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  • Day 10

    Sarria - Portomarin (23,4km)

    July 19, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 25 °C

    "Geht in der Kraft, die euch gegeben ist, geht leichtfüssig, geht zart" - so schwebten wir über dem Camino bis nach Portomarin bei angenehm bewölktem Himmel, spürbar erholt von gestern. Wir passierten unter alten Eichen den besagten Kilometerstein 100 und dies - oh Schreck - mit hunderten jungfräulichen Peregrinos, die (also doch) in Sarria ihre Reise antraten. Ob spanische Schulklassen oder paraguaianische Reisegruppen, allesamt in gleichen Shirts uniformiert und die Flagge ihres Landes über dem Rucksack tragend, uns blieb nichts erspart.
    Signifikant für diesen Weg sind aber nicht nur neue Pilger, sondern auch Hórreos, typisch galicische Getreidespeicher, welche die bäuerliche Kulturlandschaft prägen. Ihre Funktion bestimmt die Form: Einerseits sorgen die seitlichen Schlitze für eine gute Durchlüftung (was aufgrund des häufigen Regens und der hohen Luftfeuchtigkeit in Galizien wichtig ist); andererseits werden dadurch Vögel und Nagetiere ferngehalten.
    Einige Kilometer später sahen wir in der Ferne unser Ziel Portomarin, über dessen moderne Häuser wir zunächst etwas erstaunt waren. Doch unser Reiseführer brachte Licht ins Dunkeln: Das ursprüngliche Portomarin wurde in den 1950er-Jahren im Zuge eines von Franco betriebenen Stausee-Projekts geflutet. Die ehemalige romanische Templerkirche aber (früher San Juán de Jerusalén, heute San Nicolás), wurde Stein für Stein abgetragen und oberhalb des Stausees wieder aufgebaut. Da steht sie nun wie ein Monolith, mit Zinnen bewehrt. Ohne Glockenturm, dafür mit Glockengeläut blechern und kratzend aus Lautsprechern.
    Wir haben uns auch kulinarisch weitergebildet und uns an den galicischen Pulpo, also Oktopus, herangewagt. Er schmeckte hervorragend! Ab morgen sind es nur noch vier Tagesetappen bis Santiago - unglaublich wie die Zeit vergeht...
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