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  • Day 4

    Ewiges Pad Thai?

    April 7, 2015 in Thailand ⋅ ⛅ 35 °C

    *** Achtung, ohne Korrekturrunde, wir machen uns gleich auf den Weg zum Flughafen, ab nach Chiang Mai. Dort wartet ein Guesthouse mit Pool auf uns. David und Mini-mann freuen sich schon aufs Baden! ***

    Als wir vor zwei Jahren aus unseren Urlaub aus Vietnam und Kambodscha zurückkehrten befiel mich trotz unzähliger toller Erlebnisse und Eindrücke der schlimme Verdacht, in kulinarischer Hinsicht nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Prinzipiell hatte es tausende Möglichkeiten gegeben, sich exotisches, scharfes, unbekanntes, faszinierendes, heikles, überraschendes und vielleicht auch durchfallbescherendes Essen zu beschaffen. Realistisch betrachtet waren wir jedoch auf dem Pho-Soup-Level hängen geblieben und hatten nicht einmal versucht, von dort aufzusteigen. Sollte sich unser gastronomischer Horizont tatsächlich nur um Reisnudel mit Hühner- oder wahlweise Rinderbrühe erweitert haben? Vor Ort schien mir das völlig okay. Zu Hause allerdings wurde ich dann jedoch etwas reumütig. Allein ein Kochkurs in Hoi An, wo wir dann dank Marktbesuch und traditionellen vietnamesischen Gerichten unsere Foodhunterkarriere etwas polieren konnten, bewahrte mich vor einer Nahrungskrise.

    So begann ich diese Reise mit dem festen Vorsatz, alles zu probieren. Nach Thailand wollte ich mich wenigstens ein bisschen wie Andrew Zimmern fühlen, und der sagt ja auch „If it looks good, eat it!“. Leider liegt hier das Problem. Denn obgleich ich als Kind ohne Dünkel den einen oder anderen Sandkuchen verdrücken konnte, ist nun das einzige Essen, welches ich ohne Vorbehalte mir selbst, David und dem Mini-Mann einflöße, selbstgekochtes.

    Überhaupt, jetzt muss man ja verdammt verantwortungsvoll mit seiner Nahrungsaufnahme sein. Nachdem das Baby gestern für zwei Stunden Durchfall hatte und auch – allerdings völlig unbeeindruckt davon – etwas erhöhte Temperatur, kommt der Mutti-Amok-Alarm auch schon auf Hochtouren. Sogar David ist in Sorge geraten (Feuertaufe Kind ist krank haben wir damit also auch bestanden) und als das Baby dann noch (nachdem es schon auf die Bettdecke gekackt hat) auch noch aufs Laken kotzte, war schon fast Hysterie angesagt. Allerdings musste selbst ich zugeben, dass es auch ein bisschen zu viel sein kann, wenn das Baby in einer Stunde dreimal trinkt und dann ausgelassen kreischend auf dem Bett spielt, sich wild hin und her dreht und die Fußzehen zu tief in den Mund steckt. Wer da nicht kotzt, ist selber schuld. Also eigentlich wäre etwas zurückrudern angesagt. Alles halb zu schlimm, denn eine ruhige Nacht ohne Kacke, Kotze und Tränen sollte davon überzeugen, dass es allen gut geht.

    Und trotzdem, ist man dann unterwegs und hat – wie in meinem Fall eigentlich ständig – Hunger, wird man (und damit meine ich leider ausschließlich mich) doch dünkelhaft. Besser nicht von den Straßenständen, die haben gar kein richtiges Wasser zum Waschen, und – uuuuhh – kein geschältes Obst kaufen, auch wenn die ganzen Touristen um uns herum glücklich daran nuckeln, einheimische Einfach-Restaurants sind okay. Aber nur, wenn da auch genug Leute sitzen, die anscheinend wissen, dass man sich keine mittelschwere Lebensmittelvergiftung holt. Und dann? Ein Blick auf die Karte zeigt, dass alles irgendwie gut aussieht, aber entscheiden kann man sich dann auch nicht so recht. Besser nichts mit Fisch. Sind Garnelen okay? Was ist da für Soße bei? Ach guck‘ mal, die haben hier auch Pad Thai. Das nehme ich. Und ne Suppe mit Reisnudeln. So endete es zumindest in den letzten paar Tagen.

    Im Foodcourt sollte man dann eigentlich etwas mutiger werden. Foodcourts an sich versprechen die kulinarische Erfüllung. Ein Ort mit Warmwasseranschluss, Seife und jeder Menge kleiner Stände, an denen man sich die verschiedensten Gerichte aussuchen kann. Gibt es in fast jedem Einkaufszentrum. Und natürlich klimatisiert. Herrlich. Man lädt eine Guthabenkarte auf, schnappt sich ein Tablett und dann los. Leider ist es danach ein bisschen wie mit Joghurt im Supermarkt. Es gibt total viele, aber man weiß nicht, ob man denn jetzt auch den erwischt, der einem für ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis ein tolles Geschmacks- und Sättigungserlebnis bietet. Was wenn Buttermilch-Kirsch doch geiler ist als Vanille-Grießpudding. Wenn man also im Foodcourt dann etwas neues versucht, besteht immer die Gefahr, dass es a) kacke schmeckt b) etwas einhält, was man doch nicht verträgt c) zu teuer ist d) nicht satt macht. Die Ängste des modernen Essers. In diesen Momenten wünsche ich mir immer, dass mir einer sagt, was ich nehmen soll. Tut aber keiner. Also nehme ich Pad Thai.

    Verdammt.
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