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  • Day 8

    How could we end up in Phuket?!

    April 11, 2015 in Thailand ⋅ ⛅ 32 °C

    Jaa, das fragt ihr euch doch sicher. Wie konnten wir nur an einem verdarbten Ort wie diesem hier landen? Das ist doch Tourie-Scheiße, der Ballermann von Thailand und überhaupt wohl gänzlich nichts für uns und das Baby.

    Stimmt sicher alles, deshalb sind wir auch nur auf der Durchreise. Unser Ziel ist Koh Lanta, damit der Mini-Mann aber keinen Transfern-Koller bekommt, bleiben wir bis Dienstag hier. Heute Morgen mussten wir das Baby um sechs Uhr wecken. Der Blick, mit dem es seinen Vater bedachte, hätte Dämonen aus dem siebten Höllenkreis dazu veranlasst, sich ganz schnell auf die Schämtreppe zu begeben, um dort für die nächsten dreihundert Jahre den Ball flach zu halten. David ist aber schon etwas abgebrühter und hielt diesem Blick stand. Zwar erlaubt sich das Baby heute natürlich auch Gute-Laune-Phasen, aber zu früh geweckt ist zu früh geweckt. Diva-Modus an – und überhaupt ist da ja noch ein Zahn auf dem Weg. Flug und Taxifahrt zum Hotel haben trotzdem alle ganz gut überstanden. Es schläft jetzt. Anscheinend auch ziemlich tief. Leider haben wir Hunger. Und zwar richtig. Das wäre doch mal eine wirklich interessante „Gewissensfrage“ für die Süddeutsche:

    Mein Baby schläft endlich, das ist ziemlich gut, denn es braucht den Schlaf, um ausgeglichen in den verbleibenden Tag zu starten. Leider werde ich sekündlich fahriger, denn mein Magen beginnt – langsam aber stetig – sich selbst und anschließend den Rest meines Körpers zu verdauen. Was soll ich tun? Das Baby schlafen lassen, um den Frieden zu wahren oder absichtlich etwas lauter sein, um es zufällig zu wecken? Und dadurch meinem qualvollen Hungertod entgehen.

    Wir wissen es natürlich: Baby schlafen lassen. Wir wissen, wer der Boss ist.

    Das Gewitter, das beim letzten Beitrag wütete, war übrigens laut George ein ausgewachsener Thunderstorm! Zu blöd nur, dass sich die Küche – wenn auch überdacht – im Freien befand und mit Gas gekocht wurde. Da musste man leider zu dem Zeitpunkt eine Kochpause einlegen, an dem wir wahnsinnig gerne unser Abendessen inhaliert hätten. Nicht etwa wegen Sicherheitsbedenken. Nö. Nur hat der Wind immer die Gasflamme ausgepustet.

    Die knochenharten Fußballspieler von nebenan hatten übrigens noch wirklich lange durchgehalten. Und die bierzischenden Frauen haben sich dann auch irgendwann recht sicheren Schrittes auf den Weg nach Hause gemacht. Zwei stiegen sogar auf ihre Mopeds. Wusstet ihr, dass nur Niue und die Dominikanische Republik mehr Verkehrstote pro Einwohner aufweisen können? Traurig, aber wahr. Anders als in Vietnam gibt es hier neben vielen Mopeds und Rollers eben auch viele Autos und Kleintransporter oder Geländewagen, und man fährt schneller. In Vietnam und Kambodscha gibt es fast ausschließlich Zweiräder, da kann man sich gegenseitig nicht so sehr in Bedrängnis bringen. Hoffentlich sind die Damen gut angekommen!

    Gestern haben wir uns nochmal einen Red Bus geentert, zwar wollten wir uns mit Hilfe der öffentlichen Busse nach Mea Rim durchschlagen, aber der Fahrer, der uns zum Bus Terminal brachte, war so nett (aber auch beharrlich), dass wir schließlich auch den Rest der Strecke mit ihm reisten. Er konnte uns nicht überreden, die Orchideen Farm zu besuchen, sie sich auf dem Weg befand, brachte uns aber zu den Mae Sa Waterfalls. Hatten wir uns diese eigentlich nur als Zwischenziel erwählt, mussten wir dort allerdings einsehen, dass es hier wieder zu beweisen galt, wie hart wie sind. Da das Baby sich überlegt hatte, richtig lang zu schlafen (aber erst, nachdem es bei uns ins Bett durfte, was mir einen 10 Zentimeter breiten Streifen auf dem Bett ließ), war es schon Mittagszeit und brodelnd heiß. Alles mögliche Getier schwirrte um uns herum, als seien wir ein besonders mächtiger Planet auf der Suche nach Satelliten. Leider wollten diese Satelliten auf uns landen und einmal auftanken. Trotzdem stapften wir los. Die Mae Sa Waterfalls schlängeln sich kaskadierend den Berg herunter, dabei gibt es zehn Level (Was für ein Ansporn – klar wollten wir bis zum Endboss aufsteigen!!)

    **** In between: Ohgott, mein Magen gibt schreckliche Geräusche von sich, das Baby strampelt und wirft sich zwischen uns hin und her. Wir legen ihm beruhigend die Hände auf den Bauch und es schläft weiter. Mein Magen bäumt sich empört knurrend auf. Kriegen wir jetzt ne Medaille oder sowas?! ****

    Wo war ich? Achso, Wasserfall. Wir also da rauf, der Schweiß rinnt uns nur so von der Stirn. Vergleichbar mit dem alles durchnässenden Speichelstrom des Babys. Dafür werden wir mit wunderschönen Wasserfällen belohnt, es gibt ganz viele. Viele kleine Wasserfälle münden auf den verschiedenen Ebenen in kleine Bassins. Hier baden sowohl Einheimische als auch Touristen. Die Einheimischen erkennt man daran, dass sie sich Picknick mitgebracht haben. Aber sie alle drücken sich irgendwo auf Level vier bis sechs herum. Nachdem wir uns ebenfalls auf Level fünf abgekühlt haben (von Chiang Mai nach Phuket in Socken unterwegs, weil meine Schuhe immer noch triefen), wollen wir höher hinauf. Das Baby ist quietschvergnügt, es muss ja auch keinen Schritt selbst gehen. Auf Level sieben tausche ich das Sieben-Kilo-Baby gegen den Rucksack. Puh, eine kleine Pause macht Sinn also, breiten wir Babys Decke aus und legen es drauf, worauf es sofort versucht, den Urwaldboden zu essen. Immerhin gibt es hier geile undefinierbar verschrumpelte, heruntergefallene Früchte, trockene Blätter und jede Menge Dreck. Also praktisch die Leibspeisen des Babys. Nach einem kurzen erbitterten Kampf lassen wir es am verschwitzten Kameragurt lutschen und nehmen anschließend den letzten Steilpass in Angriff. Oben angekommen erweist sich die Aussichtsplattform als marode und unbetretbar. Ist uns aber völlig egal, denn der Weg und das Ziel waren das Ziel. Völlig durchnässt ringe ich um Luft und betrachte diesen letzten, wunderschönen Abschnitt und muss im selben Moment ans Duschklo denken. Schließlich machen wir uns an den Abstieg. Wir beschließend, dass uns dies als Halbtagestripp reicht. Immerhin müssen wir ja noch mit Erik in den Pool, sonst badet da gar niemand drin. Wäre ja schade.

    Unser letzter Abend im Hi Guesthouse besteht ein weiteres Mal aus furchtbar leckerem Essen (ja, ich hatte dann doch einmal Pad Thai, aber nur, weil hier alles so lecker war, da muss man doch auch mal das Pad Thai kosten), jeder Menge Geckos und Toast für den Mini-Mann. Das isst er übrigens nicht, mag aber den Geschmack. Das Toast wird von ihm nach für nach in den Mund manövriert und dort zu schleimigen Toastkugeln geformt, die – nach angemessener Einweichzeit – wieder herausbefördert werden. Inzwischen hat er auf diese Weise schon fast eine ganze Packung Toast vernichtet, aber so lange er sich damit beschäftig und wir dabei richtig essen können, tun wir den Teufel, diesen Lebensmittelmissbrauch zu unterbinden. Immerhin ist es quasi Essen-Üben, was Erik da tut. Irgendwie muss jeder anfangen.

    Ja, und nun sind wir hier. Auf Phuket, in einem Hotelzimmer, das ganz anders ist als Georges muckeliges Heim, sehr viel moderner, größer aber eben ganz anders. Es ist wirklich sehr schön hier, sogar ein kostenloses Upgrade für ein größeres Zimmer gab es und Erik hat ein richtiges Babybett. Aber wir werden George und das Hi Guesthouse schon ein bisschen vermissen. Das Duschklo auch.
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