protestiert haben) - das Gold blättert natürlich ab und seitlich an seiner Unterhose ist eine venezianische Maske angebracht!
    Achja und dahinter auch noch eine Siegessäule natürlich in Fake-Marmor. Fake sind auch die Doppeldecker-Busse. Ich dachte erst an ausrangierte Londoner-Busse aber es sind billige chinesische Nachbauten. Dass das London-Eye in Mini nicht noch errichtet wurde, konnte wegen Geldmangel gerade noch verhindert werden.
    Achja den Bullen der New Yorker gibt es auch, allerdings wurde ihm der Schwanz entfernt (von 10-jährigen, weil sie noch nicht strafmündig sind).
    Achja und nicht zu vergessen, die Macho-Brücke gesäumt von mehr als 20 Männern.
    Aufgrund dieser architektonischen Meisterwerke wird Skopje auch Hauptstadt des Kitsch genannt.
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Skopje_2014

    1963 gab es ein schweres Erdbeben mit mehr als 1.000 Toten, Skopje war komplett zerstört und wurde mit OPM (Other Personal Money) wieder aufgebaut, die Polen haben die Philharmonie, die Amerikaner den Flughafen und Italiener das Krankenhaus gesponsert. Es war eine Zeit des Aufbruchs, hielt aber leider nicht lange an, durch all die Kriege im Balkan und die verworrene Geschichte mit den Nachbar-Ländern.
    Diese Konflikte halten an: Mazedonien musste sich im Streit mit Griechenland in Nord Mazedonien umbenennen, seine Flagge 🇲🇰verändern und verschiedene Straßen und Monumente umbenennen. Der Streit um den Sprachursprung des Mazedonischen bzw. Bulgarischen und der historischen Helden geht weiter und blockiert neben der Korruption und dem politischen System den EU-Beitritt Nordmazedoniens (seit 2005 Beitrittskandidat).
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